DEEP IMPACT

Secret Success Story No 4 – Über die Macht, zu bewegen

Kollisionskurs

Er ist Kampfsportmeister, tritt mit dem würdevollen Understatement und der nonchalanten Selbstsicherheit eines vielfachen internationalen Medaillengewinners auf. Alleine seine physische Präsenz lässt ihr die eigenen schlaffen Muskeln und mancherorts durchaus speckigen Stellen unangenehm bewusst werden. Er lebt seinen Körper. Absolut überzeugend und bewundernswert. Im selben Augenblick wirkt er irgendwie hart. Würde sie ihn umarmen, so würde sie vom Stahl seines Körpers wohl abprallen. Sie überlegt, wie es sich anfühlt in diesem Körper, der eine Schlagkraft und Spannkraft, eine Flexibilität und Schnelligkeit wie kaum ein anderer hat. Eigentlich müsste ihm alles rundherum zu langsam gehen, zu träge sein. Ihm, der noch dazu blitzschnell im Kopf ist. Er denkt mit der Leistungsfähigkeit seines Körpers. Er denkt körperlich. In der Sicherheit eines höchst aktivierten Körpers liegt für ihn der Quell des Friedens, des erfüllten Lebens, seines Erfolges.

Zu Demonstrationszwecken lässt er seine Faust blitzschnell nach vorne schießen. Er will ihr zeigen, dass alle Menschen Gewohnheitswesen sind. Will ihr vorführen, dass sie ganz unbewusst zusammenzucken und völlig automatisch ausweichen wird. Doch ihr Körper tut nichts dergleichen. Sie rührt sich nicht. Wie in Zeitlupe sieht sie seine Faust kommen, sieht ihr rechtes Augenlied sich zugleich langsam senken. Der Aufprall ist ein magischer Moment, in dem sich zwei einander unbekannte Welten begegnen. Ihre Wimpern streicheln wie der Hauch eines Schmetterlingflügels zart seinen zusammengeballten Mittelfingerknochen. Eine Spur weiter noch und ihr Auge wäre dahin. Verblüfft zieht er die Hand zurück. Im Schweigen danach liegt eine Frage: Was ist eben geschehen?

Sie hatte schlichtweg keine Angst gehabt. Sie fühlte sich nicht bedroht. Im echten Leben früherer Zeiten hätte sie der Säbelzahntiger mit dieser Einstellung längst erledigt. In diesem Leben aber ist physische Bedrohung für sie kein Thema. Sie empfindet Krankheit  als lebensbedrohlich, aber ein Überfall: nein, das kommt nicht in ihrem Erfahrungsschatz vor. Auch die Arbeit an ihrem Körper, ein Workout oder Training, geschieht nicht um des Kampfes Willen, sondern ihres Wohlgefühls, ihrer Gesundheit oder der ästhetischen Gefälligkeit wegen. In diesem ewig kurzen Moment, in dem sich Faust und Wimpernschlag berühren, offenbart sich die Erkenntnis. Vertrauen und Angst schließen einander im selben Augenblick aus. Sie ist schlichtweg nicht auf Krieg, auf Überlebenskampf gepolt…

Kann ein Mensch ohne diese grundlegende Triebfeder, sich im Kampf durchsetzen und als Sieger beweisen zu wollen, trotzdem Einschlagendes verursachen? Hat „Impact“ – eine tiefe Wirkung – ohne Kampf einen Wert? Und welche anderen Kampfarenen gibt es noch neben dem Schauplatz des Körperlichen?

Light Impact

Die Leichtigkeit des Seins. Unerträglich finde ich sie nicht. Manche wollen sich selbst und andere durch ihre körperliche Leistungsfähigkeit oder Erscheinung beeindrucken. Andere wollen sich gut oder erhaben, wohl oder zufrieden fühlen. Dritte möchten geistig überlegen sein, besser wissen, mehr verstehen. Alle drei Ebenen sind unsere üblichen „Kampfarenen“: der Körper, die Emotion und der Geist. Sie sind nicht die meinen.

Ich ziehe das Sein an sich dem „Sein im Vergleich zu…“ vor. Besser, schneller, weiter – das ganze Gegenüberstellen und Abwägen mit anderen oder eigenen Vor-Stellungen liegt mir nicht, es stresst mich eher. Dabei bin ich wahrlich keine Couch-Potatoe. Ich tue, was vor der Nase liegt und worauf ich Lust habe. Zugegeben, manchmal muss ich auch lästigen Alltag erledigen, Verantwortung tragen, Rechnungen zahlen. Diese Momente der Fremdbestimmung machen mir deutlich klar wie schön die anderen Momente, die der freien Wahl, sind. Ja, in weniger selbstbestimmten Phasen nütze ich das Vergleichen um mir bewusst zu machen, dass hier ein Prozess im Gange ist, der mich wieder mal woanders hinführt. Aber ich möchte nicht, was andere so dringend haben wollen: Einen bleibenden Eindruck als „dies oder jenes“ hinterlassen. Ich will nicht mit meiner beruflichen Rolle verwechselt werden. Das Nicht-Vergleichen mit anderen oder mit Idealvorstellungen hat für mich einen großen Vorteil. Ich bin ich, egal was ist.

Ob ich mit meiner Einstellung des Nicht-Vergleichens andere beeinflusse? Manchmal fühlen sie sich irritiert, weil ich beim „Wer ist besser“-Spiel nicht mitmache. Es gibt natürlich noch andere Spiele, denen ich mich ebenso verweigere: „Wer ist bemitleidenswerter“ oder „Wer ist schöner/cooler/witziger“. Auf ein „Wer ist jünger“-Match verzichte ich schon lange. Mein mich-Entziehen dieser „Spiele der Erwachsenen“ hat den Effekt, dass mein Verhalten andere verwirrt. Sie wissen dann nicht, worum „es“ eigentlich geht oder wie sie eine Be-Ziehung zu mir herstellen sollen, wenn es gar kein Gefälle auf die eine oder andere Art gibt, über das man ein Verhältnis zueinander herstellt. Wo ist der Bezug? Wo ist die Verbindung, wenn es nicht um ein „Wo stehst Du im Vergleich zu mir?“ geht?

Genau dieser Moment der fragenden Offenheit, in denen diese Fragen deutlich spürbar werden und in Ratlosigkeit münden, macht mich lächeln. Und genau an dieser Stelle und damit berühre ich sie, die um ihren Platz an der Sonne Kämpfenden. Mit der Gewissheit „es geht auch anders!“. Manche lehnen diese Sichtweise ab, da sie ihre Sicht der Dinge erschüttert und ihr gewohntes Verhalten weniger notgedrungen macht. Andere erkennen den Frei-Raum dies- oder jenseits des Vergleichens und lächeln mit. Sind bewegt. Wollen darüber sprechen, suchen Antworten.

Ein-Druck

Was macht wirklich Eindruck außerhalb der Kampfarenen des Vergleichens?

Neues, Andersartiges, Überraschendes. Eindruck zu machen ohne Druck zu machen ist eine Kunst. Sie kann beunruhigen, weil sie ungewohnt ist. Diese Kunst muss nicht schön oder hässlich sein, zerstören oder kreieren. Sie kann einfach nur sein. So. Anders. Und überhaupt. Hat ein solcher Impact denn Relevanz?

Als Van Gogh seine Meisterwerke schuf, waren sie Zeit seines Lebens verpönt. Er stand in ständigem Kampf mit sich selbst, er machte sich Druck, seine Sichtweise in die Welt zu bringen und er hoffte auf Käufer, die zu schätzen wussten, was er leistete. Ob er er sich mit anderen verglich und besser sein wollte? Vielleicht. Sein Malstil läutete jedenfalls erst nach seinem Tod für den Rest der Welt wahrnehmbar eine neue Art zu sehen und die Welt darzustellen ein. Er selbst hatte seine eigene innere Wirklichkeit ernst genommen und wurde dafür für verrückt gehalten. Und auch seine Unbesonnenheit, was finanzielle Sicherheit oder gesellschaftliche Akzeptanz betrifft, macht ihn heute zu einem der ganz Großen. Im Nachhinein – von Menschen, die Vergleiche lieben.

Künstlerischer Impact hat eine besondere Macht, unsere Gewohnheiten zu erschüttern – ohne uns Druck zu machen, ohne zu vergleichen. Kunst schafft neue Türen im Geist, öffnet Augen, stimuliert das Herz. Sie bewegt uns tief, ohne dass wir kämpfen müssten. Durch ihre Kraft unsere Gewohnheiten zu relativieren, wird uns beim Lesen, Betrachten oder Hören nachvollziehbar bewusst, dass es auch anders geht. Dass wir die Wahl haben, wie wir unser Leben sehen und gestalten. Diese Kraft zur Selbstverantwortung, zur Hingabe, zur Motivation, sich neu zu erleben und sein Leben frisch zu gestalten ist ebenso wichtig wie etwa struktureller Impact, also politische Veränderungen, Gesetze oder rechtliche Rahmenbedingungen, die unser aller Alltag maßgeblich beeinflussen.

Wie weit wir die eigene Kampfarena verlassen möchten und uns im unbekannten „Draußen“ umzusehen bereit sind, liegt ganz bei uns…

Doch können und wollen wir den Eindruck der Bestimmbarkeit, der Kontrolle über unser Leben denn überhaupt aufgeben?

Vom unvergleichlichen Impact zum berechenbaren Effekt

Mit EFFICACY  dreht sich nächste Woche alles um die Planbarkeit von Erfolg.

EFFICACY – Success Story No 5: Samstag, 04.04.2015, 10.00

BeMeUp – Der Erfolgsblog. Jeden Samstag um 10.00. http://www.bemeup.today

 

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