Neulich beim Physiotherapeuten (live mitgehört)
Patient: „Wissens, I hab mei Leben voll genossen, hab ma nix gschenkt, hab olles gmocht, wos nur geht. Nix ausglossn. Hob ma docht, I reiß mit Fuffzig a Bankerl. Dann bin I 60 gwordn. Dann in Pension gangen. Dann bi I 70 gwordn. Und da hats angfangen…“
Therapeut: „Ja“
Patient: „Hihi, ois tuat ma weh. Net amol a Gabel kaun I gscheit hoitn. A Wengerl nur in die ane Richtung hoitn und scho tuats höllisch weh. Hihi. Gegen die Schmerzen kann I nur Medikamente nehmen. Bis die Nieren versagen. Hihi.“ (Patient lacht ehrlich über seinen Zustand. Wundert sich nicht. Beklagt sich nicht. Ist nur froh, dass er überhaupt noch da ist. Halte Patienten gerade für einen großen Buddha des Alltags)
Therapeut: „Ja, alles im Leben hat eine Nebenwirkung“
Patient: „Hihi. Ja. Wie in der Politik. Hihi“ (Ibiza schwingt mit)
Therapeut: „Na, das ist aber jetzt nicht komisch!“
Patient: „Oba vom Wana wird’s a net bessa…“
Stimmungsbild in der Bevölkerung
Aktuell – mit der „ExpertInnenregierung – keimt eine Hoffnung im Lande, dass Regieren tatsächlich auch anders gehen könnte. Und dass weiblicher Einfluss positiv wirken könnte. Dass nicht immer nur intrigante, machtgeile, selbstgerechte und selbstgefällige, in Sachen Korruption und Schacher geübte, medienmanipulierende Egoisten das Sagen haben müssen. Mit diesem groben, aber stimmungsmäßig wohl der Ansicht vieler WählerInnen entsprechenden Vorurteil den Regierenden gegenüber, ist natürlich keine spezielle Regierung gemeint. Eher ein diffuses aber generelles Gefühl, das seit Jahrzehnten wächst. (Selbstverständlich gibt‘s Ausnahmen, je nach persönlichem Gusto. Man will ja niemandem die Quellen seiner/ihrer Hoffnung nehmen).
Mut zum Anerkennen der Lücke
Ehrlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Glaubwürdigkeit, Authentizität, Handschlagqualität, Geradestehen, der Wille und die Fähigkeit miteinander etwas bewegen, statt gegeneinander gewinnen zu wollen – all diese Qualitäten haben viel zu lange Zeit gefehlt. Die politischen Vorbilder, die durch Menschlichkeit und reale Visionen, durch Tatkraft und wert-volles Verhalten führen (wollen) waren nur selten sichtbar und haben sich noch seltener gehalten. Wurden aus den eigenen Reihen oder von außen und durch Manipulation der öffentlichen Meinung gemeuchelt. Bis zur kürzlich vergangenen Krise. Unser verehrter HBP hat gezeigt, wie menschliche und werthaltige Führung gehen kann und sollte. Und auf der jetzigen Regierung lastet die Hoffnung auf vielleicht systemisch Unerreichbares. Nämlich auf ehrliche, wohlmeinende Politik im Sinne aller BürgerInnen.
„Echt“ starke Führung
Was wäre, wenn tatsächlich sachlich und zielgerichtet, lösungsorientiert und reformwillig regiert würde? Wenn Umsicht und „Dienst an den BürgerInnen“ (Zitat HBP) ernst genommen würden? An dem Attribut „reformwillig“ scheitert die jetzige Regierung allerdings – willentlich, begründbar und für die Übergangszeit nachvollziehbar. Man/Frau will die Dinge am Laufen halten und keine verlorenen Meter machen. Parallel dazu ist das Parlament aktiv wie vielleicht schon lange nicht mehr. Hat das gegenseitige Behindern in dieser Übergangszeit wirklich ein Ende? Was wäre, wenn aus der Übergangszeit eine zeitgemäße Form des Regierens würde? Wenn Open Minded Leadership statt Eigeninteressen und Ellbogenkämpfen jenen die Arbeit ermöglichen, die sie tatsächlich tun (wollen)?
Für mich zeichnet sich „starke” Führung in unserer Zeit durch wirksames Handeln im besten Sinne aller aus. Was braucht es dazu? Vernetztes Denken. Eine öko-soziale Marktwirtschaft, die das gleichzeitige und gleichstarke Überleben des Planeten, der Menschen und der Lebensqualität im Auge hat und sichert. Proaktives miteinander Gestalten.
Frischer Wind durch Frauenpower
„Weibliche“ Führungsqualitäten könnten gerade jetzt als effektives Gegenmodell zur sogenannten „Dunklen Triade“ ins öffentliche Bewusstsein rücken. Unter der Dunklen Triade versteht man einen ganz speziellen Cocktail aus Persönlichkeitsmerkmalen, der „starke Männer“ seit jeher zu gewaltigen Höhenflügen berauscht – leider allzu oft unter der applaudierenden Bewunderung vom „Volk“. Das charakteristische Merkmal der Dunklen Triade ist die ausgeprägte Dreieinheit von Narzissmus (=rücksichtslose Selbstbezogenheit, ehemals bekannt als „Größenwahn“), Macchiavellismus (= Macht geht vor Moral oder Recht, Stichwort „Ibiza“) und Psychopathie (= Fehlen von Mitgefühl, sozialer Verantwortung und Gewissen, „über Leichen gehen“).
Wahrscheinlich gab und gibt es auch Frauen, die derart dunkel „gestrickt“ sind. Tendenziell werden jedoch eher Männer so wahrgenommen, sie werden sogar wegen dieser oftmals zunächst charismatischen Eigenschaften, die mit Führungsstärke verwechselt werden, ans Ruder der Macht gehievt und halten sich eben deshalb auch erfolgreich dort. Mehr über die Dunkle Triade findet Ihr übrigens in unserem Buch Open Minded Leadership.
Das Gegenkonzept der Hellen Triade erarbeiten wir genau jetzt. Wesentliche „lichte“ Eigenschaften, die einen „weiblicher“ geprägten Führungsstil bewirken – welche natürlich auch von Männern gelebt werden können (und sollen) –, umfassen im Umkehrschluss zur Dunklen Triade: Einfühlungsvermögen, Mitgefühl, Umsicht und Rücksicht. Dazu wert-volles Verhalten, Ehrlichkeit und Verantwortungsgefühl, eine grundlegende Ausrichtung am „Dienst an der Gemeinschaft“ sowie die stete Achtung und Wahrung der Würde und Rechte aller Menschen. Warum diese Eigenschaften und Fähigkeiten „weiblich“ sein sollen? Sind sie nicht. Aber sie werden in patriarchal geprägten Systemen offenbar weniger gelebt. Nein, hier geht es nicht um ein entweder-oder, nicht um Mann oder Frau oder darum wer der/die bessere ist. Es geht um Menschlichkeit. Unabhängig von Geschlechtern. Und um diese zu erreichen brauchen wir kraftvolle Frauen, die richtungsweisend agieren. Es gibt sie sichtlich. Danke. Bitte mehr davon. Jetzt.