Silver Sounds of Silence: 3

Kampf und Kooperation

Wo liegt die Quelle des Friedens verborgen? Im Inneren des einzelnen. Und in der Funktionsweise von Systemen. Beginnen wir bei Zweiterem: Systeme, die auf Konkurrenz, Gewinnen, Profit oder Machtwachstum basieren, sind auf Kampf ausgelegt. Ok, ein sportlicher oder wissenschaftlicher Wettkampf kann auch zu Höchstleistungen anspornen. Aber die Grundhaltung bleibt: jeder gegen jeden. Diesen Systemen stehen jene gegenüber, die auf Kooperation, Aufbau und Erhalt gesunder Umwelten und fruchtbarer Umstände für alle, sowie auf Verantwortung fußen. Ver-Antwortung bedeutet dabei nicht die moralische Keule zu schwingen, lustfeindlich oder Besserwisser vom Dienst zu sein. Verantwortung meint, sich für das Suchen, Finden und Implementieren von Antworten auf drängende Herausforderungen zuständig zu fühlen. Derartige Systeme brauchen ein Miteinander.

Krieg und Frieden

Sowohl kampfbasierte Systeme als auf Kooperation ausgelegten Systeme können für sich, in sich funktionieren. Sie können eine gewisse Stabilität bieten und Überleben sichern. Sie können vielleicht auch eine Zeit lang nebeneinander, allerdings kaum miteinander funktionieren. Denn sie gehen mit Problemen unterschiedlich um: Kontrolle, Eigennutzen und Unterwerfung aller anderen auf der einen Seite – Analyse, Mitverantwortung und gemeinsames Handeln auf der anderen. Auch die Erlebensqualität für Menschen, die in und nach den Spielregeln der jeweiligen Systeme leben, unterscheidet sich gewaltig: Gewaltausübung macht den Unterschied.

Mut und Stille

Hier kommt die Stille ins Spiel. Und der innere Friede. Sich gewalttätigen Systemen zu widersetzen kann auf verschiedene Weisen geschehen. Mit buchstäblichen Bomben und Granaten – oder mit stillem Widerstand, mit leiser Diplomatie und „unblutigen“ Mitteln wie finanziellen Repressalien. Wer zur Stille bereit und zum inneren Frieden geneigt ist, wird freiwillig innehalten und gewaltarme oder gewaltfreie Lösungen suchen. Den anderen, jenen, die auf Kampf gepolt sind, müssen jedoch diese „gewalt-alternativen“ Daumenschrauben derart weh tun, dass ein Ende von Kampfhandlungen weniger schmerzhaft und vielleicht sogar profitabler wirkt als das Aufrechterhalten derselben.

Ist Friede käuflich?

Kann man Frieden kaufen? Die wirtschaftliche Verflechtung Europas war der Weg des Friedens nach dem zweiten Weltkrieg. Bis die Wirtschaft anfing zu wackeln (Stichwort Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2007) und sich die Frage stellte: Gibt es ein gemeinsames Europa, das über wirtschaftliches Wohlergehen hinaus denkt und handelt? Wollen EuropäerInnen einen gemeinsamen Lebensraum der gemeinsamen Werte? Die Herausforderungen gemeinsamen humanitären Handelns plagen diese Frage nach einer Wahl zwischen Gegen- und Miteinander in Europa seit der Flüchtlingsstrom ab 2015 die Schwächen eines rein wirtschaftsbasierten Friedens aufdeckt. Unterm Strich bleibt die Nutzenfrage: Was haben wir vom friedlichen Miteinander mehr als vom gewalttätigen Gegeneinander (Nichts-Tun ist in humanitären Fragen gewalttätig!)? Kann man Menschen, die auf Eigennutz, Überleben und Kampf gepolt sind, die durch Autokratie, Patriarchat, Hierarchie, Gewalt aller Art hindurch zu überleben gelernt haben, die sich entweder als Gewalttäter oder Mitläufer, als Ignoranten oder Opfer mit dem Kampf „arrangiert“ haben, denn von einer gelingenden friedfertigen Gesellschaft überzeugen – ohne, dass eine solche Idee naiv wirkt, lebensfremd, irreal?

Angst und Vertrauen

Was im Kern kriegerischer Handlungen liegt, mag komplex wirken, lässt sich aber wohl auf einen Schlüsselfaktor zurückführen: Angst. Individuelle wie systemisch verankerte Angst. Der einzelne Kriegführende hat Angst um sein Überleben, um das Überleben, dessen, was ihm wichtig ist, um das Bild, das er von sich und der Welt hat. Diese Ängste müssen keine realen Gründe haben, sie bieten aber den Nährboden für die Gestaltung beängstigender Umstände und Erlebnisse. Angst und Gewalt gehen Hand in Hand. Vertrauen und Verantwortung ebenso. In und für sich selbst, in und für andere. Angst geht mit Lärm einher, mit Hyperaktivität. Vertrauen mit Ruhe, mit Stille. Aus dem Stress der Angst entstehen gewaltige Probleme. In der vertrauensvollen Entspannung finden sich lebens- und liebenswerte Lösungen. Aggressoren zu entspannen, bevor profitable und werthaltige Lösungen entwickelt werden, kann helfen. Vertrauenswürdige Handelnde sind dabei der Schlüssel. Ohne menschliche Glaubwürdigkeit der VerhandlungspartnerInnen braucht eine friedliche Lösung verschiedene Orte und Taten, die einer Phase oder einem Zustand der Stille entspringen: neutrale Intervention, neue Player, intensive Reflexion, inklusive Visionen.

Aus der Stille in die Welt

Aus der Sille springt das „Anders“, ihr entstammt das „Mögliche“. Manche beten laut, andere treten leise, um in die Stille zu gelangen. Unsere Zeit braucht alle Wege, die in jene friedvolle Stille führen. Unsere Zeit braucht stille Zonen, die mit einer Fülle möglicher Lösungen schwanger gehen. Tauchen wir ein in den tonlosen Raum, tauchen wir auf aus dem wortlosen Grauen.

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SPECIAL SCREEN SCRIPT 16: Dompteur der Dominanz

Den Platzhirsch entthronen

Kennen Sie das? Sie kommen in eine Besprechung oder in ein Lokal und werden von oben bis unten abschätzig gemustert. Plötzlich bekommen Sie das Gefühl, abgewogen und bewertet zu werden – und zwar nicht zu Ihren Gunsten. Dominante Menschen geben durch ihre Körpersprache, ihre Haltung, ihren Gesichtsausdruck und ihren Blickkontakt zu verstehen, wer hier der Platzhirsch ist. Und das ist beileibe nicht angenehm. Aber das muss nicht sein! Die wesentliche Entscheidung, die wir dominanten Menschen gegenüber treffen müssen, ist zunächst die folgende: Spielen wir mit oder nicht? Also wollen wir beweisen, dass wir selbst stärker, klüger, schneller, besser – mit einem Wort: überlegen sind? Oder ist es vielleicht ratsamer, solche Menschen ganz zu ignorieren? Und gibt es noch eine dritte Möglichkeit? Um diese Entscheidung treffen zu können und sich entsprechend zu verhalten, macht es Sinn, sich zunächst über 3 Dinge klar zu werden:

  1. Die erste Reaktion: Was löst dominantes Verhalten in Ihnen aus?
  2. Der anschließende Automatismus: Welche Reaktionsweise sind Sie gewohnt?
  3. Die richtige Wahl: Wie verhalten Sie sich am besten?

Dominanz stresst

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, machen wir ein kleines Gedankenexperiment: Stellen Sie sich nun vor, Sie gehen des Abends auf einer Straße, um eine Ecke und stehen plötzlich einem dominant wirkenden Menschen gegenüber. Sein starrer Blick ist direkt auf Sie gerichtet, die Augen leicht zusammengekniffen, die Mimik nicht freundlich – die ganze Haltung wirkt intensiv und irgendwie herausfordernd.  Was tut sich in Ihnen?

  1. Sind Sie gestresst, spannen sich Ihre Muskeln an, halten Sie den Blick?
  2. Oder wechseln Sie die Straßenseite, blicken Sie weg, gehen schneller?

Die eine Variante signalisiert Ihre Bereitschaft zum Kampf, die andere Ihre Bereitschaft zur Flucht. Beide Reaktionsweisen, also Kampf und Flucht, sind klassische Stressreaktionen. Denn genau das lösen dominante Menschen aus: Sie stressen uns schlichtweg. Wir reagieren sofort darauf, und zwar ohne es bewusst zu wollen und auf Basis unserer Gewohnheit. Je nach Persönlichkeit und Geschichte neigt jeder von uns eher zum Kampf oder zur Flucht. Mit diesen beiden Reaktionen sind wir aber im Geschäftsalltag, im Privatleben oder in der Disko höchstwahrscheinlich nicht glücklich. Wunderbarerweise gibt es noch eine dritte Möglichkeit auf dominante Menschen zu reagieren. Sie liegt darin, sich nicht stressen zu lassen.

Im entscheidenden Moment gelassen bleiben

Es kann einige Übung brauchen, sich in Gegenwart dominanter Menschen nicht bedroht, angegriffen oder runtergemacht zu fühlen. Atmen Sie in solchen Situationen zunächst tief aus, entspannen Sie Ihre Muskeln, richten Sie sich auf, öffnen Sie den Brustkorb leicht und blicken Sie den anderen direkt und neutral an, einfach interessiert und ohne zu starren. Spüren Sie, was sich in Ihnen tut, bleiben Sie bei sich, lächeln Sie vielleicht mal kurz und freundlich und sehen Sie was passiert. Auf diese Weise erhalten Sie die Chance, anders als bisher und adäquater zur tatsächlichen Situation zu reagieren. Lassen Sie sich von den ungeahnten Möglichkeiten überraschen und genießen Sie Ihre eigene Souveränität…

Den ORF-Beitrag zum Thema können Sie in der TV-Thek unter „Daheim in Österreich“ vom 25.06.2018 eine Woche lang nachsehen: https://tvthek.orf.at/profile/Daheim-in-Oesterreich/13887572/Daheim-in-Oesterreich/13980992/Kommunikationstipps-bei-dominanten-Menschen/14322892

SPECIAL SCREEN SCRIPT 15: GENERATIONENKAMPF ADE

Wenn alte und junge Sichtweisen aufeinanderprallen

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen beim Abendessen, zusammen mit Ihren Eltern oder Kindern, oder beiden Generationen. Malen Sie sich aus, wie es da zugeht: Ist es laut und reden alle durcheinander oder ist es eher leise, vielleicht angespannt? Und was passiert, wenn es bei einem von Ihnen gerade im Job so richtig kriselt, wenn massive Beziehungsprobleme vorhanden sind oder wenn gewichtige gemeinsame Entscheidungen anstehen, wenn etwa das Familienunternehmen an die nächste Generation übergeben werden soll? Bei solchen spannungsgeladenen Themen kommt es dann oft zum Streit. Und hier stellt sich die Frage:Wie können wir wieder zueinander finden, wenn die Ansichten über ein gelingendes Leben – sei es nun im Beruf, in Beziehungen oder im Familienverband – so unglaublich weit auseinanderklaffen?

Streitgründe verstehen lernen

In den meisten inner-familiären Konflikten geht es darum, unser eigenes Bild von uns selbst und davon, wie unsere Welt sein sollte, gegenüber einer anderen Ansicht über uns und die Welt durchzusetzen. Um das in der Familie erreichen zu können ist es wichtig zu verstehen, dass jede Generation jeweils ihre eigene Sichtweise vertritt – und damit ganz bestimmten Ansichten anhängt, die in jeweils einem anderen Zeitalter entstanden sind. Sie sind mit anderen gesellschaftlichen Regeln verknüpft und auch die wirtschaftlichen Umstände waren bzw. sind unterschiedlich. Jede Generation entwickelt ihren Umständen entsprechend und zumeist in ihrer ersten Lebenshälfte eine ganz eigene Vorstellung davon, was genau beruflicher Erfolg ist, wie gelingende Beziehungen auszusehen haben und wie eine glückliche Familie aussehen soll. Es sind genau diese Unterschiede in den Vorstellungen, die so viel Reibung im Familienalltag erzeugen. Mit diesen Unterschieden gilt es konstruktiv umzugehen, um unseren lieben Frieden wiederzufinden!

3 Knackpunkte fürs miteinander Leben

Betrachten wir die 3 wesentliche Knackpunkte für das gelingende Miteinander etwas genauer, nämlich die Vorstellungen zu Erfolg in Beruf, gelingender Beziehung und Familienglück etwas näher. Versuchen Sie im Selbstversuch daheim zunächst einfach nur die Unterschiede zwischen den Generationen glasklar zu sehen – ohne dass es ums Recht haben geht.

Sie können sich und Ihrem streitbaren Gegenüber dazu die folgenden Fragen stellen:

  1. Beruflicher Erfolg: Was zeichnet für Dich und für mich beruflichen Erfolg aus? Geld, Macht, Karriere? Ein selbstbestimmtes Leben? Nachhaltiges Wirtschaften? Einfach nur Überleben? Oder das Familienerbe so zu erhalten, wie es ist?
  2. Gelingende Beziehung: Was ist für Dich und für mich eine gelingende Beziehung? Dass man ein Leben lang beisammen bleibt? Dass es Kinder gibt? Dass es eine klare Rollenverteilung gibt? Ein respektvoller Umgang miteinander? Unterstützung in allen Lebenslagen? Oder eher Spaß und Genuss?
  3. Familienglück: Was verstehst Du und was verstehe ich genau unter Familienglück? Müssen Kinder da sein? Wie viel Zeitaufwand füreinander ist notwendig? Lassen sich Beruf und Familienleben vereinbaren? Vom wem wird erwartet, seine Bedürfnisse und Vorstellungen zurückzustecken und wie genau soll das „für den anderen da sein“ aussehen? Wie soll mit Konflikten umgegangen werden? Woran ist erkennbar, dass sich die Familienmitglieder aufeinander verlassen können?

Stellen Sie alle Unterschiede zwischen den Sichtweisen nur neben einander. Stellen Sie dabei sicher, dass beide Perspektiven auf ein gelingendes Leben für beide Seiten gut nachvollziehbar sind, indem sie schlüssig erklärt werden. Jetzt fragen Sie, welche Schlussfolgerungen aus beiden Sichtweisen heraus besonders viel Sinn machen. Also warum wer welche Entscheidungen treffen möchte und sich wie verhält – und was von anderen erwartet wird. Auch hier werden sich voraussichtlich große Unterschiede abzeichnen! Aber erst jetzt können Sie in offener Atmosphäre erklären, warum zum Beispiel Ihr beruflicher Weg und die entsprechenden Entscheidungen sinnvoll für Ihre Vorstellung von einem erfolgreichen Leben sind. Erst in diesem bedeutsamen Moment, in dem die beiden Sichtweisen gleichwertig nebeneinander auf dem Tisch liegen, können Gemeinsamkeiten und Unterschiede klar gesehen und beidseitig in ihrer Existenz anerkannt werden. Dadurch wird es möglich, Brücken zwischen den Generationen zu bauen. Auf den Gemeinsamkeiten aufbauend, können die Unterschiede einen Raum zur eigenen Verwirklichung bekommen. Vielleicht, indem Sie manche Entscheidungen zeitlich etwas anders anlegen oder indem Sie gemeinsam neue Prioritäten setzen. Jedenfalls, indem Sie ganz allgemein versuchen, eine Situation herzustellen, in der beide Seiten etwas von ihren Vorstellungen im Sinne eines gelingenden (Berufs-, Familien- oder Beziehungs-)Leben umsetzen können…

Den ORF-Beitrag zum Thema können Sie in der TV-Thek unter „Daheim in Österreich“ vom 18.06.2018 eine Woche lang nachsehenhttps://tvthek.orf.at/profile/Daheim-in-Oesterreich/13887572/Daheim-in-Oesterreich/13980256/Beziehungsweise-in-Oesterreich/14318823

DEEP IMPACT

Secret Success Story No 4 – Über die Macht, zu bewegen

Kollisionskurs

Er ist Kampfsportmeister, tritt mit dem würdevollen Understatement und der nonchalanten Selbstsicherheit eines vielfachen internationalen Medaillengewinners auf. Alleine seine physische Präsenz lässt ihr die eigenen schlaffen Muskeln und mancherorts durchaus speckigen Stellen unangenehm bewusst werden. Er lebt seinen Körper. Absolut überzeugend und bewundernswert. Im selben Augenblick wirkt er irgendwie hart. Würde sie ihn umarmen, so würde sie vom Stahl seines Körpers wohl abprallen. Sie überlegt, wie es sich anfühlt in diesem Körper, der eine Schlagkraft und Spannkraft, eine Flexibilität und Schnelligkeit wie kaum ein anderer hat. Eigentlich müsste ihm alles rundherum zu langsam gehen, zu träge sein. Ihm, der noch dazu blitzschnell im Kopf ist. Er denkt mit der Leistungsfähigkeit seines Körpers. Er denkt körperlich. In der Sicherheit eines höchst aktivierten Körpers liegt für ihn der Quell des Friedens, des erfüllten Lebens, seines Erfolges.

Zu Demonstrationszwecken lässt er seine Faust blitzschnell nach vorne schießen. Er will ihr zeigen, dass alle Menschen Gewohnheitswesen sind. Will ihr vorführen, dass sie ganz unbewusst zusammenzucken und völlig automatisch ausweichen wird. Doch ihr Körper tut nichts dergleichen. Sie rührt sich nicht. Wie in Zeitlupe sieht sie seine Faust kommen, sieht ihr rechtes Augenlied sich zugleich langsam senken. Der Aufprall ist ein magischer Moment, in dem sich zwei einander unbekannte Welten begegnen. Ihre Wimpern streicheln wie der Hauch eines Schmetterlingflügels zart seinen zusammengeballten Mittelfingerknochen. Eine Spur weiter noch und ihr Auge wäre dahin. Verblüfft zieht er die Hand zurück. Im Schweigen danach liegt eine Frage: Was ist eben geschehen?

Sie hatte schlichtweg keine Angst gehabt. Sie fühlte sich nicht bedroht. Im echten Leben früherer Zeiten hätte sie der Säbelzahntiger mit dieser Einstellung längst erledigt. In diesem Leben aber ist physische Bedrohung für sie kein Thema. Sie empfindet Krankheit  als lebensbedrohlich, aber ein Überfall: nein, das kommt nicht in ihrem Erfahrungsschatz vor. Auch die Arbeit an ihrem Körper, ein Workout oder Training, geschieht nicht um des Kampfes Willen, sondern ihres Wohlgefühls, ihrer Gesundheit oder der ästhetischen Gefälligkeit wegen. In diesem ewig kurzen Moment, in dem sich Faust und Wimpernschlag berühren, offenbart sich die Erkenntnis. Vertrauen und Angst schließen einander im selben Augenblick aus. Sie ist schlichtweg nicht auf Krieg, auf Überlebenskampf gepolt…

Kann ein Mensch ohne diese grundlegende Triebfeder, sich im Kampf durchsetzen und als Sieger beweisen zu wollen, trotzdem Einschlagendes verursachen? Hat „Impact“ – eine tiefe Wirkung – ohne Kampf einen Wert? Und welche anderen Kampfarenen gibt es noch neben dem Schauplatz des Körperlichen?

Light Impact

Die Leichtigkeit des Seins. Unerträglich finde ich sie nicht. Manche wollen sich selbst und andere durch ihre körperliche Leistungsfähigkeit oder Erscheinung beeindrucken. Andere wollen sich gut oder erhaben, wohl oder zufrieden fühlen. Dritte möchten geistig überlegen sein, besser wissen, mehr verstehen. Alle drei Ebenen sind unsere üblichen „Kampfarenen“: der Körper, die Emotion und der Geist. Sie sind nicht die meinen.

Ich ziehe das Sein an sich dem „Sein im Vergleich zu…“ vor. Besser, schneller, weiter – das ganze Gegenüberstellen und Abwägen mit anderen oder eigenen Vor-Stellungen liegt mir nicht, es stresst mich eher. Dabei bin ich wahrlich keine Couch-Potatoe. Ich tue, was vor der Nase liegt und worauf ich Lust habe. Zugegeben, manchmal muss ich auch lästigen Alltag erledigen, Verantwortung tragen, Rechnungen zahlen. Diese Momente der Fremdbestimmung machen mir deutlich klar wie schön die anderen Momente, die der freien Wahl, sind. Ja, in weniger selbstbestimmten Phasen nütze ich das Vergleichen um mir bewusst zu machen, dass hier ein Prozess im Gange ist, der mich wieder mal woanders hinführt. Aber ich möchte nicht, was andere so dringend haben wollen: Einen bleibenden Eindruck als „dies oder jenes“ hinterlassen. Ich will nicht mit meiner beruflichen Rolle verwechselt werden. Das Nicht-Vergleichen mit anderen oder mit Idealvorstellungen hat für mich einen großen Vorteil. Ich bin ich, egal was ist.

Ob ich mit meiner Einstellung des Nicht-Vergleichens andere beeinflusse? Manchmal fühlen sie sich irritiert, weil ich beim „Wer ist besser“-Spiel nicht mitmache. Es gibt natürlich noch andere Spiele, denen ich mich ebenso verweigere: „Wer ist bemitleidenswerter“ oder „Wer ist schöner/cooler/witziger“. Auf ein „Wer ist jünger“-Match verzichte ich schon lange. Mein mich-Entziehen dieser „Spiele der Erwachsenen“ hat den Effekt, dass mein Verhalten andere verwirrt. Sie wissen dann nicht, worum „es“ eigentlich geht oder wie sie eine Be-Ziehung zu mir herstellen sollen, wenn es gar kein Gefälle auf die eine oder andere Art gibt, über das man ein Verhältnis zueinander herstellt. Wo ist der Bezug? Wo ist die Verbindung, wenn es nicht um ein „Wo stehst Du im Vergleich zu mir?“ geht?

Genau dieser Moment der fragenden Offenheit, in denen diese Fragen deutlich spürbar werden und in Ratlosigkeit münden, macht mich lächeln. Und genau an dieser Stelle und damit berühre ich sie, die um ihren Platz an der Sonne Kämpfenden. Mit der Gewissheit „es geht auch anders!“. Manche lehnen diese Sichtweise ab, da sie ihre Sicht der Dinge erschüttert und ihr gewohntes Verhalten weniger notgedrungen macht. Andere erkennen den Frei-Raum dies- oder jenseits des Vergleichens und lächeln mit. Sind bewegt. Wollen darüber sprechen, suchen Antworten.

Ein-Druck

Was macht wirklich Eindruck außerhalb der Kampfarenen des Vergleichens?

Neues, Andersartiges, Überraschendes. Eindruck zu machen ohne Druck zu machen ist eine Kunst. Sie kann beunruhigen, weil sie ungewohnt ist. Diese Kunst muss nicht schön oder hässlich sein, zerstören oder kreieren. Sie kann einfach nur sein. So. Anders. Und überhaupt. Hat ein solcher Impact denn Relevanz?

Als Van Gogh seine Meisterwerke schuf, waren sie Zeit seines Lebens verpönt. Er stand in ständigem Kampf mit sich selbst, er machte sich Druck, seine Sichtweise in die Welt zu bringen und er hoffte auf Käufer, die zu schätzen wussten, was er leistete. Ob er er sich mit anderen verglich und besser sein wollte? Vielleicht. Sein Malstil läutete jedenfalls erst nach seinem Tod für den Rest der Welt wahrnehmbar eine neue Art zu sehen und die Welt darzustellen ein. Er selbst hatte seine eigene innere Wirklichkeit ernst genommen und wurde dafür für verrückt gehalten. Und auch seine Unbesonnenheit, was finanzielle Sicherheit oder gesellschaftliche Akzeptanz betrifft, macht ihn heute zu einem der ganz Großen. Im Nachhinein – von Menschen, die Vergleiche lieben.

Künstlerischer Impact hat eine besondere Macht, unsere Gewohnheiten zu erschüttern – ohne uns Druck zu machen, ohne zu vergleichen. Kunst schafft neue Türen im Geist, öffnet Augen, stimuliert das Herz. Sie bewegt uns tief, ohne dass wir kämpfen müssten. Durch ihre Kraft unsere Gewohnheiten zu relativieren, wird uns beim Lesen, Betrachten oder Hören nachvollziehbar bewusst, dass es auch anders geht. Dass wir die Wahl haben, wie wir unser Leben sehen und gestalten. Diese Kraft zur Selbstverantwortung, zur Hingabe, zur Motivation, sich neu zu erleben und sein Leben frisch zu gestalten ist ebenso wichtig wie etwa struktureller Impact, also politische Veränderungen, Gesetze oder rechtliche Rahmenbedingungen, die unser aller Alltag maßgeblich beeinflussen.

Wie weit wir die eigene Kampfarena verlassen möchten und uns im unbekannten „Draußen“ umzusehen bereit sind, liegt ganz bei uns…

Doch können und wollen wir den Eindruck der Bestimmbarkeit, der Kontrolle über unser Leben denn überhaupt aufgeben?

Vom unvergleichlichen Impact zum berechenbaren Effekt

Mit EFFICACY  dreht sich nächste Woche alles um die Planbarkeit von Erfolg.

EFFICACY – Success Story No 5: Samstag, 04.04.2015, 10.00

BeMeUp – Der Erfolgsblog. Jeden Samstag um 10.00. http://www.bemeup.today

 

HELGA versus FRED

Teaser No 1 – über Erfolg zwischen Gut und Böse


Helgas Walkürenritt                                   

Helga stürzt sich auf ihn, den miesen Verräter. Scheinheilig ist er, der besserwisserische Schleimbeutel. Sein Leben stinkt zum Himmel. Und keiner kann ihn riechen. Aber es ist alleine ihr vergönnt dieses, sein wahres Gesicht glasklar zu sehen. Ein zweifelhaftes Vergnügen, auf das sie gut verzichten könnte. Wie auf ihn als Ganzen. Warum gibt es solche Menschen überhaupt, wer erlaubt ihnen zu existieren – und warum wird er dann auch noch befördert? Er, der nichts von allem weiß, was es braucht, um die Arbeit überhaupt zu verstehen, geschweige denn zu erledigen. Er, der unpassender Weise ihr „Kollege“ genannt wird. Sie erledigt alles, er ist ja unfähig zu so etwas Minderem wie „Arbeit“. Er streicht die Lorbeeren von oben ein und verteilt Tritte rundherum.

Doch so viel wollte sie nie wissen. Helga will nicht wahrhaben, wozu Menschen fähig sind, wenn es darum geht „aufzusteigen“, Karriere zu machen, erfolgreich zu sein. Welchen Wert hat ein solches verlogenes Leben, in dem jeder jeden benutzt? Wie glücklich kann einer werden, der nur für sich selbst kämpft? Fast hat sie Mitgefühl mit ihm, der so keine Ahnung hat vom Leben und der Liebe, von Freundschaft und Solidarität, von Pflichtgefühl, Hilfsbereitschaft oder ehrlicher Leistung. Doch jetzt ist sie nur wütend. Denn er wird für sein Verhalten auch noch belohnt! Befördert! Das kann ja alles gar nicht wahr sein. Womit hat er das verdient?

„Er“ ist Fred, das fiese Frettchen. Etwas schwabbelig in der Körpermitte, etwas kahl obenrum. Zu laute Bewegungen, zu aalglatt im Wesen. Er hat nichts Wirkliches zu sagen, nichts Sinnvolles beizutragen. Sein unsteter Blick lauert wie der eines Frettchens, ist ständig auf lecker Nahrung aus, obwohl er satt sein müsste. Gierig, listig, gnadenlos auf den eigenen Vorteil bedacht. Doch nur Helga sieht ihn, wie er ist. Für andere ist er unfassbarer Weise Fred der Friedliche oder, welch Irrwitz, Fred der Freundliche. Alles Schein, keine Spur von heilig. Sie verpasst ihm einen kräftigen Tritt in seine feigen Eingeweide. Und sie ist stolz darauf, sich endlich nicht mehr zurückzuhalten. Mit diesem Tritt rächt sie ganze Heerscharen ausgenutzter, zu kurz gekommener, ignorierter WohltäterInnen.

Fred, der Star vom Jupiter

Fred sieht sie kommen, Helga, dieses unscheinbare Staubkorn an seinem Boss-Anzug. Sie, die brav alles erledigt, was sie so gut kann. Die Welt ist dazu da, damit er seinen Platz an der Sonne bekommt. Der ihm ja zusteht, wem denn sonst? Die anderen sind ihm deutlich unterlegen. Wollen Gruppenkuscheln, gemocht werden, gelobt und getadelt wie die Kinder – welche Zeitverschwendung. Wie wenig effektiv, wenn es darum geht, zu siegen. Und darum geht es ja wohl. Denn wer oben ist, kann sich alles leisten. Muss sich nichts mehr sagen lassen. Er weiß, wie man anderen sagt, damit sie tun, was er will. Er weiß ihre Schwächen, ihr Bedürfnis nach Anerkennung zu nutzen – er sticht sie an wie einen Luftballon mit einer Nadel, damit sie in sich zusammenfallen und vor ihm liegen.

Ja, er liebt es zu manipulieren, er genießt es, wenn er sie dann trösten kann und aufbauen, wenn sie Wachs in seinen Händen sind. Das ist es, was er wirklich will. Das Gefühl, alles tun zu können: Die alten Könige hören auf ihn, erkennen, dass nur er sie ans Licht führen kann. Die jungen sehen auf zu ihm. Die Damenwelt will ihn. Da macht er keine Unterschiede, alle sollen ihn begehren, egal ob alt oder jung. Ausleben will er – fast – nichts von der Begehrlichkeit, zumindest nichts, was ihm gefährlich werden kann. Keine darf seine Ehe nicht fragwürdig aussehen lassen, keine soll etwas gegen ihn in der Hand haben. Er lacht über seinen eigenen Wortwitz.

Nur minimal unsanft holt ihn die noch-Realität aus seinem vorgestellten echten Leben. Ja, er sieht sie kommen, Helga, verzweifelt, weil er gewonnen hat. Wütend, weil er auf ihren Schultern reitet. Er-bosst, weil sie zum ersten Mal wirklich klar sieht und zugeben muss, dass er ihr haushoch überlegen ist. Abteilungsleiter, hah! Selbst wenn sie es wollte, sie könnte ja gar nicht führen, hat gar nicht das Zeug dazu. Keine Ahnung von Strategie, von Allianzen und von Deals, von Überlegenheit, Spielregeln und deren geschicktem Bruch. Wie kann man nur so naiv sein! Er empfindet mildes Gefühl in der Brust, es ist Mitleid. Wie schwach sie ist, sie, die an das Gute glaubt und an das Gesetz der Reziprozität. Sie, die ihm immer fleißig zugearbeitet hat, damit er reüssieren kann. Er liebt das Gefühl, andere manipulieren zu können, diese Macht und Überlegenheit. Er fühlt sich in dem Moment unbesiegbar, unverwundbar. Er lässt sie also kommen, sie kickt sich mit ihrem tätlichen Angriff selbst aus dem Rennen. Dann muss er auch nicht gegen ihre sinnlosen Versuche, ihn zu diskreditieren, ankämpfen. Er grinst breit, während sie ihm in den Bauch tritt. Als Abteilungsleiter braucht er sowieso nichts Alltägliches zu leisten, kann ganz offiziell andere befehligen. Er braucht sie nicht mehr. Es gibt genügend andere willige Arbeitstiere, die sich und ihre Güte beweisen wollen. Noch ein bisschen Schmerzensgeld und eine Kur, das wird ihm jetzt gut tun… Während er sich fallen lässt, revidiert er seinen Plan. Vielleicht doch nicht den Sessel kalt werden lassen, es könnte ja in seiner Abwesenheit jemand dran sägen.

Helga und Fred

Helga und Fred, unsere ersten beiden Stellvertreter für den alltäglichen Kampf zwischen Gut und Besser, stellen 2 Pole auf der Erfolgsleiter dar. Beide wollen für ihr Tun Anerkennung ernten. Ihre Motivationen, Zielvorstellungen, Werthaltungen und Methoden sind aber grundverschieden. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch. Oder etwa doch?

Machen Werte wie Ehrlichkeit im Vertrauen im Berufsleben schwach?

Wer hat die Macht und die Verantwortung, die Erfolgreichen zu küren?

Welcher Weg zum Erfolg ist legitim?

Lesen Sie nächste Woche den 2. Teaser über die streitbaren Wege zum Erfolg

DIE WAHL – Teaser No 2: Samstag, 21.0.2015 – 10.00

IM ZWEIFELSFALL – Teaser No 3: Samstag, 28.02.2015 – 10.00

 BeMeUp – Der Erfolgsblog

Start der 27 Secret Success Stories: Samstag, 02.03.2015 – 10.00

 

http://www.bemeup.today

Wir sehen hin, zeigen auf und weisen hinaus aus den alltäglichen Fallen zum Erfolg.