Seven Strange Synchronicities: 6

Flowus Interruptus

Disruption, Du fiese Zecke. Kommst daher in Form von Handy, Computer, Internet, Anrufen, SMS, Türklingel, miesen Gefühlen, langweiligen Geschmäckern, elend aufregenden Nachrichten, bekümmerten FreundInnen, unerwarteten Notfällen aller Art. Da bin ich kurz davor, endlich in den Goldenen Zustand zu kippen, reinzufallen in den Fluss der Dinge, den Großen Kreator aus mir rauszulassen, die Zeichnerin der Zukunft zu entfesseln – und was passiert? Profanes. Ödes. Blödes.

Da führt kein Weg drumrum, da muss sich drum gekümmert werden. Von wem? Von mir. Ist ja sonst niemand im Dienst, so scheints in meiner Welt.

Wenn die Welt ruft

Man sollte meinen, dass der Weckruf, der immer dann ruft, wenn‘s gerade schön wird, einen Sinn hat. Aber Nein, davon bin ich mittlerweile überzeugt, das hat er nicht. Er will mich nur ärgern, nervtötend ätzend sich ins Fäustchen lachen. Was oder wer stört, tut das aus reiner Selbstgefälligkeit. Mitunter denke ich, so eine Höhle in einem Berg wär schon was.

Aber was solls, man lebt ja nur einmal (soweit ich weiß), muss also auch alles auf einmal machen. Doch da kollidieren eben die so heiß ersehnten ewigen Flowmomente mit den Bedürfnissen der Welt. Was tun?

Die Macht der Ignoranz

Soll ja angeblich groß sein. Allein, sie ist mir nicht gegeben. Mich stört schnell ein fremdes Bedürfnis, wenn der Hund jammert oder das Telefon fiept (in meinem Fall zirpt es). Irgendwie heißt es: egoistisches Konzentrieren auf die Kreativität oder mitfühlendes Übernehmen von Verantwortung für die Bedürfnisse aller anderen. Mich wunderts ganz und gar nicht, dass viele große KünstlerInnen in sozialen Feldern eher unterbegabt waren, oder sich auch absichtlich nichts geschert haben um andere. Es scheint tatsächlich ein entweder-oder zu sein, wenn es um die Frage geht „Konzentration auf mich oder Dich“. Das sowohl-als-auch, die vielzitierte win:win Situation geht natürlich da, wo Menschen mit sich reden lassen, also zum Beispiel Vereinbarungen getroffen werden können, wer wessen Bedürfnisse wann wie befriedigt. Fixe Essenszeiten und so. Sind nur leider mit dem kreativen Flow nicht vereinbar. Der will nämlich dann fließen, wann er fliessen will. Der Hund muss aber dann runter, wann er runter muss. Hmpf. Kampf der Naturgewalten.

Solipsisten haben‘s leichter

Wäre man allein auf der Welt, allein dafür verantwortlich, was man wie erlebt und drehte sich alles nur um einen selbst oder müsste man nicht auf andere achten – wäre es dann einfacher? Das liegt wohl in der Persönlichkeit und Sozialisation.

Äh, und was passiert doch glatt, GERADE JETZT? Das Telefon läutet. Die Handwerker rufen. Wie der Besen, den man rief, zu helfen, zu einer Zeit, wann es wichtig schien. Und der daherkommt, wenn man ihn nicht braucht. Ich WUSSTE, das würde passieren. Jetzt, da ich so schön vor mich hinschreibe, würde ES mich unterbrechen. Doch HAHA, da ich es wusste, hat es mir nichts gemacht, weil ich die Unterbrechung einfach hier reinschreibe. Triumpf. Oder so.

Wenn die Störung Input liefert

Würde es nicht der Meisterschaft des Synchronizitäten-Reitens gleichkommen, wenn Unterbrechungen aller Art zum Flow beitragen könnten, in den Flow einfließen könnten? Welche Art des Denkens, Fühlens, Reagierens bräuchte man dafür?

Hm.

Eben ist es mir gelungen, indem ich mein Gegenüber auf das sachlichste abgewürgt, den Moment nicht aus den Augen verloren und das Geschehene in den Text eingearbeitet habe. Aber würde das auch funktionieren, wenn ich Kochen muss, jemanden trösten soll, erwerbsarbeitstechnisch aktiv werde? Kann vielleicht alles zum Teil meiner Geschichte, meines Erlebens-Flows werden? Hoffnung keimt.

Schöne Aussicht, ein hehres Ziel und wert, daran zu scheitern. Ich werde berichten…

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Seven Strange Synchronicities: 1

Wie es der Zufall so will, klopfte heute das Schicksal an meine Tür – gleichzeitig flutschte das Glück, Hand in Hand mit dem Pech, zur Hintertür hinaus und hinterließ mich nackt in meinem Sein, also in jenem Zustand, den ich zuvor gesucht hatte. Das nenne ich mal Synchronizität. Ein äußerst wundersames Zusammenfallen innerer Zustände und äußerer Umstände. Ja, das Ganze geht auch einfacher erklärt: Sie fahren im Auto, hören nette Musik, haben grad nicht viel im Kopf, da ploppt von innen eine Frage auf. Etwas, das Sie schon lange beschäftigt hat, ohne dass Sie bisher recht Zeit dafür gefunden hatten. Etwas fundamental Wichtiges. Vielleicht, warum Sie immer noch nicht Ihre Lebensaufgabe leben. Und Sie denken nicht groß drüber nach, nein, Sie lassen sich nur in die Stimmung kippen, in die Sie diese Frage taucht. Ein kleines Fragezeichen runzelt dabei vielleicht unbemerkt Ihre Stirn, die große Sehnsucht macht sich wehmütig in der Brust breit, leichte Frustration rumort im Bauch, während Ihre Beine minimalistisch zum Beat zucken. Just jetzt fällt Ihr nichtsahnender Blick auf ein Plakat. Und siehe da: Hier steht sie, Ihre Antwort! Sie müssen lachen, über den Zufall, über das Schicksal. Aber vor allem über diese Synchronizität. Über das gleichzeitige Auftauchen von Frage und Antwort, das Zusammenfinden von innen und außen. Darüber, dass der banale Alltag der Werbung auf das Wunder des Lebens trifft. Darüber, dass das Leben sich über sich selbst amüsiert – und Sie Zeuge sind.

Ein anderer Begriff für Synchronizität wäre vielleicht Stimmigkeit. Damit ist beleibe nicht einfach nur Harmonie gemeint, nein, eher schon das Auftauchen von plötzlich Stimmigem im prinzipiell Unstimmigen. Ein kleines Wunder eben. Mit solchen Wundern beschäftigt sich dieser Blog 2021. Denn das Leben ist zu kurz und viel zu seltsam, um sich nicht dem Wundersamen zu widmen. Wir müssen nicht an Wunder glauben, um Wunder zu wirken. Die Macht kann mit uns sein, ohne über uns zu kommen. Alleine schon, dass manchmal das unsinnigste Ereignis auf einmal unfassbar viel Sinn macht, sofern man die Perspektive wechselt, ist schon ein kleines Wunder. Und solcherart Wunder lassen sich in aller Absichtslosigkeit tatsächlich selbst dem Alltäglichsten entlocken und aus dem unscheinbarsten Augenblick hervorkitzeln.

Es wird Zeit, dass wir uns mehr wundern, finde ich. 2021 braucht uns, braucht unsere Kraft: Nicht nur die Kraft, trotz Pandemie durchzuhalten oder gegen schwierige Entwicklungen anzukämpfen. Nein. Vor allem die Kraft, das Leben an sich zu bewundern. Das Beste in jedem Moment nicht vorweg zu wünschen oder im Nachhinein hinein zu interpretieren. Erst im leeren Raum des Hier und Jetzt zeigt sich das Wunder. Seien wir live dabei und lassen uns von Moment zu Moment aufs Neue vom Leben überraschen!

PS: „Masters of Magic Moments“ hieß mein erstes Buch im Original. In Kürze erscheint es neuerlich als Hörbuch. Es handelt von der Kunst wunder-voller Begegnungen mit sich selbst, mit anderen und dem großen Ganzen. Synchronizitäten sind Zeichen. Nämlich für die eigene Offenheit den Wundern des Lebens gegenüber. Bestimmte Geisteshaltungen, Grundeinstellungen und Verhaltensweisen machen das Wundersame in unserem Leben erst sichtbar. Frei nach dem Motto: Verzaubern wir uns selbst, so wird die Welt magisch…

Significant Soul Sample No 3: The Face of Absence

father, mother, virus

absence means reality

presence needs ability

we only see

what we are looking at



being sane or being ill

we depend on the good will

willing to help each other

willing to be there for another

day without the others



isolation, sanitation

perforation of society

manifestation of insanity

in minds and bodies all around

we are bound to depend

on believing there is an end



so let’s stop to pretend

there will be a new yesterday

all there will be is another day

in the face of the absent



so let’s celebrate

another day in paradise

as long as we have a choice

in how we face the absent



cause we have the luck

not to be stuck

between

the sorrow of tomorrow

and the joy of yesterday

 

Sunny Side Step 9 – Living in the Meantime

Magnetismus der Zielverfehlung

Können Sie sich erinnern, als „Warten“ noch unangenehm war? Als man im Arztzimmer oder an der Supermarktkasse nicht wusste, wohin mit sich vor lauter innerer Unruhe, weil nichts weitergeht? Als man noch keine Möglichkeit hatte, die dringenden Emails, Nachrichten und Anrufe vor Ort und auf der Stelle per Smartphone abzuarbeiten? Als das Warten auf Züge und Flüge, Ärzte und Handwerker nervenzerreißend wirkte und zeitraubend schien, weil es uns im Erledigen unserer dringenden oder wichtigen Aufgaben aufzuhalten drohte?

Alles anders ist ganz normal

Was sich heute Alltag nennt, ist stattdessen zur Routine des nervtötend Unbekannten geworden. Nichts kommt mehr so wie erwartet, aber wir haben uns daran gewöhnt. Wir können damit umgehen, denn wir haben einen Trick gelernt: Wir lenken uns einfach und erfolglos ab. Auf jede Erwartungsenttäuschung folgt eine Belohnung, die nicht wirklich hilft. Um das Nichterfüllende daran nicht zu bemerken, vergraben wir uns noch tiefer im vermeintlichen Spaßfaktor der Ablenkung. Die Spannung des Lebens vegetiert heute in den Abgründen des Immergleichen Ewiganderen von den meisten unbemerkt vor sich hin. Dysfunktion und Desinformation waren vielleicht gestern en vogue. Ent-Fokussierung ist die Wahldroge der Zeit.

Kein Ziel rechtfertigt dieses Resultat

Zugegeben: Weder in der Planung noch im Abarbeiten von Aufgaben (von Aufstehen, Zähneputzen, Putzen im Allgemeinen über die Schulpflicht bis hin zur Arbeitspflichten) liegt heutzutage noch Zufriedenheit. Das Spannende verströmt gerade jener Hauch von Seltsamkeit, der Routinetätigkeiten diese Tage durchdringt: Jegliches Abarbeiten geht mit dieser „je-ne-sais-quoi“-Unruhe des „Falschseins“, des „am Leben -Vorbeilebens“ einher. Nichts, was „einfach nur erledigt“ gehört, hat mehr einen Wert. Das Hakerl, das hinter der inneren oder äußeren To-Do-Liste gesetzt wird, bringt keine Erfüllung (mehr) mit sich.

Ich erinnere mich, dass dies einst anders war. Ein guter Tag, war ein leerer Tag, also ein Tag, der sich durch eigene Aktivität geleert hatte. So ein Tag erfüllte mich einst mit innerer Zufriedenheit. Ein Tag, an dem man alles erledigt hatte, was man sich vorgenommen hatte, war genug. Gab Anlass zur inneren Ruhe. Diese Tage gibt es nicht mehr, schon lange nicht mehr. Es ist nicht mehr genug, es ist nie genug.

Warum wir niemals ankommen

Wer zu sich kommt, wer zu sich findet, erkennt, dass routinemäßige Arbeiten im Allgemeinen und Pflichten-Erledigen im Besonderen oft wenig mit der eigenen Sinnfrage zu tun haben. „Warum?“ ist daher die alles entscheidende Frage. Problematisch ist jedoch die Vielzahl an möglichen Antworten und die Beliebigkeit derselben. „42“ würde Douglas Adams als Antwort geben. Wer zu wissen glaubt „warum“ belügt sich entweder selbst oder ist sich der Fragilität der eigenen Arbeitshypothese bewusst. Denn es ist ja nie genug. Natürlich höhlt steter Tropfen nahezu jeden Stein. Aber der Stein ist unendlich groß.

Wer hingegen nicht weiß, „warum“ ist schlicht unzufrieden in seinem Alltag und beginnt im Anderswo zu leben. In der ewigen Ablenkung. Unsere Zeit fördert diese Entwicklung, sie schafft Mechanismen und Strukturen, die unsere Aufmerksamkeit aufsaugen wie der effizienteste Staubsauger aller Zeiten. Dieses Problem stellt allerdings weder die Digitalisierung, die Globalisierung noch die Konsumgesellschaft bereit. Die Quelle des Problems liegt viel, viel näher. Wir sind das Problem. Wir sind süchtig nach dem entweder-oder, nach Pflicht oder Ablenkung.

Wo also steckt sie, die Lösung?

Leben im Zwischenraum und in der Zwischenzeit

Dort, wo keine Bedürfnisse herrschen, keine Zwänge regieren, keine Anforderungen drängen, da spielt die Musik des Lebens. Dieser unendliche Freiraum, der in der Zwischenzeit existiert, wäre eigentlich stets vorhanden und zugänglich. Wir verstellen uns nur permanent die Tür dorthin. Nein, noch wahrer: Wir sind die Tür dorthin, geben aber anderen und den Umständen die Schlüssel in die Hand. Wir reden uns erfolgreich aus, die Tür zum Himmel auf Erden zu sein.

Und nein, es geht dabei nicht um „Freizeit“, welch perverses Konzept. Das Leben will als Ganzes gelebt und nicht gespalten in unzureichende Teile werden. Der Freiraum und die Zwischenzeit harren hinter allen Aufgaben und Ablenkungen unserer Aufmerksamkeit, bereit zu spielen.

Die Macht der Umwege

Wir können also nicht anders, als an der Härte der Realität so lange zu scheitern, bis wir zur Einsicht ihrer inneren Bedingtheit gelangen. Diese Erkenntnis markiert das Ende des Irrweges. Wir irren solange, bis wir nichts mehr erledigen wollen und uns nicht mehr ablenken müssen.

Auf dem Weg dorthin, tief im abhängigen Herumirren, hilft uns jeder dem Geist des Erledigens oder der Lust auf Ablenkungen zutiefst verhasste Umweg. Denn die eigenartige Anziehungskraft des Abwegigen sorgt dafür, dass wir über unsere Planungen und Vorannahmen, Hoffnungen und Befürchtungen stolpern. Wir fallen aus unseren Routinen der Ablenkung vom Unvorhergesehenen und landen.

Im unendlichen Zwischenraum der Freude, im ewigen Frieden der Übergangszeit

Sunny Side Step 7: Summerbreak

Abenteuersuchen – Abhängen – Anbandeln – Aufwachen – Bereitsein – Biertrinken – Buntwerden – Chaosfördern – Dankbarbleiben – Einfachdasein – Erfüllungerfahren – Faulenzen – Flanieren – Flowen – Freiheiterleben – Freundetreffen – Friedenfinden – Geniessen – Gernhaben – Grandiosfühlen – Grillen – Herzen – Highohnegrundsein – Hoffen – Inskaltewasserspringen – Inspirationspüren – Jammen – Künstlerrauslassen – Ko(s)mischfinden – Lachen – Leben – Leerwerden – Lieben – Loslassen – Lustigfinden – Maulfaulsein – Meersehen – Mildwerden – Musikerindirzuwinken – Neuesausprobieren – Nichtstun – Offensein – Panzerfallenlassen – Rasten – Reinkippen – Ruhenichtverscheuchen – Schlafenkönnen – Schwimmengehen – Seelenbaumeln – Spielen – Sternschnuppenzählen – Strahlen – Talentezeigen – Träumen – Trostspenden – Tunwasspassmacht – Verliebeninsleben – Wohlwollen – Zerkugeln – Zufriedensein – Zulassen

Wie sieht Dein Wort-Rorschachtest zum Sommer aus?

Denk an Sommer, schreib drauflos, lass die negativen Assoziationen weg und Dich vom Ergebnis inspirieren…

FREEFLOWLETTINGO

Secret Success Story No 23 – über die Leichtigkeit des Seins

Flow

Kennen Sie das scheinbar mühelose völlige Aufgehen in einer Tätigkeit? Wenn Zeit und Raum, einfach alles außerhalb Ihres Konzentrationsfeldes, schlicht nicht mehr existieren. Hier drängen sich keine störenden Gefühle oder Gedanken auf. Im vielgepriesenen Zustand des Flows sind wir eins mit uns und unserer Handlung. Wie Kinder beim Spielen. Leider stehen uns unser Verstand, unsere Gefühle und unser Körper oft im Weg. Sie verhindern das „reinkippen“ in den Flowzustand. Genauso wie die Anforderungen des Alltags oder andere Menschen, die uns ablenken, rausbringen, vereinnahmen, fremdbestimmen.

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die dieses köstliche Erlebnis in die Existenz heben. Das Gefühl der Selbstbestimmung ist das zentralste von allen. Und wie oft haben wir dies am Tag? Und wie oft, sofern wir es kennen, mündet es in Langeweile bis Depression? Fühlen wir uns faul, nutzlos, nicht gebraucht, überflüssig? Selbstbestimmt, aber einsam und alleine…

Freiheit

Wer sein Leben zur freien Verfügung hat, den freut dies nicht immer. Aber sobald wir wissen, was uns mit Spaß und Sinn erfüllt, wenn wir es tun steht dem Eintauchen in den Fluss des Seins nichts mehr im Weg. (Wer noch nicht weiß, was er wirklich will, dem sei hier der Blogbeitrag „Motirection“ empfohlen). Es sind aber noch einige andere Zutaten für das freie Fließen im Moment nötig: das Freisein von Sorge und Angst oder die Freiheit von Erwartungen und Erfolgsdruck. An deren Stelle steht die Freiheit, den eigenen Fähigkeiten entsprechend aktiv zu werden. Das dem eigenen Wesen entsprechende Tun sollte sich in der eigenen Haut gut anfühlen (für andere könnte sich dasselbe schrecklich anfühlen) und das Werk im eigenen Sinne Sinn machen (für andere könnte es völlig sinnentleert sein). Der Weg zum wonniglichen Fließen führt daher zunächst aus der Insel der Selbstbestimmtheit über die Brücke der Un-Abhängigkeit von Fremdvorstellungen und Fremdbeurteilungen, jenseits des Berges der Kritik (von innen und außen) und damit hinein ins Land der unbegrenzt fliessenden Möglichkeiten.

Loslassen

Und da? Einfach machen. Und dann? Das ist eine gute Frage. Denn der Flowzustand hat ein Ende. Dann schlägt der Alltag gnadenlos zu, die Rechnungen wollen bezahlt werden, die Schule zwingt einen zum Sprechtag, die Kinder wollen etwas essen, Partner wollen beglückt werden. Verantwortungen rufen. Laut und gebieterisch. Flow und Verantwortung scheinen zwei Planeten aus unterschiedlichen Sonnensystemen zu sein. Kein Wunder, dass viele Künstler sich eher soziopathisch verhalten und große Denker oder Mathematiker dem Reich des Autismus nahe stehen.

Wie passt das zusammen? Wie findet der Flow, das reine Sein  im Moment, seinen Frieden mit jener Selbstaufgabe, die benötigt wird, um seinen Verpflichtungen in der Gesellschaft nachzukommen?

Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins

…ist deshalb unerträglich, weil es einem zwar leicht fallen kann, alles zu vergessen, sich zu vergessen, nur zu sein. Aber weil zur gleichen Zeit ganz automatisch im Vergleich dazu alles und jeder andere schlichtweg unfassbar schwer wird. Spürbar schwer. Mühsam. Im Flow gibt es keine Probleme, die nicht gelöst werden können. Die Welt außerhalb des Flow zelebriert das Problembewusstsein schlechthin. Wer sich leicht fühlt, der wird schnell von seinem Umfeld (oder von seinen eigenen Gewohnheiten) wieder runtergeholt und durch die Schwerkraft des Alltäglichen eines scheinbar Besseren belehrt. Aber: welcher Zustand ist echter? Leicht oder schwer? Welche Einstellung, welches Erleben entspricht wirklich und wahrhaftig der Realität? Doch wohl die Schrecken dieser Welt. Glück, Zufriedenheit, Leichtigkeit – die alle zählen nicht so viel, wiegen nicht so schwer (!). Die Macht des schlechten Gewissens sorgt schon dafür. Wir dürfen uns nicht bewusst wohl und leicht fühlen angesichts des Elends dieser Welt. So viel ums uns ist ungerecht, dramatisch, unfassbar und vor allem: unlösbar. Apokalypse now! Und wie kann man sich angesichts des Elends dieser Welt bloß leicht fühlen?

Andersrum aber geht das ganz gut: Ewig gegen Windmühlen kämpfen, das ist ein respektabler Seinszustand. Die passende Einstellung dazu: „Alles wird schlechter, obwohl es früher auch nicht besser war“. Es gibt zwar keine gute alte Zeit aber dafür gibt es auch keine große Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wo soll uns eine solche Denkweise eigentlich hinführen? Nirgendwohin. Eine solche Haltung ist im wahrsten Sinne Aussichts-los. Sie ist letztendlich auch nur eine Art, im Hier und Jetzt zu sein. Keine sehr angenehme.

Alles easy – oder was?

An der Leichtigkeit – am Flow, am Spiel, an Spaß, an Sinnlichkeit und Sinn – führt deshalb kein Weg vorbei, weil alle anderen Tätigkeiten und Einstellungen dem Leben seine Qualität nehmen. Wie finden nun also Selbstlosigkeit und Selbstbestimmung zu einander? Wie finden Freiheit und Verantwortung eine gemeinsame Ausdrucksform? Darf „Gutes tun“ tatsächlich Spaß machen und das „kreative Lösungen für echt große Probleme-Finden“ in Leichtigkeit passieren? Darf man dem Ernst des Lebens lustvoll auf die eisige spiegelglatte Glatze spucken und dem eigenen Antlitz darin eine schön freche Grimasse ziehen? Ja, man darf.

Viele großartige und oft unsichtbare Menschen und Projekte zeigen, wie inspirierende Kreativität selbst festgefahrenes Problemdenken aufbricht oder wie ein echtes Lächeln real bedrohliche Konfliktherde in bereichernde Reibungsfreude umwandelt. Die Haltung, aus der derart wirksame Transformationsakte entstehen kann, ist eine Mischung aus edler Gesinnung (etwas zum Besseren verändern zu wollen) bei gleichzeitigem Mangel an Rechthaberei (den Zwang, etwas erreichen zu müssen loslassen). Die Unaufdringlichkeit jener, solche Transformationen initiierenden Akteure mischt sich idealerweise mit der spontan entstehenden Freiwilligkeit der  zur Transformation eingeladenen Beteiligten. Eine solche, höchst effektive Leichtigkeit in einem anstehenden Veränderungsprozesses zu vermitteln und ihn dadurch gezielt einzuleiten kann Schwerstarbeit sein. Diplomaten wissen um die immense Schwierigkeit, andere so zu bewegen, dass die äußere Form mit selbstverständlicher Leichtigkeit gewahrt und im selben Atemzug im Inneren alte Denkweisen ersetzt oder massive Strukturveränderungen eingeleitet werden können.

You gotta move it, move it

Diese Fähigkeit, unauffällig und freudvoll andere zur weiteren Entwicklung anzuregen, mit einem Blick oder einer Geste Grundsätzliches zu bewegen und so quasi „nebenbei“ das Rad der Evolution am Laufen zu halten, wird selten mit Ruhm und Ehre, Geld oder Karriere belohnt. Diese Art von Erfolg ist kaum messbar, kaum sichtbar, nur spürbar. Es gibt keine institutionalisierten Beobachter jener weisen Akteure, die im Hintergrundrauschen des Alltags mit dem Funken der Verwandlung spielen. Diese Funken verändern Negatives in Optionen und Leid in Erkenntnis. Solche Menschen wandeln fast unsichtbar umher und tippen andere an, so  wie Buddhisten ihre Gebetsrollen am Rotieren halten. Sie bringen stockende Energien in Gedanken, Gefühlen oder auch im Körper ganz unauffällig wieder zum Fließen. Eine Begegnung mit ihnen lässt einen das eigene Zentrum spüren und die eigene Handlungsfähigkeit steigt wieder. Sie machen, dass wir uns fühlen, wie das Titelbild dieses Blogs zeigt: Sie halten uns am Laufen(den). Ein Dank an all jene, die uns derart im Inneren „anstupsen“, die uns selbstlos berühren und bewegen, unsere Welt am Weiterdrehen halten, uns immer wieder ins Fließen bringen! Dieses Wunder geschieht aus jener bewundernswerten Leichtigkeit heraus, die durch Lebenserfahrung erworben wurde. Gerade diese lebensweise Leichtigkeit kann kaum professionalisiert oder gelehrt werden…

Professionelle Helfer und die Leichtigkeit

Denn der Grat ist schmal. Der Grat zwischen selbstloser und zutiefst befriedigender Hilfstätigkeit beim Sein und Werden – und der völligen Selbstaufopferung. Jeder Sozialarbeiter, jede im Gesundheitswesen kennt ihn, diesen gefährlichen Grat zwischen der Hochachtung vor der Aufgabe, andere zu berühren und zu bewegen – und dem Burnout durch Selbstaufgabe. Kennt diese zehrende Hoffnungslosigkeit, die hinter jeder gelungenen Hilfsaktion lauert, weil es zu viele gibt, denen im selben Atemzug nicht geholfen wird. Weil das Leid kein Ende kennt, aber die eigenen Kräfte schon. Die Erwartungen, die Hoffnungen, sind groß, die Realität weit von der Leichtigkeit einer Erfüllung entfernt. Die oben angesprochenen Weisen der Leichtigkeit haben die Hoffnung aufgegeben. Nicht weil sie frustriert oder hoffnungslos wären, sondern weil sie das Leben kennen und nehmen. Deshalb sind sie auch unsichtbar. Sie kompromittieren ihre eigene Einstellung nicht mit der Suche nach Anerkennung. Sie wissen, dass dies kontraproduktiv für das Resultat wäre. Ihre Selbstlosigkeit ist kaum wahrnehmbar, gut versteckt. Mit voller Absicht.

Die Falle der Selbstlosigkeit

Selbstaufgabe zugunsten anderer wird in unserer Zeit und Gesellschaft einerseits als anbetungswürdig verherrlicht. Moderne Märtyrer, Helden von heute. Die konstruktiven Journalisten erzählen gerne von den Mutter Theresas und Nelson Mandelas. Oder ein untragbares, menschenunwürdiges (beispielsweise Gesundheits-)System (siehe unsere Spitäler und deren Arbeitszeiten) fordert die Selbstaufgabe einfach ein. Leichtigkeit hat im offiziellen Berufsleben keinen Wert. Im Gegenteil. Arbeit muss schwer sein, damit sie als Arbeit gilt. Und nicht einmal dann wird sie mit Wertschätzung entlohnt.

Vor allem Frauen ergeben sich darin, ihr Leben in den Dienst anderer zu stellen. Und in einer Zwickmühle aus mangelnder Wertschätzung und niedriger Entlohnung zu landen. Den eigenen Weg zu gehen ist für Frauen immer noch nicht nur schick. Sie würden vielleicht dafür Geld bekommen, aber Wertschätzung? Für die Kinder da sein oder Karriere machen – diese Entscheidung ist viel zu oft nach wie vor ein entweder-oder  bei der jede Seite nur verlieren kann. Geld und Hochachtung fehlen in den meisten „weiblichen“ Berufen – ebenso wie im Muttersein. Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Putzfrauen, Sekretärinnen, Krankenschwestern, Pflegerinnen, Sexarbeiterinnen. Zweite Reihe, Hilfsdienste, Zulieferer, Wohlfühlbasis, Hintergrundrauschen. Was sind sie der Gesellschaft wirklich wert? Ich weiß, ich provoziere. Allerdings für einen guten Zweck, nämlich um das – vorwiegend weibliche – Rezept „Erfolg durch Selbstaufgabe“ in Frage zu stellen. Geht es denn auch anders? Dieser Frage widmet sich nächste Woche die Success Story No 24: WonderWomen – über Weibliche Wunderwirksamkeit. Samstag, 14.11.2015, 10.00.

Und an dieser Stelle der Gerechtigkeit halber gleich eine Vorschau auf die Success Story No 25: MiracleMen – über das Mirakel im Mann. Am Samstag, 21.11.2015