Silver Sounds of Silence: 6

Be aware of the Mind-Dog

Wer sind wir, wenn nicht die Geschichten, die wir uns über uns selbst und die Welt (denn wir brauchen auch Kontext, um uns verorten zu können) erzählen? Diese Geschichten, die sich ja meist schon im frühen Leben formen, wiederholen wir immer und immer wieder, während wir darauf warten, dass sie sich durch Ereignisse im Außen und durch Gefühle im Innen bewahrheiten.

Wer ist also das „Ich“, wenn die Stille den ewigen Narrator in uns aufmerksamkeitstechnisch auch nur für einen kurze Augenblick besiegt hat? In der Stille bleibt die Wahrnehmung – dessen, was ist. Identifizieren wir uns dann nicht mit dem, was ist, so bleiben wir Beobachter der inneren und äußeren Geschehnisse. Doch ist dieses Ziehenlassen des Einheitsempfindens von Beobachter und Beobachtetem eine ungesunde Distanzierung von der Realität oder hilfreiches Aufatmen vom Immergleichen? Finden wir mehr Sicherheit in Gewohnheiten, die uns in ihren Bann schlagen und unsere erlebte Wirklichkeit vorherbestimmen wollen, indem sie dieselbe auf Antworten auf unsere Erwartungen und mentale, wie emotionale Urteilsverkündungen einschränken? Oder finden wir vielmehr Freude – eine völlig andere Form von Sicherheit, weil vertrauensbasiert statt angstbedingt – im Unbestimmten, das sich von ganz allein, ohne unser aktives Zutun mit buntem Leben füllt?

Das Hirn ist ein Hund. Insofern, als dass es gut oder weniger gut dressiert ist, unsere Bedürfnisse zu verfolgen und zu versuchen, uns so weit an die Umstände anzupassen, dass uns keine Gefahr droht. Freiheit ist definitiv etwas anderes. Freiheit ist die Gewissheit, ein Hirn zu haben, auf das man sich verlassen kann, wenn man es braucht – und die Möglichkeit einfach nur wahrzunehmen, ohne dass das Hirn ständig so laut in die Stille rein funkt, dass die Bewusstheit vollkommen abgelenkt wird, in das sprichwörtliche Alice-in-Wonderland-Rabbit-Hole abtaucht und uns mitreißt in den nächsten Loop des Immergleichen, nur stets leicht anders.

Be aware of the Watch-Dog

Anstelle also auf die Stimme im Kopf zu hören oder das Gefühl im Bauch zum Kapitän unseres Erlebens zu machen, wäre es ganz im Sinne der freudvollen Stille sinnvoll, sich darauf zu konzentrieren, was wir wahrnehmen, was auch immer gerade da ist. Ohne zu bewerten, ohne zu kommentieren, ohne irgendetwas damit zu tun. Natürlich gibt es Situationen, in denen wir funktionieren oder aufs reine Überleben schauen müssen. Aber in der Zwischenzeit, in den vielen Zwischenzeiten – und das ist eine Menge Lebenszeit – könnten wir es uns leisten, aus dem Gewohnheits-Karussell auszusteigen. Der Wachhund in uns ist dann vielleicht immer noch da, argwöhnisch in der plötzlichen Ruhe (vor dem vermeintlichen Sturm) nach Gefahren witternd, uns in eine unsichere Gefühlsmixtur tauchend. Lassen wir ihn einfach mal von der Leine. Ein bisschen rumschnüffeln, Löcher graben, Stöckchen finden, sich im Gras wälzen. Vielleicht gelingt uns dies ein paar glückliche Momente lang.

Be aware of the Unawareness

Aber wie schnell kippen wir zurück in die alten Gewohnheiten, etwas „zu tun“, „zu erledigen“, „zu genießen“, uns „zu belohnen“ etc.? Stunden später „wachen“ wir dann vielleicht wieder auf, fragen uns, wo die Zeit hingekommen ist. Ist das nun der positive „Flow“ der Selbstvergessenheit, wie wir ihn in der Kreativität erfahren? Oder waren wir auf „Autopilot“ und haben Lebenszeit und Energie vergeudet? Müssen wir das denn bewerten?? Ja. Denn wir müssen anfangen, der Qualität des Erlebens einen Wert zu geben. Wer, wenn nicht wir selbst, bestimmt, wie wir unser Leben erleben?

Haben wir am Ende einer unbewusst erlebten Phase ein gutes Gefühl, sind entspannt, haben uns angenehm verausgabt, fühlen uns angeregt, inspiriert, bereichert, befriedet, liebevoll, erfüllt? Dann waren dies zuvor hochqualitative Momente gewesen. Natürlich geschehen nicht immer nur schöne Dinge im Leben. Was tun mit diesen? Sie sein lassen. Annehmen, was war, als das, was es war. Möglichst keine Geschichte daraus stricken, die uns selbst zum Strick wird. Self-Care übernehmen lassen, uns geben, was wir brauchen, um zu heilen, um zur Ruhe zu kommen, um Frieden zu finden. Ebenso kommen mitunter dunkle Dinge aus dem eigenen Wesen in der Stille, in der Pause vom Alltagsablenkungstrott, ans Licht des Bewusstseins, das sich dann wundert. So etwas wie Selbstvorwürfe, Kritik, Autoaggression (und/oder all das auch nach außen, auf andere hin gemünzt). Auch hier: Sehen, wahrnehmen, annehmen, atmen, nicht darauf reagieren, keine Geschichten draus machen, in die wir uns dann immer tiefer verwickeln. Nicht umsonst heißt es „Ent-Wicklung“.

Die Wahl zum simpel So-Sein wäre eigentlich so einfach und naheliegender als alles andere, das wir mit unserer Erlebniswelt anstellen können. Und doch wirkt diese Art der Stille von innerer und äußerer Dauerstimulation durch Geschichten, die wir uns und einander erzählen, für viele Menschen unerreichbar oder schlich unattraktiv. Weil wir nicht wissen, was dann geschieht, wenn die Geschichte zu Ende ist. Dabei entfaltet sich genau hier nichts anderes als das Wunder Leben in all seiner unendlichen Farbenvielfalt. Enjoy!

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Seven Strange Synchronicities: 1

Wie es der Zufall so will, klopfte heute das Schicksal an meine Tür – gleichzeitig flutschte das Glück, Hand in Hand mit dem Pech, zur Hintertür hinaus und hinterließ mich nackt in meinem Sein, also in jenem Zustand, den ich zuvor gesucht hatte. Das nenne ich mal Synchronizität. Ein äußerst wundersames Zusammenfallen innerer Zustände und äußerer Umstände. Ja, das Ganze geht auch einfacher erklärt: Sie fahren im Auto, hören nette Musik, haben grad nicht viel im Kopf, da ploppt von innen eine Frage auf. Etwas, das Sie schon lange beschäftigt hat, ohne dass Sie bisher recht Zeit dafür gefunden hatten. Etwas fundamental Wichtiges. Vielleicht, warum Sie immer noch nicht Ihre Lebensaufgabe leben. Und Sie denken nicht groß drüber nach, nein, Sie lassen sich nur in die Stimmung kippen, in die Sie diese Frage taucht. Ein kleines Fragezeichen runzelt dabei vielleicht unbemerkt Ihre Stirn, die große Sehnsucht macht sich wehmütig in der Brust breit, leichte Frustration rumort im Bauch, während Ihre Beine minimalistisch zum Beat zucken. Just jetzt fällt Ihr nichtsahnender Blick auf ein Plakat. Und siehe da: Hier steht sie, Ihre Antwort! Sie müssen lachen, über den Zufall, über das Schicksal. Aber vor allem über diese Synchronizität. Über das gleichzeitige Auftauchen von Frage und Antwort, das Zusammenfinden von innen und außen. Darüber, dass der banale Alltag der Werbung auf das Wunder des Lebens trifft. Darüber, dass das Leben sich über sich selbst amüsiert – und Sie Zeuge sind.

Ein anderer Begriff für Synchronizität wäre vielleicht Stimmigkeit. Damit ist beleibe nicht einfach nur Harmonie gemeint, nein, eher schon das Auftauchen von plötzlich Stimmigem im prinzipiell Unstimmigen. Ein kleines Wunder eben. Mit solchen Wundern beschäftigt sich dieser Blog 2021. Denn das Leben ist zu kurz und viel zu seltsam, um sich nicht dem Wundersamen zu widmen. Wir müssen nicht an Wunder glauben, um Wunder zu wirken. Die Macht kann mit uns sein, ohne über uns zu kommen. Alleine schon, dass manchmal das unsinnigste Ereignis auf einmal unfassbar viel Sinn macht, sofern man die Perspektive wechselt, ist schon ein kleines Wunder. Und solcherart Wunder lassen sich in aller Absichtslosigkeit tatsächlich selbst dem Alltäglichsten entlocken und aus dem unscheinbarsten Augenblick hervorkitzeln.

Es wird Zeit, dass wir uns mehr wundern, finde ich. 2021 braucht uns, braucht unsere Kraft: Nicht nur die Kraft, trotz Pandemie durchzuhalten oder gegen schwierige Entwicklungen anzukämpfen. Nein. Vor allem die Kraft, das Leben an sich zu bewundern. Das Beste in jedem Moment nicht vorweg zu wünschen oder im Nachhinein hinein zu interpretieren. Erst im leeren Raum des Hier und Jetzt zeigt sich das Wunder. Seien wir live dabei und lassen uns von Moment zu Moment aufs Neue vom Leben überraschen!

PS: „Masters of Magic Moments“ hieß mein erstes Buch im Original. In Kürze erscheint es neuerlich als Hörbuch. Es handelt von der Kunst wunder-voller Begegnungen mit sich selbst, mit anderen und dem großen Ganzen. Synchronizitäten sind Zeichen. Nämlich für die eigene Offenheit den Wundern des Lebens gegenüber. Bestimmte Geisteshaltungen, Grundeinstellungen und Verhaltensweisen machen das Wundersame in unserem Leben erst sichtbar. Frei nach dem Motto: Verzaubern wir uns selbst, so wird die Welt magisch…

Significant Soul Sample No 5: Tearing the Fearing

How to trust

in a world

that is screaming

and beaming with meaning


How to find peace

in a world

that is steaming

and exploding by eroding


How to love

in a world

that is dying

by lying and prying


How to see

in a world

that is strangely

rearranging

the truth and facts

to the needs of feeds


How to believe

in a future

when a culture

of unease

makes one freeze


No answers

around

but within


Keep your head clean.

Keep your heart keen.

Keep your eyes seen.


Keep yourself being

the door and the frame

a wall against shame

a roof for protecting

those who are dreaming

of beaming with meaning


Be a silent island:

Truthful and trusting

easy to live in

with an attitude

not rude nor crude, 

not brute or cute

but loving and laughing 

no matter what


Stay as a fact.

Rewriting the fury

into your story

FREEFLOWLETTINGO

Secret Success Story No 23 – über die Leichtigkeit des Seins

Flow

Kennen Sie das scheinbar mühelose völlige Aufgehen in einer Tätigkeit? Wenn Zeit und Raum, einfach alles außerhalb Ihres Konzentrationsfeldes, schlicht nicht mehr existieren. Hier drängen sich keine störenden Gefühle oder Gedanken auf. Im vielgepriesenen Zustand des Flows sind wir eins mit uns und unserer Handlung. Wie Kinder beim Spielen. Leider stehen uns unser Verstand, unsere Gefühle und unser Körper oft im Weg. Sie verhindern das „reinkippen“ in den Flowzustand. Genauso wie die Anforderungen des Alltags oder andere Menschen, die uns ablenken, rausbringen, vereinnahmen, fremdbestimmen.

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die dieses köstliche Erlebnis in die Existenz heben. Das Gefühl der Selbstbestimmung ist das zentralste von allen. Und wie oft haben wir dies am Tag? Und wie oft, sofern wir es kennen, mündet es in Langeweile bis Depression? Fühlen wir uns faul, nutzlos, nicht gebraucht, überflüssig? Selbstbestimmt, aber einsam und alleine…

Freiheit

Wer sein Leben zur freien Verfügung hat, den freut dies nicht immer. Aber sobald wir wissen, was uns mit Spaß und Sinn erfüllt, wenn wir es tun steht dem Eintauchen in den Fluss des Seins nichts mehr im Weg. (Wer noch nicht weiß, was er wirklich will, dem sei hier der Blogbeitrag „Motirection“ empfohlen). Es sind aber noch einige andere Zutaten für das freie Fließen im Moment nötig: das Freisein von Sorge und Angst oder die Freiheit von Erwartungen und Erfolgsdruck. An deren Stelle steht die Freiheit, den eigenen Fähigkeiten entsprechend aktiv zu werden. Das dem eigenen Wesen entsprechende Tun sollte sich in der eigenen Haut gut anfühlen (für andere könnte sich dasselbe schrecklich anfühlen) und das Werk im eigenen Sinne Sinn machen (für andere könnte es völlig sinnentleert sein). Der Weg zum wonniglichen Fließen führt daher zunächst aus der Insel der Selbstbestimmtheit über die Brücke der Un-Abhängigkeit von Fremdvorstellungen und Fremdbeurteilungen, jenseits des Berges der Kritik (von innen und außen) und damit hinein ins Land der unbegrenzt fliessenden Möglichkeiten.

Loslassen

Und da? Einfach machen. Und dann? Das ist eine gute Frage. Denn der Flowzustand hat ein Ende. Dann schlägt der Alltag gnadenlos zu, die Rechnungen wollen bezahlt werden, die Schule zwingt einen zum Sprechtag, die Kinder wollen etwas essen, Partner wollen beglückt werden. Verantwortungen rufen. Laut und gebieterisch. Flow und Verantwortung scheinen zwei Planeten aus unterschiedlichen Sonnensystemen zu sein. Kein Wunder, dass viele Künstler sich eher soziopathisch verhalten und große Denker oder Mathematiker dem Reich des Autismus nahe stehen.

Wie passt das zusammen? Wie findet der Flow, das reine Sein  im Moment, seinen Frieden mit jener Selbstaufgabe, die benötigt wird, um seinen Verpflichtungen in der Gesellschaft nachzukommen?

Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins

…ist deshalb unerträglich, weil es einem zwar leicht fallen kann, alles zu vergessen, sich zu vergessen, nur zu sein. Aber weil zur gleichen Zeit ganz automatisch im Vergleich dazu alles und jeder andere schlichtweg unfassbar schwer wird. Spürbar schwer. Mühsam. Im Flow gibt es keine Probleme, die nicht gelöst werden können. Die Welt außerhalb des Flow zelebriert das Problembewusstsein schlechthin. Wer sich leicht fühlt, der wird schnell von seinem Umfeld (oder von seinen eigenen Gewohnheiten) wieder runtergeholt und durch die Schwerkraft des Alltäglichen eines scheinbar Besseren belehrt. Aber: welcher Zustand ist echter? Leicht oder schwer? Welche Einstellung, welches Erleben entspricht wirklich und wahrhaftig der Realität? Doch wohl die Schrecken dieser Welt. Glück, Zufriedenheit, Leichtigkeit – die alle zählen nicht so viel, wiegen nicht so schwer (!). Die Macht des schlechten Gewissens sorgt schon dafür. Wir dürfen uns nicht bewusst wohl und leicht fühlen angesichts des Elends dieser Welt. So viel ums uns ist ungerecht, dramatisch, unfassbar und vor allem: unlösbar. Apokalypse now! Und wie kann man sich angesichts des Elends dieser Welt bloß leicht fühlen?

Andersrum aber geht das ganz gut: Ewig gegen Windmühlen kämpfen, das ist ein respektabler Seinszustand. Die passende Einstellung dazu: „Alles wird schlechter, obwohl es früher auch nicht besser war“. Es gibt zwar keine gute alte Zeit aber dafür gibt es auch keine große Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wo soll uns eine solche Denkweise eigentlich hinführen? Nirgendwohin. Eine solche Haltung ist im wahrsten Sinne Aussichts-los. Sie ist letztendlich auch nur eine Art, im Hier und Jetzt zu sein. Keine sehr angenehme.

Alles easy – oder was?

An der Leichtigkeit – am Flow, am Spiel, an Spaß, an Sinnlichkeit und Sinn – führt deshalb kein Weg vorbei, weil alle anderen Tätigkeiten und Einstellungen dem Leben seine Qualität nehmen. Wie finden nun also Selbstlosigkeit und Selbstbestimmung zu einander? Wie finden Freiheit und Verantwortung eine gemeinsame Ausdrucksform? Darf „Gutes tun“ tatsächlich Spaß machen und das „kreative Lösungen für echt große Probleme-Finden“ in Leichtigkeit passieren? Darf man dem Ernst des Lebens lustvoll auf die eisige spiegelglatte Glatze spucken und dem eigenen Antlitz darin eine schön freche Grimasse ziehen? Ja, man darf.

Viele großartige und oft unsichtbare Menschen und Projekte zeigen, wie inspirierende Kreativität selbst festgefahrenes Problemdenken aufbricht oder wie ein echtes Lächeln real bedrohliche Konfliktherde in bereichernde Reibungsfreude umwandelt. Die Haltung, aus der derart wirksame Transformationsakte entstehen kann, ist eine Mischung aus edler Gesinnung (etwas zum Besseren verändern zu wollen) bei gleichzeitigem Mangel an Rechthaberei (den Zwang, etwas erreichen zu müssen loslassen). Die Unaufdringlichkeit jener, solche Transformationen initiierenden Akteure mischt sich idealerweise mit der spontan entstehenden Freiwilligkeit der  zur Transformation eingeladenen Beteiligten. Eine solche, höchst effektive Leichtigkeit in einem anstehenden Veränderungsprozesses zu vermitteln und ihn dadurch gezielt einzuleiten kann Schwerstarbeit sein. Diplomaten wissen um die immense Schwierigkeit, andere so zu bewegen, dass die äußere Form mit selbstverständlicher Leichtigkeit gewahrt und im selben Atemzug im Inneren alte Denkweisen ersetzt oder massive Strukturveränderungen eingeleitet werden können.

You gotta move it, move it

Diese Fähigkeit, unauffällig und freudvoll andere zur weiteren Entwicklung anzuregen, mit einem Blick oder einer Geste Grundsätzliches zu bewegen und so quasi „nebenbei“ das Rad der Evolution am Laufen zu halten, wird selten mit Ruhm und Ehre, Geld oder Karriere belohnt. Diese Art von Erfolg ist kaum messbar, kaum sichtbar, nur spürbar. Es gibt keine institutionalisierten Beobachter jener weisen Akteure, die im Hintergrundrauschen des Alltags mit dem Funken der Verwandlung spielen. Diese Funken verändern Negatives in Optionen und Leid in Erkenntnis. Solche Menschen wandeln fast unsichtbar umher und tippen andere an, so  wie Buddhisten ihre Gebetsrollen am Rotieren halten. Sie bringen stockende Energien in Gedanken, Gefühlen oder auch im Körper ganz unauffällig wieder zum Fließen. Eine Begegnung mit ihnen lässt einen das eigene Zentrum spüren und die eigene Handlungsfähigkeit steigt wieder. Sie machen, dass wir uns fühlen, wie das Titelbild dieses Blogs zeigt: Sie halten uns am Laufen(den). Ein Dank an all jene, die uns derart im Inneren „anstupsen“, die uns selbstlos berühren und bewegen, unsere Welt am Weiterdrehen halten, uns immer wieder ins Fließen bringen! Dieses Wunder geschieht aus jener bewundernswerten Leichtigkeit heraus, die durch Lebenserfahrung erworben wurde. Gerade diese lebensweise Leichtigkeit kann kaum professionalisiert oder gelehrt werden…

Professionelle Helfer und die Leichtigkeit

Denn der Grat ist schmal. Der Grat zwischen selbstloser und zutiefst befriedigender Hilfstätigkeit beim Sein und Werden – und der völligen Selbstaufopferung. Jeder Sozialarbeiter, jede im Gesundheitswesen kennt ihn, diesen gefährlichen Grat zwischen der Hochachtung vor der Aufgabe, andere zu berühren und zu bewegen – und dem Burnout durch Selbstaufgabe. Kennt diese zehrende Hoffnungslosigkeit, die hinter jeder gelungenen Hilfsaktion lauert, weil es zu viele gibt, denen im selben Atemzug nicht geholfen wird. Weil das Leid kein Ende kennt, aber die eigenen Kräfte schon. Die Erwartungen, die Hoffnungen, sind groß, die Realität weit von der Leichtigkeit einer Erfüllung entfernt. Die oben angesprochenen Weisen der Leichtigkeit haben die Hoffnung aufgegeben. Nicht weil sie frustriert oder hoffnungslos wären, sondern weil sie das Leben kennen und nehmen. Deshalb sind sie auch unsichtbar. Sie kompromittieren ihre eigene Einstellung nicht mit der Suche nach Anerkennung. Sie wissen, dass dies kontraproduktiv für das Resultat wäre. Ihre Selbstlosigkeit ist kaum wahrnehmbar, gut versteckt. Mit voller Absicht.

Die Falle der Selbstlosigkeit

Selbstaufgabe zugunsten anderer wird in unserer Zeit und Gesellschaft einerseits als anbetungswürdig verherrlicht. Moderne Märtyrer, Helden von heute. Die konstruktiven Journalisten erzählen gerne von den Mutter Theresas und Nelson Mandelas. Oder ein untragbares, menschenunwürdiges (beispielsweise Gesundheits-)System (siehe unsere Spitäler und deren Arbeitszeiten) fordert die Selbstaufgabe einfach ein. Leichtigkeit hat im offiziellen Berufsleben keinen Wert. Im Gegenteil. Arbeit muss schwer sein, damit sie als Arbeit gilt. Und nicht einmal dann wird sie mit Wertschätzung entlohnt.

Vor allem Frauen ergeben sich darin, ihr Leben in den Dienst anderer zu stellen. Und in einer Zwickmühle aus mangelnder Wertschätzung und niedriger Entlohnung zu landen. Den eigenen Weg zu gehen ist für Frauen immer noch nicht nur schick. Sie würden vielleicht dafür Geld bekommen, aber Wertschätzung? Für die Kinder da sein oder Karriere machen – diese Entscheidung ist viel zu oft nach wie vor ein entweder-oder  bei der jede Seite nur verlieren kann. Geld und Hochachtung fehlen in den meisten „weiblichen“ Berufen – ebenso wie im Muttersein. Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Putzfrauen, Sekretärinnen, Krankenschwestern, Pflegerinnen, Sexarbeiterinnen. Zweite Reihe, Hilfsdienste, Zulieferer, Wohlfühlbasis, Hintergrundrauschen. Was sind sie der Gesellschaft wirklich wert? Ich weiß, ich provoziere. Allerdings für einen guten Zweck, nämlich um das – vorwiegend weibliche – Rezept „Erfolg durch Selbstaufgabe“ in Frage zu stellen. Geht es denn auch anders? Dieser Frage widmet sich nächste Woche die Success Story No 24: WonderWomen – über Weibliche Wunderwirksamkeit. Samstag, 14.11.2015, 10.00.

Und an dieser Stelle der Gerechtigkeit halber gleich eine Vorschau auf die Success Story No 25: MiracleMen – über das Mirakel im Mann. Am Samstag, 21.11.2015