Silver Sounds of Silence: 9

The Silence of the Times

Immer is was, meinte schon die ob ihrer seltenen, dafür umso treffenderen Wortspenden berühmte Hausperle meiner Grossmutter. Und genau so ist es. Die Zeiten werden schlicht nicht besser, die gefühlte Aussicht: beständig abwärts. Ein Katastrophenszenario schmiegt sich an die nächste, nüchtern betrachtet trotzdem nach Niedergang des Abendlandes riechende Entwicklung. Immer is was. Nicht nur die im Dauerfeuer üble Nachrichten verlautbarende mediale Tiefdruckatmosphäre schreit, auch der Tenor im Netz flüstert zwischen Katzenbildern und Coffeemaker-SloMo-Videos: Mir schwant Übles. Das Unterbewusstsein musste sich schon seit geraumer Zeit mit diesem widerlich klebrigen, der Halbwertszeit nuklearen Abfalls gleichenden Bedrohungsgefühl Traumgefechte liefern. Teenage Angst mutiert seit dem Krieg, der Inflation und der Energiekrise zu Global Paranoia. Zu Recht? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.

Ich wünsche mir, dass mal kurz (gern auch etwas länger) die Zeit stillsteht. Dass sich das Rad nicht immer weiterdreht. Dass sich das Schicksal nicht noch mehr verdichtet, dass der Wahnsinn unserer Zeit mehr einer Warnung gleicht, denn in Richtung The End zeigt.

Im Wahnsinn liegen ja der Wahn und der Sinn. Im Wahn finden manche heutzutage durchaus einen attraktiven Weg: Jene, die glauben, sich eine andere Realität wählen zu können, etwa durch hedonistische Flucht in den Eskapismus ihrer Wahl (nach dem Motto Sex, Drugs und Serien), durch nahezu bewundernswerte Ignoranz (Urlaubspläne machen wie immer) oder durch das Kreuzchen am Wahlzettel bei einer jener Parteien, die eine himmelblaue Zukunft ohne realistischen Plan dorthin versprechen. Flucht, Ignoranz und Kampfwahlstimmung verleihen einer ehrenhaften Anwandlung, nämlich der Wirklichkeit trotz allen Wahnsinns ein positives Lebensgefühl abringen zu wollen, durchaus eine Art von Sinn, weil eine andere sinnliche Qualität des „in der Welt zu dieser Zeit-Seins“. Mir wäre allerdings lieber, wenn der Wahnsinn unserer Zeit anstatt zu wahnhaften Kopf in den Sand-Aktionen, zur sinnvollen Evolution beitragen würde, also zu Entscheidungen führen könnte, die die Überlebenssicherheit, die Lebensqualität, die globale Einigung nachhaltig voranbringen.

Überblick, Vogelperspektive, Zeitlosigkeit: Generalist*innen gesucht

Wo ist der analytische Blick aufs Große Ganze unserer Zeit? Ein Blick, der die Krisenszenarien schonungslos und punktgenau beim Namen nennt und ein logisch nachvollziehbares Bild der Interkonnektivität derselben formuliert, das in seiner Gesamtheit zuallererst Sinn macht, statt Angst und Wahn zu schüren? Betroffenheit: ja. Verständnis: ja. Verantwortung: ja. Diffuses Gefühl von Damoklesschwert und entsprechende Ersatzhandlungen: nein, Danke.

Dass Klima, Krieg, Energie, Ressourcen, Inflation, Lieferketten, Migration, Rechtsruck etc. ihre Gründe haben und in ihrer Existenz aufeinander in unterschiedlichen Zusammenhängen einwirken ist klar. Dass es nun gemeinsam an strategisch wirksamen Stellschrauben (wohl eher riesigen Lenkrädern) zu drehen gilt, durch die der in seiner Vernetzung massiv gewordene Abwärtstrend  verlangsamt – oder gar umgekehrt – wird, ist vielen scheinbar weniger klar. Vor allem, was das für systemischen Wandel, für individuelles Umdenken bedeutet und für politischen Willen bedarf. Die Menschheit will nicht sehen, denn wenn sie hinsieht befürchtet ein Gutteil, die Apokalypse zu erkennen. Es fehlt an einer großen, wirklichkeitskonformen und positiven Zielformulierung von Wo soll uns das alles hinführen?. Übler- und üblicherweise folgen auf die Frage Wo soll uns das alles bloß hinführen? beklommenes Schweigen und beklemmende Dystopien des Zerfalls, die sich wie von selbst vor die innere Mattscheibe manifestieren. Sie schwimmen dort im panik-vorhallenden Stillen umher, schwirren um uns herum, planschen vergnügt im Meer von Immer is was.

Apokalypse versus Hoffnungsschimmer

Kerzen und Dosenfutter mal kurz beiseitegelassen, Plan B für den Winter (Thermowäsche, Haube, fingerlose Handschuhe fürs Home Office bei 15 Grad) zum Trotz: Möge sich das Meer der negativen Erwartungen in den Köpfen einiger öffentlich wahrnehmbarer menschlicher Leuchttürme teilen und mit diesen ein, wenn schon nicht sonnenbestrahlter, so doch realistisch hoffnungsschimmernder Weg freigegeben werden, den man gehen -und wählen- kann!

Der Überlebenskampf kann uns heute zum dritten Weltkrieg führen, zu 2 Wochen Blackout oder zur Bildung der United Global Community. Was darf‘s denn sein, Gnä‘ Frau/Gnä‘ Herr?

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MOTIRECTION

Secret Success Story No 15 – über die Lebenskraft aus Leidenschaft

In The Still Of The Heat

Der Sommer war heiß, indeed. In der Hitze scheint vieles still zu stehen. Der Druck, etwas zu verändern, verdunstet in der Bewegungslosigkeit. Der Weg und das Ziel verschmelzen im Hier und Jetzt, es ist schlichtweg zu heiß für große Sprünge oder kleinen Zweifel. In der Hitze regiert das Sein. Nur unter dem kühlen Hauch einer Klimaanlage springen die Lebensgeister wie eh und je von Sinn und Richtung zu In-Frage-Stellen und  Mehr-oder-Anders-Wollen.

Jetzt ist es wieder kühler und das Drängen nach Neuem schlägt sich mit der Übermacht des Alltags herum. Die Ehrlichkeit des Notwendigen besiegt den Keim von Hoffnung oder Leidensdruck: Ersehnte Veränderungen punktgenau anzupeilen und kraftvoll durchzuziehen – das ist der Stoff von Ratgebern (menschlichen oder literarischen), viel zu selten entspricht er der Realität. Viel zu verlockend ruft uns das altbekannte eigene Lied und wir bleiben dem heimischen Sumpf von „geht nicht“, „war schon immer so“, „kann nicht“, „darf nicht“, „wenn ich nur…“ etc. treu. Vorher war die Hitze da, der Urlaub und das Abschalten. Jetzt ist es der Alltag, jene allzu heimtückische Überforderung durch Fremdbestimmungen aller Art.

In den Passion-Drive schalten

Verstehen wir „Erfolg“ jedoch als die Erfüllung unserer größten Träume und tiefsten Sehnsüchte, als die Verwirklichung unserer eigenen Vorstellungen von uns selbst und der Welt, dann bleiben wir auf oben geschilderte Art und Weise wohl ewig erfolglos. Stellen wir uns die ernstgemeinte Frage, wie wir aus dem nebeligen Irrgarten des Altbekannten ins blühende Hochland des Neuen oder zumindest zur vielversprechenden Weite des tatsächlich Möglichen finden, so sollten wir uns nicht länger vormachen, dass Reden und Lesen, Planen und Wünschen, Nachdenken und Vorstellen jemals dafür ausreichen. Es geht vielmehr darum, den eigenen Weg aus der Quelle der eigenen Leidenschaft heraus zu beschreiten. Es gilt, unseren Drive aus dem Inneren zu generieren, unseren Weg aus pulsierender Passion heraus zu bauen und ihn, von derselben Passion in Bewegung gehalten, mit schlafwandlerischer Sicherheit ganz von allein, im wahrsten Sinne von selbst zu gehen. Das Außen wird quasi von innen heraus umgewandelt. Nennen Sie es The Secret, wenn Sie wollen. Doch es ist eigentlich kein Geheimnis, dass die Kraft der Passion, die in vielen von uns noch schlummert, nicht nur uns selbst sondern auch unsere Umgebung zu verändern vermag.

Die Gretchen-Frage

Was rumort derart tief in uns drinnen, auf dass wir willig die allzu eingetretenen oder allzu offensichtlich vor uns liegenden Pfade verlassen? Welcher Ruf in unserem Inneren öffnet uns die Flügel? Was gibt uns den letzten Kick, uns von der Klippe der Sicherheit ins Unbekannte des zutiefst Eigenen fallen zu lassen?

Success is what you define it is“ schreibt Richard St. John in seinem Buch „8 Traits Of Successfull People“, für das er hunderte weltweit Erfolgreiche nach ihren Rezepten und Prinzipien interviewt hat. Allen Erfolgsfaktoren voran steht dort die Passion, gefolgt von der Arbeit, diese Leidenschaft in die Welt zu bringen. Fokus, Druck, Ideen, Verbesserungen, Dienen und Durchhalten sind die weiteren Ingredienzien des Erfolgreichwerdens. Aber all diesen verständlichen Punkten, die sich mit der Umsetzung befassen, voran steht eben die Passion. Leidenschaft heißt nicht umsonst Leiden-Schaft. Es ist ein inneres Leiden, eine ewige Sehn-Sucht, der fast unangenehm starke Druck, der gleich einer Geburt etwas in die Welt setzen möchte, etwas erleben oder bewegen will. Und dieser Prozess ist nicht immer angenehm. Viele von uns streben jedoch Glück oder Zufriedenheit als höchsten Entwicklungszustand an. Für andere ist Liebe das Lebensziel.

Liebe zwischen Sehnsucht und Vergnügen

In Anlehnung an den niederländischen Psychologen Paul Verhaeghe könnte man die Liebe zu etwas oder jemandem so beschreiben: Sie wird aus zwei Tunnel gespeist, die sich von beiden Seiten eines Berges auf einander zu bewegen. Der eine Tunnel ist die Sehnsucht (desire), der andere das Vergnügen (pleasure). Beide schließen einander prinzipiell aus. Der Widerspruch aus Sehnsucht (das Sehnen nach dem Abwesenden) und Vergnügen (die Einlösung der Sehn-Sucht) begründet das Paradox der Liebe. Entweder wir begehren oder wir genießen. Der Genuss ist das Essen der Frucht, das Begehren ist das Wollen derselben. Liebe begehrt und genießt – im süß-schmerzvollen Wissen, dass es nie genug ist, dass immer eine Seite fehlt, denn wenn wir je genug hätten, hätte sich die Quelle der Passion erschöpft. Gerade die nicht zu stillende Sehnsucht speist die mentale Überzeugung, den emotionalen Überschwang, den tatkräftigen Überschuss, der den Liebenden letztendlich unabhängig vom Objekt oder Subjekt seiner Begierde macht und es oder ihn/sie zum Projekt, zur Projektionsfläche werden lässt. Bis „über den Tod hinaus“ vermag die Sehnsucht ihre Wirkung zu zeigen. Lacan beschreibt das Paradoxon passend „Love means giving what you don’t have“.

Unzufriedenheit als Zugpferd

Enjoy! Lautet das Credo unserer Zeit. Die Sehnsucht nach erfreulichen Erlebnissen dominiert unsere Freizeit. Konsum! Lautet der Wahlspruch unserer Wirtschaft. Das Genießen der Kompensationen für unsere Arbeit in Form von Gütern oder Dienstleistungen ist unsere Belohnung für das Voranstellen der Fremdvorstellungen vor unsere eigenen. Parallel zu Vergnügen und Konsum fordern heute etwa Flüchtlingsmassen, Klima oder wirtschaftliche Unberechenbarkeit ein Umdenken. Viele nehmen diese Zeichen wahr und reflektieren, handeln, geben, helfen. Andere wiederum suchen die Defensive, den Rückzug, wollen nichts Veränderliches wahr haben. Zufrieden wollen wir jedoch alle sein. Das Problem mit der Zu-Frieden-Heit ist nur, dass sie im Kern nicht durch Konsum, Genuss, Besitz oder sogar Liebe erreicht werden kann. Zu-Frieden ist jemand, der mit sich und der Welt im Frieden ist. Doch wer akzeptiert sich selbst schon zu 100% so wie er ist und wer sieht nicht, dass diese Welt voller Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu Taten drängt? Aus diesem Gefälle, dem Gefälle zwischen erwünschtem Selbstbild und momentan wahrgenommenem, dem Unterschied zwischen erwünschtem Weltbild und momentan vorhandenem, ergeben sich diverse Handlungsaufträge, die lautstark oder subtil nach uns rufen. Sie fordern uns auf, ihnen zu folgen. Doch sind diese drängenden Aufforderungen zu Handeln wirklich eins mit unserer Passion?

Die Verantwortung uns selbst gegenüber

Ist es egoistisch, unseren eigenen Weg zu gehen? Sollten wir nicht alle vielmehr wie Mutter Theresa oder Bill Gates sein und unsere Fähigkeiten bzw. unsere Mittel in das Besser-Ergehen anderer, weniger Begünstigter, stecken? Die Frage, wieviel Verantwortung wir für die Welt, in der wir leben, haben ist keine leicht zu beantwortende. Ja, wir haben – so viel steht fest. Doch sollten wir uns selbst zugunsten des Wohlergehens anderer aufgeben oder vergessen? Lieber die selbstlose Demut statt selbstzentrierte Visionen in uns pflegen? Sollten wir nicht dem großen Ganzen dienen anstelle unserer Passion zu folgen?

Statt eines entweder-oder Gedankens bietet sich hier ein sowohl-als-auch an. Zugleich klingt in diesem Vorschlag der schale Vorgeschmack auf einen müden Kompromiss an. Ein bisschen Konsum, etwas Vergnügen, gewürzt mit ein paar Spenden oder ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ist das Passion?

Was treibt uns an?

Mit Passion ist hier auch nicht „Trieb“, also das Drängen nach der Erfüllung körperlicher, emotionaler oder geistiger Bedürfnisse, gemeint. Mit dem Titel Motirection, einer Wort-Kombination aus Motivation und Direction, wird jene Quelle der Ausrichtung unseres Lebens in uns adressiert, die unsere Gedanken, Gefühle und Tatkraft speist, ohne dass wir uns verbiegen, anpassen oder verstellen. Peter Handke hat in „Über die Dörfer“ die Richtung, die aus uns selbst kommt, sowie eine Art Anleitung, wie diese freizulegen ist, folgendermaßen beschrieben:

Spiele das Spiel. Gefährde die Arbeit noch mehr. Sei nicht die Hauptperson. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos. Vermeide die Hintergedanken. Verschweige nichts. Sei weich und stark. Sei schlau, lass dich ein und verachte den Sieg. Beobachte nicht, prüfe nicht, sondern bleib geistesgegenwärtig bereit für die Zeichen. Sei erschütterbar. Zeig deine Auge, wink die anderen ins Tiefe, sorge für den Raum und betrachte einen jedem in seinem Bild. Entscheide nur begeistert. Scheitere ruhig. Vor allem hab Zeit und nimm Umwege. Lass dich ablenken. Mach sozusagen Urlaub. Überhör keinen Baum und kein Wasser. Vergiss die Angehörigen, bestärke die Unbekannten, bück dich nach Nebensachen, weich aus in die Menschenleere, pfeif auf das Schicksalsdrama, missachte das Unglück, zerlach den Konflikt. Bewege dich in deinen Eigenfarben, bis du im Recht bist und das Rauschen der Blätter süß wird. Geh über die Dörfer. Ich komme dir nach.“

Der Rote Faden unseres Lebens

Wir sind weder unsere Geschichte noch unsere Vorstellung von uns. Wir sind auch nicht das Bild, das andere von uns haben. Passion ist jene Schwingung, die jeden von uns auf seine eigene Art zum Klingen bringt und jedes Atom in uns vibrieren lässt. Spüren wir jene Momente, die uns in aller Klarheit offenbaren, was uns kraftvoll strahlen lässt. Verfolgen wir diese Spur. Setzen wir unsere Prioritäten, indem wir Entscheidungen treffen, die unser Leben entlang ebendieser Spur verlaufen lassen. Mit einer solchen inneren Ausrichtung einher geht unbändige Lebensfreude, jenes untrügerische Zeichen dafür, dass wir die unerschöpfliche Quelle unserer Lebenskraft freigelegt haben.

Sind Sie etwa einer von jenen Menschen, denen alles zu langsam geht und die noch viel schneller ans Ziel kommen wollen? Haben Sie keine Zeit zum Austeigen (aus dem Bisherigen), Umsteigen (auf etwas Anderes), Absteigen (vom toten Pferd)? Sind Sie der Meinung, dass die Karotte zum Essen da ist, und nicht zum vor-die-Nase-hängen? Ja: Warum das Ziel nicht in sich, statt vor sich haben? Dann lesen Sie nächste Woche mehr über die Fastcination – Trieb Kraft Geschwindigkeit. Success Story No 16: Samstag, 19.09.2015, 10.00