Finally
Good News. Biden and Harris. DemokratInnen, zwar ein „alter, weisser Mann“ im Führungssessel, aber eine Frau mit Migrationshintergrund als Co-Pilotin. Vielleicht eine Wegbereiterin für Michelle Obama? Grossartige Zeichen jedenfalls. Die wir bitter nötig haben… Corona zehrt an unseren Nerven: (Wann) erwischt es uns oder unsere Lieben? Halten die Krankenhäuser und das stark beanspruchte Personal den ganzen Winter lang durch? Wie fatal wird der wirtschaftliche Zusammenbruch? Wird sich unsere Gesellschaft und die Welt unüberbrückbar spalten? Und was ist das eigentlich mit dem Terror? Sind wir dem immer wieder aufkeimenden Wahnsinn einiger Weniger schutzlos ausgeliefert?
Future
Die Zukunft. Nur wenige Szenarien weisen eine positive, hoffnungsfrohe Zukunft auf. Umso wichtiger, dass Biden/Harris das Ruder übernehmen. Dass es Politikerinnen wie Jacinda Ardern in Neuseeland und Angela Merkel in Europa gibt, die Stabilität, Ruhe und Mitgefühl ausstrahlen. Doch was genau wie Zukunft bringt ist mehr als dubios. Klima, Wirtschaft, Migration, Miteinander. Alles ungelöste Themen und Prozesse, deren Entwicklungsrichtungen derzeit unabsehbar sind.
Fiction
Wenn die Wirklichkeit zu wünschen übrig lässt, wird es Zeit für Wunder. Wer wagt es, ein realistisches und zugleich progressives, auf Verbesserungen und langfristiges Wohlergehen aller ausgerichtetes Zukunftsszenario zu entwerfen? Wir lassen uns gerne überraschen. Interessant ist dabei, dass diese Rolle nicht einmal die Welt des Entertainments derzeit übernimmt. Die meisten Serien sind eher düstere Versionen von gegenwärtigen, alternativen und zukünftigen Welten. Der Kampf der Dunkelheit gegen das Helle, der Gewaltherrschaft gegen das auf verlorenem Posten befindliche demokratische, gleichberechtigte Vernunftsystem findet zumeist am Rande der Aussichtslosigkeit statt. Vielleicht sind die Serien, die uns früher mit unmittelbarem Wohlgefühl – weil das Gute stets siegt – versorgt haben, aus Gründen psychologischer Einfühlung in die Bedürfnislage der Gegenwart ins Düstere abgerutscht. Vielleicht brauchen wir konsumorientierten Mehrheitsmenschen gerade jetzt eine scheinbar harmlose, weil virtuelle und unterhaltsame Abreibung, die uns dazu zwingt, uns der möglichen Düsternis eines nicht völlig unwahrscheinlichen Morgen zumindest unbewusst zu stellen.
Fear
Gegen das „sich der Düsternis Stellen“ spricht die Angst. Angst vor dem Ungewissen. Und wenn wir ehrlich sind, haben wir derzeit genug von der Angst und Panikmache. Wir sind Corona-müde, Klimapanik-müde, Kampf-gegen-Rechts-müde, Terror-müde, Nachrichten-müde. Vielleicht ist es Zeit für einen Rückzug aus der Welt. Vielleicht ist ein Lockdown gar keine so schlechte Idee. Sofern das Überleben aller gesichert werden kann, könnte diese Zeit uns den geschützten Raum zum Nachdenken und Nachfühlen geben, den unsere Welt und auch wir selbst gerade dringend brauchen: Zeit für die Introspektion, für die Reflexion, für das Kräftesammeln, für das auf-sich-hören, für das Da sein. Natürlich auch für andere, aber zuallererst für sich selbst. Erst wer gut mit und bei sich ist, kann gut mit den Unsicherheiten der Welt und den Nöten anderer umgehen. Diese innere Quelle der Kraft zu hegen und zu pflegen ist heute wichtiger denn je. Dazu müssen wir nichts tun, nichts leisten, nichts erledigen, nicht kämpfen und nicht sehnen. Ganz im Gegenteil. Einfach „nur“ Sein lautet die Devise. Ruhig, besonnen, weich, sensitiv. In dieser Stille liegt die Kraft. Nutzen wir sie.