INTRASTABILISATION

Secret Success Story No 18 – über die Sicherheit aus dem Inneren

Sicherheit versus Freiheit

Gehen Sie gern auf Nummer Sicher? Ist es Ihnen lieber, kaum Risiko einzugehen und den Weg des geringsten Widerstandes zu verfolgen? Stehen Sie dem Ruf des Abenteuers misstrauisch gegenüber und befürchten Sie ungeahnte Konsequenzen? Dann gehören Sie zu jenen, die das Gefühl von Sicherheit über eine Reduktion von Möglichkeit herstellen. Letztere werden dabei einfach ausgeblendet. Wie tunlichst auch alles, was erschreckt, beängstigt, unangenehm ist. Klimawandel, Finanzkrise, Bildungspolitik (das könnte ewig so weiter gehen)… Auf Nummer Sicher gehen und den Rest ausblenden – beide Strategien gehören zueinander wie die zwei Seiten einer Medaille. Das scheint aber auch hervorragend zu funktionieren. Oder? Was wäre denn überhaupt die Alternative? Zeitung lesen, Nachrichten schauen – und Angst haben? Das Gefühl, nichts ausrichten zu können ist unschön, man fühlt sich so leicht verdammt zur offenbaren Hilflosigkeit. Der Eindruck, vom Schicksal oder den diversen Zeitgeistern ungewollt überrollt zu werden, stellt sich angesichts der Unwägbarkeiten der Welt schnell und übermächtig ein.

Wie genau können wir auf Nummer Sicher gehen, ohne uns dabei im Altbekannten einzuigeln und ohne konsequent im Ausblenden zu bleiben?

Freiheit versus Sicherheit

Oder sind Sie vielleicht ein Optimist? Sehen die Chance im Wandel, sind offen für Neues, begrüßen das Andere, umarmen das Fremde? Entspricht „ Alles wird gut“ Ihrer Überzeugung? Dann haben Sie eine andere Wahl getroffen. Und – leben Sie gut damit? Und vor allem: Wo nehmen Sie die Sicherheit her, dass sich schon alles irgendwie ausgehen wird? Wieviel Vogel-Strauß Haltung ist nötig, um diese Zuversicht aufrecht zu erhalten? Und wieviele gut portionierte tägliche Rationen Guten-Glaubens?

Die Schnecke und das Haus

Lassen Sie mich so fragen: In welcher Methode im Umgang mit dem Wahnsinn der Welt haben Sie es sich gemütlich gemacht? In welcher Haut, durch welchen Panzer, fühlen Sie sich pudelwohl und geschützt, wie Zuhause? In der schimmernden Verheißung des Optimismus, der dicken dunklen Decke des Pessimismus, im bunt-hedonistischen Opportunismus? Sind Sie ein Fan der nüchternen Realität oder kämpfen Sie für hohe Ideale? Sind Sie ein Vertreter der neuen Sachlichkeit oder ein Gentleman (eine gentle woman) der alten Schule? Gleich in welchem Zugang Sie ihre Heimat gewählt haben – er wird Sie dennoch nicht beschützen können. Nicht vor den Übeln der Welt, nicht vor den Zeichen der Zeit. Sehen Sie sich bitte einmal um in Ihrem Zuhause. Es ist hoffentlich ein Ort des Rückzugs und der wohligen Heimeligkeit. Nichts deutet darauf hin, dass er viel mit einem filigranen Schneckenhaus gemein hat. Nur eine selbstgebaute Schutzschicht gegen die harte, kalte oder auch heiße, dürre Seite der Wirklichkeit ist. Aber: Eine wilde Woge, ein unbedachter Schritt und… Knirsch. Bis dahin wähnen wir uns wohl behütet (wohl behüttet).

Ängstlichkeit, Naivität,  Ignoranz – sie alle geben vielleicht vorübergehend funktionierende Mittel ab, sich in Sicherheit zu wiegen. Wir bauen aus ihnen unsere höchsteigenen Schutzmechanismen, welche dadurch, dass sie den Blick auf die Welt verwehren, den inneren Frieden bewahren sollen.

Schutz inmitten des Unkontrollierbaren

Was ist die Alternative zum Wegsehen? Hinsehen und sich mit dem, was wir sehen, einfach abfinden? Fatalismus? Zynismus? Sich stoisch aufrecht halten? Haben wir denn eine große Wahl, was das Vergehen aller Dinge inklusive unserer selbst betrifft? Nein, ich glaube nicht an den unmittelbaren Weltuntergang und daran, sich vorzuhalten dass jeder Tag der letzte sein könnte. Vielmehr bin ich der Meinung „Wir sind die Schnecke und ihr Haus“. Will heißen: Wir sind in der Lage, das weiche Innere und die harte Schale zu einem flexiblen und stabilen Ganzen zu formen. Wir sind wunder-volle Wesen – fähig, romantische Realisten oder geerdete Idealisten, hoffnungsfroh verantwortungsvoll oder umsetzungsstarke Tagträumer zu werden. Bleibt nur noch die Frage, wie wir zu dieser Fähigkeit der Verbindung scheinbar gegensätzlicher Fähigkeiten kommen. Wie können wir uns angesichts der Unsicherheiten dieser Welt, eingedenk des ständigen Wandels sowie der selbstgebauten filigranen Schutzmechanismen diesen beiden Fakten, nämlich der sicheren Vergänglichkeit gegenüber überhaupt jemals wirklich sicher fühlen?

Stabilität im Wandel

Wer kann uns garantieren, dass wir unsere Jobs behalten (bzw. bekommen), unsere Pensionen beziehen, uns den Arzt leisten, überhaupt in Frieden leben oder dass unsere Kinder ein gutes Leben haben werden? Die Politik? Der Staat? Ein Gott? Wer sind diese Wesen(heiten) in der gelebten Wirklichkeit? Innere Ideale, die es mit der äußeren Realität (nicht) aufnehmen können? Worauf vertrauen wir, worauf setzt unsere Gesellschaft, wenn die gewählten Volks-Vertreter oder die gepredigten Heilsversprechen spürbar unglaubwürdiger werden? Wenn wir resistent gegen oder gewöhnt an das Opium fürs Volk geworden sind? Natürlich gibt es hochintelligente und hochmotivierte Politiker oder Priester, von den besten Absichten beseelt und überzeugt, gemeinsam etwas nachhaltig Gutes ausrichten zu können. Die breite Öffentlichkeit wählt jedoch lieber altbewährte Vogel-Strauß-Taktik und Schlaraffenland-Versprechen als die nüchterne Aussicht des gewährleistungslosen Alltags reiner Selbstverantwortung. Doch vor allem in ihr, in der Selbstverantwortung, besteht der Schlüssel zum nachhaltig wirksamen und immer wieder aus dem eigenen Inneren herstellbaren Gefühl der Stabilität.

Niemand kann für andere…

…dafür jeder für sich selbst. Jeder von uns ist seiner inneren Stabilität, seines Sicherheitsgefühls eigener Schmied. Was Staat und Politik, Institutionen und Organisationen, Systeme und Glauben leisten können sind, Rahmenbedingungen zu verbessern, Unterstützungen anzubieten, Hilfestellungen zu geben, Ankerstellen zu schaffen und Orientierungsmarken zu setzen, Schmerztabletten zu verteilen und Ablenkungsmanöver darzubringen. Aber das Gefühl der Sicherheit ist zutiefst Ihr eigenes. Fragen Sie sich: Verfällt die Öffentlichkeit in Panik – fallen Sie mit ihr? Bleiben Sie ein Fels in der Brandung, wenn es rund um Sie herum stürmt? Bewahren Sie im dichtesten Dschungel den Überblick und in der Hitze des Gefechtes einen kühlen Kopf? Wer sind Sie, wenn alles andere außer Kontrolle zu geraten droht oder tatsächlich aus den Fugen gerät? Sind Sie ein Anker für sich – und andere, wenn es darauf ankommt?

Sein und nicht Sein

In letzter Konsequenz werden wir alle eines Tages sterben, unsere Welt wird in die Sonne stürzen, so nicht etwas anderes Katastrophales vorher geschieht. Man könnte also sagen, dass sowieso alles egal ist (siehe die Strategie „Ignoranz“). Man könnte den schönen Schein wahren, die eigenen Schäfchen ins Trockene bringen, das Übel der Welt bekämpfen – und dennoch wird alles eines Tages zum selben Ende führen. Der Weg ist das Ziel meinen Sie an dieser Stelle völlig treffend? Das Sein ein Selbstzweck, das Werden Gegebenheit, das Sterben Notwendigkeit? Welche Haltung verlangt eine derart uferlose Klarheit? Wo kommt die innere und zutiefst als wahrhaftig empfundene Sicherheit trotz der Gewissheit der eigenen Sterblichkeit und ohne äußere Versprechen glauben zu müssen her?

Das Lächeln und der Abgrund

Wollen wir wenig funktionelle Strategien der Stabilisierung verabschieden, so können wir sie effektiv ersetzen, indem wir unsere Aufmerksamkeit auf Gelingendes verschieben:

Schätzen wir echte Menschen und tatsächliche Umstände hoch, statt vergangene und drohende Verluste lautstark zu betrauern oder zu befürchten.

Setzen wir uns aktiv für gelebte Gerechtigkeit ein, statt dem Zorn nachzuhängen, der sich einstellt, wenn wir Ungerechtigkeiten sehen, erleben oder befürchten.

Schützen wir alles, was Freude bereitet, statt Hass und Angst einen Raum zu geben. 

Handeln wir, anstatt zu Sudern.

Lächeln wir im Angesicht des Abgrundes, denn diesseits liegt unsere Lebenswelt, über uns der Himmel, unter uns die Erde.

Wie uns das aktive Verschieben unseres Blickfeldes zu einem erfolgreicheren Leben führt, davon handelt der nächste Blogbeitrag:

Focushift – über die Augen des Betrachters. Success Story No 19: Samstag, 10.10.2015, 10.00

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COHERINTERFERENT

Secret Success Story No 17 – über die Allverbundenheit im Zwischenraum

Wissen

Wissen ist Macht. Macht korrumpiert. Korruption öffnet Türen. Türen eröffnen Wege. Wege führen zu einem Meer von Möglichkeiten. Die Möglichkeiten sichern die Überfahrt. Am anderen Ufer angekommen, findet mann/frau Gleichgesinnte. Wie viel Wissen steckt in diesem Kreislauf der Reproduktion von Machtstrukturen? So einiges davon. Nämlich das Wissen, wie der Hase läuft. Soziales Erfolgswissen. Das Wissen um die Do it’s und Don’ts. Wer weiß gewinnt. Wer gewinnt hat Er-Folg. Es folgt, was folgen muss: Wer Erfolg hat weiß, wie es geht. Wer weiß, hat Macht… u.s.w.

Was ist Wissen anderes als die Fähigkeit zur Wiedergabe eines in sich schlüssig funktionierenden Systems?

Ist Wissen etwas anderes als ein show-off der eigenen synaptischen und menschlichen connections, der eigenen Kinderstube, der eigenen Erinnerungsleistung?

In Zeiten des Internets ist das Gesicherte am Wissen sichtbar nur relativ zur Quelle zu genießen. Diese Relativität des „Wahrheitsgehalts“ in Bezug zum Urheber steht der Relativität des „Wahrheitsgehalts“ in Bezug zu den Wünschen des Suchenden/Lesenden in Nichts nach. Wer nur will, weiß (noch) nichts. Wer weiß, hat scheinbar schon gewonnen.

Was aber ist wahres Wissen? Zu wissen, dass wir nichts wissen? Scheint irgendwie zu einfach. Die Frage „Was ist Wahrheit“ lege und lasse ich dieser Stelle naturgemäß offen. Wahrheit liegt im Auge des Betrachters, in der Interpretation von „Fakten“ und in der Intensität des Wunsches nach absoluter Glaubensgewissheit. Wahrheit ist ein Wunsch – oder ein Konzept. Aber das ist nur meine Meinung und muss wirklich nicht Ihrer entsprechen.

Weisheit

Das Wissen um die Herkunft von Weisheit liegt vielleicht eher auf der Hand: Es handelt sich dabei um eine beträchtliche Menge an Erfahrung, präsentiert auf einem Spiegel von Allgemeinbildung, gewürzt mit einer scharfen Prise Selbstreflexion, passiert durch einen zarten Hauch Berührbarkeit, geschüttelt von einer Vielfalt überwundener Lebenskrisen, garniert mit gesunder Distanz zu sich und der Welt und verständnisvoll serviert in exakt jenem Gefäß, das punktgenau die Entwicklungsbedürfnisse des Empfängers – und sei dies man selbst – stimuliert.

Weisheit erkennt die Beschränkungen, die sich jeder selbst auferlegt, inklusive der Existenz eigener Blinder Flecken. Weisheit trägt sich nicht zur Schau. Weisheit wirkt durch die Hintertür, indem sie das Innenleben hinter der Fassade offenbart. Sie macht dabei nicht öffentlich, sondern legt jene, die des Verstehens mächtig sind, sich und einander offen. Weisheit führt die anderen, die nur sich selbst sehen, zum eigentlich Wesentlichen, ohne ihnen die Wahl zu nehmen, sich auf Wunsch lieber weiterhin Ablenkungen hinzugeben zu können.

Weisheit ist mächtig, indem sie keine Macht ausübt.

Weisheit verändert, indem sie das Veränderliche frei legt.

Weisheit stabilisiert, indem sie den Kern des Pudels erfasst.

Weisheit lächelt.

Leichtigkeit und Verantwortung

Die Leichtigkeit der weisen Handlung basiert auf der unleugbaren Verantwortung sich selbst gegenüber. Dennoch trägt der Weise nicht die Steine der anderen. Jedem sein eigenes Kreuz (um in Anlehnung an Monty Python zu sprechen).

Zugleich wirkt Weisheit vorbildhaft, selbst wenn sie Erwartungen täuscht und Hoffnungen sprengt. „Das Richtige“ kann unschön oder wenig heldenhaft daher kommen. Wer weise wirkt, muss aber selbst nicht weise sein. Und wer Weisheit besitzt, muss nicht wirken wollen.  Die Verpflichtung der Verantwortung betrifft die Gerechten, nicht die Weisen. Und die Kämpfer für das Gute reiben ihre Handlungskraft nicht selten überwältigt durch die Last der niemals endenden Aufgabe Tag für Tag etwas weiter ab. Wer will schon alles wissen, wer will schon weise handeln müssen, wenn sich der ganze Aufwand als bloßer Tropfen auf den heißen Stein, als niemals genug, als stets einer Legion von Nichtwilligen gegenüber viel zu ungenügend erweist? Ist Nichtwissen und nicht-weise-Handeln nicht wesentlich erfolgsversprechender? Liegt im Limit nicht die Kraft der Fokussierung?

Die Gnade der Disconnection

Konzentrieren wir uns auf eine Sache, so blenden wir den Rest aus. Tun wir, was vor der Nase liegt, so finden Erledigungen zu ihrem Häkchen. Täglich. Stündlich. Minute für Minute. Ein Leben lang. Hartnäckiges Ausblenden höhlt den größten Brocken an Aufgaben zu einem fragmentierten Fragezeichen des „muss ich wirklich?„. Vielleicht ist ja der hohle Stein der Stein der Weisen?

Lassen wir den Überblick rastlos weiterschweifen, den Weitblick ins Leere laufen, den Einblick im Aktuellen enden – so finden wir die Einfachheit der Abgetrenntheit. Die Überschaubarkeit der eigenen Welt. Die Gewissheit der Kontrolle. Gleichzeitig ignorieren wir die Vielfalt der Existenz, die Komplexität der Zusammenhänge, die Unbestimmtheit von Ursache und Wirkung, die Unberechenbarkeit der Zukunft, die Unerklärlichkeit der Gegenwart. Die Eine Wirklichkeit bewahrt uns vor dem Chaos zwischen Allem und Nichts. Sie verstehen, warum ich meine Bedenken der „Wahrheit“ gegenüber habe.

Das All und die Wissenheit

Können Wissen-Schaften die Welt erklären? Nein. Wissenschaften erklären sich selbst. Und sie erklären uns, wie wir die Welt wahr-nehmen. Sie gestalten mit uns, durch uns, unsere Selbst- und Weltbilder.

Die Kunst hingegen reflektiert das für uns Unsichtbare, unseren Kreationsprozess. Kunst rührt uns durch Unspürbares, verwandelt Unaussprechliches in mehr oder weniger greifbaren Klartext. In der Kunst begegnen einander das Alles und die Wissenheit. Sie halten ein Zwiegespräch, dem Künstler und Rezipient unwillkürlich lauschen. Das Neue, das aus der intuitiven Verbindung von All und Wissenheit erwächst, keimt im Einzelnen und belegt den Zwischenraum vor jeder Bedeutungsverleihung. Deutungshoheit hat, wer wahr-zunehmen  und ans Licht zu holen vermag, was  zuvor unter der Oberfläche schwelte. Doch jede Deutung ist eine Reduktion von Möglichkeit, von unendlicher Verbundenheit, von Potenzial – zu Ein-, oder Zwei- oder vielleicht noch viel Mehr-Deutigkeit.

Der All-Wissende reitet jedoch in der Dichte der Querverbindungen von einem Zwischenraum zum nächsten auf der zeitlosen Welle der – aus unserer Sicht zumindest – unendlich  komplexen Wirklichkeit.

Zeit für eine kleine Zusammenfassung:

Perlen des Wissens,

Meer der Weisheit,

Sich erkennendes Universum der All-Wissenheit.

AlleinSsein

Voraussetzung, sich im EinsSein mit dem All zu erleben, ist die Fähigkeit zur Entgrenzung, zur quasi Ent-Identifizierung von all dem, was oder wer wir zu sein glauben. Das Nicht-Festhalten gibt den Startschuss zur Freiheit der Allverbundenheit.

Wir sind die Synapsen, denen unsere Wirklichkeit entspringt. Je bewusster die Wahrnehmung des Netzwerks selbst, desto tiefer das Wissen um die All-Einheit. Im AlleinSsein vereinen wir Alles und Nichts in uns, wobei es kein Außerhalb mehr gibt. Nichts und Alles existieren tatsächlich zugleich im Raum. Vielleicht gut, vielleicht wahr, vielleicht schön. Aber was tun damit?

Wollen wir Teil des Ganzen sein, unseren Platz im Universum finden, unser Selbst verwirklichen, ungehemmt Leben und ungehindert Sein – dann empfiehlt sich der Zustand des AlleinSseins durchaus als der rote Faden der Erfahrung wie auch als letztendliches Entwicklungsziel.

Er-, Nein: Wir-Leuchtung

Was oder wer ist eigentlich wirklich er-leuchtet? Anders gefragt: Wer oder was kann das überhaupt beurteilen? Ich wage zu behaupten, dass Urteilen und Erleuchten sich wie zwei Pole zueinander verhalten. Das eine schließt das andere aus. Und dennoch sind sie miteinander verbunden. Denn in der Allverbundenheit hat alles einen Platz – einen vorübergehenden – im Prozess des Werdens, Seins und Vergehens. Wie sagte Klaus Kinsky so schön in einem seiner Filme: „Ich bin in der Überzahl“ (oder so ähnlich). Wir sind Eins. In dieser Erkenntnis, die nichts mit Wissen, wenig mit Weisheit und viel mit Wahr-Nehmung zu tun hat, liegt vielleicht der Schlüssel für ein erfolgreiches globales Miteinander. Wirklich neu ist diese Erkenntnis nicht. Nur das Wissen alleine reicht eben nicht. Weises Handeln und wahrhaftiges Wir-sind-Eins-Gefühl: er-/wir-leuchte unseren Weg!

Sollen Sie  bis hierher gelesen haben: Hut ab. Dankeschön. Selten lasse ich meinen Gedanken derart freien Lauf. Sie können mich für ver-rückt halten, das ist mehr als ok. Sie können sich zutiefst irritiert fühlen, das wirkt fast noch besser. Denn in der Irritation liegt der Keim eines jeden Wandlungsprozesses. Mitten in der Destabilisierung manifestiert sich die Aufforderung zum Reorganisieren, zum Un-Abhängig werden von Vorannahmen und äußeren Bedingungen der inneren Sicherheit. Sollten Sie es bis hierher geschafft haben, könnte Sie das Thema der nächsten Woche anziehen wie ein schwarzes Loch –  es lockt unnachgiebig, unausweichlich, letztendlich und durchaus beängstigend die Essenz der Transformation:

Instrastabiliation – über die Sicherheit aus dem Inneren. Success Story No 18: Samstag, 03.10.2015, 10.00

FASTCINATION

Secret Success Story No 16 – über Trieb, Kraft und Geschwindigkeit

Schnell, schneller, am schnellsten

Geil finden Sie? Wenn die Umgebung vorbeifliegt, die Fliehkraft Sie fest im Griff hat, der Fahrtwind Ihr Gesicht verzerrt… Oder wenn die Gedanken fliegen, die Ideen einander blitzschnell folgen, der Funke der Inspiration nur so sprüht? Wenn der Computer noch vor Ihrem Anschlag öffnet, was Sie brauchen, das Internet schneller als das Auge funktioniert: Wenn Sie all das fasziniert oder gar glücklich und zufrieden stimmt, dann zählen Sie zu jenen, für die der Thrill des Speed zum Erfolgreich-Fühlen führt.

Die 7 Hochgefühle im Schnelldurchlauf

Christian Mikunda beschreibt die 7 Hochgefühle, die jeden von uns in unterschiedlicher und höchst individueller Zusammensetzung „glücklich“ im Sinne von erfolg-reich fühlen lassen (siehe sein Buch „Warum wir uns Gefühle kaufen“). Er leitet sie aus den 7 Todsünden her, die er einfach in das jeweilige Gegenteil verkehrt. Unterschiedliche Kombinationen dieser 7 Wege führen zu unserem persönlichen Mix an Glück. Jeder von uns schöpft seine Erfolgs-Gefühle aus Gewohnheiten und Präferenzen und erzielt sie mit Hilfe seiner eigenen Mittel und Methoden. Wir alle haben unsere höchst eigenen Arten und Weisen,  in uns Joy (das positive Gegenteil von Völlerei), Glory (statt Hochmut), Chill (statt Trägheit), Power (statt Zorn), Bravour (statt Neid), Desire (statt Gier), Intensity (statt Wollust) zu generieren.

Der Speed gilt als Bestandteil von Thrill, und dieser wiederum gehört zur Kategorie Power. Beim Thrill werden Signale, die eigentlich Angst auslösen, weil sie außerhalb unserer Kontrolle liegen, als positiv erlebt. Wir machen die Erfahrung, dass etwas zwar „wild“ ist, uns aber nicht verletzt. Die Geschwindigkeit ist wie ein gefährliches Abenteuer – mit Sicherheitsnetz. Jede Erfahrung der Kategorie Power lässt uns selbst stark fühlen. Und diese Kraftstärke zeigt sich als deutliche Empfindung in einem Moment (oder eben nicht). Stärke ist keine Idee, obwohl sie vorgestellt werden kann, sondern ein Zustand.

Zeit und die Empfindung von Geschwindigkeit

Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines einzelnen Momentes beträgt nur etwa 3 Sekunden. Der Philosoph Husserl sprach in diesem Zusammenhang vom sogenannten „Nu“, der Dauer eines Augen-Blicks. Diese kleinste Einheit bewusster Konzentrationsphase kann mit der Zeitspanne, die wir brauchen, um ein Bildes intensiv visuell abzutasten gleichgesetzt werden. Nach spätestens 3 Sekunden springen wir weiter, mit den Augen, mit den Gedanken. In der Geschwindigkeit, die sich in Aktion und Reaktion zeigt, liegt die seit Urzeiten tief in uns verankerte Gewissheit, das eigene Überleben besser sichern zu können. Wir sind unbewusst davon überzeugt, dass wenn wir alles über-blicken jede Gefahr schneller gesichtet und daher gebannt werden kann. Geschwindigkeit und Adrenalin gehören wie die beiden Seiten einer Medaille zusammen, damit der Thrill seine Magie versprüht: das Ansteigen des Pulses, eine erhöhte Herzfrequenz, das Gefühl mitten im Leben zu sein. Wem bei Geschwindigkeit eher übel wird oder ein anderer Gefühlscocktail (etwa Angst oder Mulmigkeit durch die Ausschüttung von Stresshormonen) packt, den führt wohl eines oder mehrere der anderen 6 Hochgefühle zum Erfolgreich-Fühlen.

Die Intensität des Erlebens

Die 7 Hochgefühle bedeuten maximale sinnliche Reizstimulierung (nur beim Chill wird das High ausgelöst durch gezielte Minimierung von Reizeindrücken). In unserer Erlebnisgesellschaft wollen wir uns und die Welt mit allen Sinnen erleben, das Leben voll auskosten, es genießen und uns anregen lassen, wo nur möglich. Erfolg hat, wer das Leben zu leben weiß. Zumindest die Belohnungszentren in unserem Gehirn signalisieren uns dies. Beim Genuss von gutem Essen, gutem Sex, gutem Entertainment senden sie die Botschaft: „ja, das ist Erfolg“. Gleichzeitig liegt die Gefahr von „Zuviel des Guten“ nahe. Übersättigung oder wiederholte ähnliche Stimuli lassen uns abstumpfen, dick werden, machen uns träge. Langsamkeit und die Langeweile liegen dicht bei einander. Intensivere Eindrücke müssen her.

Das Unersättliche an der Geschwindigkeit

Haben wir das neueste Telefon, surfen auf der schnellsten Internetverbindung, verfügen wir über den letzten Stand der Nachrichten? Geschwindigkeit hält uns gefangen im Kreislauf der Dringlichkeit. Wichtiges, das viel Aufmerksamkeit und Zeit braucht, wird zugunsten der schneller zu bewältigenden Aufgaben verschoben. Kein Wunder, dass nachhaltiges Planen und langsames Agieren heute so unpopulär sind. Schnell wirkt professionell. Politik, die sich ernsthaft mit der Komplexität unserer Zeit und ihrer Anforderungen auseinandersetzt, scheitert an der öffentlichen Wahrnehmung ihrer scheinbaren Untätigkeit.

Trugbild Speed

Ja, Speed ist geil. Schnelle und schlagfertige Antworten beeindrucken. Im Sport zählt die Geschwindigkeit als ultimatives Leistungskriterium. Wer schnell ist, der siegt. Das Langsame ist out. Das ist ja schon lange nichts Neues mehr. Langsam ist alt, zahnlos, bedeutungslos. Aber ist schnell tatsächlich besser? In Krisensituationen ist schnelles Handeln notwendig. Heutzutage hat jedoch nahezu jede Veränderung den Anschein einer Krise. Die Veränderungsgeschwindigkeit unserer Lebensumstände nimmt seit Jahren unablässig zu. Viele finden das schon lange nicht mehr geil.

Triebkraft und Kraftakt

Letzte Woche stand die Frage „was turnt uns an“ am gedanklichen Wochen-Menu. Geschwindigkeit zählt definitiv dazu. Die Gewohnheit, dass alles schnelllebig, vergänglich, wegwerfbar ist, begleitet uns ständig. Neu ist in, alt ist out. Wir wenden lieber viel Kraft dafür auf, unsere Neu-Gierde zu befriedigen als unseren An-Trieben auf den Grund zu gehen. Sobald wir wissen, was uns antreibt – und das ist stets ein vorgestelltes oder reales Defizit – verfügen wir über die Macht, den Trieb, den Druck, das „Muss“ in unserem Leben auszuschalten. Was ist aber, wenn es nichts mehr zu kompensieren, nichts mehr zu erreichen, keine innere Unausgewogenheit mehr auszufüllen gibt? Was tun wir dann? Kennen Sie die Angst vor dem Ankommen? Ist Ankommen nur ein Synonym für Antriebslosigkeit und insofern als das Gegenteil von Triebkraft zu verstehen?

Andererseits könnte auch das Auge des Momentes, das  durch keinerlei Wunsch oder Angst getrübt wird, der Schlüssel zur Ewigkeit sein. Erfolg ohne Kraftakt. Wie entscheiden Sie sich: für das Perpetuum Mobile von immer mehr, weiter, höher, schneller? Oder für ein unvergleichlich un-vergleichendes Leben.

Die Karotte ist zum Essen da

Speed ist eine Methode. Den Antrieb und Motivation für die Sucht nach dem „Immer-Schneller“ zu durchleuchten ist für Speedjunkies alles andere als geil. Dagegen ist nichts zu sagen. Die Karotte ist zum Essen da. Mein Argument besteht darin, dass sich auch in der Stille der Bewegungslosigkeit, in der Ruhe der schrittweisen Veränderung, im Anerkennen, dass wir über keinen Moment unseres Lebens wirklich die Kontrolle haben, ebenso Zustände von Power oder Intensity erzeugen lassen. Nein, Geschwindigkeit ist kein Selbstzweck. Und das sich-Dauer-Beschäftigen, wie es von so vielen praktiziert wird, nicht gleichbedeutend mit einem erfüllten, erfolgreichen Leben. Hier liegt ein weit verbreitetes Missverständnis vor. Die schnellste Abkürzung zum Glück wäre das sofortige Beenden des Speed-Trips. Wir sind die Karotte!

Das eigene Zeitempfinden steuern

Dem Need for Speed eine gewisse Lust auf Just Now zur Seite zu stellen eröffnet neue Freiheiten. In dem Ausmaß, in dem weder Stille oder Leere noch Langsamkeit oder Veränderung das Gefühl von „zu spät“, „zu lahm“, „ich halte das nicht aus“ bzw. „nur weg hier“ mehr auslösen, gewinnen wir frischen  Handlungsspielraum. Alles, was wir dazu brauchen ist es auszuhalten, offenen Auges all die unangenehmen Gefühle da sein zu lassen, die auftauchen, wenn wir uns nicht mit Volldampf von ihnen ablenken. Wir brauchen sie nur einmal bewusst anzusehen, ohne auf sie zu reagieren. Sehen und spüren wir hinein in das Unangenehme, ohne es wegzuschieben oder festzuhalten. Machen wir keine große story draus, steigern wir uns nicht hinein, lassen wir einfach da sein, auftauchen und abebben, was uns bisher unbeachtet angetrieben hat.

Ja, hier begegnen uns Frustration und Aggression, Verletzlichkeit und Verzweiflung, Trauer und Einsamkeit. Sie alle gehören zum Menschsein. Dies anzunehmen, ohne daraus ein Drama zu machen, macht frei. Frei von Antrieb, frei von Antriebslosigkeit, frei von Angst, frei von Hoffnung, frei von Zeit. Hier liegt die Fähigkeit zu jener Präsenz verborgen, die einen Augenblick unendlich werden lassen kann. Und hierin liegt auch die wahrhaft wunder-volle Kraft, unsere Aufmerksamkeit bewusst so verschieben zu können, dass Unangenehmes zwar da sein kann, uns aber nicht mehr aus der Mitte wirft. Das heißt nicht, dass Gefühle und Geschwindigkeit kontrolliert werden oder sich im Nirvana auflösen. In time zu leben bedeutet vielmehr, die Welle reiten zu können (in ihrer jeweiligen Geschwindigkeit – oder das Meer zu sein (in seiner Unendlichkeit).

 

Erfolgreich die Geschwindigkeit je nach Lust, Laune und Notwendigkeit anheben oder verebben lassen können. Das ist mal ein Entwicklungsziel. Dicht gefolgt von der Möglichkeit, die Dichte an Querverbindungen, sprich die Komplexität eines jeden Umstandes und Zustandes, unreduziert stehen lassen und vor allen wahrnehmen, vielleicht sogar sehen zu können. Mit dieser etwas anderen Art der „Allwissenheit“ befasst sich der nächste Blogbeitrag:

Coherinterferent – über die Allverbundenheit im Zwischenraum. Success Story No 17: Samstag, 26.09.2015, 10.00

MOTIRECTION

Secret Success Story No 15 – über die Lebenskraft aus Leidenschaft

In The Still Of The Heat

Der Sommer war heiß, indeed. In der Hitze scheint vieles still zu stehen. Der Druck, etwas zu verändern, verdunstet in der Bewegungslosigkeit. Der Weg und das Ziel verschmelzen im Hier und Jetzt, es ist schlichtweg zu heiß für große Sprünge oder kleinen Zweifel. In der Hitze regiert das Sein. Nur unter dem kühlen Hauch einer Klimaanlage springen die Lebensgeister wie eh und je von Sinn und Richtung zu In-Frage-Stellen und  Mehr-oder-Anders-Wollen.

Jetzt ist es wieder kühler und das Drängen nach Neuem schlägt sich mit der Übermacht des Alltags herum. Die Ehrlichkeit des Notwendigen besiegt den Keim von Hoffnung oder Leidensdruck: Ersehnte Veränderungen punktgenau anzupeilen und kraftvoll durchzuziehen – das ist der Stoff von Ratgebern (menschlichen oder literarischen), viel zu selten entspricht er der Realität. Viel zu verlockend ruft uns das altbekannte eigene Lied und wir bleiben dem heimischen Sumpf von „geht nicht“, „war schon immer so“, „kann nicht“, „darf nicht“, „wenn ich nur…“ etc. treu. Vorher war die Hitze da, der Urlaub und das Abschalten. Jetzt ist es der Alltag, jene allzu heimtückische Überforderung durch Fremdbestimmungen aller Art.

In den Passion-Drive schalten

Verstehen wir „Erfolg“ jedoch als die Erfüllung unserer größten Träume und tiefsten Sehnsüchte, als die Verwirklichung unserer eigenen Vorstellungen von uns selbst und der Welt, dann bleiben wir auf oben geschilderte Art und Weise wohl ewig erfolglos. Stellen wir uns die ernstgemeinte Frage, wie wir aus dem nebeligen Irrgarten des Altbekannten ins blühende Hochland des Neuen oder zumindest zur vielversprechenden Weite des tatsächlich Möglichen finden, so sollten wir uns nicht länger vormachen, dass Reden und Lesen, Planen und Wünschen, Nachdenken und Vorstellen jemals dafür ausreichen. Es geht vielmehr darum, den eigenen Weg aus der Quelle der eigenen Leidenschaft heraus zu beschreiten. Es gilt, unseren Drive aus dem Inneren zu generieren, unseren Weg aus pulsierender Passion heraus zu bauen und ihn, von derselben Passion in Bewegung gehalten, mit schlafwandlerischer Sicherheit ganz von allein, im wahrsten Sinne von selbst zu gehen. Das Außen wird quasi von innen heraus umgewandelt. Nennen Sie es The Secret, wenn Sie wollen. Doch es ist eigentlich kein Geheimnis, dass die Kraft der Passion, die in vielen von uns noch schlummert, nicht nur uns selbst sondern auch unsere Umgebung zu verändern vermag.

Die Gretchen-Frage

Was rumort derart tief in uns drinnen, auf dass wir willig die allzu eingetretenen oder allzu offensichtlich vor uns liegenden Pfade verlassen? Welcher Ruf in unserem Inneren öffnet uns die Flügel? Was gibt uns den letzten Kick, uns von der Klippe der Sicherheit ins Unbekannte des zutiefst Eigenen fallen zu lassen?

Success is what you define it is“ schreibt Richard St. John in seinem Buch „8 Traits Of Successfull People“, für das er hunderte weltweit Erfolgreiche nach ihren Rezepten und Prinzipien interviewt hat. Allen Erfolgsfaktoren voran steht dort die Passion, gefolgt von der Arbeit, diese Leidenschaft in die Welt zu bringen. Fokus, Druck, Ideen, Verbesserungen, Dienen und Durchhalten sind die weiteren Ingredienzien des Erfolgreichwerdens. Aber all diesen verständlichen Punkten, die sich mit der Umsetzung befassen, voran steht eben die Passion. Leidenschaft heißt nicht umsonst Leiden-Schaft. Es ist ein inneres Leiden, eine ewige Sehn-Sucht, der fast unangenehm starke Druck, der gleich einer Geburt etwas in die Welt setzen möchte, etwas erleben oder bewegen will. Und dieser Prozess ist nicht immer angenehm. Viele von uns streben jedoch Glück oder Zufriedenheit als höchsten Entwicklungszustand an. Für andere ist Liebe das Lebensziel.

Liebe zwischen Sehnsucht und Vergnügen

In Anlehnung an den niederländischen Psychologen Paul Verhaeghe könnte man die Liebe zu etwas oder jemandem so beschreiben: Sie wird aus zwei Tunnel gespeist, die sich von beiden Seiten eines Berges auf einander zu bewegen. Der eine Tunnel ist die Sehnsucht (desire), der andere das Vergnügen (pleasure). Beide schließen einander prinzipiell aus. Der Widerspruch aus Sehnsucht (das Sehnen nach dem Abwesenden) und Vergnügen (die Einlösung der Sehn-Sucht) begründet das Paradox der Liebe. Entweder wir begehren oder wir genießen. Der Genuss ist das Essen der Frucht, das Begehren ist das Wollen derselben. Liebe begehrt und genießt – im süß-schmerzvollen Wissen, dass es nie genug ist, dass immer eine Seite fehlt, denn wenn wir je genug hätten, hätte sich die Quelle der Passion erschöpft. Gerade die nicht zu stillende Sehnsucht speist die mentale Überzeugung, den emotionalen Überschwang, den tatkräftigen Überschuss, der den Liebenden letztendlich unabhängig vom Objekt oder Subjekt seiner Begierde macht und es oder ihn/sie zum Projekt, zur Projektionsfläche werden lässt. Bis „über den Tod hinaus“ vermag die Sehnsucht ihre Wirkung zu zeigen. Lacan beschreibt das Paradoxon passend „Love means giving what you don’t have“.

Unzufriedenheit als Zugpferd

Enjoy! Lautet das Credo unserer Zeit. Die Sehnsucht nach erfreulichen Erlebnissen dominiert unsere Freizeit. Konsum! Lautet der Wahlspruch unserer Wirtschaft. Das Genießen der Kompensationen für unsere Arbeit in Form von Gütern oder Dienstleistungen ist unsere Belohnung für das Voranstellen der Fremdvorstellungen vor unsere eigenen. Parallel zu Vergnügen und Konsum fordern heute etwa Flüchtlingsmassen, Klima oder wirtschaftliche Unberechenbarkeit ein Umdenken. Viele nehmen diese Zeichen wahr und reflektieren, handeln, geben, helfen. Andere wiederum suchen die Defensive, den Rückzug, wollen nichts Veränderliches wahr haben. Zufrieden wollen wir jedoch alle sein. Das Problem mit der Zu-Frieden-Heit ist nur, dass sie im Kern nicht durch Konsum, Genuss, Besitz oder sogar Liebe erreicht werden kann. Zu-Frieden ist jemand, der mit sich und der Welt im Frieden ist. Doch wer akzeptiert sich selbst schon zu 100% so wie er ist und wer sieht nicht, dass diese Welt voller Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu Taten drängt? Aus diesem Gefälle, dem Gefälle zwischen erwünschtem Selbstbild und momentan wahrgenommenem, dem Unterschied zwischen erwünschtem Weltbild und momentan vorhandenem, ergeben sich diverse Handlungsaufträge, die lautstark oder subtil nach uns rufen. Sie fordern uns auf, ihnen zu folgen. Doch sind diese drängenden Aufforderungen zu Handeln wirklich eins mit unserer Passion?

Die Verantwortung uns selbst gegenüber

Ist es egoistisch, unseren eigenen Weg zu gehen? Sollten wir nicht alle vielmehr wie Mutter Theresa oder Bill Gates sein und unsere Fähigkeiten bzw. unsere Mittel in das Besser-Ergehen anderer, weniger Begünstigter, stecken? Die Frage, wieviel Verantwortung wir für die Welt, in der wir leben, haben ist keine leicht zu beantwortende. Ja, wir haben – so viel steht fest. Doch sollten wir uns selbst zugunsten des Wohlergehens anderer aufgeben oder vergessen? Lieber die selbstlose Demut statt selbstzentrierte Visionen in uns pflegen? Sollten wir nicht dem großen Ganzen dienen anstelle unserer Passion zu folgen?

Statt eines entweder-oder Gedankens bietet sich hier ein sowohl-als-auch an. Zugleich klingt in diesem Vorschlag der schale Vorgeschmack auf einen müden Kompromiss an. Ein bisschen Konsum, etwas Vergnügen, gewürzt mit ein paar Spenden oder ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ist das Passion?

Was treibt uns an?

Mit Passion ist hier auch nicht „Trieb“, also das Drängen nach der Erfüllung körperlicher, emotionaler oder geistiger Bedürfnisse, gemeint. Mit dem Titel Motirection, einer Wort-Kombination aus Motivation und Direction, wird jene Quelle der Ausrichtung unseres Lebens in uns adressiert, die unsere Gedanken, Gefühle und Tatkraft speist, ohne dass wir uns verbiegen, anpassen oder verstellen. Peter Handke hat in „Über die Dörfer“ die Richtung, die aus uns selbst kommt, sowie eine Art Anleitung, wie diese freizulegen ist, folgendermaßen beschrieben:

Spiele das Spiel. Gefährde die Arbeit noch mehr. Sei nicht die Hauptperson. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos. Vermeide die Hintergedanken. Verschweige nichts. Sei weich und stark. Sei schlau, lass dich ein und verachte den Sieg. Beobachte nicht, prüfe nicht, sondern bleib geistesgegenwärtig bereit für die Zeichen. Sei erschütterbar. Zeig deine Auge, wink die anderen ins Tiefe, sorge für den Raum und betrachte einen jedem in seinem Bild. Entscheide nur begeistert. Scheitere ruhig. Vor allem hab Zeit und nimm Umwege. Lass dich ablenken. Mach sozusagen Urlaub. Überhör keinen Baum und kein Wasser. Vergiss die Angehörigen, bestärke die Unbekannten, bück dich nach Nebensachen, weich aus in die Menschenleere, pfeif auf das Schicksalsdrama, missachte das Unglück, zerlach den Konflikt. Bewege dich in deinen Eigenfarben, bis du im Recht bist und das Rauschen der Blätter süß wird. Geh über die Dörfer. Ich komme dir nach.“

Der Rote Faden unseres Lebens

Wir sind weder unsere Geschichte noch unsere Vorstellung von uns. Wir sind auch nicht das Bild, das andere von uns haben. Passion ist jene Schwingung, die jeden von uns auf seine eigene Art zum Klingen bringt und jedes Atom in uns vibrieren lässt. Spüren wir jene Momente, die uns in aller Klarheit offenbaren, was uns kraftvoll strahlen lässt. Verfolgen wir diese Spur. Setzen wir unsere Prioritäten, indem wir Entscheidungen treffen, die unser Leben entlang ebendieser Spur verlaufen lassen. Mit einer solchen inneren Ausrichtung einher geht unbändige Lebensfreude, jenes untrügerische Zeichen dafür, dass wir die unerschöpfliche Quelle unserer Lebenskraft freigelegt haben.

Sind Sie etwa einer von jenen Menschen, denen alles zu langsam geht und die noch viel schneller ans Ziel kommen wollen? Haben Sie keine Zeit zum Austeigen (aus dem Bisherigen), Umsteigen (auf etwas Anderes), Absteigen (vom toten Pferd)? Sind Sie der Meinung, dass die Karotte zum Essen da ist, und nicht zum vor-die-Nase-hängen? Ja: Warum das Ziel nicht in sich, statt vor sich haben? Dann lesen Sie nächste Woche mehr über die Fastcination – Trieb Kraft Geschwindigkeit. Success Story No 16: Samstag, 19.09.2015, 10.00

FLEXICORE

Secret Success Story No 14 – über das Stabile im Sturm der Zeit

„All ends with beginnings….

…but we’ve come too far to give up who we are!” meinen Daft Punk und Pharrell Williams  in ihrem Hit “Get Lucky”. Diese Zeilen beschreiben treffend in aller Kürze die Würze unseres momentanen Lebens hier in der Mitte der 2010er-Jahre:

Ständige Veränderung ist die Herausforderung unserer Zeit. Uns treu zu bleiben und gleichzeitig mit den Veränderungen optimal umzugehen ist die Herausforderung für uns Menschen in dieser Zeit.

Wo wir doch so gerne alles unter Kontrolle hätten und endlich sowie dauerhaft all unsere Schäfchen im Sicheren wissen wollten! Wie können wir uns den Eindruck von Sicherheit geben auch wenn es rundherum unplanbar drunter und drüber geht?

Das Schöne an der Komfortzone…

…ist, dass sie sich erweitern lässt. Vielleicht kennen Sie das folgende Bild: Im sprichwörtlichen „Grünen Bereich“ ist alles ok. Die eher schon „Orangerote Stresszone“ kann anregend (Abenteuer, Adrenalin) oder belastend sein. Und wenn es uns eine ungewollte Veränderung zu schnell geht, zu intensiv ist oder zu lange andauert, dann sehen wir „Dunkelrot“: Panik oder Burnout setzen plötzlich bzw. schleichend ein.

Wenn wir nun unsere Komfortzone erweitern und Stress als Anregung empfinden könnten sowie ganz schnell aus der roten Zone zurück in gut-orange oder angenehm-grün finden würden, dann wäre eigentlich alles geritzt. Wenn wir wüssten wie, dann wäre unsere Stabilität in der Veränderung gesichert. Wir hätten in jeder Lebenslage alles im Griff. Und es gibt Wissenschaftler, die behaupten dass dies geht. Im Folgenden geht es um verschiedene Wege zu mehr Gleichmut und Gelassenheit im Auge des Tornados.

Was bringt uns aus der Komfortzone?

Alles, was uns überrascht. Wenn wir angenehm oder selbstgesteuert überrascht werden (etwa durch eine Überraschungsparty oder beim Fallschirmspringen), läuft alles nach Plan. Anregung pur. Wenn wir aber in unseren Erwartungen enttäuscht, mit scheinbar unlösbaren Problemen konfrontiert, in unserer gemütlichen Position bedroht werden, dann läuten unsere Alarmglocken. Buchstäblich. Alarmierende Stresshormone bewirken dann Veränderungen auf allen 5 Ebenen:

  • Vegetativ-hormonelles System (Atmung, Blutdruck, Verdauung etc.)
  • Muskuläres System (Verspannungen, Bewegungs-Blockaden, Haltungsänderungen etc.)
  • Mentales System (negative Gedanken, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsmängel etc.)
  • Emotionales System (Interpretation von Sinnesreizen und Körperzuständen in Form von Stimmungen, Launen, Bewertungen etc.)
  • Verhalten (Reaktionen: was wir sagen und was wir wie tun)

Wie hinreichend bekannt, sollen uns die alarmierenden Zustände eigentlich dazu ermächtigen, gegen einen Säbelzahntiger zu kämpfen oder schnellstens weglaufen zu können. Im modernen Leben bringen diese unkontrollierten Hormonschübe und andere automatisierte Reaktionsweisen eher Probleme als Lösungen mit sich. Und stehen wir unter Dauerstress winkt das Burnout. Stresshormonabbau ist zum einen essenziell für die sogenannte Resilienz, also unsere Widerstandkraft und das „Durchhaltevermögen“. Um an die Wurzel zu gehen wäre es aber am besten, gleich die Auslösefaktoren für Stress zu eliminieren.

Welche Wahlräume haben wir?

Je mehr wir darüber wissen, was wir von uns, von anderen, von der Welt und dem Leben erwarten umso eher wissen wir, was uns enttäuscht. Im Wissen selbst liegt die vielleicht größte Macht, die es schafft, uns in unserer Mitte zu halten, egal was passiert. Denn was uns aus dem Gleichgewicht bringt, ist stets eine Bedrohung dessen, was wir glauben zu haben und zu sein, zu verdienen und zu erreichen. Eine Bedrohung unseres Selbstbildes, unseres Weltbildes, unserer Hoffnung. Flüchtlingsströme im Mittelmehr, TTIP, ein zwar momentan stiller aber eher unberechenbarer russischer Anführer, vom Klima redet schon gar niemand mehr. Alles unberechenbare und auf den ersten Blick risikoreiche, gefährliche Komponenten, die unser Wohlergehen über kurz oder lang beschneiden könnten. Eine Veränderung macht für uns nämlich erst dann Sinn, wenn sie sofort und spürbar oder zumindest höchst aussichtsreich unsere Situation verbessert oder erleichtert. Wenn die Erleichterung aber nicht unmittelbar sichtbar und spürbar ist und auch nicht überzeugend für die Zukunft argumentiert wird, erfolgt der Widerstand – nach außen (Wahlergebnisse, Bürgerinitiativen, Demonstrationen), oder auch nach innen (Stress, Spannungen, Autoagression, Krankheiten).

Wenn wir hier als von Wissen reden und von seiner Macht, uns all dies zu ersparen, damit wir ohne große Aufregung das Beste aus jeder Situation machen können, dann sprechen wir eigentlich schon fast vom Stein der Weisen. Wahrnehmungsfähigkeit, Reflexionsvermögen, Urteilsfreiheit oder auch Entscheidungslosigkeit (siehe mein letzter Blog) führen zu einer krisenfesteren Persönlichkeit. Unzählige Therapien, Bücher, Trainer, Seminare und Workshops bieten Erkenntnishilfen an. Ich sehe dort Vorsicht geboten, wenn das Konzept, also die Methode rechter haben will, als Ihre innere Stimme Ihnen sagt. Die Wahrheit im obigen Sinne liegt definitiv in Ihnen und nicht in einer Lehre oder einem Konzept, auch nicht in einem Rezept. Es gibt tolle Methoden, Mittel und Wege, sich zu erkennen. Aber erkennen werden Sie hoffentlich sich selbst und nicht die Funktionsweise eines Produktes, eines Verkäufers oder einer Organisation. In jedem Fall gibt es viele Möglichkeiten, die eigenen Gewohnheiten und (Re)Aktionsweisen zu durchleuchten und so Abstand von eingefahrenen Denk-, Fühl- und Verhaltensmustern zu gewinnen.

Der einfachste Weg zur Sicherheit

Übersichtlichkeit, Langsamkeit und Ordnung scheinen heute wie Relikte vergangener Zeiten:

„Instability is chronic, uncertainty is permanent, change is accelerating, disruption is common, and we can neither predict or govern events. There will be no „NEW NORMAL“. There will only be a continuous series of „NOT NORMAL“ times.“ Collins/Hansen, Great by Choice

In Zeiten ständiger Veränderungen macht es Sinn, das eigene Zentrum der Stabilität nicht in den äußeren turbulenten Umständen, sondern im Auge des Tornados anzulegen, und die eigene Komfortzone ganz in die Nabe des sich ständig drehenden Rades, zu verlegen. Die Neurowissenschaft sagt uns wie dies geht. Ganz ohne Seminare und Selbstreflexion. Nur mit ein bisschen Übung.

„Normally what you think and decide is influenced by the limbic system. You think different if you are happy or depressed. If you want to change your thinking and change the quality of your thinking, you can’t do it by thinkingTo change behaviour, you have to change thinking, to change thinking, you have to change the context in which thoughts occur! What is the biological and emotional context in which a thought arises? Here you can change the quality of your thought. And you don’t have to be a yogic master or enlightened. IT’S ALL ABOUT CHOICES.“ Dr. Alan Watkins, Neurowissenschafter (siehe seine spannenden youtube-Clips zum Thema „Daily Peak Performance“)

Laut Neurowissenschaft – aber auch gemäß Sozialpsychologie und Ernährungswissenschaft – liegt die Wahl zur maximal stabilen Haltung für eine maximal flexible und effiziente Performance nicht nur in Ihren Händen, sondern in Ihrem gesamten Körper:

  1. Atem: Er beeinflusst Ihre Herzrate und damit Ihren Stresslevel, sowie durch die Sauerstoffsättigung Ihre gesamte Grundkonstitution. Für eine optimale Versorgung atmen Sie etwa 4 Sekunden ein und ebensolange aus, für mindestens 5 Minuten lang, in einem gleichmäßigen und sanften Rhythmus (also nicht stoßweise).

Tun Sie dies regelmäßig, so erhöht sich Ihre Gehirnleistung und generelle Verfassung, Sie werden emotional ausgeglichener und reagieren im Falle des Falles weniger heftig. Besonders wenn Sie es schaffen, noch vor einer allfälligen Reaktion nach altem Muster (Toben, Anklagen, Ausrasten, Selbstanschuldigungen, Fressanfälle – alle Gewohnheiten, mit denen Sie bisher versuchten Ihren Frust, Ihre Enttäuschung, Ihre Wut, Trauer und Angst „normalerweise“ zu besänftigen) einen solchen Atemfluss zu etablieren (nach einiger Übung reicht ein einziger solcher Atemzug, um automatisierte Musterabläufe zu unterbrechen).

  1. Muskelentspannung: gezielt. Etwa indem Sie aktiv in eine vorhandene Spannung hineingehen (10Sekunden lang) und doppelt solange (20 Sekunden lang) danach doppelt so sehr loslassen und entspannen. Funktioniert besonders gut mit Schultern, Kiefer, Nacken. Massagen, Yoga oder Osteopathie sind natürlich auch wunderbare Methoden.
  2. Haltung: Öffnen Sie regelmäßig Ihren Oberkörper (à la Siegerpose), sitzen, gehen, stehen Sie aufrecht ohne dabei steif zu sein. Verschränken Sie weder Arme noch Beine. Sie verhelfen Ihrem Körper zur optimalen Atmung und Zirkulation. Dies hat nachgewiesener Weise Auswirkungen auf Ihr Gefühlserleben und Ihre Selbsteinschätzung, lässt Schwieriges weniger mühsam und Neues weniger bedrohlich wirken.
  3. Ernährung: wenige Überraschungen erwarten Sie hier, die aber viel bewirken, da Ihr Körper eben einige Elemente ausreichend braucht und für den Abbau anderer Dinge viel zu viel Kraft verbraucht. Mehr Wasser, Nüsse, Obst, Gemüse, Fisch. Weniger Zucker, Fett, Tabak und Alkohol. Die Zellen regenerieren schneller, die Nerven und das Immunsystem werden gestärkt u.v.m
  4. Spass: Lachen, Wohlfühlen, Liebe machen, Musik hören, Malen, Sporteln – alles, was uns gute Laune spendet macht uns nur stärker.

Life is a constant Transition

Das Erfolgsziel ist es, dauerhaft eine Haltung zu entwickeln, in der wir mehr Möglichkeiten in Zeit, Raum und Bedeutung wahr-nehmen. Die Challenge ist es, über das Gewohnte (Erwartungen: Ängste + Hoffnungen) hinauszugehen, und es sich direkt hinein im Unbekannten bequem zu machen. Sie können obige Anregungen besonders gut mit Personen üben, die Sie regelmäßig „triggern“, also aus Ihrer Komfortzone kicken. Z.B. Kinder, Kollegen, Vorgesetzte, Eltern etc. Sie alle scheinen oft nur allzu genau zu wissen, auf welchen Knopf sie drücken müssen, um uns zum orangeroten Glühen zu bringen. Das nächste Mal atmen Sie 4 Sekunden aus bevor Sie reagieren, entspannen in dieser Zeit Ihre angespannte Stellen, erlauben Ihrer Stimmung dazu sein, ohne sie für gut oder schlecht zu halten. Sehen den Betroffenen an, richten sich auf, greifen zur Banane und lächeln…

Keine Lust auf Veränderung, bringt eh alles nichts, alles schon probiert – und das Leben ist und bleibt trotzdem irgendwie nicht ganz so wie erhofft? Steht die Motivation auf dem Prüfstein, fehlt die Richtung oder das Ziel? Dann lesen Sie nächste Woche mehr über

Motirection – Lebenskraft aus Leidenschaft. Success Story No 15: Samstag, 12.09.2015, 10.00

BeMeUp – Der Erfolgsblog. Jeden Samstag um 10.00. auf www.bemeup.today

CHALLENCHOICE

Secret Success Story No 13 – über das Gute an der Qual der Wahl

Freiheit – Privileg und Geißel unserer Zeit

Viel wurde schon darüber geschrieben, wie mühselig doch unsere heutige Zeit geworden ist: Unsere „Freiheit“ besteht darin, ständig Entscheidungen treffen zu müssen, ohne aber die Konsequenzen absehen zu können. Auch die Entscheidungsgrundlagen gleichen eher trüben Sümpfen als dass sie einer klaren Architektur zu folgen scheinen. Die allgegenwärtige Informationsflut überschwemmt uns mit einer unüberschaubaren Vielzahl an… Ja was eigentlich? Das weiß keiner so genau. Hauptsache viel Info, gleichzeitig und räumlich parallel.

Das Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben, geschweige denn über die äußeren Umstände musste schon vor einiger Zeit einem Arrangement mit dem „es ist wie es ist“ weichen. Manche interpretieren ihre Rolle in der derzeitigen, gelinde gesagt „veränderungsfreudigen“ Situation eher als Auftritt in dem Stück „friss Vogel oder stirb“. Andere entwickeln im steten und durchaus (mit)reißenden Fluss der Veränderungen eine innere Stabilität. Der Blog nächste Woche („Flexicore“) handelt von ihnen.

Heute geht es um die prinzipielle Einstellung zur Vielfalt – und um unseren Hang zur Einfalt, was unsere Handlungsmöglichkeiten betrifft.

Widerstand ist zwecklos

Gefühle und gedankliche Schlussfolgerungen limitieren unseren Handlungsraum. Gefühle und Gedanken sind nicht viel anderes, als die Interpretation von Sinnesreizen und Körperzuständen im Gehirn. Mit Körperzuständen sind etwa muskuläre Spannungen, der Sauerstoffgehalt im Blut (verursacht durch beispielsweise flache oder tiefe Atmung) oder der im Körper befindliche aktuelle Hormoncocktail gemeint. Diesen „Informationen“ – im Sinne der derzeitigen „Form“, in der wir uns jeweils befinden – wird von uns eine „Bedeutung“ zugeschrieben. Dies geschieht auf der Basis unserer Erfahrung: unsere Erlebnisse, Prägungen und damit Gewohnheiten geben vor, wie wir etwas fühlen, sehen oder verstehen. Das ist er Grund, warum uns immer wieder „dasselbe“ passiert, obwohl wir ja eigentlich „niemals in denselben Fluss steigen“. Die persönliche Interpretation ist aber auch ein Weg im stets Neuen den Eindruck der Kontrolle und Selbstbestimmung aufrechterhalten zu können. Jede Interpretation ist ein willkürlicher, wenn auch zumeist unbewusst ablaufender, Akt der Verortung auf einer fließenden Skala zwischen beispielsweise gut oder schlecht, hell oder dunkel, angenehm oder unangenehm. Insofern ist jede Interpretation zugleich auch ein Akt der Bewertung. Und an dieser Stelle wird es wirklich interessant.

Challenge without choice

Würden wir nämlich akzeptieren, dass jeder Moment absolut einzigartig ist, bräuchten wir ihn nicht mehr zu interpretieren im Sinne von bewerten. Nein: Wir könnten ihn sogar gar nicht mehr bewerten. Wir wären uns voll und ganz bewusst, dass jede Interpretation unserer eigenen Sicht der Dinge entspringt, und damit nur uns selbst und unsere eigene Wirklichkeit widerspiegelt – und nicht „die“ Wirklichkeit (oder „die Wirklichkeit der anderen“).

Aber warum ist diese Unterscheidung überhaupt wichtig? Warum ist es wichtig anzuerkennen, dass wir niemals mit unseren Sichtweisen „absolut recht“ haben sondern nur „relativ recht“, quasi „subjektiv recht“?  Reicht es denn nicht für ein authentisches, erfolgreiches Leben, unseren eigenen Weg gemäß unserer eigenen Vorstellung zu gehen? Ja und Nein. Es kommt eben auf unsere bewusste Einstellung der Subjektivität jeder Entscheidung gegenüber an.

Das eigentliche Problem besteht darin, dass jede Entscheidung eben eine Bewertung, eine Interpretation der Gegebenheiten ist. „Die Gegebenheiten“ erleben wir dadurch, dass sie in uns repräsentiert in Form unserer eigenen Zustände sind. Die Interpretation dieser eigenen Zustände basiert dann eben – wie oben schon beschrieben – entlang unserer Musterprägungen, Erfahrungen, Gewohnheiten. Eine Wahl zu treffen bedeutet, die uns zu einem Zeitpunkt gerade sichtbaren Möglichkeiten zu bewerten, abzuwägen – sprich: auf das uns Sichtbare, Zugängliche zu limitieren.

Die „Qual“ der Wahl stellt sich eigentlich genau hier und jetzt ein: Wenn wir nicht mehr bewerten können oder die Konsequenzen nicht mehr abschätzen können, weil uns eine eindeutige Grundlage für diese Einschätzungen fehlt. Genau hierin liegt aber zugleich die Chance, mehr als „das Übliche“ erkennen und letztendlich tun zu können…

Die Kraft der Entscheidungslosigkeit

Das größte Abenteuerland, die größten Herausforderungen, liegen dort verborgen, wo wir noch nicht waren. Im unbegrenzten Hier und Jetzt. Und um dorthin, dahin, hierher zu gelangen braucht es nicht viel. Ganz im Gegenteil: nur die Aufgabe von Vor-Stellungen.  Das Aufhören vom Bewerten und Interpretieren. Durch die  Hingabe an die Entscheidungslosigkeit eröffnet sich uns das weite Land der Komplexität. Eine Realität zwischen Chaos und Ordnung mit unendlich vielen Möglichkeiten. Orientierung, Sinn, Richtung, Ziel – alle diese Anker des Alltags geben hier wie eine Landschaft verschiedene Täler und Bergspitzen, Flüsse und Wege ab. Und wir sehen verschiedene Menschen auf ihren eigenen Wegen. Wir sehen unsere und ihre Landschaften neben einander. Und manchmal sehen wir uns zu, wie wir gemeinsame Welten gestalten.

Zuvor haben wir zumeist unsere selbst geschaffene Landschaft wahrgenommen. Wenn wir unsere Vor-Stellungen, unsere Bewertungen und Ein-Schätzungen von gut/böse, richtig/falsch, schwarz/weiss etc. als relativ erkennen und ein Stück weit loslassen, füllt sich der Raum mit ungeahnten, ungesehenen Möglichkeiten.

Die Macht der Wahl liegt darin, sie auch nicht treffen zu können

Jede Entscheidung reduziert unendliche Komplexität auf eine simple Funktion. Sei es der Gewinn von Sicherheit, das Stillen von Bedürfnissen, das nackte Überleben. Als Menschen, die im Alltag funktionieren wollen, müssen wir uns ständig entscheiden. Als Vor-Bilder im Unternehmen oder in der Familie müssen wir uns entscheidungsstark geben, um anderen das Gefühl von Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit zu vermitteln. Wir können nicht von allen erwarten, Komplexität aushalten zu wollen. Es ist jedermanns/-fraus gutes Recht, sich auf die eigenen Sichtweisen zu reduzieren. Ich sage nur: Wenn wir alle unsere Sichtweisen relativieren könnten und uns in diesem Bewusstsein begegnen würden, dann wäre die Welt eine große gemeinsame und vor allem friedlichere Spielwiese.

Ganz in diesem Sinne fordere ich unsere gewohnten Erfolgsbilder heraus: Muss wirklich immer der Stärkere gewinnen? Können wir nicht die mit der Fähigkeit zum intellektuellen Tiefsinn (statt denen mit den Bestsellerlisten), die mit der Fähigkeit zum handlungsorientierten Weitblick (statt denen mit dem meisten Geld/Macht/Ansehen), die mit der Fähigkeit zur emotionalen Nahversorgung (statt denen, die uns das Ganze auf der Leinwand vorspielen) oder die mit der Fähigkeit zum körperlichen Höhenflug (statt denen, die Spitzenleistung bringen) an ihrer Stelle küren? Hier mein Vorschlag: Machen wir einander zu Gewinnern, einfach für die Eigenart, die wir einander schenken – gönnen wir uns Erfolg auf unsere Weise, schätzen wir uns nicht ein oder ab, sondern hoch!

Challenge the Choice! Choose the Challenge! Das bewusste Leben im Fluss unendlicher Komplexität verlangt nach einer unerschöpflichen Quelle innerer Stabilität, die uns wie die Nabe am Rad in der Mitte des Seins zentriert, während das Leben sich in alle Richtungen entwickelt. Mehr dazu in

Flexicore – Success Story No 14: Samstag, 06.06.2015, 10.00

BeMeUp – Der Erfolgsblog. Jeden Samstag um 10.00. auf www.bemeup.today

SYNERGETIC LEADERSHIP

Secret Success Story No 12 – über das Beste beider Seiten

Der Balanceakt

Sie ist umsichtig – er ist entscheidungsfreudig. Sie ist vorsichtig – er ist direkt. Sie ist gefühlvoll – er ist sachlich. Sie hört zu – er gibt vor. Sie möchte, dass es allen gut geht – er möchte, dass alle Gas geben…

So oder so ähnlich könnten die eher positiv besetzen Eigenschaftszuschreibungen von weiblichen und männlichen Führungskräften aussehen. Zusätzlich existieren die eher negativen Vorurteile: Sie ist „bossy“, er „durchsetzungsstark“.  Sie ist „intrigant“, er „taktiert“. Sie ist „unflexibel“, er ist „konsequent“…

Sie hören es vielleicht heraus: Im Negativen gibt es nicht nur Gegensätze zwischen, sondern auch Ähnlichkeiten in den Geschlechtern. Das sog. „Wording“ (die Ausdrucksweise), unterscheidet sich aber durch eine implizite (Ab-)Wertung: Männliches Fehlverhalten scheint sozial akzeptierter zu sein als weibliches. Bosse „zucken“ nun mal ab und an aus und dann ist alles wieder gut. Wenn Frauen mal ausrasten oder „sogar“ tiefere Emotionen zeigen, so wird ihnen oft jeglicher Verstand und vor allem Kompetenz nicht nur kurzfristig, sondern dauerhaft abgesprochen. Warum ist das so?

Die Frau und der Mann in uns

Stellen wir uns vor, dass beide Seiten, nämlich die männliche und weibliche, einen wichtigen Betrag für das erfolgreiche Zusammenleben leisten. Emotionen und Verstand arbeiten im Idealfall zusammen. Weisheit trifft auf Tatkraft, Menschlichkeit auf Technik. Stellen wir uns nun vor, dass wir Menschen die gesamte Palette an „männlichen“ und „weiblichen“ Fähigkeiten prinzipiell in uns tragen. Wir könn(t)en also männliche und weibliche Stärken ausleben, wenn wir dies wollten. Nur unsere Erziehung und unsere Erwartung, sprich: unsere Gewohnheiten, hindern uns daran, das gesamte Spektrum an Ressourcen, das in uns steckt, zu nutzen.

„Wann ist ein Mann ein Mann?“ (Antwort: alles erlaubt, bloss nicht weich sein). „Wann ist eine Frau eine Frau“ (Antwort: bloss nicht hart sein, zumindest nicht über das jeweils gewünschte Mass hinaus). Schluss damit. Warum sollten wir die in uns Menschen schlummernden Fähigkeiten limitieren?

Männer: ran an die Gefühle!

Frauen : ran an die Strategien und Entscheidungen!

Für diese Erweiterung unseres Verhaltensspektrums wäre vielerorts eine frische Sichtweise auf uns selbst hilfreich. Was wäre, wenn wir keine Männer oder Frauen mehr wären, sondern zuallererst Menschen?

Menschen – ran an die notwendige Härte und meist mögliche Berührbarkeit!

Im Privaten ist uns das Wechseln von männlichen und weiblichen Qualitäten ja nicht fremd. Im Berufsleben sind solche „verkehrten“ Verhaltensweisen aber bei Weitem noch nicht unumstritten. Männer fühlen sich oft noch von direkten, entscheidungsstarken Frauen angegriffen. Frauen wollen oft noch von autoritären Männern geführt werden (Beispiel: ein „Frauenversteher“ als Boss? Dann doch lieber stundenlang mit ihm reden, ihm von den eigenen Sorgen erzählen, als einfach nur seine Anweisungen befolgen…).

Leadership of the Future

Ich plädiere hiermit für Führungspersönlichkeiten – und jeder ist im Idealfall sein eigener Boss – , die sich durch ihr flexibles Verhalten auszeichnen. Werden wir zu Menschen, die unser eigenes Leben führen und durch unser Vorbild andere führen. Indem es uns gelingt, weich und stark, gefühlvoll und sachlich, kommunikativ und tatkräftig, umsichtig und risikofreudig zu (re)agieren. Je nachdem, was die Situation erfordert.

Synergetic Leadership bezeichnet nun Zweierlei: Zum einen verstehe ich darunter die weitgehend noch ungenutzte Ressource, Führungsspitzen zweigeschlechtlich aufzustellen. Spitzenpositionen könnten zweigeteilt und durch einen Mann und eine Frau abgedeckt werden.  Die sich ergänzenden Qualitäten und Sichtweisen bieten einen Mehrwert für das gesamte Unternehmen – sofern die Unterschiedlichkeiten nicht nur akzeptiert sondern auch aktiv genutzt werden. Die Führung ist breiter aufgestellt, deckt mehr Bedürfnisse und Anforderungen ab und bietet nicht zuletzt einen Vorbildcharakter, was die Entwicklung sozialer Gerechtigkeit betrifft.

Zum anderen meine ich mit Synergetic Leadership die konsequente Weiterentwicklung beider Seiten in jedem von uns: Mögen wir zu ganzen Menschen werden! Aber können (oder wollen) wir überhaupt aufhören, uns über unsere Geschlechterzugehörigkeit zu definieren? Damit meine ich nicht, dass wir aufhören sollten, unsere vorhandenen männlichen und weiblichen Seiten weiterhin zu schätzen und zu leben. Ich meine aber, dass das Ausschlussprinzip sich überholt hat. Eine Synergie aus männlichen und weiblichen Qualitäten in uns zu erzielen hieße, dass wir in uns einfach noch weitere Entwicklungsfelder erschließen. Sie eröffnen uns, in neuen Möglichkeiten zu denken, zu fühlen, wahrzunehmen und erweitern unser Verhaltensspektrum. So können wir uns dann auch langfristig nachhaltig und kurzfristig erfolgsorientiert verhalten. Und wir können die Einzigartigkeit anderer besser sehen und verstehen, weil wir nichts mehr ablehnen müssen, was wir ins uns selbst (aus Gewohnheit) ausschließen. Wir können uns schlichtweg mit den anderen 50% der Weltbevölkerung identifizieren. Welch ein Gewinn, welch eine Ressource für friedliches Zusammenleben.

Aber wer sind wir, wenn nicht unser Körper?

Warum fällt es uns so schwer, uns in das andere Geschlecht hineinzuversetzen? Warum scheinen „Männer immer noch vom Mars“ und „Frauen immer noch von der Venus“ zu kommen (siehe Barbara und Allan Pease‘s Klassiker über Geschlechterunterschiede)?

Weil die einfachste Variante, uns als „Ich“ zu definieren, darin besteht, uns an unseren „Etiketten“, also klar erkennbaren Äußerlichkeiten, festzumachen. Sie verleihen uns scheinbar offensichtlich eine „eigene“ Identität und ermöglichen auch anderen, uns mit einem Blick „einzuordnen“: Aussehen, Alter, Herkunft, Name, Nationalität, Sprache, Titel/Bildung, Job, sexuelle Tendenzen etc. – sie alle machen uns leicht und eindeutig erkennbar zu dem/der, die wir sind. Oder?

Ich finde, wir sollten tiefer schauen. Wir sollten anders schauen. Wir sollten aufblicken vom Offensichtlichen und hinter das automatisch Mitinterpretierte schauen. Fangen wir an, uns und andere so zu sehen, wie sie sind – und nicht, wie sich sich selbst darstellen oder wie sie durch andere gesehen werden. Indem wir uns klar werden, dass nichts und niemand je so ist wie er/sie/es uns scheint, wird alles und jeder zunächst einmal so wie es/er/sie ist. Von diesem neutralen Standpunkt aus können sich unsere Kräfte in alle Richtungen ungehindert entfalten, da sie dort ansetzen, wo sie gebraucht werden und nicht dort, wo sie mit (unseren/anderen) Vorstellungen übereinstimmen.

Hören Sie an dieser Stelle vielleicht ein deutliches “Ich will aber nicht!” ins sich rufen? Dann könnte dies ein ebenso deutliches Zeichen dafür sein, genau diesen Weg weiter zu verfolgen. Am Ende des Regenbogens aus den verschiedenen Schattierungen von Widerwillen wartet nämlich

Challenchoice – Success Story No 13: Samstag, 30.05.2015, 10.00

BeMeUp – Der Erfolgsblog. Jeden Samstag um 10.00. auf www.bemeup.today

ECONOMASTERY

Secret Success Story No 11 – über das unwiderstehlich Erfolg-Reiche

Das „Prinzip Wirtschaft“

Warum Sie auf die Folter spannen? Hier in aller Kürze gleich vorab das Rezept für wirtschaftlichen Erfolg:

ALLES WAS SIE BRAUCHEN/WOLLEN HAT EINEN WERT UND IST DAHER KÄUFLICH

Dieser Satz muss Ihnen nicht gefallen. Aber so funktioniert die Wirtschaft. Und solange die Wirtschaft bzw. Geld als Synonym für „Sicherheit“ in unserem Leben steht, funktionieren auch viele von uns nach ihrem Prinzip.

Und so sieht das „Prinzip Wirtschaft“ in der Praxis aus: Es gilt zunächst herauszufinden, WAS Sie (der Konsument) brauchen/wollen, sodann dieses „Bedürfnis“ in ein PRODUKT zu gießen, den WERT des Produktes durch das Schaffen von BESONDERHEIT zu steigern – sowie dieses „vielversprechende“ Produkt  dann so zu VERMARKTEN, dass es maximal oft verkauft werden kann ohne seinen Stellenwert der „Besonderheit“ zu verlieren. Daher gibt es immer neue Modelle mit stets erweiterten Features, seltene Designs, zurückgehaltene Kontingente und all die andere Schmähs, um „Besonderheit“ im Sinne von Seltenheit oder Einzigartigkeit zu erzeugen. Das ist ja alles nichts Neues. Aber warum funktioniert es immer noch so gut? Warum überlassen wir Menschen die Befriedigung unserer (Sicherheits-)Bedürfnisse so widerstandslos der Wirtschaft und dem Konsum?

Geld ist geil

Sehen wir uns die sog. „Bedürfnispyramide“ (siehe Maslow) an, so lernen wir, dass eine uns zufrieden stellende menschliche Existenz auf der Befriedigung von Grundbedürfnissen aufbaut. Die Basis für jede weitere Ausrichtung stellt zuallererst ein gesichertes Leben dar: Haben wir nicht genügend zu Essen, ausreichend Schlaf, ein geschütztes Heim, saubere Luft zu Atmen oder wird gar unser Leben bedroht, so werden wir rabiat. Aber all die grundlegenden Zufriedenheitsfaktoren lassen sich ja heutzutage wunderbarerweise kaufen! Anders gesagt können wir unsere Grundbedürfnisse heute gar nicht mehr anders als mittels Geld stillen (außer wir werden „Aussteiger“, „Selbstversorger“ etc.). Wir haben schlichtweg keine Wahl. Wohnungen, Lebensmittel, Wärme oder Kleidung – für das moderne Leben brauchen wir Geld. Und wollen wir „gut“ leben, brauchen wir dieser Logik zufolge schlichtweg noch mehr Geld. „Gut leben“ heißt, den weiteren Ebenen der Bedürfnispyramide entsprechend etwa „geschützt, geliebt, wertgeschätzt, anerkannt, bedeutend, schön, erfüllt, sinnhaft“ unser Dasein zu fristen…

Und was macht nun „die Wirtschaft“? Sie gießt alle diese oben genannten „Bedürfnisse“ in Warenform und verleiht diesen Produkten dann einen Wert (denn woher weiß ein Apfel, dass er 59 Cent wert ist?). Die „Wirtschaftspyramide“ weiter unten zeigt, wie das Prinzip Wirtschaft in der Praxis funktioniert. Sobald unsere Bedürfnisse als Waren verpackt sind, kann scheinbar alles „erworben“ werden, was wir so brauchen oder zu brauchen glauben: etwa Sicherheit in „Versicherungen“ oder Gesundheit in „Pillenform“. Das Prinzip der Verfügbarkeit in „Supermärkten“, die heute so wichtige Mobilität und damit verbundene Erreichbarkeit alles Möglichen im „Auto/Flugzeug etc.“. Wir haben das Potenzial zur Allwissenheit durchs „Internet“, fühlen uns ständig verbunden durchs niemals ausgeschaltete „Handy“. Sogar qualitätsvolle „Frei-“Zeit wird uns z.B. in „Reisen“ verkauft, und Glück (Happyness) in Form von Ablenkung oder Stimmungsaufhellern durch Genuss und „Entertainment“ angeboten. Auch ein tolles Image – als Ausdruck unseres (Selbst-)Wertes – können wir uns ganz einfach zulegen, Kleidung und Statusymbolen sei Dank.  Dies sind natürlich nur einige Beispiele für die Anwendung des „Prinzip Wirtschaft“. Das Konsumangebot von Bedürfnissen umgibt uns wie die Luft zum Atmen. Aber brauchen wir es wirklich um erfolgreich zu leben?

Erfolg hat im Allgemeinen, wer (uns/sich) „bereichert“

Was macht „Große Wirtschaftsgenies“ so Erfolg-reich? Sie schaffen es, nicht nur unsere (vermeintlichen) Bedürfnisse aufzuspüren, sie zu stimulieren und als (begehrte weil begrenzte/besondere) Produkte anzubieten. Sie schaffen vor allem eines: Sie beeinflussen unsere Entscheidungen. Und zwar nicht nur unsere Kaufentscheidungen. Sie verändern unser Verhalten, unsere Ausrichtungen, indem sie unbemerkt Weichen stellen, die (emotionales) Verlangen und (scheinbar rationales) Verhalten verknüpfen. Wir empfinden erbeutete Konsumgüter als „Bereicherung“ (zumindest kurzfristig) – das darauf folgende Verhalten wiederum bereichert die Wirtschaftstreibenden selbst. Wirtschaftsgenies verändern also die Art und Weise wie und wofür wir uns entscheiden. Ein Leben ohne Smartphone, ohne Computer, ohne Fitness/Wohlgefühl, Genuss oder Geld? Unvorstellbar, seien wir uns doch mal ehrlich. Wir sind Gefangene des „Systems Wirtschaft“, seiner Verlockungen und seiner Grenzen. Und ich sage nicht, dass dieses System schlecht ist. Es funktioniert ganz passabel, stellt viele Menschen halbwegs zufrieden und vor allem: ruhig. Gewalt und Konflikte entstehen da, wo es zu wenig von allem, vor allem aber von Geld gibt, da heutzutage die Grundbedürfnisse eben (fast) nur mittels Geld gestillt werden können. Ein eigenes Haus ohne Geld? Unmöglich. An dieser Stelle über ein sozial gerechteres und ökologisch nachhaltigeres Wirtschaftssystem zu sinnieren wäre sicher sinnvoll. Dennoch möchte ich hier einen anderen, etwas unmittelbareren Lösungsansatz verfolgen.

Geld ist Macht ist Entscheidungskraft

„Krisen als Chance“ zu sehen ist heute ein plakativer Gemeinplatz. Im Aufbrechen von starren Strukturen liegt aber tatsächlich zumindest die Möglichkeit, Prinzipielles anders zu sehen, zu denken und zu tun. In einer Wirtschaftskrise den Konsum zu verweigern, hilft wahrscheinlich der Wirtschaft nicht. Geld muss ja im Umlauf bleiben, um auch Löhne zu bezahlen und über Steuern Sozialleistungen zu finanzieren. Aber wir könnten uns zumindest die Macht über unsere Entscheidungskraft zurück erobern und andere Weichen stellen. Muss es das neueste iPhone sein? Ja, solange wir uns und andere nach Statussymbolen einschätzen. Diese oberflächliche Wahrnehmung eines „erfolgreichen Lebens“ ist ja weit verbreitet. Dennoch: Gesellschaftlich vergöttert werden die, die ganz oben stehen und so viel Macht haben, sogar ohne Markenkleidung und Statussymbole auskommen und dabei, manchmal sogar dafür respektiert zu werden. Aber all jene die zwischen „unten“ und „ganz oben“ stehen glauben, irgendjemandem etwas beweisen zu müssen, indem sie etwas darstellen. Selbst Karriere, Haus und Familie können zu solchen Symbolen für ein erfolgreiches Leben werden. Haben Sie „es“ denn geschafft? Leben Sie in einem fitten body, mit einem tollen Partner, haben Sie brillante oder zumindest begabte Kinder, ein herzeigbares Haus? Können Sie stolz auf Ihr Leben sein?

Holen wir uns unsere Macht zurück, indem wir beginnen, Menschen für das zu respektieren, was sie sind – nicht dafür, was sie darstellen. Das klingt vielleicht banal, dennoch geschieht es im Alltag viel zu selten. Welchen Frauen sehen wir auf der Straße nach? Jenen, die (auf dezente oder plakativere Weise) zeigen, was sie Besonderes haben. Welche Männer halten wir für großartig? Jene, die Massen an Geld verdienen und die die großen Entscheidungen fällen…

Change into success

Unser Wirtschaftssystem verspricht Sicherheit, und es funktioniert trotz aller Krisen immer noch. Dennoch können wir in erschütterten und erschütternden Zeiten wie diesen anfangen, unsere Entscheidungsfreiheit zurück zu erobern. Das ist zu aller erst einmal die Entscheidungsfreiheit darüber, wann wir uns selbst und andere für ERFOLG-REICH halten. Denn um grundlegende Dinge zu verändern, brauchen wir eine grundlegend andere „Story“ für Erfolg, also für unsere Lebensausrichtung. Und um diese, unsere, Geschichte zu verändern, beginnen wir am besten bei uns selbst. Ganz buchstäblich: Bei unserem Zustand. Lernen wir wahrzunehmen, wann wir uns wirklich erfüllt fühlen, anstatt nur zu versuchen erfolg-reich zu sein/bleiben/werden. Erkennen wir den Unterschied zwischen diesem erfüllten Gefühl und dem Zustand, etwas zu begehren (auch ein schönes Gefühl, keine Frage). Wir wissen ja, dass die Erfüllung unserer Sehnsüchte oft nicht den Zustand von Erfüllung mit sich bringt (siehe Success Story No 6 „Satisfactory“).

Wie groß wird unser Handlungsspielraum, wenn wir nicht mehr zu 100% „mitlaufen“ im wirtschaftlichen Perpetuum Mobile, dem ewigen Hamsterrad von „Sehnsucht-Befriedigung-Sehnsucht“? Statt dessen könnten wir uns fragen: Was erfüllt mich und wie kann ich diesen Zustand in mir erreichen, ohne irgendetwas zu konsumieren?

Diese Einstellung ist mutig, denn wir werden nach wie vor anderen begegnen, die die Jagd nach Geld und Macht als einzigen Weg zum Erfolg-Reich-Sein darstellen und vehement verteidigen. Sie werden alles andere kritisieren, abwerten, als „verlieren“ bezeichnen. Insofern es den Erfolg betrifft stellt das Wirtschaftssystem ein Glaubenssystem dar. Geld ist Gott, die ultimative Macht. Wollen wir das verändern, müssen wir anfangen an etwas anderes zu glauben. Jeder für sich. Und auf das Risiko hin, dass andere unsere Ansicht nicht von vorne herein teilen, weil sie sich schlichtweg diese Gedanken (noch) nicht gemacht haben oder ihr Glaubenssystem – und damit ihren Glauben an der wirtschaftlichen Weg zur Sicherheit – verteidigen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen gilt es auszuhalten. Das verlangt Größe.

Also: Woran wollen Sie glauben? Und was bedeutet das Akzeptieren Ihrer Einstellung für Ihren Alltag, für Ihre Entscheidungen?

Sobald Sie gefunden haben, an welche Form von Erfolg Sie persönlich glauben, dann möchten Sie vielleicht auch andere davon überzeugen. Doch Besserwisser und Weltveränderer mag man nicht. Eine der effektivsten Formen, Veränderung zu bewirken, ist das konsequente Vorleben. Doch gerade als „Führungskräfte in unserem höchst eigenen Sinne“ müssen wir die Welt, in der wir leben, genauso beachten wie unsere Einstellung. Die Gratwanderung zwischen eigener und äußerer Realität beginnt…. Was glauben Sie, wer kann diesen Balanceakt aus Authentizität und Fremdbestimmung besser leben, wer führt direkter zum Erfolg: Männer oder Frauen? Nächste Woche geht es statt um dieses übliche „entweder-oder“ um ein neues Konzept, nämlich um ein „best of both sides“…

Synergetic Leadership – Success Story No 12: Samstag, 23.05.2015, 10.00

BeMeUp – Der Erfolgsblog. Jeden Samstag um 10.00. auf www.bemeup.today

HEROLEGEND

Secret Success Story No 10  –  über “Übermenschen”

Wann ist ein Held ein Held?

Krieger auf dem Weg zum Sieger, haben das Potenzial zum Helden.

Sie kämpfen für Gerechtigkeit, gegen Ungerechtigkeit. Kämpfen für den Frieden, kämpfen gegen den Krieg. Kämpfen für bestimmte Menschen, kämpfen gegen bestimmte Menschen. Kämpfen für Strukturen, kämpfen gegen Strukturen. Kämpfen für alte Werte, kämpfen für neue Werte. „Kampf“ ist stets das Schlüsselwort. „Kampf“ bedeutet den gewaltigen und risikoreichen Einsatz von wertvollen Ressourcen, allen voran: dem Leben. Dicht gefolgt von: Geld. Helden riskieren (ihr) Leben, (ihr) Geld – (ihre) Existenz. Durch ihr Beispiel inspirieren sie massenhaft andere zum selbstlosen Einsatz für „das Gute“ (gemäß ihrer aktuellen Definition).

Körper, Gefühle, Gedanken und Verhalten sind in Helden einstimmig ausgerichtet: aufs Ziel, nämlich den Sieg über das „Böse“, „Schlechte“. Ihre Überzeugung strömt ihnen aus jeder Pore: „Widerstand ist zwecklos“. Die Umstände sagen dazu zunächst: „Dein Vorhaben ist aussichtslos“. Das Drehbuch schreibt: „David gegen Goliath“.

Helden verkörpern den Glauben an eine bessere Welt, daran dass es noch nicht zu spät ist und dass es, auch wenn es gaaanz schlecht aussieht, immer Chancen auf eine Wende zum Guten gibt. Helden retten uns vor dem Unausweichlichen, vor dem Unheil, vor dem Bösen, vor uns selbst. Helden spenden Hoffnung in der Not. Und sind wir nicht alle zumindest teilweise oder immer wieder in Nöten? Aber wer rettet uns tatsächlich, wenn wir Hilfe brauchen? Sind es wirklich die Helden?

Der rettende Ritter und sein blütenweißes Pferd

Der „Held“ ist ein Archetyp. Jemand, den es in der Reinform so nicht gibt. Jeder „normale“ Mensch wird von Zweifeln geplagt, von Ungewissheit heimgesucht, von Leiden überwältigt, vielleicht doch mehr von seiner Unzufriedenheit statt von seiner Überzeugung angetrieben. Bei Fanatikern sieht das anders aus, sie wollen Helden sein, ihre Existenz fürs Ideal hingeben. Ich spreche hier von uns „normalen“ Menschen, die das Leben schätzen.

Helden meistern diese allzu „menschlichen“ Hürden vorbildhaft, und der Erfolg gibt ihnen Recht. Doch Helden werden zumeist erst im Nachhinein von der Geschichte, von Geschichtenerzählern oder von den Medien zu solchen gemacht. Sie werden in literarischen oder cineastischen Werken als Übermenschen kreiert. Oft müssen sie in der Erzählung zunächst brusthoch durchs Leid waten, alle Lieben verlieren, keinen Grund mehr zu leben haben – damit sie sich überhaupt in den aussichtslosen Kampf stürzen. Damit das Feindbild so schön klar heraussticht und der Kampf einen Grund, der Gegner ein Gesicht hat. Durch ihre verzweifelte Selbstaufgabe werden „normale“ Menschen zu den außergewöhnlichen Helden, „die das Land (die Zeit, die Menschheit, die Welt) braucht“. „Dienst nach Vorschrift“ ist selten heldenhaft. Was sagt uns das über die Erfolgsbilder, die wir durch die vielen Heldengeschichten, die wir gelesen, gehört und (fern)gesehen haben oder die die Politik und die Medien erschaffen, in uns tragen?

Was sagt uns der Heldenmythos über die Wege, die es zu gehen und die Ziele, die es zu erreichen gilt? Welcher Art sind die Messages von „Superman“, „Cpt. Kirk“, „Rambo“, „Die Hard“, „X-Men“ etc.? Diese Geschichten erzählen davon, dass es beim wirklich großen Erfolg um totales Risiko, ums Aufsspielsetzen aller Sicherheitspolster geht, weil das Überleben von Menschen, Städten, Staaten oder Welten auf dem „Spiel“ stehen. Echte Helden operieren im Angesicht des Unterganges. Kein Wunder also, dass Untergangsszenarien immer wieder heraufbeschworen werden, damit sich bestimmte Menschen, Gruppen, Staaten als Helden inszenieren können. Wir zerstören, um triumphieren zu können.

Die benötigten Zutaten für ein Heldenepos sind: ein klares Feindbild, über-menschlicher Einsatz, viele Hindernisse, letztendlicher Sieg. Der Ritter reitet heran und rettet. Sein Pferd ist tadellos weiß, es steht für seine selbstlose Motivation, dafür dass er seine blutigen Hände in Unschuld wäscht. Doch es geht noch anbetungswürdiger!

Who is a Legend?

Legenden erzählt man sich noch lange nach dem Ableben des Helden. Bei manchen Legenden weiß man gar nicht, ob ihre Protagonisten jemals tatsächlich existierten. Sagenumwoben ranken sich diese Erzählungen, die in vielen Varianten, Zeiten und Kulturen wieder gegeben werden um Helden, die weit größer als der Mensch sind. Überlebensgroße Heldentaten, übermenschliche Kräfte, unsterbliche Stories. Warum aber hängen wir Menschen an irrealen Stories und übergehen so gern jene, die im Alltag da sind, um unser Überleben tatsächlich zu sichern? Warum kritisieren wir so oft unsere Liebsten und machen uns und/oder andere kleiner als wir/sie sind? Warum vergleichen wir unsere Lieben mit irrealen Geschichten?

Ja, wir feiern natürlich auch die „Helden des Alltags“, wie etwa Feuerwehrleute. Und wir feiern vor allem die „Helden des Sportes“. Wir feiern Menschen, die ihr Leben, ihre Gefühle, ihr Verhalten und vor allem ihren Körper nur einem, nämlich dem Sieg/dem Überleben widmen. Das rituelle Feiern, das Ordenverleihen, Fanfarenblasen, Hymnen schmettern – all das gehört zum Triumphzug des Kriegers, der zum Sieger wurde, gehört zum Alltag des Helden. Junge Männer wollen auf diese Art verehrt werden, junge Damen wollen von ihnen verehrt werden. Sie wollen unsterblich werden, den Tod überlisten, in der Liebe zum Übermenschlichen, zur letztendlichen Sicherheit finden.

Der heldenlose Alltag

Grantige Mütter, abwesende Väter, überforderte Lehrer, unglaubwürdige Politiker. Reale Leitfiguren ohne Heldenimage bevölkern unseren Alltag. Ihnen gegenüber stehen virtuelle Helden wie medial aufgeplusterte Werbeikonen, Infotainment-Figuren, Hollywood, Bollywood, Videogames… Helden von heute müssen die Kunst der Selbstinszenierung beherrschen: „If you want to see it – you have to be it!“

Crowdsourcing-Plattformen für soziale Nachbarschaftsprojekte, NGO’s, Umweltschützer – alles alte Hüte (auch wenn sie noch ganz neu sind), irgendwie unsexy, jedenfalls keine Helden. Warum eigentlich nicht? Sie bedienen doch das Drehbuch: Sie bekämpfen eine Ungerechtigkeit oder den drohenden Weltuntergang unter Einsatz ihrer Ressourcen, oder nicht? Ja schon, aber sie siegen nicht. Der ewige Kampf ist wenig attraktiv. Und der Mangel an Geld ebenso. Sie tun es auch weitestgehend gewaltlos und ohne großes Getöse. Ein Krieger, der nicht zum Sieger wird, ist auch kein Held… Deshalb sind die Mütter und Väter, Lehrer und Politiker, Wissenschaftler oder Künstler, die ihr Leben hingeben, damit die Welt ein Stück weit besser wird, auch keine Helden. Sie besiegen den Drachen nicht, sie reiten keinen weißen Schimmel, sie sind menschlich statt übermenschlich. Ich finde, wir sollten dies ändern. Ich finde, wir sollten „ultimative Menschen“ küren: Jemand, der sich um sein Menschsein im Angesicht aller Menschen rundherum kümmert, der vollen Bewusstseins da ist – für sich und andere in einem Atemzug –  hat das Potenzial zum Vorbild für viele. Diesen Menschen gebührt Respekt, diesen gilt es nachzueifern.

Doch davon sind wir meilenweit entfernt. Zumeist gilt nicht die Menschlichkeit als Weg zum Erfolg. Manche glauben, dass „Leistung“ zum Erfolg führt. Leistung als Kriterium für Erfolg? Das gibt’s doch nur im Sport und in der Schule. Im „echten“ Leben schaut’s anders aus: Die wirklich Erfolgreichen krönen wir heute üblicherweise in der Wirtschaft. Und „wirtschaftliche Leistung“ wird vor allem an Hand eines Erfolgskriteriums gemessen: Geld. Geld ist gleich Macht, die ultimative Währung. Denn die Erfolgsformel lautet: Geld und Macht = Machbarkeit. Über diverse Wege zum wirtschaftlichen Erfolg geht’s nächste Woche in

Economastery – Success Story No 11: Samstag, 16.05.2015, 10.00

BeMeUp – Der Erfolgsblog. Jeden Samstag um 10.00. auf www.bemeup.today

TRANSFORMOTION

Secret Success Story No 9 – über den laufenden Prozess als Dauerzustand

Das Leben als Abfolge von Momenten

Suchen Sie noch oder sind Sie schon? Erkennen Sie sich im bereits Gewesenen wieder oder erwarten Sie sich etwas von der Zukunft? Anders gefragt: Wann genau sind Sie wirklich Sie selbst?

Laut dem Phänomenologen Edmund Husserl ist der einzige Moment, über den wir je Gewissheit haben können, der sog. „Nu“. Seine Dauer: etwa 3 Sekunden. Sein Erkennungsmerkmal: unsere Fähigkeit zum ungeteilten Gewahrsein. Das Leben präsentiert sich in Form lauter und offenbar aneinander anschließender „Nu“-Erlebnisse. Die Interpretation vergangener „Nu‘s“ und die Antizipation kommender „Nu’s“ entspringen nu(r) unserer Vorstellung darüber, was einmal war und was einmal kommen wird. Unsere Vorstellung wiederum wird genährt von unseren Erwartungen mit ihren beiden prinzipiellen Ausrichtungen, nämlich der Hoffnung und der Angst. Die Kontinuität von Zeit, also die lineare Deutung unseres Daseins als zeitliche Einbahnstrasse (von der Geburt zum Tod) ist so verstanden ein Akt unserer Willkür. Genauso bleibt das Basteln unserer „Lebensgeschichten“ und das Definieren unserer Identität uns selbst in jedem Moment aufs Neue vorbehalten. Beide, also Biografien und Identitäten, befinden sich in einem steten Konstruktionsprozess. Wir erleben uns zwar direkt in einem jeden Nu als gegeben, aber wir erschaffen uns zugleich als Interpretation unserer Selbst in jedem Moment neu („Selbstkonstruktivismus“). Und wir wollen unser Selbstbild auch kontinuierlich und stimmig beibehalten (insofern sind wir „selbstrekonstruktive“ Wesen).

Veränderungen sind nun eine seltsame Sache, vor allem weil wir Veränderung per se im Nu des Erlebens nicht wahrnehmen. Jetzt ist immer jetzt, hier hat die Zeit für uns als Wahrnehmende eine statische Erscheinung. Veränderungen existieren erst durch den Vergleich mit einem erinnerten Vorher und einem vorgestellten Nachher. Veränderungen sind im Prinzip Bedeutungszuschreibungen unserer selbst. Denn „eigentlich“ IST alles immer nur. IST so wie es ist – von Moment zu Moment.

Das Sehnen und die Sucht

Trotz all der Mühe erleben wir uns als gespaltene Wesen: wir erleben uns im hier und jetzt als existierend UND wir wünschen und sehen uns etwas anderes herbei oder woanders hin oder anders seiend oder uns anders fühlend. Wenn wir dann wirklich und tatsächlich in einem „Nu“, erleben, was wir uns zuvor gewünscht haben, sind wir dennoch zumeist unbefriedigt (= nicht im Frieden, nicht in der Ruhe mit uns und der Welt). Denn nie ist es genau so wie es sein soll – wir wollen mehr oder weniger davon, wollen es anders oder etwas anderes, wollen lieber Altes oder besser Neues. Wie oft wünschen wir uns uns selbst als anders, besser, weiter, näher, offener, abgegrenzter…?

Erkennen wir aber das Ideal als Vorstellung von etwas Optimalem in seinem Kern als eine vergleichende Vorstellung an, eröffnen wir uns damit eine Tür zum Sein. Denn das Ideal ist nicht dazu geschaffen, jemals erreicht zu werden. Es vermag uns „nur“ eine Orientierung zu geben, eine Richtung zu weisen, uns den Weg für Entwicklung darzustellen. Realität und Ideal sind die beiden Pole eines Spannungsfeldes, die wir als menschliche Wesen nicht ausschließlich (also entweder-oder), sondern nur in ihrer scheinbaren widersprüchlichen Verquickung erfahren. Reine Realität wäre buchstäblich bedeutungs-los. Das reine Ideal lebt vom Unterschied zur Realität. Wie viele von uns leiden dennoch darunter, dass das Leben nicht annähernd ideal verläuft? Dieser „Leidensdruck“, der dem nicht-Entsprechen von IST und SOLL entspringt hat einen Nutzen für uns: Die Sucht, das Leben zu optimieren und das Sehnen nach einem besseren „Jetzt“ spendet uns Motivation und lässt das Unbeständige des Seins zugleich frustrierend und verheißungsvoll wirken.

So wie Realität und Ideal in einander fließen und unserem Tun einen Drive verleihen, genauso fließen das ewige Jetzt (der jeweilige Nu) und die vergängliche, lineare Zeitempfindung in uns zusammen. Die prozesshafte Kontinuität unseres Lebens erschafft sich im Bewusstsein um das sich-Aneinanderreihen von Nu’s selbst. Wir sind und wir werden – in einem.

Das Leben und das Laufen

Das Leben ist ein laufender Prozess, den wir als solchen nicht wirklich wahrnehmen, sondern im Nach- und Vorneherein interpretieren. Unser Vorstellungsvermögen maskiert sich als vergangene oder zukünftige Realität. Wie aber sollte man die noch nicht seiende Zukunft jemals aus der gewesenen aber nicht mehr zugänglichen Vergangenheit heraus erklären, wenn beides nur selbstgemachte Repräsentationen nicht jetzt seiender Nu’s sind?

Warum bloß glauben wir Menschen an unsere Ideen und halten sie für wahr? Wir entwickeln laufend Ideen über uns und die Welt – und wir laufen diesen Ideen dann hinterher. Noch viel öfter laufen wir aber wahrscheinlich den Ideen anderer hinterher. Es muss uns nicht bewusst sein und wir müssen es nicht mögen, aber wir Menschen wollen zuallererst gefallen. Im Auge des anderen findet unsere Existenz ihren Bezugsraum. Wenn wir unserem Leben einen Sinn und eine Richtung verleihen, so sind die Vorstellungen als auch die Nu’s anderer daran beteiligt. Ohne Bestätigung von Außen, ohne das Gesehen-Werden, fühlen wir uns im Innen einsam. Solange wir kein Bestandteil des Nu’s eines anderen werden, existieren wir nur für uns selbst, ohne Rahmen, ohne Bezug, ohne Halt. Selbst Einsiedler existieren in und mit der Vorstellung eines „größeren Ganzen“, wollen „Eins-Sein mit Gott“ oder der Natur oder kommunizieren auf ihre Weise mit vorgestellten Anderen, mit Fantasiepersonen oder Tieren etc.

Erleben wird uns erst im Auge des Betrachters als sinnhaftes „Ganzes“? Warum reicht es nicht aus, wenn wir selbst uns betrachten? Wo doch manch ein „radikaler Konstruktivist“ darauf schwört, dass „die anderen“ genauso wie „die Welt“ überhaupt erst durch den Akt unserer Vorstellung zum Leben erweckt werden…

Lebenslange Ent-wicklung

Das Ziel unseres prozesshaften Werdens scheint die Auflösung eines dualen Widerspruches, eines Spannungsfeldes, einer Polarität im Jetzt-Erleben zu sein. Ich und Du, das Jetzt und das Vorher/Nachher – das Leben zeigt sich als Form und Inhalt, Sinn und Sinnlichkeit, Geist und Körper, Erkennen und Erleben in Einem. Alles existiert zugleich und in einem Moment des Erlebens, der stets vom nächsten Moment abgelöst wird, in dem sich alles von vorhin in ein neues Jetzt vorauflöst. Der Prozess selbst ist etwas Unvorstellbares. Jeden Tag wenn wir in den Spiegel sehen, können wir uns davon überzeugen, dass nichts so ist wie vorgestellt, obwohl wir immer noch sind, wer wir zu sein glauben. Wir könnten dieses Wunder zu sein und zu werden einfach so hinnehmen. Oder wir stellen uns von hier aus weitere Fragen…

Wie zum Beispiel: Wohin führt uns der Prozess des Werdens nach dem Gewahrwerden des Seins im Moment als einzige Realitätsgrundlage? Wer führt den Prozess und können oder wollen wir ihn selbst steuern?

Wer an Gott oder Ähnliches glaubt, hat es hier etwas leichter als andere: Er kann sich auf die Eine Führende Hand verlassen. In diesem Vertrauen auf das Große Ganze, das Universum oder Göttliche liegt eines der Erfolgsrezepte auf dem Weg zum zufriedenen Leben im Werden. Andere Menschen sehnen sich nach eher menschlichen Leitfiguren, die diesem Prozess des stetes Werdens an sich eine Richtung geben und unseren Entscheidungen auf unserem Weg eine Absolution erteilen. Starke Väter oder gute Mütter, wohlwollende Herrscher oder leitende Weise, siegreiche Krieger oder clevere Superreiche – viele archaische Bilder können uns Menschen einen Halt im Prozess des Werdens geben, indem sie ein wozu, wohin und wie vorgeben. Von diesen Großen, Erfolgreichen und Vor-Bildern handelt der nächste Blogbeitrag.

Zu guter Letzt gibt es noch jene unter uns, die Sinn und Ziel ihres Werdens mittels Lektüre, Bildung, Kunst, Gespräche, (Selbst-)Reflexion etc. immer wieder „ko-kreieren“. In ihnen ergießen sich Fragen und Antworten in ein wachsendes Bewusstsein dem Prozess ihres Werdens gegenüber – ohne je in eine letztendliche Schlussfolgerung zu münden, die ihr Sein und Werden limitieren würde. „Erfolg“ ist für sie die klare Wahrnehmung des Prozesses ihrer Selbstkreation und ihrer Ko-Kreation von Selbst- und Weltbildern mit anderen. Sie erkennen in dieser Aktion und Interaktion, die laufend die Bedeutungswelten, in denen wir uns erleben, verwandeln sowie unsere Gefühle, Gedanken und Taten beeinflussen, eines der größten Wunder des Lebens.

Ganz anders bieten uns Helden und Legenden hilfreiche Erzählungen auf der Suche nach Halt in einem veränderlichen Universum. Sie verkörpern Hoffnung im Ungewissen, indem sie das Übermenschliche und Unsterbliche, die „Retter in der Not“ darstellen:

Herolegend – Success Story No 10: Samstag, 09.05.2015, 10.00

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