Silver Sounds of Silence: 7

Living in the Meantime, Twilight rules the World

Stille muss sich weder auf Geräusche noch auf Gedanken beziehen. Die Stille im Kopf und die Stille im Raum sind bloß zwei gängigere Aspekte einer Vielzahl von Möglichkeiten, in diese eine seltsam erfüllende Leere zu finden, die sich jedes Mal aufs Neue und anders gestaltet als zuvor oder erwartet. In den Blogeinträgen 2022 dreht sich alles um naheliegende wie weniger bekannte Zugänge zu ebendiesem überraschend angenehmen Zustand, der nicht nur zu innerem Frieden, sondern auch in die Zu-Friedenheit führt: Etwa um sensory deprivation (den Entzug der Dauerbespielung aller Sinne), um den Zwischenraum hinter den Gedanken oder um den Weg des Heiligen Nichts-Tuns. Heute geht es um die Zeit als Tür zum Frieden, genauer gesagt um die wohl genutzte Zwischenzeit. Um das ereignislose, ergebnislose Warten. Um jene anstrengungslose Präsenz, die eher nebenbei geschieht als dass sie bewusst herbei-meditiert werden könnte.

Das Warten und das Wunder

Warten beim Zahnarzt, Warten an der Supermarktkasse, Warten an der Bushaltestelle. Warten zählt zu jenen ungewollten Nicht-Aktivitäten, die uns meist aufgezwungen werden, die unseren Tatendrang bremsen, die verhindern, dass wir etwas Unangenehmes endlich hinter uns bringen können oder die verursachen könnten, dass es zu spät für etwas Angenehmes sein wird. Warten ist ein wunderbares Übungsfeld um auszusteigen aus Er-Wartungen. Im Warten die Fülle des Seins einfach sein zu lassen ohne gedanklich, gefühlsmäßig oder tätlich einzugreifen, öffnet eine Tür zum Unbekannten. Wer sich auf das Warten einlässt gleitet in eine Art Parallel-Existenz, in der sich die gewohnte Welt in einer völlig frischen Farbpalette widerspiegelt, in der Menschen wie Aliens wirken (so sie das nicht soundso andauernd tun) und in der die Situationen, in denen man sich wiederfindet, irgendwie grotesk anmuten. Das Leben wird plötzlich seiner Selbstverständlichkeit beraubt, mit dem Zauberstaub des Neuen bezuckert, mit einer Art Magie durchdrungen erlebt, die das Wundern zum Normalzustand werden lässt. Das Wunder des Lebens begegnet uns ja sonst meist nur in Extremsituationen. Wenn wir einen Unfall oder eine schwere Krankheit überleben, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, wenn wir unvermutet eine körperliche oder geistige Höchstleistung vollbringen, wenn die Natur uns mit ihrer Gradiosität unvermutet den Atem raubt. Dabei wäre das Wunder des Lebens allzeit bereit für uns – ja, das Wunder wartet geradezu auf jeden von uns…

Im Wartehäuschen des Lebens

Es gibt eine Menge Menschen, die ExpertInnen des unzufriedenen Wartens sind. Die sogar nicht nur in gewissen Situationen, wie oben beschrieben etwa beim Zahnarzt, mehr oder wenig ungeduldig auf ein Ereignis oder Erlebnis warten, das sie abhaken können, um weiter voranzuschreiten, wohin auch immer. Sondern die sogar ihr halbes bis ganzes Leben in einer Art Dämmerzustand des Wartens verbringen. Die sich als Kind vom Leben Großes erhofften, die sich als Erwachsene von ihrer Beziehung, ihrem Job, ihren Kindern oder ihrem Alltag Größeres er-warteten. Statt das Wunder des Seins mit jedem Atemzug tief in sich einzusaugen, vegetieren sie eher in einem selbstgebauten Wartehäuschen ihres Lebens dahin – ein Wartehäuschen, an dem der Bus, der Zug, das Raumschiff des „wahren Lebens“ irgendwie niemals eintreffen. Für sie ist das Warten ein Dauerzustand geworden, der verhindert, dass sie jemals irgendwo begeistert einsteigen und willkommen von den anderen Reisenden irgendwo mitfahren würden, oder gar je ein Gefährt selbst steuern werden.

Warten auf das „echte“ Leben, so wie es „sein soll“, heißt: Warten auf den Tod. Nun bietet das Gewahrsein des Todes tatsächlich wiederum eine Tür in den immensen Zwischenraum des Lebenswunders, der sich eröffnet, sobald jede Erwartung ans Jetzt wegfällt. Doch wer es sich gemütlich im Wartehäuschen seines Lebens eingerichtet hat, für den bedeutet der Tod meist nur die Endstation, die -gerade weil man sich im Warten, im Leo, nicht in Bewegung befindet- soundso unerreichbar, wie nicht-existent erscheint. Das Warten hat also einen unfassbaren Vorteil: im Warten scheint man ewig ausharren zu können. Nur dass halt das Leben an einem vorbeizieht… Die ewig Wartenden argumentieren und handeln sich dabei den eigenen Dämmerzustand schön: Essen, Trinken, Spielen, Bingen aller Art. Die Wartezeit tot zu schlagen kann so entertainend sein. So verführerisch, dass sich der Alltag im Wartehäuschen in ein ewig rollendes Rad aus Geldverdienen und Belohnen verwandelt, in dem sich die Träume und Ängste von gestern in den Serien von heute wiederfinden.

Der Ausstieg wird zum Einstieg

Wie man also aus dem Wartehäuschen des Lebens heraustritt, lautet die alles entscheidende Frage. Durch Unterbrechung des Gewohnten, durch Konterkarieren des Er-Warteten, durch einen Schritt seitwärts, durch einen lustvollen oder zaghaften Hüpfer ins gänzlich Unbekannte. Durch eine Aus-Zeit vom Alltäglichen, durch ein Nicht-Befriedigen von Süchten, ein Innehalten im Suchen, ein Enthalten der Sehnsucht. Durch das Offenlassen der eigenen Wünsche, gerade wenn sie sich als ewig bunter Farbkasten sinnlicher Vergnügungen tarnen. Durch ein beobachtendes Wahrnehmen jener physisch-psychischen Leiden, die sich aus Gewohnheit als die eigene Identität verkleiden. Runter mit den Masken, hinter denen sich zu verstecken normal geworden ist. Runter mit dem Pflaster, das statt zu schützen nur verdeckt, was an die Luft will. Schluss mit dem So-Tun-Als-Ob, dem Es-Wird-Schon-Werden. In der Zwischenzeit, im Zwischenraum, im Inzwischen-Sein rauscht das Blut durch die Adern, klopft das Herz den Takt, vibriert das eigene Leben. Was dann? Nichts dann. Weil Alles und mehr auf einmal da.

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Silver Sounds of Silence: 1

Die Kraft der Stille“…

…klingt a. wie ein plattes ausgelutschtes Wortbild und b. wie ein schrecklich langweiliges Thema. Mitnichten.

Weder ist die Kraft der Stille für die meisten Menschen „einfach so“ als Energiequelle anzuzapfen. Noch ist die Stille öd und fad, weil sich darin nichts tut. Ganz in beiden Gegenteilen finden sich wahre Unge- und immense Reichtümer sowie ungeahnte Ressourcen.

Wo die Monster lauern

Fallen die äußeren Störungen erstmal weg, so fallen wir hinein ins magische Wunderland der inneren Kämpfe, der erlebten Niederlagen, der erfahrenen Verletzungen, der inneren Dämonen. Wie in einen dunklen Brunnenschacht werden wir im Grenzland zur Stille tiefer und tiefer in unsere eigene Geschichte, in unsere vielfältigen Verstrickungen und unaufgelösten Themen hineingezogen – in all das, was wir wohlweislich bei wachem Verstand schön wegsperren. Am Eingang zur Stille lauern lauter Tretminen, unsichtbar, doch mit der schmerzhaften Macht uns zu erschüttern bis zu verschütten. Da zeigt sich all das Unangenehme, Gewesene, Verweste, das, was in der Tiefe darauf lauert uns anzufallen, sobald sich die Schleier der Gewohnheiten und die Lautheit des Alltags verzogen haben.

Spannend eigentlich, was sich da so alles offenbart – sofern die Angst nicht überhand nimmt. Wie die Tiere eines Zoos betrachtet man am besten, was tief drinnen schlummert und wummert, wenn die Stille jung ist. Was sich sonst meist nur in Träumen, Kunstwerken oder unbewussten Handlungen mitteilt. Sehen wir die bunte Vielfalt unserer Monster genauer an, so verkörpern sie Schmerzen aller Art. Das Leid hat viele Gesichter, und unser eigenes Leiden hat seine speziellen Formen. Betrachten wir unsere Monster in aller Ruhe, blicken wir ihnen mit offenen Augen ins Herz, so verlieren sie ihren Schrecken. Und die Dämonen, die uns zuvor zu immer neuen Handlungen angetrieben haben, die uns im Alltag jenen unsäglichen Druck gemacht haben, andauernd alles möglich Sinnlose und Stressige zu tun, nur um unseren Monstern nicht zu begegnen, – sie ziehen vor Langeweile von dannen. Um die sie nährende Aufregung woanders, in noch tieferen, dunkleren Schichten zu suchen, oder um im Lichtkegel ihres Erkanntwordenseins schlicht zu verdampfen.

Wo die Juwelen warten

Warum ist es dennoch so schwierig, in der freigesetzten Stille zu verweilen – selbst, nachdem man den eigenen Monstern die Hand gereicht hat und die Dämonen verschwunden sind? Weil die Stimme im Kopf, die Gefühle im Herzen und die Spannungen im Körper immer noch jede Menge Lärm machen. Selbst wenn ihnen klare Aussagen zu fehlen scheinen. Es ist immer etwas los da drinnen.

Nachdem die Monster also friedlich in unserem Seelengarten zu grasen begonnen haben, fegen Stürme an ungeordneten Sinneseindrücken über unsere innere Landschaft hinweg. Wandern wir langsam unter den Wolken durch, hinein in die Mitte des Sturmes, in sein Auge,  so finden wir mittendrin einen See. Den See der inneren Ruhe, mit spiegelglatter Oberfläche. Die Sturmböen vermögen ihn nur ab und an leicht zu kräuseln, die Berge an bereits bewältigten Brunnenschächten herum verhindern, dass sie ungehindert wüten können. Wir können jedoch gezielt Steine in unseren See hineinwerfen -etwa Fragen, die uns beschäftigen- und den konzentrischen Kreisen, die sich um die Frage bilden, beim Ausbreiten zusehen. Manchmal bekommen wir unmittelbar Antworten wie ein klares Echo aus den Bergen. Manchmal blicken wir in aller Stille auf und in den Wasserspiegel. Betrachten uns selbst ungestört und unverzerrt. Werden eins mit dem Menschen, der wir sind, wenn alles Andere wegfällt.

All dies funktioniert nur dann, wenn das Alleinsein überhaupt zum Selbstsein führen kann, also sofern diese Entwicklung nicht von Vorneherein verhindert wird. Etwa dadurch, dass das Mit-Sich-Sein als eine unfreiwillige Pflicht, als eine Einschränkung oder gar als quälende Einsamkeit interpretiert wird. Oder wenn das Fehlen äußerer Reize und jeglicher Pläne als elende Langeweile bzw. „missing out“ empfunden werden. Sind wir jedoch offen für das Unbekannte hinter unseren Erwartungen öffnet sich der Zugang zu unserem See der inneren Wahrheit. Hier, an seinem Ufer lernen Bedürfnisse und Sehnsüchte mit dem Vorhandenen zufrieden zu werden. Vielleicht stellt sich ein Gefühl von Dankbarkeit, von Freude, am Leben zu sein, ein. Vielleicht auch ein Eindruck von Unbegrenztheit. Jedenfalls ein Zustand der Tiefenentspannung.

Zufriedenheit bedeutet nichts anderes, als dass man mit sich selbst im Frieden ist, mit sich in Frieden lebt. Kommt man aus der friedlichen Innenwelt nach „da draußen“ zurück, so umhüllt uns die innere Stille wie eine Art Rundum-Schild. Sein Kraftfeld der Ruhe dimmt die Lautheit der Welt, ent-stresst die Geschäftigkeit des Alltags, zumindest eine Zeit lang. Bis alte Automatismen oder noch im Dunkeln verweilende Elemente unserer Geschichte wieder das Ruder übernehmen wollen…

Wo die Kraft zu Hause ist

Das Umspannwerk der Stille arbeitet mit unaufgeregter Intensität. Seine Energiequelle liegt im Raum des Nichtstuns verborgen. Heute ist es vielleicht gar nicht mehr nötig, jahrelang in einer Höhle zu meditieren, um dieser Kraft zu begegnen. Corona machts möglich: Wir bekommen immer wieder die Chance, uns selbst im Stillen zu begegnen, mit unseren Themen ins Reine zu kommen, mit uns Frieden zu schließen. Die Welt erscheint täglich verrückter und wir wissen nicht, wohin sich alles entwickeln wird. Aber gewollte oder unvermutete Phasen der Zurückgezogenheit geben uns die Chance, zumindest dem Krach unserer Gewohnheiten zu entkommen. Damit sind wir auch besser gewappnet für alles Ungewohnte. Ungestörtes Alleinsein öffnet uns auf vielen Ebenen die Tür zu einem besseren Leben und schenkt uns ein neues Verhältnis zu unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nutzen wir diese Chance!

Dieser Blog klopft 2022 an verschiedene Tore der Stille an. Tore, durch die wir in neue Sphären spähen und gehen können. Willkommen zu einem Abenteuer der anderen Dimension…

Seven Strange Synchronicities: 7

Eine Frage der Liebe

Ich schreibe sonst nie über die Liebe. Heute ist eine absolute Ausnahme. Das Thema ist mir zu unkonkret, zu ungreifbar. Damit kann ein tief empfundenes Gefühl, eine bezaubernde Hormonmischung, eine unerfüllbare Sehnsucht, reine Projektion auf Unerreichbares, eine reale Tatsache, die alles umfasst, gemeint sein. „Liebe” wirft unendlich viele Fragen auf, die unwahrscheinlich viele Antworten mit sich bringen. Ähnlich wie das Thema „Freiheit“. Heute will ich es dennoch wagen, etwas über die Liebe zu sagen. Warum?

Im Auftrag der Liebe

Weil ich vor wenigen Minuten doch glatt ein wunderschönes, ebenmäßiges, nicht zu übersehendes, echt großes Herz in meiner Kaffeeschale entdeckt habe. Und das offenbarte sich genau, als ich über die Liebe nachgegrübelt hatte. Ich trank gerade den allerletzten Schluck, heute ausnahmsweise mal mit Kokosblütenzucker drin, welcher sich zähflüssig zu zwei wunderschön symmetrischen, miteinander verbundenen Bogen in der Mitte der Schale formte, gerade als ich den Kopf zurücklegte und die süße Freude bis zum letzten Milliliter auskosten wollte. Von den beiden perfekten runden Ohren des Herzens zog sich der Herzkörper immer spitzer zusammenlaufend genau in meinen Mund hinein. Ich traute meinen Augen nicht. Oder eben doch – und das brachte mich zum Lachen… Ein Zeichen (um mit Brian zu sprechen)!

Dies ist der letzte Blog für heuer, der sich 2021 ja den zufällig auftretenden Gleichzeitigkeiten widmet, denen wir nur allzu gern Bedeutung verleihen. Das unübersehbare Zuckerherz weist mich also an, über jene Gedanken zu schreiben, die mich im Augenblick seines Erscheinens beschäftigten. So lautet zumindest meine Interpretation des augenfälligen Zusammenfallens von Gedanken und Ereignis. Es blieb übrigens nicht das einzige Zeichen. Als ich gerade unbekümmert über die wundersame Mischung jener kostbaren Ingredienzien, die „wahre Liebe“ ausmachen nachsann, geschah doch glatt noch etwas Wunder-volles. Doch first things first

Die Grenzen der Liebe

So, jetzt braucht es zunächst mal scharfe Abgrenzung. Ich meine in der Folge mit „Liebe“ nicht die Eine Große, nämlich die zum Leben an sich oder zu den Menschen, zur Natur oder zum Wunder des Seins. Nicht jene stille zu sich selbst, die nicht das Ego nährt, sondern das Herz erwärmt, wenn man gerade gut bei und mit sich und für sich da ist. Nicht die bedingungslose Liebe zu den eigenen Kindern, zu anderen Familienmitgliedern, zu jenen, die man liebevoll begleitet, oder vielleicht auch zu (Haus)Tieren. Nicht die hormonell bedingte Gefühlsmischung mit dem falsch aufgeklebten Etikett „Liebe“ drauf: die in einer aufregenden Bekanntschaft, die das Kopfkino und die Körpersäfte anregt, auftaucht, oder die schlicht durch guten Sex ausgelöst wird. Oder die ein unerreichbares Gegenüber in einem hervorruft, mit dem man nur in seltenen kostbaren Momenten zusammenkommt, um dann in langen von Sehnsucht geplagten Absenzphasen von „der Liebe“ in einer irrealen Realität zu träumen.

Die Zeichen der Liebe

Nein, ich meine die Form von Liebe, die zeigt, dass ein/e PartnerIn tatsächlich zu einem selbst passt. Mit all seinen/ihren Eigenheiten, wirklich, weil alltagshaltbar kompatibel mit dem eigenen Selbstsein ist. In dem Sinne, dass in der Präsenz des Anderen das Wohlgefühl, miteinander zu sein, jedes Nerven prinzipiell, wenn schon nicht in jeder Situation, dominiert. Dass die grundlegende Wertschätzung jede Frustration, jedes Stirnrunzeln und Kopfschütteln ob der Eigenarten in Gefühlshaushalt, Denkweise und Verhaltensgewohnheiten des Gegenübers, aussticht. Dass die Attraktivität, die von sehenden Augen, von einem durch verschmitztes Lächeln den Seltsamkeiten des Lebens gegenüber gezeichneten Mund, und von einem Körper, auf den gut geachtet wird, ausgeht, all die unangenehmen und weniger anziehenden körperlichen Seiten überstimmen.

Und damit zur anderen Seite der Liebe: Nämlich, dass man im Licht der Augen des Anderen stets selbst so sein kann, wie man ist. So gesehen wird, wie man ist. So geschätzt wird, wie man ist. Dass das Gegenüber die Schwächen und Seltsamkeiten von uns nicht nur mühsam aushält, sondern als Teil unserer Persönlichkeit wahrnimmt. Natürlich gilt das in beide Richtungen. Beide akzeptieren einander, so wie sie sind – wobei nicht das Sich-in-das-Unvermeidliche-Schicken, sondern unterm Strich eben was Positives, Bereicherndes, Schönes übrigbleibt.

Und ganz grundlegend: Eine Liebe, die sich durch gegenseitige Inspiration und Bestärken, durch Zuhören und Aufmerksamkeit, durch Zärtlichkeit und Leidenschaft, durch eine in der Gegenwart des anderen erfahrende Steigerung von Sinn und Spaß entfaltet. Ok ich sehe es selbst, das alles zusammengenommen klingt irgendwie unwahrscheinlich, unerreichbar. Kann das alles denn überhaupt ein Mensch (geschweige denn zwei Menschen) verkörpern? Kann einer, können zwei, jemals projektionsfrei und selbstreflektiert die Verantwortung für das eigene Erleben, die eigenen Gefühle, die eigenen Lebensdramen übernehmend und den Mitmenschen in seinem Raum lassend, dabei nicht durch die eigenen Bedürfnisse die des anderen überlagern wollend, einfach „nur“ miteinander selbst sein?

Die Fähigkeit zur Liebe

Und genau an dieser Stelle meines Nachsinnens über die gelingende partnerschaftliche Liebe kam die zweite Synchronizität des heutigen Vormittags ins Spiel: Ich hörte nämlich Radio. Superfly, wer‘s wissen will. Und in dem Moment, in dem ich so über das Lieben und seine Ingredienzien brütete, drang Sade an mein Ohr: „It’s about trust“, singt sie überzeugt und überzeugend. Natürlich.

Erst Menschen, die sich selbst trauen, können sich einem anderen derart anvertrauen, dass eine Beziehung, in der nicht das in den meisten Beziehungen vorherrschende Ziehen im Mittelpunkt steht, entstehen kann. Dieses unangenehme und Beziehungen verleidende Ziehen zeigt sich, wenn der eine X und der andere Y will und dann darum gekämpft wird, wer Recht hat, wer Es bekommt, wer gewinnt, wer überlegen ist, wer mehr Raum und wer mehr Nähe bekommt etc.  

Die Welt der Liebenden

Wer sich selbst vertraut, kann andere in deren eigenem Licht sehen weil er/sie sich aus dem Gefängnis der eigenen Sicherheit einer selbstgezimmerten Selbst- und Weltsicht, die ungehindert von Bedürfnissen und schwierigen Erfahrungen bevölkert wird, hinausbewegen kann. Wer auf sich vertraut, kann sich auf sich verlassen – und kann sich daher trauen, seine eigene Welt ein Stück weit zu verlassen. Um sich in der Welt des Gegenübers umzusehen, in sie einzufühlen. Hier beginnt Beziehung ohne das leidige Ziehen. Eine Beziehung, die über das Selbstsüchtige hinausgeht, die zunächst vorsichtig und im Laufe der Zeit eine immer stabilere Brücke zwischen den Welten der Beteiligten schlägt. Nicht, damit man ausschließlich auf dieser Brücke oder unter ihr zu leben beginnt (das geschieht, wenn zwei Menschen nur noch in der „Wir-Form“ von sich reden). Nein, die Brücke wird zwar miteinander bewohnt, doch die Welt des Gegenübers bleibt stets seine eigene heilige Welt und Heimat, deren Grenzen auf beiden Seiten wahrgenommen und respektiert werden. Man kann einander auf Einladung besuchen, doch kann sich bzw. hat sich auch wieder zurückzuziehen, wenn dies von einer der beiden Seiten her gewünscht wird. Weder wird der eine aus seiner und in die eigene Welt hineinzuzerren versucht, noch umgekehrt. Das Ziehen und Zerren findet in dieser Version von Liebe keinen Raum. Stattdessen herrscht ungebrochene Frei-Willigkeit. Denn wahre zwischenmenschliche Liebe und echte innere Freiheit bedingen einander. Liebe kennt keine Verpflichtung, wohl aber Ver-Antwortung: die Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit Ein-Samkeit. Den Einen Anderen nämlich schlicht Sein zu lassen. Und genau das, das Sein miteinander zu genießen und zu erleben, was sich daraus entfalten mag, das über die eigene Welt hinausreicht, ist das Reich der Liebe.

Significant Soul Sample No 5: Tearing the Fearing

How to trust

in a world

that is screaming

and beaming with meaning


How to find peace

in a world

that is steaming

and exploding by eroding


How to love

in a world

that is dying

by lying and prying


How to see

in a world

that is strangely

rearranging

the truth and facts

to the needs of feeds


How to believe

in a future

when a culture

of unease

makes one freeze


No answers

around

but within


Keep your head clean.

Keep your heart keen.

Keep your eyes seen.


Keep yourself being

the door and the frame

a wall against shame

a roof for protecting

those who are dreaming

of beaming with meaning


Be a silent island:

Truthful and trusting

easy to live in

with an attitude

not rude nor crude, 

not brute or cute

but loving and laughing 

no matter what


Stay as a fact.

Rewriting the fury

into your story

Significant Soul Sample No 2: Das All(es) knistert

Manchmal ist alles eins

Miteinander verbunden

Du weißt wer anruft

Antworten auf Fragen

Ergeben sich von selbst

Du fährst auf der Straße

Ein Plakat spricht mit Dir

Du lachst über den Sinn

Der sich von allein ergibt

Wenn das Universum knistert

Ist alles gut, schön, frei

Frisch und fröhlich

Nicht weil es easy wäre

Leichtigkeit ist Nebenerscheinung

Wenn alles so sein darf wie es ist

Freude ist Grundzustand

Wenn alles unberührt bleibt

Die Natur der Dinge

Offenbart sich von allein

Ohne Zutun und Wegnehmen

Was ist, das ist

Nicht so wie Du denkst

Nicht so wie Du fühlst

Nur so wie es ist

Grundlos, grenzenlos

Knistert es, Dein Universum

Sunny Side Step 7: Summerbreak

Abenteuersuchen – Abhängen – Anbandeln – Aufwachen – Bereitsein – Biertrinken – Buntwerden – Chaosfördern – Dankbarbleiben – Einfachdasein – Erfüllungerfahren – Faulenzen – Flanieren – Flowen – Freiheiterleben – Freundetreffen – Friedenfinden – Geniessen – Gernhaben – Grandiosfühlen – Grillen – Herzen – Highohnegrundsein – Hoffen – Inskaltewasserspringen – Inspirationspüren – Jammen – Künstlerrauslassen – Ko(s)mischfinden – Lachen – Leben – Leerwerden – Lieben – Loslassen – Lustigfinden – Maulfaulsein – Meersehen – Mildwerden – Musikerindirzuwinken – Neuesausprobieren – Nichtstun – Offensein – Panzerfallenlassen – Rasten – Reinkippen – Ruhenichtverscheuchen – Schlafenkönnen – Schwimmengehen – Seelenbaumeln – Spielen – Sternschnuppenzählen – Strahlen – Talentezeigen – Träumen – Trostspenden – Tunwasspassmacht – Verliebeninsleben – Wohlwollen – Zerkugeln – Zufriedensein – Zulassen

Wie sieht Dein Wort-Rorschachtest zum Sommer aus?

Denk an Sommer, schreib drauflos, lass die negativen Assoziationen weg und Dich vom Ergebnis inspirieren…

Sunny Side Step 5: uVoteWe.Date – Wähl Dir Dein Liebesglück!

„Gehst Du wählen? Dann wähl ich Dich!“

uVoteWe.Date lautet die Formel, die diese Tage immer wieder bei Dating Apps und Webseiten wie Tinder, Bumble oder Grindr Profile auftaucht. Mit #uVoteWeDate und entsprechenden Fotos statten junge Menschen (mein Foto ist daher nur ein Dummy ;-)) derzeit ihre Dating Profile aus. Sie fragen damit ihre Datingpartner, ob diese ihr demokratisches Wahlrecht nützen, wie etwa nächsten Sonntag bei der Europawahl am 26. Mai 2019.

Weil nicht egal ist, wen wir (er)wählen

Auf Partnersuche ist uns Menschen das Aussehen wichtig, auch die Größe zählt. Das Geld und die Lebensumstände sind für die meisten wesentlich, ebenso wie eine gute Ausbildung und ein attraktiver Job. Warum aber ist vielen (noch) nicht wichtig, ob der/die WunschpartnerIn wählen geht?

Wer wählt hat mehr vom Leben

Das Wahlverhalten legt offen, ob jemand Verantwortung tragen will oder nicht. Denn wer wählen geht macht sich Gedanken um seine Umwelt und will seinen Teil zum Zusammenleben beisteuern. Wer wählt, der liebt nicht nur sich selbst. Wer wählt ist damit einfach der bessere Lover…

Was Sex und Wählen gemeinsam haben

Mit wem wir was tun oder nicht tun – wem wir überhaupt näherkommen wollen und wem nicht – hängt von einem individuellen Auswahlprozess ab, der uns selten voll bewusst ist. Körperliche Signale wie Offenheit in der Körpersprache, sympathisches Aussehen, eine volle Stimme, passende hormonelle Mixturen und Duftstoffe, attraktive Kleidung, angenehmes Auftreten, interessante Ansichten, genügend Status… All das und vieles mehr, wie die eigene Lust und Laune, aber auch familiäre und soziale Prägungen tragen dazu bei, mit wem wir intim werden (wollen). Und die Entscheidung trifft sowieso unser limbisches System, unser Gefühlshaushalt, lange bevor sich unser Verstand einschaltet.

Wählen und Beziehungsglück

Daher stellt sich die Frage: Wie viel Aufmerksamkeit bekommt eigentlich das Hirn bei der Partnerwahl? Sind die allgemeinen Ansichten über die Welt, die politische Ausrichtung oder gar das demokratiepolitische Verhalten denn wesentliche Auswahlfaktoren, wenn es um potenziellen SpielgefährtInnen im Liebesleben geht? Wahrscheinlich weniger. Aber warum eigentlich nicht? Ist uns nicht wichtig, ob sich jemand für die Welt, in der er oder sie lebt, tatsächlich interessiert oder gar einsetzt? Macht es denn keinen Unterschied, ob jemand wählen geht oder ob ihm/ihr egal ist, was rundherum so passiert und alles den anderen überlässt? Wie oft fragt man beim ersten Date nach politischen Interessen und dem Wahl-Verhalten?

Wer wählt, sollte wissen, wen

Wen wir an uns heranlassen sollte nicht nur äußerlichen Kriterien entsprechen. Seien wir uns bewusst, dass wir in jedem Naheverhältnis etwas von uns hergeben und etwas von den anderen bekommen. Positive, aktive, interessierte und mitfühlende Menschen geben anderes von sich her und beeinflussen ihre Umwelt anders als das Gegenteil: negativ eingestellte, passive, ignorante oder kaltherzige Menschen beeinflussen ihre Umwelt auf nachhaltig negative Weise. Unsere Partnerwahl, und sei es auch nur für einen süßen Augenblick oder eine heiße Nacht, hinterlässt einen Nachgeschmack in unserem Leben. Ob wir das wollen oder nicht. Klar, wenn es um die „große Liebe“ geht, um den/die Eine/n, dann sehen wir meist schon etwas näher hin. Aber fragen wir tatsächlich bereits zu Beginn einer Begegnung, ob jemand wählen geht? Und warum eigentlich nicht?

Wähle den Unterschied!

Wer nicht wählen geht, entstammt entweder einer Familie, der demokratische Mitgestaltung nicht wichtig ist (das Wahlverhalten junger Menschen wird fast ausschließlich von der Wahlgewohnheit in der eigenen Familie bestimmt). Gut, darüber kann man reden. Der zweite Grund, nicht wählen zu gehen ist, dass es ihm/ihr schlichtweg egal ist. Will man aber seine kostbare Zeit mit einem Menschen verbringen, der sich nicht um seine Umwelt schert? Dem es egal ist, wer die Regeln in Zukunft macht? Möchte man wirklich mit jemandem die Nacht oder eine längere Zeit verbringen, der einfach nur konsumieren will, ohne etwas von der eigenen Energie zum Zusammenleben beizusteuern? Ja, das könnte nette Körperakrobatik werden. Die innere Leere danach (manchmal schon währenddessen) ist aber höchstwahrscheinlich vorprogrammiert. Natürlich gibt es auch ganz bewusste Wahlverweigerer. Sie brüsten sich damit, dass niemand im politischen Angebot den eigenen Kriterien entspricht und eh alles „Idioten“ seien oder meinen, dass die eigene Stimme soundso nichts bewirken kann. Doch reicht diese Ausrede? Kann es genug sein zu schimpfen, den Kopf in den Sand zu stecken und andere, die sich politisch engagieren, runterzumachen? Ohne selbst den Schritt zu wagen, irgendwo aktiv mitzumischen (und sei es einfach nur in Diskussionen oder eben in der Wahlkabine)? Ist diesen Menschen tatsächlich nicht bewusst, dass, wenn sie nicht wählen, sie das Zepter an all jene abgeben, die sie erst recht nicht unterstützen wollen? Die Menge der Nichtwähler beeinflusst das Wahlergebnis nämlich besonders stark…

Nur wer wählen geht ist gut genug…

…lautet die Behauptung der aktuellen Kampagne uVoteWe.Date. Wer sich nicht interessiert, ist auch nicht interessant. Ich finde diesen Zugang höchst spannend. Und wenn Euch interessiert, wer aller wählen geht und noch zu haben ist, macht mit bei uVoteWe.Date auf: #uvotewedate, http://www.uvotewe.date

PS: uVoteWe.Date ist eine überparteiliche, gemeinnützige, zivilgesellschaftliche Initiative zur Steigerung der Wahlbeteiligung. Sie wurde gemeinsam mit Jugendlichen in Zusammenarbeit mit R9 Regional TV entwickelt. Mitwirkende sind die Teil- und Mitgliedsverbände der europäischen überparteilichen Jugendorganisation JEF Österreich wie AIESEC, AEGEE und EYP. Warum sie das tun? Weil eines fest steht: “Wählen gehen“ ist ein wichtiger demokratiepolitischer Akt, der als gesellschaftlich relevanter Wert auch gelebt werden muss!

PPS: Fotocredits L.Schedl

Special Screen Script 17: HAPPY SINGLES

Raus aus der Einsamkeit – Rein in die Freiheit!

Stellen Sie sich vor, Sie leben alleine, gehen jeden Tag alleine ins Bett, stehen alleine auf. Kaufen im Supermarkt für eine Person, kochen nur für sich selbst, essen – alleine.

So schön diese Freiheit für manche ist, wenn Sie sich aussuchen können, was Sie wann essen, wann Sie wo und mit wem schlafen, welches Chaos oder welche Ordnung bei Ihnen zu Hause herrscht: Wer alleine lebt, fühlt sich manchmal auch ganz schön einsam. Aber muss das sein? Gibt es nicht Möglichkeiten, wie wir uns auch als „Singles“, also als allein Lebende, weniger einsam fühlen und stattdessen unsere Freiheit so richtig genießen können? Jede/r fragt sich wahrscheinlich im Laufe seines (Beziehungs-)Lebens irgendwann einmal: Ist das Leben ohne Partner nicht genauso lebenswert? Und dann kommt gleich die nächste Frage: Wie macht man das Beste aus dem Alleine-Leben?

Im Kern brauchen wir fürs Single-Glück nur die beiden Aspekte des Alleine-Seins, nämlich die prinzipielle Freiheit und das (eben oft fehlende) Gefühl tiefer Verbundenheit offenen Auges anzunehmen und damit zielführend umzugehen. Sie gehören unmittelbar zusammen, sind wie die beiden Seiten einer Medaille. Deswegen sind auch nur 2 Schritte nötig, um aus der Einsamkeit und hinein in die Freuden der Freiheit zu finden:

  1. Freiheit annehmen: Die Qualität der Selbstbestimmtheit zu genießen
  2. Verbundenheit entwickeln: Ein Gefühl tiefer Verbundenheit dort aufbauen, wo es geht: nämlich zu uns selbst – zu unseren Lieben, zu Freunden und Familie – und zu unserer Umwelt, sei es die Natur oder das Große Ganze…

Was es bedeutet, unsere Freiheit tatsächlich zu genießen

Vor allem, dass wir lernen, unsere Entscheidungen bewusst zu treffen. Dass wir Entscheidungen treffen, die uns stärken, die uns gut tun, durch die wir eine Freude am Leben haben, und den Sinn des Lebens spüren. Wir leben alle voraussichtlich nur einmal: Achten wir also gut auf unseren Körper, auf unser Gefühlsleben, unsere Gedankenwelt und unser Verhalten. Stellen wir uns nicht gegen uns, sondern handeln wir mit und für uns!

Die gute Verbundenheit zu uns selbst

Wieso fällt es uns oft schwer, uns ohne Partner gut mit uns selbst verbunden zu fühlen? Um eine Antwort darauf zu finden, können wir uns dazu die folgenden Fragen stellen:

  • Mag ich mich, so wie ich bin?
  • Reiche ich mir selbst aus?
  • Und wenn dem nicht so ist: Kann und soll eine Partnerschaft eine solche Lücke überhaupt füllen?
  • Ist die gute Verbundenheit zu mir selbst nicht der wesentlichste Schritt, um überhaupt Beziehungsfähigkeit zu entwickeln?

Nutzen wir diese Zeit, die Zeit unseres Lebens hier und jetzt, für uns und mit uns und stellen wir uns der vielleicht wichtigsten Frage unseres Lebens:

Wie will ich mit mir leben, bis dass der Tod uns scheidet?

Blog-Nachtrag des ORF-Beitrags vom 28.05.2018

Special Screen Script 11: ZU ALT ODER ZU JUNG?

Die Vor- und Nachteile von Altersunterschieden in der Partnerschaft

Es gibt viele Gründe sich zu fragen, ob die Liebe ein Verfallsdatum hat. Einer davon ist ein großer Altersunterschied zwischen den Liebenden. Kann es auf Dauer funktionieren, wenn einer älter bzw. jünger als nur wenige Jahre ist, wenn der Altersunterschied etwa 15+ Jahre beträgt? Worauf ist zu achten – und gibt es vielleicht sogar ungeahnte Vorteile?

Zunächst einmal das Offensichtliche: Wenn ein älterer Mann mit einer jungen Frau zusammen ist, so empfinden das die Wenigsten als problematisch oder schauen allzu schief. An diese Konstellation hat „man“ sich seit Langem gewöhnt. Natürlich spielen bei der allgemein höheren Akzeptanz die klassischen Rollenbilder herein – überspitzt gesagt: Der Versorger auf der einen Seite, die Gebährfähige auf der anderen. Das scheint irgendwie zumindest (bio-/sozio-)logisch (selbst wenn es bei weitem nicht für alle erstrebenswert oder korrekt wirkt). Damit zum vielleicht weniger Offensichtlichen: Ganz gleich ob Mann oder Frau der/die Ältere ist, es können in jedem Fall heikle Punkte auftreten, die sich schlichtweg aus den Unterschieden in den jeweiligen Lebensphasen ergeben. Heute spielen vielfach die angestammten, traditionellen Rollenerwartungen keine so wesentliche Rolle mehr. Statt dessen sind es biographische Herausforderungen, die miteinander harmonieren oder eben Reibungen verursachen können.

6 heikle Punkte für Paare mit großem Altersunterschied:

  1. Beruf und Karriere: Einer ist beruflich schon etabliert, der andere noch am Anfang der Karriere. Was einer schon durchgemacht hat und ihn daher nicht aufregt, ist beim anderen noch ein offenes Feld, das ihn massiv beschäftigt. Und auf Dauer kann es passieren, dass der eine in Pension geht, während der andere noch mitten im Berufsleben steht, gestresst ist, andere alltägliche Herausforderungen bewältigen muss
  2. Interessen und Freunde: Es können unterschiedliche Interessen, Hobbies und Freundeskreise existieren, die nicht unbedingt zueinander passen
  3. Leistung und Lust: Auch die körperliche Leistungsfähigkeit und die Libido können mitunter zu Konflikten führen oder Selbstzweifel mit sich bringen. Und natürlich kann es schwierig werden, wenn der ältere Teil dauerhaft krank wird oder körperlich oder geistig/seelisch stark abbaut
  4. Der Blick von außen: Mitunter werden älteren Partnern massive Vorurteile entgegengebracht. Spitznamen wie „Sugar-Daddy“ oder „Sugar-Mama“ suggerieren, dass sie sich auf die eine oder andere Art den jüngeren Beziehungspartner aus Eigennutz erkaufen. Manche unterstellen, dass es dabei nur um Geld, Sex, Imagepolitur oder einen psychischen Knacks geht. Auch die Jüngeren sind vor Vorurteilen nicht gefeit: Begriffe wie „Vater- oder Mutter-Ersatz bzw. -Komplex“ können hier fallen. Die Anerkennung aus dem sozialen Umfeld ist für viele Menschen aber wesentlich, um eine erfüllende Beziehung führen können. Denn auf Dauer will verständlicherweise jedes Paar, will jeder Mensch in einer guten Verbindung zu Freunden und Familie stehen und nicht ständig kritisiert werden. Erfreulicherweise zeigen Untersuchungen, dass die Akzeptanz großer Altersunterschiede, also ab etwa 15 Jahren Unterschied, in den letzten Jahren immens gestiegen ist.

Worauf es in jeder Beziehung aber ganz prinzipiell ankommt sind ähnliche Werte, Ziele und Vorstellungen. Und worauf sich beide Seiten in jedem Fall einstellen müssen, sind unterschiedliche Weltansichten, Erfahrungswerte und Lebensperspektiven. Sofern sie wahrgenommen und akzeptiert werden, können sie Anlass zum Lachen und Lernen geben. Es kann immens bereichernd sein, aus der Ruhe, Erfahrung und Gelassenheit des „Alters“ zu schöpfen und aus der Neugier, Abenteuerlust und Sinnlichkeit der „Jugend“ Kraft zu tanken…

Den ORF-Beitrag zum Thema können Sie in der TV-Thek unter „Daheim in Österreich“ vom 07.05.2018 eine Woche lang nachsehenhttp://tvthek.orf.at/profile/Daheim-in-Oesterreich/13887572/Daheim-in-Oesterreich/13975965/Altersunterschiede-in-einer-Partnerschaft-Vor-und-Nachteile/14296198

Special Screen Script 10: THE PERFECT MATCH

Ein echtes Traumpaar

Eine Möglichkeit um herauszufinden, ob Ihr Gegenüber wirklich zu Ihnen passt ist, sich besonders die schwierigen Situationen und kritischen Momente miteinander ganz genau auszusehen. In diesen Augenblicken wird klar, ob Sie beide auch unter Stress und widrigen Bedingungen zusammenhalten. Diese Stressresistenz ist zudem ein guter Gradmesser für die längerfristige Belastbarkeit einer Beziehung. Durchleuchten Sie dazu die folgenden

5 Meilensteine einer gelingenden Beziehung:

  1. Streitkultur: Können Schwierigkeiten offen angesprochen werden? Können Sie miteinander streiten, ohne dass tiefe Verletzungen geschehen? Können Sie Missverständnisse aufklären? Sind Sie beide willens und im Stande, nach einer Diskussion, einem kritischen Feedback oder einem Streit in sich selbst hineinzuhören und zu hinterfragen, was Ihr Anteil daran war? Sind beide fähig, etwaige Fehleinschätzungen oder ein Fehlverhalten nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor dem anderen einzugestehen und sich ernsthaft zu entschuldigen? Können Sie beide aus dem Geschehenen lernen und ziehen Sie gemeinsam Ihre Schlüsse fürs nächste Mal?
  2. Wertschätzung: Begegnen Sie einander auf Augenhöhe, also ohne dass der eine oder andere dauernd kritisiert, heruntergemacht oder sonst irgendwie abgewertet wird? Zeigen Sie einander Ihre gegenseitige Wertschätzung? Auch und vor allem während und nach einem Streit? Will keiner den anderen verändern und verlangt aber für sich selbst, so genommen zu werden, wie er ist?
  3. Machtverhalten: Zeigt eine Seite hingegen ein ausgeprägtes Dominanzverhalten, so kann sich dies nicht nur in abwertendem Verhalten äußern. Auch Gefühle können unkontrolliert ausbrechen, ohne dass dafür die Verantwortung übernommen wird. Das kann soweit gehen, dass es im Krisenfall zu verbaler, emotionaler oder sogar körperlicher Gewalt kommt. Ebenso können Ignoranz oder abwehrendes Verhalten deutliche Anzeichen für ein Bedürfnis nach Überlegenheit sein. Auf der anderen Seite der Machtfrage steht hingegen ein stark konfliktvermeidendes Verhalten – quasi die „Sucht nach Harmonie“ – bei dem die Verantwortung für die Lösung eigener und gemeinsamer Probleme und damit für die Entwicklung der Beziehung nicht übernommen wird.
  4. Selbstsicherheit: Dieser Punkt ist besonders spannend. An sich ist eine Partnerschaft, in der beide Partner stark und souverän sind, wünschenswert. Manchmal kommt es aber anders und das muss nicht schlecht sein, sondern kann sich auf den langfristigen Beziehungsverlauf vorteilhaft auswirken: Ist etwa einer der Partner sehr selbstkritisch oder unsicher, dann bleibt er mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst in schwierigen Phasen in der Beziehung. Nichtsdestotrotz sollte das Entwicklungsziel die „gleiche Ebene“ sein, denn ein solches Ungleichgewicht bringt wiederum ein ganz eigenes Konfliktpotenzial mit sich.
  5. Das Nähe-Distanz-Verhältnis: wollen Sie mehr Nähe und sterben vor Sehnsucht und „Er“ oder „Sie“ hält Sie hin? Oder klebt sie/er an Ihnen und Sie bekommen keine Luft mehr zum Atmen? Das funktioniert auf Dauer nicht und führt zu Frustration. Hier ist es angesagt, dass beide sich über ihr eigenes Nähe-Distanz-Bedürfnis klar werden und darüber austauschen. So sollte etwa die Angst vorm Verlassenwerden oder vor einem Kontrollverlust von jedem Partner klar erkannt werden. In der individuellen Auseinandersetzung damit kann sich dann auch das Verhältnis zu einander entspannen.

Zusammengefasst stehen die Zeichen für Ihre Beziehung gut, wenn Sie miteinander streiten können, einander dabei wertschätzen und auf Augenhöhe begegnen, die Verantwortung für die eigenen schwierigen Gefühle übernehmen, ein gesundes Maß an Selbstsicherheit und ein passendes Nähe-Distanz Verhältnis haben.

Den ORF-Beitrag zum Thema können Sie in der TV-Thek unter „Daheim in Österreich“ vom 30.04.2018 eine Woche lang nachsehen: http://tvthek.orf.at/profile/Daheim-in-Oesterreich/13887572/Daheim-in-Oesterreich/13975266/Beziehungstipps-von-Expertin-Nana-Walzer/14292653