Perlen der Resilienz
Sprung ins warme Wasser gefällig? Dann kommt hier zum Einstieg gleich mal knallhart -oder besser: lautlossanft- eine Sintflut gesammelter Weisheiten zum Thema „Widerstandskraft gegen Übel aller Art“-Stärken. Obschon wenig davon unbekannt sein dürfte, ist es doch der Schwall geballter Möglichkeiten, um den es hier gleich geht, weil schon das pure Lesen der schieren Masse ganz und gar nicht ungesunder Wege zum Besserfühlen einen ganz ausschlaggebenden Lustgewinn bringt. Mehr ist in diesem Fall wirklich besser, denn solange es ungemein viele Wege gibt, wird vielleicht auch ein persönlich passender dabei sein, so der Gedanke dahinter. Hier also die pralle Wundertüte zur Ausschüttung von Wohlfühlhormonen à la Oxytocin, Serotonin, Dopamin usw. Kleine Gebrauchsanweisung vorab: Solang (noch) nichts Passendes dabei ist, einfach weiterlesen…:
Atmen (langsam, bewusst, sanft, ein und aus in einem Fluss u.v.m.) – Bewegen (von wenig bis viel, Hauptsache dass) – Natur (und damit: Bewegen in der Natur sowieso) – Musik (machen und hören) – Kuscheln (und ja, Sex, natürlich) – Neues Lernen (egal was) – Reisen (egal wohin, solange zumindest teilweise unbekannt) – Neues Ausprobieren (von Essen über Reden mit Unbekannten bis Sportarten) – etwas riskieren (nein, nicht Gambeln, besser Fallschirmspringen oder Menschen ansprechen) – Meditieren (mit Vorstellung oder ohne Visualisierung, mit Worten oder still, sitzend, liegend, stehend, gehend oder auch beim Yoga, völlig egal) – den Flow suchen (indem man in einem Hobby versinkt, von Blumengestecken über Gärtnern und Modellflugzeuge bis weiss der Geier was) – Wellnessen aller Art (dazugehörige Hotels, Massagen, Schwimmen, Saunieren, allerlei Behandlungen, kennt man ja) – gut Essen (also gesund oder genial) – nichts trinken (also nur Wasser und so) – ahja, apropos langweilig: Lachen (z.B. Kabarett und Comedians schauen) und generell mehr Spaß haben (schwierig in Zeiten wie diesen, aber nicht unmöglich: Galgenhumor könnte helfen, Ironie sowieso) – Schwelgen in Tagträumen (Sehnsucht ist oft stärker als Konsum; und sobald bewusst wird, dass es ums Träumen und nicht ums Erfüllen geht, macht Sehnsucht endlich richtig Spaß) – gut mit sich selbst sprechen (Stichwort: innerer Monolog) – Widerstand gegen das Leben an sich und die Ereignisse und Gegebenheiten im besonderen loslassen (siehe: Meditieren) – nicht Aufgeben (nein, keine Kontradiktion zu vorigem Punkt, sondern komplementär zu verstehen: alle Erwartungen ziehen lassen und alles Seiende im Sosein sehen und sein lassen, ohne zu interferieren) – sich für Sinnvolles einsetzen (wieder kein Widerspruch zu vorigen 2 Punkten, denn nach dem Loslassen und Seinlassen ist die Offenheit für neue Zugänge, Sichtweisen und Lösungsansätze erst da) – sich des Da-Seins bewusst sein und ja, last but not least und vielfach überprüfterweise effektiv in Sachen Wohlergehen: Dankbarkeit (egal wofür, wenn von Herzen).
Die Auflistung versteht sich nicht als vollständig, aber soviel kommt schon durch: Nein, keine Drogen, keine Exzesse, kein selbstzerstörerisches Verhalten, nicht Zuviel von irgendwas. Extreme lösen eine Pendelbewegung aus, High-Low. Eh klar eigentlich. Also Ja zur ewigen Mitte, oder wie? Vielleicht geht’s auch anders…
Das geheime Tor zum Widerstand gegen den Widerstand
Das wohl leiseste Geheimnis auf der Suche nach dem reinen Wohlgefühl in unsicheren Zeiten bietet eine Tür, die sich erst im Verweigern aller anderen Türen, seien sie anregender oder entspannender Natur, zeigen will: das ungemein unattraktive Tor der Langeweile.
Fad? Mitnichten. Fad führt further. Weiter hinein in den Kaninchenbau der eigenen Fantasie, wo Spannung, Spaß und Spiel auf uns lauern. Erst wenn‘s fad wird, widmen wir uns gern den im Stillen vor sich hin vegetierenden Schwingungspotenzialen wie der einsamen Gitarre im Eck oder dem verstaubten Bücherstapel, der fast vergessenen Freundin und der flüsternden Stimme im Hinterkopf, die unsere Kindheitsträume nicht vergessen will. Der wahre Flow lauert im Ungewissen (das sich von der angstmachenden Unsicherheit wesentlich unterscheidet). Im Unentschiedenen liegen die Einsicht und Freude des steten Neuan´fang(en)s.
Die Offenheit für Offenheit braucht allerdings viel Mut. Denn hier, auf der weiten Flur des nicht durch Aktivität zugemüllten Bewusstseinszustandes, trifft sich mit Vorliebe ein buntes Allerlei von halbgaren Sorgen, unguten Vermutungen, schrecklichen Erlebnissen und einengenden Schlussfolgerungen. Sie alle feiern gern Apokalypsen-Party, am liebsten gemeinsam. Aber wir, die wir der Langeweile sei Dank auf dem Floß des Flow vor uns hin driften, können sie alle zu Poetry Slam Fuel und Jackson Pollock-artigen Anflügen von Kunstschaffenheit (sie steht im krassen Gegensatz zu ikonografischer Repetition wohlbekannter Muster ewiger Rechtschaffenheit) machen und damit Treibstoff für Schöpferisches, für Werdendes und Weichendes zugleich, sein lassen.
Wohl denen, die anstatt getrieben zu werden, sich in unendlich anmutenden Mußestunden herumtreiben indem sie endlich Nichtstun.