Surprising Salon Session No 9: Einmal Entwicklung mit Erfüllung bitte!

Das vollendete Werk

Macht stolz. Und ist doch nur ein neuer Anfang. Es ist nie genug. Solange die Menschheit sich nicht in Frieden ihres Daseins freut gibt es noch unendlich viel zu tun. Sisyphos lässt grüßen. Wenn ich unser Buch so betrachte, dann stellt sich mir als erstes die Frage: Wird es wohl gelesen werden? Und wenn ja – was wird daraus erwachsen? Das Werk ist tatsächlich erst vollendet, wenn es ankommt. Aber was genau soll ankommen, wenn es um einen Prozess geht? Den Prozess der Menschwerdung im Sinne der Entwicklung von Mitmenschlichkeit im Einzelnen und einer auf Miteinander basierenden Gesellschaft im Ganzen. Ist dieser Prozess jemals zu Ende? Kann er das überhaupt sein? Kann es jemals so viele „reife“ Menschen geben, dass sich „das Blatt wendet“?

Füllhorn der Menschlichkeit

Eigentlich dreht sich alles um die Antwort auf die Frage: Wann ist menschliche Entwicklung tatsächlich erfüllend? Also Raum und Zeit sinnlich ansprechend und sinnvoll füllend. Ich spreche hier nicht von vorübergehenden Zuständen des Glücks, der Dankbarkeit, der Zufriedenheit. Ich spreche hier von einem tiefen Grundgefühl, auf dem „richtigen Weg“ zu sein. Und davon, diesen nicht alleine zu gehen, sondern mit vielen anderen und zum Besten aller. Friedlich, freudvoll, frei. Ist das Utopie? Falsche Frage.

Denn: Zahlt es sich denn überhaupt aus, für weniger als für diese Utopie zu leben? Ab wann ist eine Utopie unrealistisch? Meiner Ansicht nach dann, wenn sie entkoppelt von den Vorstellungen und Bedürfnissen der Menschen ein abstraktes Dasein führt und Menschen dazu zwingt, ihre Menschlichkeit starren Regeln zu unterwerfen. Die Verwirklichung von Ideen und Idealen muss jedenfalls bei der Wirklichkeit ansetzen. Aber es gibt so viele Wirklichkeiten… So viele wie Menschen.

Evolution gut und schön

Aber wohin? Wohin schreiten wir, als „Menschheit“, fort? Wer ist „die Menschheit“ wenn nicht eine Ansammlung aus Individuen, die sich in formbaren Gemeinschaften aus Gründen der sozialen Stabilität formieren. Haben Menschen überhaupt ein Gefühl dafür, Teil „der Menschheit“ zu sein und deren Entwicklung mitzugestalten? Und haben wir überhaupt einen Einfluss auf die weitere Entwicklung? Ja, wir haben. Synchronisation heißt das Zauberwort. Menschen wirken auf sich und auf andere in jedem Augenblick ihres Seins. Manche wirken stark, so stark, dass sie als Vorbilder Veränderungen initiieren oder kanalisieren können. Andere Menschen wirken gemeinsam, wirken zusammen und können dadurch großen Einfluss nehmen, größere Menschenmengen bewegen. „Der Schwarm“. Aber ob der immer intelligent ist…? Wer stellt sicher, dass sich die Menschen und die Menschheit in die „richtige“ Richtung fort bewegt? Moral, Ethik, Glaube? Nicht als abstrakte Schrift, nicht als normative Regel, nicht als bebilderter Buchtext oder langweiliger Bildungsinhalt. Bleibt etwas reine Theorie oder wertende Handlungsanweisung, so wird es selten gern gelebt. Klar wäre es vielleicht sinnvoll. Aber es ist in dieser Form nicht sexy, nicht attraktiv, schlicht nicht sinnlich.

Reicht es andererseits, auf negative Mobilisierung zu setzen? Auf die drastische und dramatische Darstellung diverser Katastrophenszenarien? Sollten wir verstärkt auf die Bedrohungen durch Klimawandel über Ressourcenerschöpfung, Radikalisierung bis Krieg, Finanzcrashs oder Verrohung von Einzelnen, Bildungsabbau der Gesellschaft und Emotionalisierung der Politik setzen, sie immer mehr und emotionsgeladener ins Feld zu führen, um Menschen zu aktivieren? Um die Notwendigkeit einer anderen Entwicklung zu unterstreichen? Nein. Angst und Bedrohung reichen nicht. Da muss was Stärkeres her.

Was motiviert zum Mitmenschlichsein?

Die Fähigkeit zur bewussten Wahrnehmung von Körperzuständen, Gefühlen und Gedanken wie Verhalten unterscheidet den Mensch vom Tier. Solange er aber noch unreflektiert von seinen Trieben, Begierden und Gewohnheiten in seinem Verhalten angefeuert wird, ist der Unterschied zur Tierwelt nicht allzu groß. Erst mit der bewussten Wahl, nicht nur auf das eigene Wohl zu sehen, sondern „Ich“ und „Du“ gleichberechtig zu behandeln, entsteht ein neuer Raum, der verändertes Handeln ermöglicht. Warum ist dieser Raum so wichtig? Weil uns heutzutage sowohl der Raum als auch die Zeit abhandenkommen. Wir werden immer mehr Menschen, die einander zunehmend wahrnehmen. Ja, wahrnehmen müssen, weil sie nicht mehr auszublenden sind. Auf den Straßen, im Internet, in den Schulen und Universitäten, am Arbeitsmarkt, am Markt der Waren und Dienstleistungen generell. Die Fülle ist überwältigend. Wer „mitmenschlich“ agieren will muss scheinbar zum selbstlosen Heiligen mutieren angesichts dieser schieren Überzahl. „Wer kommt und kettet sich die Welt ans Bein – möge die Macht, mit ihm sein…“ singen SEEED. Aber schönerweise heißt der Songtitel „Deine Zeit“: „Diese Zeit, ist Deine Zeit, und Du meinst, Du seist noch nicht so weit – doch jeder Tag, ruft Deinen Namen, Du weißt, Du hast keine Wahl!“ Und damit sind wir schon bei der „Moral von der Geschichte“: Wer, wenn nicht wir? Mehr Motivation gibt es nicht.

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Surprising Salon Session No 2: DIE TRUMPETE UND DER KNICK

Das Trumm des Tages

In meinem „Salon“ – dem großen Raum, in dem ich täglich schreibe und niemals schlafe, selten feiere und noch seltener fernsehe, meistens sitze und friere oder alternativ sitze und schwitze – da steht so allerlei herum. Wie auch dieses Trumm: Es tönt gar grässlich, wenn man darauf bläst. Daher hatte es meine Großmutter konsequenterweise auch einst aus dem Fenster geschmissen. Das war zu einer Zeit, als mein Vater noch ein des Trompetenspiels hartnäckigst unkundiger und zum lauten Getöse höchst williger Bub war.

Seither hat es, das Trumm, einen eleganten Knick im Rüssel, für den es sicher einen Fachbegriff gibt (für den Rüssel, nicht den Knick). Der Knick ist definitiv irgendwie cool. Wie eine wohlverdiente Narbe oder ein richtig böses Tattoo auf einer seidenzarten Pobacke. Er erinnert mich aus dem Augenwinkel – denn dort ist die Trompete platziert, schief stehend auf dem unbeachteten Flügel – ständig subtil daran, dass nichts im Leben wirklich glatt läuft. Mit einem Augenzwinkern sagt er, dass der Knick im Sein quasi mit eingebaut ist, serienmässig. Das Feature schlechthin, wenn man so will. Denn wer einen Knick hat, dem wird nicht fad. Und wer laut ist, der muss mit noch mehr Knicken rechnen. Der Lebensweg wird geradezu erst von Knicken ausgestaltet. Knicke werden Dingen und Menschen, Konzepten und Plänen, Erwartungen und Hoffnungen, Höhenflügen und Perfektionsvorstellungen immer wieder zugefügt. Knicke leiten hinein in die Realität, in den Tiefgang, ins Unglaubliche. Sie formen uns zu dem Menschen, der wir sind. Jeder Knick in unserer Optik bleibt erhalten – und sei es nur als Erinnerung. Ein Knick in der eigenen Optik, im Selbstbild und im Bild, das andere von uns haben, wird sukzessive eins mit dem Material, das uns ausmacht. Das muss uns nicht stören, das kann uns auch ehren.

Knickomat

Wir sind und wir werden immer wieder geknickt. Unser Blick fällt von ganz alleine auf die Knicke. In uns, um uns, bei anderen. Nicht das Gerade, Erwartbare fällt uns auf. Es ist das Außergewöhnliche, das uns unter Strom stellt, das die Alarmglocken zum Klingeln bringt. Es ist das nahende Ungeahnte, der nächste Knick im Lebenslauf, in der Gesundenakte, auf der Karriereleiter, im Beziehungsleben, der unsere Aufmerksamkeit magnetisch anzieht – weil er kommt. Und er kommt, weil er kommen muss. Der Fehlschlag ist der Große Bruder des Erfolges. Er lässt jeden Erfolg verblassen und damit zugleich über sich selbst hinaus wachsen. Wir überhöhen, was nicht (mehr) der Fall ist. Und wir konzentrieren uns auf das Unvollständige, das, was nicht sein soll. Meine Tante würde an dieser Stelle ihre Großtante und deren legendär einfache und zeitlos wahre Worten zitieren: „Immer is wos!“

Tröööt

Das Ding der Woche ist also ein(e) Trumm-Pete. Interessanterweise heißt mein Vater Peter. Er war einst also ein Trom-Peter. Aber zurück zum Eigentlichen. Der Knick und sein Grund. Der Grund war das Besonders Übel Laut Tönen, das Stören, das Unerträgliche Geräusch, das alle Aufmerksamkeit auf sich wie ein schwarzes Loch des So-Soll-Es-Nicht-Sein zog. Auch heute noch tönt es an allen Ecken und Enden unerträglich laut. In der Realität, im virtuellen Netz, in den Medien, in der Arbeit, in der Schule, zuhause beim Streiten. Menschen mit eigenen Meinungen haben die Macht, laut zu tönen. Aber sie nutzen diese Macht auffallend oft zum reinen Spaßhaben an der Lautstärke, zum puren Generieren von Aufmerksamkeit für sich anstatt zur Kommunikation hilfreicher Inhalte. Sie Trump-eten. Ja, auch der amerikanische Präsident stellt einen gewaltigen Knick in der Optik dar. Nicht nur der Optik Amerikas. Laut ist er, irgendwie verstörend. Aber aus dem Fenster werfen kann man ihn nicht. Er selbst hat wahrscheinlich auch den einen oder anderen Knick weg – oder vielleicht gerade nicht? Vielleicht ist er so ein lautes Trumpeltier, weil ihm noch niemand einen echten Knick verpasst hat, der ihn von der oberflächlichen Sucht nach Aufmerksamkeit in die Tiefe der Selbstbetrachtung geführt hätte? Oder bekam er ganz im Gegenteil schon ganz früh seinen Knick ab? Und versucht jetzt sich und der Welt zu beweisen, dass er die größte und lauteste Trompete von allen ist? Koste es, was es wolle – Fakten, Geld, Versprechen, Integrität, Zukunft – der Lauteste gewinnt. Und laut ist nicht nur, was eine hohe Dezibelanzahl hat (in der Sprache moderner Gesellschaften: viel gesellschaftlich-mediale Frequenz und Reichweite, sowie (gesellschafts-)politischen Einfluss). Laut sind auch besondere Störfrequenzen: Angst, Hass, Wut, Neid, Ekel – alle besonders unangenehmen Gefühle lösen das Gefühl, schwer irritiert und höchst unangenehm berührt zu werden aus. Störenfriede stressen uns. Sie zwingen uns zu reagieren.

Der Trick mit dem Knick

Und hier kommt der Trick mit dem Trump-Knick: Das unbestreitbar Störende, das offensichtlich Unglaubliche, das unfasslich Bedrohliche zwingt uns aus unserer eigenen Komfortzone hinaus und hinein in die Auseinandersetzung mit uns und der Welt. Indem die Trumpete selbst offenbar keinerlei Selbstreflexion, kaum einen Plan für die Zukunft und wenig Vertrauenswürdigkeit in die Welt trötet, löst sie in anderen all dies aus: Die Fragen nach dem „Wer sind wir und wer wollen wir sein?“, dem „Wo entwickelt sich die Welt hin und wo wollen wir überhaupt hin?“ und „Wie vermeiden wir den nächsten Knick?“ drängen sich uns geradezu auf. Und das ist gut so. Denn Die Menschheit hat jetzt noch die Chance, einen gemeinsamen Weg einzuschlagen und den Knick zu verstehen, zu sehen und zu ehren. Als Zeichen dafür, dass es anders geht und dass jeder, auch der nächste, Knick zu mehr Erfahrung und vertiefender Erkenntnis führen kann – wenn man dies denn so sehen will. Wir können auch einfach nur geknickt sein. Knick oder nicht Knick: wir haben (immer noch und immer wieder) die Wahl.

 

 

MOTIRECTION

Secret Success Story No 15 – über die Lebenskraft aus Leidenschaft

In The Still Of The Heat

Der Sommer war heiß, indeed. In der Hitze scheint vieles still zu stehen. Der Druck, etwas zu verändern, verdunstet in der Bewegungslosigkeit. Der Weg und das Ziel verschmelzen im Hier und Jetzt, es ist schlichtweg zu heiß für große Sprünge oder kleinen Zweifel. In der Hitze regiert das Sein. Nur unter dem kühlen Hauch einer Klimaanlage springen die Lebensgeister wie eh und je von Sinn und Richtung zu In-Frage-Stellen und  Mehr-oder-Anders-Wollen.

Jetzt ist es wieder kühler und das Drängen nach Neuem schlägt sich mit der Übermacht des Alltags herum. Die Ehrlichkeit des Notwendigen besiegt den Keim von Hoffnung oder Leidensdruck: Ersehnte Veränderungen punktgenau anzupeilen und kraftvoll durchzuziehen – das ist der Stoff von Ratgebern (menschlichen oder literarischen), viel zu selten entspricht er der Realität. Viel zu verlockend ruft uns das altbekannte eigene Lied und wir bleiben dem heimischen Sumpf von „geht nicht“, „war schon immer so“, „kann nicht“, „darf nicht“, „wenn ich nur…“ etc. treu. Vorher war die Hitze da, der Urlaub und das Abschalten. Jetzt ist es der Alltag, jene allzu heimtückische Überforderung durch Fremdbestimmungen aller Art.

In den Passion-Drive schalten

Verstehen wir „Erfolg“ jedoch als die Erfüllung unserer größten Träume und tiefsten Sehnsüchte, als die Verwirklichung unserer eigenen Vorstellungen von uns selbst und der Welt, dann bleiben wir auf oben geschilderte Art und Weise wohl ewig erfolglos. Stellen wir uns die ernstgemeinte Frage, wie wir aus dem nebeligen Irrgarten des Altbekannten ins blühende Hochland des Neuen oder zumindest zur vielversprechenden Weite des tatsächlich Möglichen finden, so sollten wir uns nicht länger vormachen, dass Reden und Lesen, Planen und Wünschen, Nachdenken und Vorstellen jemals dafür ausreichen. Es geht vielmehr darum, den eigenen Weg aus der Quelle der eigenen Leidenschaft heraus zu beschreiten. Es gilt, unseren Drive aus dem Inneren zu generieren, unseren Weg aus pulsierender Passion heraus zu bauen und ihn, von derselben Passion in Bewegung gehalten, mit schlafwandlerischer Sicherheit ganz von allein, im wahrsten Sinne von selbst zu gehen. Das Außen wird quasi von innen heraus umgewandelt. Nennen Sie es The Secret, wenn Sie wollen. Doch es ist eigentlich kein Geheimnis, dass die Kraft der Passion, die in vielen von uns noch schlummert, nicht nur uns selbst sondern auch unsere Umgebung zu verändern vermag.

Die Gretchen-Frage

Was rumort derart tief in uns drinnen, auf dass wir willig die allzu eingetretenen oder allzu offensichtlich vor uns liegenden Pfade verlassen? Welcher Ruf in unserem Inneren öffnet uns die Flügel? Was gibt uns den letzten Kick, uns von der Klippe der Sicherheit ins Unbekannte des zutiefst Eigenen fallen zu lassen?

Success is what you define it is“ schreibt Richard St. John in seinem Buch „8 Traits Of Successfull People“, für das er hunderte weltweit Erfolgreiche nach ihren Rezepten und Prinzipien interviewt hat. Allen Erfolgsfaktoren voran steht dort die Passion, gefolgt von der Arbeit, diese Leidenschaft in die Welt zu bringen. Fokus, Druck, Ideen, Verbesserungen, Dienen und Durchhalten sind die weiteren Ingredienzien des Erfolgreichwerdens. Aber all diesen verständlichen Punkten, die sich mit der Umsetzung befassen, voran steht eben die Passion. Leidenschaft heißt nicht umsonst Leiden-Schaft. Es ist ein inneres Leiden, eine ewige Sehn-Sucht, der fast unangenehm starke Druck, der gleich einer Geburt etwas in die Welt setzen möchte, etwas erleben oder bewegen will. Und dieser Prozess ist nicht immer angenehm. Viele von uns streben jedoch Glück oder Zufriedenheit als höchsten Entwicklungszustand an. Für andere ist Liebe das Lebensziel.

Liebe zwischen Sehnsucht und Vergnügen

In Anlehnung an den niederländischen Psychologen Paul Verhaeghe könnte man die Liebe zu etwas oder jemandem so beschreiben: Sie wird aus zwei Tunnel gespeist, die sich von beiden Seiten eines Berges auf einander zu bewegen. Der eine Tunnel ist die Sehnsucht (desire), der andere das Vergnügen (pleasure). Beide schließen einander prinzipiell aus. Der Widerspruch aus Sehnsucht (das Sehnen nach dem Abwesenden) und Vergnügen (die Einlösung der Sehn-Sucht) begründet das Paradox der Liebe. Entweder wir begehren oder wir genießen. Der Genuss ist das Essen der Frucht, das Begehren ist das Wollen derselben. Liebe begehrt und genießt – im süß-schmerzvollen Wissen, dass es nie genug ist, dass immer eine Seite fehlt, denn wenn wir je genug hätten, hätte sich die Quelle der Passion erschöpft. Gerade die nicht zu stillende Sehnsucht speist die mentale Überzeugung, den emotionalen Überschwang, den tatkräftigen Überschuss, der den Liebenden letztendlich unabhängig vom Objekt oder Subjekt seiner Begierde macht und es oder ihn/sie zum Projekt, zur Projektionsfläche werden lässt. Bis „über den Tod hinaus“ vermag die Sehnsucht ihre Wirkung zu zeigen. Lacan beschreibt das Paradoxon passend „Love means giving what you don’t have“.

Unzufriedenheit als Zugpferd

Enjoy! Lautet das Credo unserer Zeit. Die Sehnsucht nach erfreulichen Erlebnissen dominiert unsere Freizeit. Konsum! Lautet der Wahlspruch unserer Wirtschaft. Das Genießen der Kompensationen für unsere Arbeit in Form von Gütern oder Dienstleistungen ist unsere Belohnung für das Voranstellen der Fremdvorstellungen vor unsere eigenen. Parallel zu Vergnügen und Konsum fordern heute etwa Flüchtlingsmassen, Klima oder wirtschaftliche Unberechenbarkeit ein Umdenken. Viele nehmen diese Zeichen wahr und reflektieren, handeln, geben, helfen. Andere wiederum suchen die Defensive, den Rückzug, wollen nichts Veränderliches wahr haben. Zufrieden wollen wir jedoch alle sein. Das Problem mit der Zu-Frieden-Heit ist nur, dass sie im Kern nicht durch Konsum, Genuss, Besitz oder sogar Liebe erreicht werden kann. Zu-Frieden ist jemand, der mit sich und der Welt im Frieden ist. Doch wer akzeptiert sich selbst schon zu 100% so wie er ist und wer sieht nicht, dass diese Welt voller Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu Taten drängt? Aus diesem Gefälle, dem Gefälle zwischen erwünschtem Selbstbild und momentan wahrgenommenem, dem Unterschied zwischen erwünschtem Weltbild und momentan vorhandenem, ergeben sich diverse Handlungsaufträge, die lautstark oder subtil nach uns rufen. Sie fordern uns auf, ihnen zu folgen. Doch sind diese drängenden Aufforderungen zu Handeln wirklich eins mit unserer Passion?

Die Verantwortung uns selbst gegenüber

Ist es egoistisch, unseren eigenen Weg zu gehen? Sollten wir nicht alle vielmehr wie Mutter Theresa oder Bill Gates sein und unsere Fähigkeiten bzw. unsere Mittel in das Besser-Ergehen anderer, weniger Begünstigter, stecken? Die Frage, wieviel Verantwortung wir für die Welt, in der wir leben, haben ist keine leicht zu beantwortende. Ja, wir haben – so viel steht fest. Doch sollten wir uns selbst zugunsten des Wohlergehens anderer aufgeben oder vergessen? Lieber die selbstlose Demut statt selbstzentrierte Visionen in uns pflegen? Sollten wir nicht dem großen Ganzen dienen anstelle unserer Passion zu folgen?

Statt eines entweder-oder Gedankens bietet sich hier ein sowohl-als-auch an. Zugleich klingt in diesem Vorschlag der schale Vorgeschmack auf einen müden Kompromiss an. Ein bisschen Konsum, etwas Vergnügen, gewürzt mit ein paar Spenden oder ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ist das Passion?

Was treibt uns an?

Mit Passion ist hier auch nicht „Trieb“, also das Drängen nach der Erfüllung körperlicher, emotionaler oder geistiger Bedürfnisse, gemeint. Mit dem Titel Motirection, einer Wort-Kombination aus Motivation und Direction, wird jene Quelle der Ausrichtung unseres Lebens in uns adressiert, die unsere Gedanken, Gefühle und Tatkraft speist, ohne dass wir uns verbiegen, anpassen oder verstellen. Peter Handke hat in „Über die Dörfer“ die Richtung, die aus uns selbst kommt, sowie eine Art Anleitung, wie diese freizulegen ist, folgendermaßen beschrieben:

Spiele das Spiel. Gefährde die Arbeit noch mehr. Sei nicht die Hauptperson. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos. Vermeide die Hintergedanken. Verschweige nichts. Sei weich und stark. Sei schlau, lass dich ein und verachte den Sieg. Beobachte nicht, prüfe nicht, sondern bleib geistesgegenwärtig bereit für die Zeichen. Sei erschütterbar. Zeig deine Auge, wink die anderen ins Tiefe, sorge für den Raum und betrachte einen jedem in seinem Bild. Entscheide nur begeistert. Scheitere ruhig. Vor allem hab Zeit und nimm Umwege. Lass dich ablenken. Mach sozusagen Urlaub. Überhör keinen Baum und kein Wasser. Vergiss die Angehörigen, bestärke die Unbekannten, bück dich nach Nebensachen, weich aus in die Menschenleere, pfeif auf das Schicksalsdrama, missachte das Unglück, zerlach den Konflikt. Bewege dich in deinen Eigenfarben, bis du im Recht bist und das Rauschen der Blätter süß wird. Geh über die Dörfer. Ich komme dir nach.“

Der Rote Faden unseres Lebens

Wir sind weder unsere Geschichte noch unsere Vorstellung von uns. Wir sind auch nicht das Bild, das andere von uns haben. Passion ist jene Schwingung, die jeden von uns auf seine eigene Art zum Klingen bringt und jedes Atom in uns vibrieren lässt. Spüren wir jene Momente, die uns in aller Klarheit offenbaren, was uns kraftvoll strahlen lässt. Verfolgen wir diese Spur. Setzen wir unsere Prioritäten, indem wir Entscheidungen treffen, die unser Leben entlang ebendieser Spur verlaufen lassen. Mit einer solchen inneren Ausrichtung einher geht unbändige Lebensfreude, jenes untrügerische Zeichen dafür, dass wir die unerschöpfliche Quelle unserer Lebenskraft freigelegt haben.

Sind Sie etwa einer von jenen Menschen, denen alles zu langsam geht und die noch viel schneller ans Ziel kommen wollen? Haben Sie keine Zeit zum Austeigen (aus dem Bisherigen), Umsteigen (auf etwas Anderes), Absteigen (vom toten Pferd)? Sind Sie der Meinung, dass die Karotte zum Essen da ist, und nicht zum vor-die-Nase-hängen? Ja: Warum das Ziel nicht in sich, statt vor sich haben? Dann lesen Sie nächste Woche mehr über die Fastcination – Trieb Kraft Geschwindigkeit. Success Story No 16: Samstag, 19.09.2015, 10.00

RADIATOREN

Secret Success Story No 3 – Über die Strahlkraft, die Erfolg schafft

Was Strahler 80 und Meister Proper gemeinsam haben

„Strahlerküsse schmecken besser“ lautet das Motto einer kultigen Zahnpasta der 1980er Jahre. „Doppelt aktiv ist die Kraft, die es glänzend sauber schafft!“, so der Slogan von Meister Proper. Er will nicht besser küssen, er verspricht keimfreie Ordnung. „Strahlen“ durch Hochglanzeffekte etwa auf Mc-Eigelb (siehe die Frühstücksei-Werbung besagter Fast Food Kette) oder auf glitzerndgetunter Model-Schminke, eingebaute „Sternchen“ auf blinkend-weißen Zähnen oder blitzend-blanke Böden, in denen „man sich spiegeln kann“: Sie alle repräsentieren, dass der Betrachter etwas wahrlich Hochqualitatives vor Augen hat. Etwas, das es zu begehren gilt. Das „Strahlen“ stellt „Erfolg“ bildlich dar, es verheißt, dass der/die/das Strahlende irgendwas “geschafft“ hat, etwas besonderes schaffen kann. Aber was genau?

„Wie man nur so strahlen kann?“ fragt die aktuelle Werbung eines Job-Portals. Und derselbe Spot liefert sogleich die Antwort: „Vielleicht liegt’s am richtigen Job?“. „Strahlen“ macht also nicht nur in der Konsumwelt einen begehrenswerten Eindruck, auch der richtige Job kann uns begehrenswert, mehr noch: sogar beneidenswert strahlend, weil glücklich und zufrieden machen. Entsprechender Konsum und bestimmte konsumierbare Aktivitäten, die uns „strahlen lassen“, verleihen uns die erstrebenswerte Aura eines hochqualitativen Produktes.

Strahlemänner

Tycoone der Wirtschaftswelt sind oft siegesversessene Männer, verbissen bis schlecht gelaunt, aalglatt und stählern im Verhandeln. Sie strahlen auf eine „kühle“ Weise, wirken einschüchternd, verhalten sich anstrengend, respekteinfordernd bis unter-drückend. Ihre Bewunderer wollen wie sie sein: mächtig und unumgänglich, sie möchten andere beeindrucken.

Daneben gibt es die wirtschaftlich erfolgreichen Charismatiker. Sie begeistern ihre Zuschauer (Kunden, Geschäftspartner, Mitarbeiter, PartnerInnen – ganz generell jede Art von „Öffentlichkeit“) mit ihrem positiv strahlenden Auftreten. Ihr Strahlen macht einen wohligen Eindruck, hat etwas „Wärmendes“, es will entertainen und gute Stimmung verbreiten. Charismatisches Strahlen wirkt auf die meisten erstrebenswert. Wer möchte nicht auch von seinen Mitmenschen gemocht und gehört, gefragt, begehrt und verehrt werden? Diese wie die Sonne strahlenden Menschen scheinen für die Karriereleiter geboren zu sein, weil sie alleine mit ihrem Wesen erfolgreich Zuversicht verkaufen können. Ihre Leistung ist oft weniger das harte Verhandeln oder das strategische Planen als der schöne Schein. Und in unsicheren Zeiten ist der viel Wert. Image ist alles, Wohlgefühl und Hoffnung zählen, Probleme will keiner. Wir alle kennen solche Showmaster und Politiker.

Beam me up!

Dann gibt es noch jene gesellschaftlichen Ikonen, die sachlich und herzlich zu strahlen wissen. Die durch ihre Persönlichkeit und ihre Erfahrung überzeugen und mit Hilfe ihres höchst eigenen Ausdrucks erfolgreich sind. Sie wirken nicht „wie“, sie sind scheinbar auch in den schwierigsten Situationen ganz sie selbst. Sie scheinen tatsächlich an ihre Ideen zu glauben, an anderen Mitmenschen wirklich Anteil zu nehmen, sie scheinen Systeme und Strukturen für alle, nicht nur für sich selbst, verbessern zu wollen. Allein ihre Anwesenheit verändert etwas in ihrem Umfeld. Es lädt sich auf mit dem Prickeln von „Möglichkeit“. Sie zeugen vom Ende der lähmenden Routine und der täglichen Probleme. Vorbilder wie Nelson Mandela, Mahatma Gandhi oder auch Barack Obama in seinen Anfangszeiten haben mit ihrer „yes, we can!“-Überzeugung Millionen von Menschen bewegt und beeinflusst. Was macht sie so strahlend?

Sie verheißen nicht nur Hoffnung, sie zeigen auch Wege auf, wie sich etwas für jeden von uns ganz praktisch verändern lässt. Und sie leben diese Wege vor. Wenn sie ihren Weg verlassen verlieren sie an Glaubwürdigkeit. Bis dahin verströmt ihre Haltung die „doppelt aktive“ Kraft von der Meister Proper spricht. Und wollen wir nicht alle eigentlich doppelt kräftig sein, mit einem Schlag alles Störende vernichten, alles Notwendige erledigen? Ordnung schaffen, küssen und dann endlich zufrieden aufs Sofa sinken dürfen? Die „Properen Ikonen“ machen uns ihr Leben lang vor, was wir nicht schaffen: Ein Vielfaches an Entbehrungen im Einsatz für die „richtige“ Sache zu ertragen. Seien es Gleichbehandlung, Frieden oder Menschenrechte. Themen, die uns Normalbürgern aus dem Fernsehen und vielleicht in ehrenamtlichen Tätigkeiten begegnen. Oder diese großen Themen berühren uns in der Form von Aktivisten, auf der Strasse spendensammelnd, bei Demonstrationen u.ä. Aktivisten kämpfen mehr oder weniger anstrengend in ihrem Fanatismus für die „gute Sache“ (es gibt derer viele). Jedenfalls wirken sie viel weniger sympathisch mit ihren erhobenen Zeigefingern und der „bessergewissen-Überlegenheit“, die sie uns unter die Nase reiben. Die echten „Großen Männer“ (in der Öffentlichkeit sind es meist Männer) machen vor wie es wirklich geht: Sie verkörpern publikumswirksam (politische) Macht in Verbindung mit einem für viele relevanten Anliegen. Ihr Strahlen ermutigt auch den „Kleinen Mann“, sein Schäufelchen zur Verbesserung der Welt beizutragen. In seinem Maß, in seinem machbaren Ausmaß, quasi vom Sofa aus. Und sei es nur durch das richtig gesetzte Kreuzchen am Stimmzettel oder die Spende. Auch so kann das Strahlen „abfärben“, wird von den Großen Männern unterschwellig versprochen. Wollen wir nicht alle groß sein? Wenn wir dann nur nicht so kritisiert würden und so wenig Zeit für die Freuden des Lebens hätten…

Shining Eyes

Strahlen geht auch anders. Wir müssen nicht unter dem „Großen Mann“-Syndrom leiden, sprich dem ewigen Vergleich mit „idealen“ Figuren, die nicht wir sind. Ein Beispiel: Benjamin Zander vermittelt als Dirigent und Professor seinem Publikum, worum es bei klassischer Musik geht (vgl. “classical music with shining eyes“ von Ben Zander auf youtube). Und dabei worum es in unserem Leben eigentlich gehen kann. Er bringt den Sinn des strahlenden Daseins auf das schöne Bild: „Shining Eyes“, auf Deutsch so viel wie: „Glänzende Augen“. Wenn wir an uns liebe Menschen denken oder jemandem eine echte Freude bereiten, einen schönen Sonnenaufgang mit all unseren Sinnen genießen oder eben ein erhebendes Musikstück hören, dann erleben und bewirken wir solche „Shining Eyes“. Das Wundersame an diesen „Shining Eyes“ ist, dass sie in höchstem Maß ansteckend sind. Wenn jemand vom Leben ergriffen ist versteht er seine Endlichkeit, schätzt den Moment, liebt sein Dasein und ist offen für seine Mitmenschen. Diese Wahrhaftigkeit ist durch jede seiner Poren und rundum spürbar.

Was wäre wenn das Erfolgsrezept des Lebens im Entwickeln und Verursachen von „Shining Eyes“ läge?

Shining Me – Shining You: 3+1 Schritte zum strahlenden Vorbild

  1. Innere Motivation: Sie wollen etwas verändern – nicht um (etwas/jemand) zu gewinnen, sondern um (etwas/jemand) zu bewegen, zu erforschen, zu verbessern, der/die/das Ihnen im Herzen wichtig ist.
  2. Standfestigkeitwie viele Menschen drehen sich nicht nach dem (Umgebungs-)Wind? Lassen Sie sich von guten Argumenten beeinflussen und bleiben Sie flexibel. Aber stets Ihrem Anliegen treu.
  3. Konsequenz: es muss nicht immer Hungerstreik oder Gefängnis sein. Aber manchmal müssen wir für unkonventionelle Ideen, die anderen gegen ihren Gewohnheits-Strich gehen, „Prügel“ einstecken. Kritik, schlechte Nachrede, Intrigen, Gegenwind. Das „nicht-gemocht-Werden“ auszuhalten ist gar nicht so einfach. Ihr Anliegen sollte Ihnen den Kampf wirklich wert sein. Das bringt uns zur eigentlichen Kern-Frage:
  4. Haben Sie ein Anliegen!(?): eines, das Sie im Kern berührt, das Sie bewegt? Und das Sie in und mit Ihrem Leben vertreten wollen? Wie lautet Ihr Anliegen in einem Satz? In einem Wort?

Und was kommt nach dem Strahlen?

Lesen Sie nächste Woche über den „ultimativen“ Gradmesser von Erfolg, nämlich IMPACT. Die Macht, zu bewegen.

DEEP IMPACT – Success Story No 4: Samstag, 28.03.2015, 10.00

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