Seven Strange Synchronicities: 5

Die Sandale!

Zoom in auf Brians Sandale, zoom out auf die nach Erlösung geifernde Anhängerschaft. Sie will sich Kraft der Sandale endlich zur Glaubensgemeinschaft erklären, das geht nur wenn Brian endgültig der Heiland ist. Die Sandale machts möglich. Sie wird in Monty Pythons Life of Brian zum Zeichen: Zur Bestätigung des Erhofften, zur Bestärkung des Ersehnten. Das Zeichen verleiht dem Glauben unantastbare Gültigkeit.

Die Schritte vom Zeichen-Sehen zur Anhängerschaft von seltsamen Ideen bis hin zu radikalen Verschwörungstheorien sind mitunter – je nach psychischer Disposition der Gläubigen – schnell getan. Diese Story widmet sich im Gegensatz zu diesen aber all jenen, die die Zeichen sehen, ohne sich dabei von ihren Ängsten und Hoffnungen allzu weit forttragen zu lassen. Ganz im Gegenteil. Dieser Blog ist der Selbsterkenntnis via „Zeichen“ gewidmet…

Die Zeichen

Sprichwörtlich alles kann Ein Zeichen sein. Doch wie sehen realistische, relevante Zeichen aus? Kann es solche denn überhaupt geben? Wird nicht alles, was Bedeutung bergen kann (und das ist Alles und Nichts), nicht erst durch den Akt unserer Sinngebung bedeutsam? Liegt also der Sinn in den Dingen selbst oder in uns verborgen? Warum sehe ich, da ich dies schreibe, eine Ente mit entzückenden 8 winzigen Küken, 4 davon auf ihren Rücken, schwimmend an mir vorbeiziehen? Ein Zeichen?? Dafür, dass mir in diesen letzten Monaten viele neue Ideen entschlüpft sind, die um mich herumschwirren und gerade ihr Eigenleben entwickeln? Alles eine Frage der Interpretation, könnte man sagen.

Seeking and Seeing…

Wer suchet, der findet. Und dennoch. So einen Anblick von winzigen Entlein (und selbst diese Entenart) habe ich noch nie gesehen. Und es passiert genau in dem Augenblick, in dem ich beginne, über Zeichen zu schreiben. Synchronizität pur. Das muss zwar in keinster Weise bedeutsam sein, ja allerhöchstwahrscheinlich hat das alles Null mit mir zu tun. Allerdings ist der Umstand der zeitlichen Koinzidenz zumindest witzig. Und es macht schlicht mehr Spaß, dem Ereignis die Bedeutung einer Bestärkung zuzuschreiben, als es einfach nur so zu erleben. Obwohl der reine Anblick auch herzergreifend süß ist. Die Welt braucht meine Bedeutungszuschreibung wirklich nicht. Wohl eher brauchen wir selbst das Gefühl der Bedeutsamkeit. Nicht nur für uns selbst, also dass wir als Menschen etwas bedeuten, ein bedeutsames Leben führen oder insgesamt etwas Bedeutsames schaffen, Sinn stiften, helfen, irgendetwas in der Welt verbessern, etwas Positives beitragen. Auch andersherum wäre schön, nämlich, dass die Welt sich was schert um uns. Dass die Natur und wir irgendwie kosmisch verbunden sind. Dass die Dinge doch Sinn machen, auch wenn wir ihn gerade nicht sehen können. So viel zum inneren Wunschkonzert. Aber was hat das alles mit Zeichen zu tun? Was können wir tatsächlich legitimerweise in Ereignisse und Vorkommnisse, ins Wetter oder die Wolken, in den Flug der Vögel oder die Ampelschaltung, in Plakattexte oder Radiosongs, in plötzliche Anrufe oder unerklärliche Ideen, in Gedanken an andere und Visionen von Verstorbenen hineininterpretieren – ohne des wahnhaften Geistes knusprige Beute zu werden, wie es einst und ungefähr so schön hieß?

Reading the Signs

Das Leben kann wie eine Schachtel Pralinen sein, man weiß nie was drin ist (so ähnlich hieß es zumindest bei Forrest Gump). Oder es ist ein Topf, der zur Hälfte mit Honig und zur Hälfte mit Scheiße gefüllt ist und man kann sich nur aussuchen, ob man das Ganze schüttelt und durcheinandergemischt genießt, oder immer abwechselnd vom einen und vom anderen isst, oder zuerst das eine und dann das andere. Alte griechische Weisheit, hab‘ ich mir sagen lassen. Aber ganz unabhängig davon, wie das Leben grad daherkommt, als eine gammelige Schnapspraline oder ein Löffelchen Kackhonig – „die Zeichen“ bieten uns in jeder beliebigen Situation eine Reflexionsfläche und können dadurch zur nützlichen Entscheidungshilfe werden. Wie das?

Der Mensch neigt zur Projektion, das heißt zur Übertragung der eigenen akuten und chronischen ungelösten Themen, Erfahrungen, Wünsche und Befürchtungen auf seine Umwelt. Diesen Umstand können wir entweder unreflektiert oder unkommentiert hinnehmen oder aber wir können ich uns zu Nutze machen. Jede Bedeutung, die wir vergeben ist ebenso wie jede Bewertung, etwa Kritik oder Lob, an uns als Person geknüpft. Daran, wie wir die Welt sehen und erleben. Wollen wir Begebenheiten aller Art als persönliche Wegweiser wahrnehmen, geht nichts leichter als das!

Ask and Receive

Es gibt mehrere Zugänge, wie Dinge und Ereignisse zur Landkarte der individuellen Orientierung werden können. Es ist ein bisschen so wie mit Tarot-Karten: Was auch immer sie zeigen, es kommt auf die Interpretation an, auf die Kunst eine Brücke zwischen einem bestimmten Bild und den offenen Fragen des Lebens herzustellen. Eine Variante ist, sich eine Frage zu stellen und dann auf die Zeichen zu schauen. Also etwa: wenn X soundso ist, dann werde ich heute irgendwo Äpfel sehen. Natürlich geht das besser, wenn man nicht soundso Äpfel zu Hause hat. Und das Lustige daran ist eigentlich weniger das Ereignis der Bestätigung als vielmehr das Suchen und Finden. Oder eben Nichtfinden, aber auf dem Weg dahin zumindest etwas zielgerichteter und aufmerksamer durchs Leben zu gehen.

Ein anderer Zugang besteht in der Deutung von Ereignissen, etwa Wolkenformationen. Was immer man in den Gebilden zu sehen glaubt, gibt einem letztendlich Aufschluss über das eigene Unterbewusstsein. Kann auch erhellend sein. Oder man deutet seine Träume, besonders die Gefühle darin. Rumoren Neugierde und Lust oder Flucht und Angst, Wut und Frust im eigenen Wesen? Dann darf man sich getrost die Frage stellen: Wird der bewussten Verarbeitung unangenehmer Ereignisse oder treibender Bedürfnisse im eigenen Leben genug Raum gegeben? Wenn nicht, sagts Euch gleich das Licht, äh der Traum. Assoziationen – etwa noch so schlechte Reime – geben auch gute Zeichen ab. Erinnerungen bergen bestimmte Gefühle, die etwa mit Hoffnungen verbunden sind. Möge einem doch das Licht endlich zeigen, wo es langgeht! Die Reaktionen von Tieren zeigen ebenfalls recht schnell, wie achtsam und einfühlsam man gerade ist, oder welche Bedürfnisse man hat (vor allem, wenn sie nicht erfüllt werden). Übrigens ist es auch sehr aufschlussreich, wenn man sich selbst zuhört, während man gedankenverloren zu den lieben Haustieren spricht. Hui, spannend was man so alles über sich erfährt, wenn der Tag lang ist.

Und dann sind da noch die anderen Menschen: Wen zieht man im eigenen Leben so an? Welche Typen zeigen sich immer und immer wieder? Welche Konflikte erlebt man gebetsmühlenartig? Die Chance ist groß, dass vielleicht nicht „alle Männer“ oder „alle Frauen“ oder „alle Chefs“ schlecht sind, sondern dass man selbst so einiges an Ungelöstem mit sich trägt, das einen in immer wieder ähnliche Beziehungskonstellationen oder Autoritätsverhältnisse wirft. Solange bis man endlich versteht…

The Art of Storytelling

Aber was kann man denn nun eigentlich mittels Zeichen verstehen? Die ominöse Kraft der Zeichen liegt weniger in den Zeichen als vielmehr in den Zeichen-Lesenden. Welche Geschichten erzählen wir uns selbst – über uns selbst und die Welt? Welche Strickmuster der Interpretation, der Fragestellung und Antwortgebung wiederholen sich? Welche Fragen werden mit der Zeit so klar, dass wir sie ebenso gut gleich direkt betrachten und nach eingehender Auseinandersetzung vielleicht endlich ad acta legen können?

The Story of our Life

Zeichen sind wie ein Spiel. Und wir spielen ja soundso das Spiel unseres Lebens, die ganze Zeit. Bloß bleiben wir solang Spielfiguren, die von unbekannten Mächten bewegt werden und ungewollte Züge auf einem unsichtbaren Spielfeld zum Zweck eines unhinterfragten Kampfes ausführen, bis wir uns und anderen keine Geschichten mehr erzählen. Darüber wie „es ist“, wie „es sein sollte“ oder wie „es nicht sein darf“.

Was dann? Dann werden wir höchstwahrscheinlich tief aufatmen, ‘ne Runde oder zwei über uns lachen und die Dinge vielleicht erstmals so sehen, wie sie tatsächlich sind. Und ab dann macht das Spielen wahrscheinlich erst so wirklich Spaß.

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SUPER SIMPLE SOLUTION No 18 – Wirklich Wahr?!

„Streben nicht alle Menschen nach der Wahrheit?“ fragte mich unlängst eine Freundin.

„Nein!“ wollte mein erster Impuls, schneller als der Schatten meines bewussten Verstandes, seine vor-urteilende Pistole ziehen. Ich zügelte meine Zunge und sprach: „Wahrer, weil näher an der Wirklichkeit, wäre es, das Wort Wahrheit durch Wahrhaftigkeit zu ersetzen.“

Wahrhaftigkeit verstehe ich als den Versuch, seiner inneren Wahrheit gemäß zu leben. Wahrheit in diesem Sinne wird als die eine Wirklichkeit verstanden, die nur im Auge des Subjektes der (Selbst)Beobachtung liegt. Dort, im Auge des Betrachters wird sie überhaupt erst geboren, hier hat sie ihren Ursprung und hier wird ihre Existenz bestätigt. Wahr-scheinlich strebt jede*r danach, ein derart wahrhaftiges Leben zu führen, ein mit sich stimmiges Leben. Ein Leben, in der Haft der eigenen Wahrheit, unter dem Zwang der eigenen Wirklichkeitswahrnehmung. In der Suche nach der beständigen Bestätigung der eigenen Selbst- und Weltsicht, auch wenn sie sich wandelt, finden so manche „sich selbst“ und „ihre Wahrheit“. Immer wieder. „Die Wahrheit“ fühlt sich unter diesem Blickwinkel dann erst besonders wahrhaftig an, wenn ein Erlebnis oder eine Erkenntnis die eigene Wirklichkeitserfahrung aus der Vergangenheit, inkl. der daraus resultierenden Erwartungen für die Gegenwart und Zukunft, bestätigt. Wahr ist, was sich richtig – weil erwaHrtet- anfühlt. Wird die ErwaHrtung gebrochen, muss die Wahrheit erneut gesucht, der Sinn wieder verliehen, die Bestätigung aufs Neue erzielt werden. So wird das der Wahrhaftigkeit gewidmete Leben zu einem Perpetuum Mobile aus der Suche nach der Wahrheit im Erleben einer Wirklichkeit, die mit Hilfe des entsprechenden Wandels von Selbst- und Weltbildern erkannt wird.

Wahrhaftigkeit versus Wahrheitsglaube

„Die“ absolute, einzige, „echte“ Wahrheit suchen manche im Glauben: An ein höheres Wesen, oder auch an wissenschaftliche Objektivität. Eine grundlegende Subjektbezogenheit des Glaubens an sich ist in beiden Fällen argumentierbar: Einmal ist es die Annahme einer überlegenen Wesenheit. Sie ist ja auf allen Ebenen überlegen, stärker, weiser, absolut all-umfassend. Es ist ein Jemand, der/die/das alles kann, sieht, weiß und sogar ist – und sich dieses „Alles“ auch noch bewusst ist, darin herrschen, schalten und walten kann, wie er/sie/es will. All-Mächtigkeit. Wunsch oder Wirklichkeit, wer kann das schon feststellen? Im als wahrhaft empfundenen Glauben und dem tiefen Wunsch nach einer entsprechenden Wahrheit, zeigt sich die Wesenheit des Glaubenden. Dieses Wesen-tliche waHltet in der Wirklichkeit, verwaHltet die Kriterien für eigene Wahrhaftigkeit. Die Wahl  entlässt die Wesenheit und ihre Wahrheit in die Welt.

Der andere Glaube, derjenige an eine rationale, objektive Realität, die wissenschaftlich nachweisbar so und nicht anders existiert, enthüllt spannender Weise eine ähnliche Quelle für Wirklichkeit (was sich natürlich aus meiner Art der Wirklichkeitsbetrachtung ergibt): Den Wunsch nach einer eindeutigen, definitiven Realität. Wissenschaftliche Wirklichkeitsdarstellungen nehmen mittlerweile immer öfter die Form von WAHRschein-lichkeiten an. Methodisch betrachtet ergibt sich etwa aus der Übereinstimmung und den Abweichungen von These und Untersuchungsergebnis ein mögliches Bild der Annahme über die Wirklichkeit, das mit „Der Wirklichkeit“ gleichgesetzt wird. Die konzepthafte Selbstbezogenheit dieser „Verifikationsprozesse“ wird in vielen Disziplinen erstaunlich wenig beachtet.

Klar ist, dass wir jeweils nur erkennen, was wir untersuchen. Wir sehen dort, wo wir hinsehen, das, was wir sehen können und wollen. Und daraus machen wir Sinn. So könnte die Annahme konstruktivistischer Erkenntnistheorie lauten. Ist diese Ansicht wahr, weil Die Wirklichkeit beschreibend? Wissen wir letztendlich nicht. Natürlich nicht. Sie ist im Lichte ihrer Annahmen über die Funktionsweise der Welt eine wahrhaft scheinende, wahr-scheinliche Idee. Konzepte sind immer nur Konzepte. Und doch gestalten wir mit ihnen unsere Wirklichkeit.

Wozu überhaupt Wahrheit, wenn es die Wirklichkeit gibt

Die Wirklichkeit alleine reicht uns Menschen nicht. Wir – Menschen – erstellen Regeln, an die wir uns halten (oder nicht) und wir – Menschen – interpretieren dann all unsere Erfahrungen innerhalb und mittels genau jenem Bedeutungsraum unserer derartigen Erwartungen. Wir bewegen uns durch die Welt mit Hilfe des Vergleichs von ankommenden Eindrücken mit vergangenen Erfahrungen und deren Ergebnisprojektionen auf das Jetzt und das Morgen, die die Gestalt von Ängsten und Hoffnungen annehmen.

Politiker etwa sind sich der Subjektivität der Wirklichkeitswahrnehmung „Des Volkes“ und der Bezüglichkeit zu den individuellen Erfahrungen und Erlebnisräumen oft bewusst. Deshalb tun sich auch so manche schwer mit „ehrlichen“ Aussagen. Um „Den Nerv“ „Der Menschen“ zu treffen, reproduzieren sie generelle menschliche Ängste und Hoffnungen. Sie wollen damit an sich die Wirklichkeitswahrnehmung „Der Menschen“ (=anvisierte Wähler) bestätigen, um den Eindruck zu erwecken, „Die Wahrheit“ zu sagen. Oft genug schaffen sie dadurch erst jene Wirklichkeit, die sie herbei fürchten. Genau deshalb wirken viele „Volksvertreter“ heutzutage auch so un-glaub-würdig wie selten zuvor. Sie verleugnen das Streben nach ihrer eigenen, inneren Wahrhaftigkeit, ihren Wunsch nach dem Glauben an eine Wirklichkeit, die wahrer ist, als ihr Wunsch nach Bestätigung.

Mittlerweile ist der Glaube an die Wahrhaftigkeit im Menschen vielen überhaupt abhanden gekommen. Sie glauben statt dessen eher an die Schlechtigkeit des Menschen. Auch das ist ein Glaube an eine „wahre Wirklichkeit“ und will durch ErwaHrtungen bestätigt werden. Es ist allerdings eine Katze, die sich in den Schwanz beißt, siehe self-fullfilling-prophecy. Natürlich könnten wir auch anders denken, urteilen und hinschauen auf unsere Wirklichkeit. Mann/Frau könnte all die unglaublich tollen Menschen und genialen Errungenschaften, alltägliche Leistungen, und einzigartige Ausdrucksformen wahr-nehmen und bewundern. Aber das ist interessanterweise für viele eher un-wahr-schein-l-Ich. Das hat mit der WaHrnehmung des Ich und seinem Wunsch nach Bestätigung zu tun.

Welche Wahrheit?

Wie sieht die unglaublich nahe liegende Lösung dieses Grunddilemmas der Selbstbezüglichkeit von Wirklichkeitswahrnehmung aus? Wie kann mit dem Problem umgegangen werden, dass Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Wirklichkeit unterschiedliche Formen für jeden von uns annehmen können?

Die wahr-l-Ich einfache Lösung liegt vor allem in der Wahl zwischen bewusstem Selbstbetrug oder dem Betrug durch die Wirklichkeitsdarstellung anderer. Das klingt einerseits traurig, weil nach einer Aufgabe des Glaubens an „Die Wahrheit“ und „Die eine, absolute Wirklichkeit“. Ist es aber nicht. Diese Aufgabe kann uns auch erlösen, zu einer Lösung führen. Sie stellt die Weichen hin zu mehr Freiheit, unser Leben durch vom Selbst gewähltes Streben nach „Wahr-Haftigkeit“ gestalten zu können. Im ehrlichen Eingeständnis, dass selbst die Ausrichtung auf Wahrhaftigkeit nur eine innere Bestrebung nach klarer Orientierung und spürbarer Stimmigkeit ist, eröffnet sich mir erst die Wahl der Realität, in der Ich tat-sächlich leben will. Diese Wahl zu treffen, bedeutet im selben Atemzug in dieser gewählten Wirklichkeit zu sein, sich selbst in ihrer innen liegenden Wahrheit zu suchen und mit allem, was die eigene Wahrhaftigkeit an Wehrhaftigkeit hergibt, zu verteidigen. Um an der eigenen Grenze weiter zu wachsen.