Silver Sounds of Silence: 7

Living in the Meantime, Twilight rules the World

Stille muss sich weder auf Geräusche noch auf Gedanken beziehen. Die Stille im Kopf und die Stille im Raum sind bloß zwei gängigere Aspekte einer Vielzahl von Möglichkeiten, in diese eine seltsam erfüllende Leere zu finden, die sich jedes Mal aufs Neue und anders gestaltet als zuvor oder erwartet. In den Blogeinträgen 2022 dreht sich alles um naheliegende wie weniger bekannte Zugänge zu ebendiesem überraschend angenehmen Zustand, der nicht nur zu innerem Frieden, sondern auch in die Zu-Friedenheit führt: Etwa um sensory deprivation (den Entzug der Dauerbespielung aller Sinne), um den Zwischenraum hinter den Gedanken oder um den Weg des Heiligen Nichts-Tuns. Heute geht es um die Zeit als Tür zum Frieden, genauer gesagt um die wohl genutzte Zwischenzeit. Um das ereignislose, ergebnislose Warten. Um jene anstrengungslose Präsenz, die eher nebenbei geschieht als dass sie bewusst herbei-meditiert werden könnte.

Das Warten und das Wunder

Warten beim Zahnarzt, Warten an der Supermarktkasse, Warten an der Bushaltestelle. Warten zählt zu jenen ungewollten Nicht-Aktivitäten, die uns meist aufgezwungen werden, die unseren Tatendrang bremsen, die verhindern, dass wir etwas Unangenehmes endlich hinter uns bringen können oder die verursachen könnten, dass es zu spät für etwas Angenehmes sein wird. Warten ist ein wunderbares Übungsfeld um auszusteigen aus Er-Wartungen. Im Warten die Fülle des Seins einfach sein zu lassen ohne gedanklich, gefühlsmäßig oder tätlich einzugreifen, öffnet eine Tür zum Unbekannten. Wer sich auf das Warten einlässt gleitet in eine Art Parallel-Existenz, in der sich die gewohnte Welt in einer völlig frischen Farbpalette widerspiegelt, in der Menschen wie Aliens wirken (so sie das nicht soundso andauernd tun) und in der die Situationen, in denen man sich wiederfindet, irgendwie grotesk anmuten. Das Leben wird plötzlich seiner Selbstverständlichkeit beraubt, mit dem Zauberstaub des Neuen bezuckert, mit einer Art Magie durchdrungen erlebt, die das Wundern zum Normalzustand werden lässt. Das Wunder des Lebens begegnet uns ja sonst meist nur in Extremsituationen. Wenn wir einen Unfall oder eine schwere Krankheit überleben, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, wenn wir unvermutet eine körperliche oder geistige Höchstleistung vollbringen, wenn die Natur uns mit ihrer Gradiosität unvermutet den Atem raubt. Dabei wäre das Wunder des Lebens allzeit bereit für uns – ja, das Wunder wartet geradezu auf jeden von uns…

Im Wartehäuschen des Lebens

Es gibt eine Menge Menschen, die ExpertInnen des unzufriedenen Wartens sind. Die sogar nicht nur in gewissen Situationen, wie oben beschrieben etwa beim Zahnarzt, mehr oder wenig ungeduldig auf ein Ereignis oder Erlebnis warten, das sie abhaken können, um weiter voranzuschreiten, wohin auch immer. Sondern die sogar ihr halbes bis ganzes Leben in einer Art Dämmerzustand des Wartens verbringen. Die sich als Kind vom Leben Großes erhofften, die sich als Erwachsene von ihrer Beziehung, ihrem Job, ihren Kindern oder ihrem Alltag Größeres er-warteten. Statt das Wunder des Seins mit jedem Atemzug tief in sich einzusaugen, vegetieren sie eher in einem selbstgebauten Wartehäuschen ihres Lebens dahin – ein Wartehäuschen, an dem der Bus, der Zug, das Raumschiff des „wahren Lebens“ irgendwie niemals eintreffen. Für sie ist das Warten ein Dauerzustand geworden, der verhindert, dass sie jemals irgendwo begeistert einsteigen und willkommen von den anderen Reisenden irgendwo mitfahren würden, oder gar je ein Gefährt selbst steuern werden.

Warten auf das „echte“ Leben, so wie es „sein soll“, heißt: Warten auf den Tod. Nun bietet das Gewahrsein des Todes tatsächlich wiederum eine Tür in den immensen Zwischenraum des Lebenswunders, der sich eröffnet, sobald jede Erwartung ans Jetzt wegfällt. Doch wer es sich gemütlich im Wartehäuschen seines Lebens eingerichtet hat, für den bedeutet der Tod meist nur die Endstation, die -gerade weil man sich im Warten, im Leo, nicht in Bewegung befindet- soundso unerreichbar, wie nicht-existent erscheint. Das Warten hat also einen unfassbaren Vorteil: im Warten scheint man ewig ausharren zu können. Nur dass halt das Leben an einem vorbeizieht… Die ewig Wartenden argumentieren und handeln sich dabei den eigenen Dämmerzustand schön: Essen, Trinken, Spielen, Bingen aller Art. Die Wartezeit tot zu schlagen kann so entertainend sein. So verführerisch, dass sich der Alltag im Wartehäuschen in ein ewig rollendes Rad aus Geldverdienen und Belohnen verwandelt, in dem sich die Träume und Ängste von gestern in den Serien von heute wiederfinden.

Der Ausstieg wird zum Einstieg

Wie man also aus dem Wartehäuschen des Lebens heraustritt, lautet die alles entscheidende Frage. Durch Unterbrechung des Gewohnten, durch Konterkarieren des Er-Warteten, durch einen Schritt seitwärts, durch einen lustvollen oder zaghaften Hüpfer ins gänzlich Unbekannte. Durch eine Aus-Zeit vom Alltäglichen, durch ein Nicht-Befriedigen von Süchten, ein Innehalten im Suchen, ein Enthalten der Sehnsucht. Durch das Offenlassen der eigenen Wünsche, gerade wenn sie sich als ewig bunter Farbkasten sinnlicher Vergnügungen tarnen. Durch ein beobachtendes Wahrnehmen jener physisch-psychischen Leiden, die sich aus Gewohnheit als die eigene Identität verkleiden. Runter mit den Masken, hinter denen sich zu verstecken normal geworden ist. Runter mit dem Pflaster, das statt zu schützen nur verdeckt, was an die Luft will. Schluss mit dem So-Tun-Als-Ob, dem Es-Wird-Schon-Werden. In der Zwischenzeit, im Zwischenraum, im Inzwischen-Sein rauscht das Blut durch die Adern, klopft das Herz den Takt, vibriert das eigene Leben. Was dann? Nichts dann. Weil Alles und mehr auf einmal da.

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Significant Soul Sample No 8: Good News!

Finally

Good News. Biden and Harris. DemokratInnen, zwar ein „alter, weisser Mann“ im Führungssessel, aber eine Frau mit Migrationshintergrund als Co-Pilotin. Vielleicht eine Wegbereiterin für Michelle Obama? Grossartige Zeichen jedenfalls. Die wir bitter nötig haben… Corona zehrt an unseren Nerven: (Wann) erwischt es uns oder unsere Lieben? Halten die Krankenhäuser und das stark beanspruchte Personal den ganzen Winter lang durch? Wie fatal wird der wirtschaftliche Zusammenbruch? Wird sich unsere Gesellschaft und die Welt unüberbrückbar spalten? Und was ist das eigentlich mit dem Terror? Sind wir dem immer wieder aufkeimenden Wahnsinn einiger Weniger schutzlos ausgeliefert?

Future

Die Zukunft. Nur wenige Szenarien weisen eine positive, hoffnungsfrohe Zukunft auf. Umso wichtiger, dass Biden/Harris das Ruder übernehmen. Dass es Politikerinnen wie Jacinda Ardern in Neuseeland und Angela Merkel in Europa gibt, die Stabilität, Ruhe und Mitgefühl ausstrahlen. Doch was genau wie Zukunft bringt ist mehr als dubios. Klima, Wirtschaft, Migration, Miteinander. Alles ungelöste Themen und Prozesse, deren Entwicklungsrichtungen derzeit unabsehbar sind.

Fiction

Wenn die Wirklichkeit zu wünschen übrig lässt, wird es Zeit für Wunder. Wer wagt es, ein realistisches und zugleich progressives, auf Verbesserungen und langfristiges Wohlergehen aller ausgerichtetes Zukunftsszenario zu entwerfen? Wir lassen uns gerne überraschen. Interessant ist dabei, dass diese Rolle nicht einmal die Welt des Entertainments derzeit übernimmt. Die meisten Serien sind eher düstere Versionen von gegenwärtigen, alternativen und zukünftigen Welten. Der Kampf der Dunkelheit gegen das Helle, der Gewaltherrschaft gegen das auf verlorenem Posten befindliche demokratische, gleichberechtigte Vernunftsystem findet zumeist am Rande der Aussichtslosigkeit statt. Vielleicht sind die Serien, die uns früher mit unmittelbarem Wohlgefühl – weil das Gute stets siegt – versorgt haben, aus Gründen psychologischer Einfühlung in die Bedürfnislage der Gegenwart ins Düstere abgerutscht. Vielleicht brauchen wir konsumorientierten Mehrheitsmenschen gerade jetzt eine scheinbar harmlose, weil virtuelle und unterhaltsame Abreibung, die uns dazu zwingt, uns der möglichen Düsternis eines nicht völlig unwahrscheinlichen Morgen zumindest unbewusst zu stellen.

Fear

Gegen das „sich der Düsternis Stellen“ spricht die Angst. Angst vor dem Ungewissen. Und wenn wir ehrlich sind, haben wir derzeit genug von der Angst und Panikmache. Wir sind Corona-müde, Klimapanik-müde, Kampf-gegen-Rechts-müde, Terror-müde, Nachrichten-müde. Vielleicht ist es Zeit für einen Rückzug aus der Welt. Vielleicht ist ein Lockdown gar keine so schlechte Idee. Sofern das Überleben aller gesichert werden kann, könnte diese Zeit uns den geschützten Raum zum Nachdenken und Nachfühlen geben, den unsere Welt und auch wir selbst gerade dringend brauchen: Zeit für die Introspektion, für die Reflexion, für das Kräftesammeln, für das auf-sich-hören, für das Da sein. Natürlich auch für andere, aber zuallererst für sich selbst. Erst wer gut mit und bei sich ist, kann gut mit den Unsicherheiten der Welt und den Nöten anderer umgehen. Diese innere Quelle der Kraft zu hegen und zu pflegen ist heute wichtiger denn je. Dazu müssen wir nichts tun, nichts leisten, nichts erledigen, nicht kämpfen und nicht sehnen. Ganz im Gegenteil. Einfach „nur“ Sein lautet die Devise. Ruhig, besonnen, weich, sensitiv. In dieser Stille liegt die Kraft. Nutzen wir sie.

Surprising Salon Session No 15: Traum(oder)Urlaub

Träumen vom Urlaub

Diese hübsche Strandperle steht in Sichtweite meines Computerblickes. Sie beeinflusst mich quasi von rechts außen in meinem Blickfeld, unterschwellig aber konsequent. Die kleine feine Kiste flüstert unüberhörbar, in jedem Moment, in dem ich so vor mich hin sinniere, tippe, telefoniere. Sie flötet: „Am Strand da ist es einfach wunderbar; da warten tiefer Frieden, unendliche Freiheit und höchste Freude auf Dich“. Sie lockt – und ist zugleich verschlossen, zugeklappt, nicht im Dienst. Ihr Dienst an mir ist die Verheißung, nicht die Erfüllung. Und ihre stete Verlockung verursacht ein sanftes, oft kaum bemerkbares Prickeln in meinem Wunschzentrum. Ein „will weg“, das andauernd in meinem Unterbewusstsein wie ein Meer rauscht – ein Mehr quasi – und sich ab und an in leisen Wellen an die Oberfläche meiner Wahrnehmung spült.

Klar, vom Urlaub träumt jeder. Doch die Verführung, die von meiner kleinen Strand-Schatzkiste ausgeht reicht tiefer. Sie wurzelt in der eigentlichen Sehnsucht, die sich hinter jedem Urlaub versteckt. Denn seien wir an dieser Stelle beinhart ehrlich: Der alljährlich (bis hin zu andauernd) ersehnte, erhoffte, im Zeit- und Geldbudget mühsam ersparte Urlaub ist ein mageres Trostpflaster für uns müde, viel zu oft ausgelaugte Alltagsbewältiger. „Urlaub“ ist so betrachtet fast ein Hohn, weil nur ein homöopathischer Vorgeschmack auf „wie das Leben sein könnte“: ohne Arbeit, ohne (Dauer-)Rechnungen, ohne Verpflichtungen.

Traum-Urlaub

Der Traumurlaub sieht für jeden wahrscheinlich etwas anders aus. Aber manche Komponenten sind fix: es gibt genug Zeit, um die Dinge zu tun, die man wirklich tun will. Und genug Wahl, um die Dinge auszulassen, die einen Null interessieren. Im Traum gibt es keine Unwetter, kein stundenlanges Anstellen, keine mühsamen Gepäcksverluste, keine elenden Flugverspätungen mit verpassten Anschlussflügen. In der Vorstellung existieren keine anderen Reisenden, die einen mit lautstarker Bekundung ihrer Nichtintelligenz und emotionaler Unreflektiertheit auf den (bei mir nicht vorhandenen aber in diesem Fall durchaus praktischen virtuellen) Sack gehen. Im Traum ist alles gut, währt ewig oder zumindest lang genug, um tiefenentspannt, glückselig braungebrannt und 10 Kilo leichter wieder aufzutauchen und sich nichts mehr, nie wieder, aus dem Alltag zu machen. „Alltag“ kommt im Traum nicht vor – außer als alltägliche glückliche Existenz. Die darf sich schon wiederholen, die darf dauerhaft werden. Alltag ist dann einfach anders, wird einfach gut. „Urlaub“ wird in unserer Vorstellung zum idealen Lebenszustand: Schlafen so lange man will, Essen was und wann man will, genügend Sonne abbekommen, überfließende Liebe leben, stressfreie Bewegung an wunderschönen Orten genießen, sich an nicht berufsbedingtem Lesen erfreuen, dem fröhlichen Nichtstun fröhnen, ewiges Tagträumen zulassen, spannende Menschen kennenlernen… die Liste könnte noch lang so weitergehen.

Delikate Frage am Rande: Warum ist eigentlich nicht das ganze Leben so? Weil man dafür Geld braucht? Ich glaube diese Antwort reicht nicht weit genug hinein in die menschliche Psyche und Bedürfnislage. Das Unerfüllte des Alltags macht das Unerfüllte des Traum-Urlaubs ja erst so richtig schmackhaft. Ein Hoch der Sehnsucht nach dem Unerreichbaren. Denn es kann uns ein Leben lang beschäftigen. Nie ist es ganz perfekt oder wirklich genug. Tretmühle ohne Ende – einmal in der Enge des Alltäglichen, einmal in der nicht restlos gelingen wollenden Verwirklichung des Erträumten.

Wie der Alltag traumhaft wird

Was also tun, damit unsere Träume zur gelebten Wirklichkeit werden – und zwar nicht nur kurzfristig (an sich schon toll genug), sondern dauerhaft, lebenslang wenn man so will (und man, zumindest ich, will)? Sollten wir einfach aufhören mit dem Träumen? Aufhören, Urlaube zu planen? Aufhören mit dem Arbeiten? Vielleicht sogar aussteigen?? Kein Konsumzwang mehr, keine sozialen Verantwortungen mehr, keine tägliche Routine mehr..? Das ist prinzipiell durchaus machbar, entweder mit genug Geld (aber die wenigsten Reichen sind tatsächlich glücklich, nur weil sie Geld haben und Nichtstun könnten) oder mit Hilfe eines individuell richtig gemixten Cocktail an machbaren Ansprüchen (Selbstversorger am Land, Surflehrer auf den Malediven etc.). Aber hält das Urlaubsfeeling dann auch tatsächlich dauerhaft an? Ich glaube nicht. „Urlaub“ ist nämlich eine Art der Einstellung, die wir uns sprichwörtlich erarbeiten. Weil wir sie uns dann nach getaner Überforderung unserer selbst gönnen (müssen). Im Angesicht der eher grauen Tretmühligkeit des „normalen Lebens“ wird das andere, das außer-gewöhnliche Leben, erst glitzernd. Aber was wäre, wenn wir das, was zumeist außerhalb des Gewöhnlichen zu liegen scheint, zu einer ständigen Gewohnheit machten?

Die wesentlichen Komponenten, um sich wie im Urlaub zu fühlen sind:

  • ausreichend Zeit für sich selbst
  • das Gefühl der Selbstbestimmung (die Wahl haben, was wir wann machen)
  • genügend Sonne
  • eine schöne Umgebung
  • körperliches Wohlgefühl
  • eine lustvolle Auseinandersetzung mit Dingen, die uns faszinieren, bereichern oder zum Lachen bringen
  • Qualitätszeit mit anderen
  • Abenteuer erleben, neugierig sein, Neues ausprobieren
  • ganz wir selbst sein, ohne Rolle oder Aufgabe (außer das Leben zu genießen)
  • zu unseren Bedürfnissen stehen und offen für deren Erfüllung sein (uns gönnen, was wir brauchen und wollen)
  • im Hier und Jetzt wach und voller Vorfreude auf den nächsten Moment sein

Das alles – vielleicht mit Ausnahme der Sonne – ist eigentlich immer machbar, weil es prinzipiell in unserer Hand liegt, so zu leben. Allerdings nicht, wenn wir in unseren Gewohnheiten verbleiben. Solange unser alltägliches Leben bedeutet, dass wir den kumulierten Arbeitsfrust, die äußere Fremdbestimmung, das oftmals sinnlose Tun, die unangenehmen Kollegen etc. durch Konsum kompensieren, also Geld dafür ausgeben müssen, um uns zu belohnen oder zu regenerieren, wird das mit dem „guten Leben“ auf Dauer nicht funktionieren. Denn dann hängen wir in der Abhängigkeitsschleife von „es ist nie genug“ – weder die Arbeit noch die Freizeit reichen dann aus. Also was tun?

Realistisch bleiben. Den Traum schlicht und ergreifend hartnäckig Stück für Stück wahr werden lassen. Nicht alle Punkte gleichzeitig, vielmehr jeden Tag ein bisschen was davon, und jedes Jahr insgesamt ein bisschen mehr. Schreiten wir Tag für Tag zum Mehrfeeling. Was genau hindert uns daran? Niemand. Und im besten Fall nicht einmal wir selbst.

SUPER SIMPLE SOLUTION No 21 – Im Fluss der Zeit

Die wirklich wesentlichen Fragen

Lassen Sie sich Zeit für die Beantwortung dieser Fragen, eine nach der anderen:

  • Nehmen Sie sich gerade Zeit?
  • Wie viel Zeit haben Sie jetzt?
  • Wie viel Zeit haben Sie noch?
  • Wie viel Zeit bleibt Ihnen?

Traum oder Wirklichkeit

Blicken Sie auf Ihre Hände, vielleicht halten sie gerade Ihr Handy. Oder sehen Sie auf die Hand an Ihrem Computer, an der Maus. Nehmen Sie die nötige und unnötige Spannung in Ihren Händen, Schultern und im Nacken, eventuell gerunzelte Stirnfalten, alles Unbequeme an Ihrer Sitzposition, wahr. Erleben Sie die Entspannung in Ihrem ganzen Körper, wenn Sie sich Ihrer momentanen Befindlichkeit bewusst werden und überall da loslassen, wo eben noch zu viel Druck herrschte. Ent-Spannen Sie sich.

Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen werden

Peter Ustinov

Wozu eilen, wenn der Moment nie länger sein wird als gerade die Aufmerksamkeit, die wir ihm schenken?

Lebenslänglich

Die Zeit, die vergangen ist, ist weg.

Die, die kommen wird, ist noch nicht da.

Das ist ja nun wirklich keine Neuigkeit.

Und dennoch: Wir verbringen so viel Zeit im Rückwärtsblicken, im Aufbauschen von Vergangenem oder im Ausmalen vom Zukünftigen, im Warten auf etwas oder jemanden, im Planen, im Hoffen, Fürchten und Sehnen. Wir tun dies nicht, weil wir beschränkt wären. Ganz im Gegenteil. Wir leben derart expansiv in die Vergangenheit und Zukunft hinein, weil wir uns diese Welten in unserem Geist und Gefühlsleben kreieren können und wollen. Wir tun dies, weil es uns eine bestimmte Befindlichkeit vermittelt: Mitten im Leben zu stehen. Dies klingt nur auf den ersten Blick paradox. Warum soll ich mich nach hinten und vorne orientieren, um mich als mitten drin zu erleben? Richtig, weil wir unser Erleben dadurch auf eine ganz bestimmte Art intensivieren. Wir wollen uns richtig, wichtig und gebraucht fühlen, und im Leben etwas erreichen. All dies scheint nur durch den Vergleich zu gelingen. Wenn etwas eben noch nicht so ist, wie es sich gehört, gibt uns das eine Richtung, ein Gefühl für „richtig“. Der Vergleich zwischen wie es war, wie es ist und wie es sein soll eröffnet uns ein enormes Spannungsfeld. Intensität nennt sich das Hochgefühl, das wir aus dieser Spannung generieren. Wir lieben diese Art der Spannung! Sobald wir dies wissen und uns dieses Wissen im Moment des Vergleichens, des Wanderns in die Vergangenheit und Zukunft, bewusst machen, fällt der Druck des „nichts ist so, wie es sein sollte“ auf einmal und ganz einfach weg. Nichts ist falsch daran, wenn alles ist. Wie es ist. Gerade auch, dass uns gefällt, wenn uns etwas nicht gefällt, braucht keine Bewertung. In der Frage „wie werde ich Gewohnheiten los“ verfestigen sie sich meist erst recht….

Try not to try not too hard  

James Taylor

Just Do It: Just Be

Zugleich erleben wir uns als eingesperrt, nicht frei. Zunächst in unserem Körper. Er will dauernd etwas. Essen, Trinken, Bewegen, Ruhe, Aufmerksamkeit. Auch unser Geist begrenzt uns oft durch unser erfahrungsbedingtes Vorstellungsvermögen. Und wir werden ständig bewegt von unseren Gefühlen, ohne dass wir uns groß dagegen wehren könnten. Oder dass wir uns der Interaktion, der gegenseitigen Abhängigkeit, der drei Felder Körper-Gefühl-Geist auch nur allzu bewusst wären. Was soll’s, sagen viele. Wir leben.

The secret in life is enjoying the passage of time

James Taylor

Das Geheimnis

Alles fließt. Nur wie wir den Fluss erleben, liegt in unserem Ermessen. Dieses Ermessen kommt auch ohne Messen aus. Was aber tun und was nicht tun, um die passage of time uneingeschränkt zu genießen?

In der reinen Wahrnehmung, ohne uns durch Vergangenheit und Zukunft einschränken zu lassen, betreten wir den Raum des Jetzt. Zugleich können wir die Türen in alle Richtungen der Zeit und Möglichkeiten offen lassen. Wir erfahren dann unsere Welt ohne Absicht, und im Wissen um die eigene Geschichte, um Wünsche und Bedürfnisse, Gewohnheiten und Grenzen. Wir tun, lassen und erleben, worauf wir uns gerade konzentrieren.

Was bedeuten Plan und Ziel, wenn wir im Fluss des Lebens sind?

Vollkommenheit ist etwas, das in einem nicht vorbedachten Augenblick gelebt wird, und dieser Augenblick hat keine Dauer

Dem ist an sich nichts hinzuzufügen.

Außer vielleicht…

…eine hilfreiche Perspektive

Glück gleicht durch Höhe aus, was ihm an Länge fehlt

Robert Lee Frost

Springen wir mit einem wissenden Lächeln in hohem Bogen vom Trampolin des Strebens nach Glück in die Intensität des Seins. Lassen wir uns dort treiben. Tauchen wir unter. Steigen wir heraus. Springen wir noch einmal. Immer. Wieder. Jetzt.