Seven Strange Synchronicities: 3

Suchen, finden, überwinden. Ich versuche meinen ersten Roman zu schreiben. 100 Seiten sind schon da. Doch ich stecke. Ich suche nach dem perfekten, den idealen Zustand, um in Freude, Frieden und Freiheit weiterzuschreiben. Stattdessen ernte ich Hoffnung, Angst, Erwartungen aller Art – und Warten. Ich sehe mir beim Warten zu. Ich warte auf den Moment, an dem mir die Inspiration einen festen Tritt in den Allerwertesten schenkt. Nicht, dass mir die Ideen fehlten, nein, das Skript mit den Ideen ist voll. Es geht ums Einbauen in den bestehenden Text, diesen zu erweitert, zu vervollkommnen, zu ergänzen und abzurunden. Jedenfalls, die Wahrheit ist: ich warte. Auf den richtigen Moment.

Der Moment, ich kenne ihn gut, ist da, wenn mich das Bedürfnis überkommt wie eine Welle. Als würde mein Wesen die Worte und Bilder unwillkürlich, ungebremst durch mich – jetzt fällt mir kein besseres Wort ein – auskotzen. Aber angenehm, oder zumindest befriedigend. Es schreibt sich dann durch mich. Was auch immer da raus will. Ich warte also darauf, dass es wieder soweit ist. Jeglicher Zeitplan ist dadurch bei Teufel. Oder wo dasjenige halt zu Hause ist, das mich dann überkommt, wenn‘s kommt.

Beim Warten habe ich verschiedene Rituale und Gewohnheiten entwickelt, die das Plötzliche, das Magische anlocken sollen. Indem ich mich soweit ablenke, entspanne, anderweitig beschäftige, dass ich die Muse – oder wer eben immer es ist, der sich da durch mein Wesen manifestiert – nicht durch einen „Erledigungsmodus“ verschrecke. Denn ich weiss: Offenheit muss sein. Wenn ich arbeite, dann verkriecht sich die Muse, zieht sich zurück wie eine Mimose. Was tue ich also, um offen zu sein und mich dennoch beim Warten von der Erwartung des Ankommens des Musen-Tritts abzulenken? Ich putze, koche, wasche, räume herum. Meine Wohnung profitiert eindeutig. Auch die Menschen rundherum, bilde ich mir ein. Ich gehe einkaufen, sehe den Schneeflocken beim Tanzen zu, den Wellen beim Springen. Ich höre Musik. Ich träume und sinniere, ohne irgendwo haften zu bleiben. Ich übergebe mich dem Fluss der Dinge. Und küsst mich die Muse deswegen? Mitnichten. Die Muse lacht mich aus. Oder ignoriert mich. Oder tut, was Musen halt so tun, wenn sie nicht am Küssen sind.

Seit gestern versuche ich daher mir ein Ritual zusammenzubasteln, damit ich nicht immer meine Wohnung malträtieren muss. Ein Ritual der Offenheit, des reinen Möglichkeitsraumes, des Vernichtens von Hoffnungen und Erwartungen. Eines, das ich durchführe, bevor ich mein Manuskript öffne. Ich denke da an etwas Stretchen, Atmen und meine Steeldrum spielen. Vielleicht eine Kerze dazu? Anyway. Es soll ein wirksames Experiment werden, mich vor dem Schreiben zu konzentrieren, frei zu werden. Und was passiert?

Ich öffne vor 10 Minuten mein aktuelles Morgen-Buch, ein Buch, aus dem ich in der Früh immer wieder mal eine Stelle lese, um mich aufs Sein einzustimmen. Und was steht da? Die Antwort auf meine Frage nach dem richtigen Zustand (ohne, dass ich zuvor überhaupt vermocht hatte, die Frage richtig zu formulieren): „Spontaneity is unattainable through techniques or forced concentration. Goal-orientation is superfluous, ambition and apprehension dispensable. Spontaneity is pure being, here and now”. Na super, kann ich mir meine Rituale an den Hut stecken. Nichts zu suchen, nichts zu finden, nichts festzuhalten, nichts abzuweisen, nichts. Und das Alles ist da. Ganz spontan. Wie es immer schon war.

Die Insel der Seligen, die Quelle des Schaffens, das Ankommen im Formen – sie alle „verstecken“ sich wohl stets in all ihrer Pracht direkt vor aller Augen. Weit näher als vermutet, unmittelbar da, wo man gerade ist, wenn man nichts tut oder will. Weder Greifen noch Begreifen nötig. Ein Mysterium, das sich der Kontrolle entzieht. Ein Zustand, der sich dem Erkennen verweigert, während er sich durch einen (her)aus-drückt. Ob das alles helfen wird, mein Buch fertigzustellen? Weiß ich nicht. Aber mir selbst, dem Sein und dem Werden nicht durch irgendeine Art von Ver-Suchen im Weg zu stehen, könnte ein würdiger Wegweiser sein…

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Significant Soul Sample No 6: How To Deal With Confusion

Gedanken zum Umgang mit Verwirrung anlässlich Corona-bezogenen Abwehrverhaltens

Die „Gedanken“ gliedern sich in 2 Abschnitte:

1. Erkennen von Abwehrverhalten

2. Umgang mit Abwehrverhalten

Ad 1. Abwehrverhalten…

…zeigt sich etwa so:

  • Versuche des Selbstschutzes vor Überforderung durch Verleugnung der Existenz des Virus
  • Versuche des Selbstschutzes vor Angst durch Vergleichgültigung und Verharmlosung der Folgen von Infektionen
  • Versuche der eigenen Angst vor der Sterblichkeit und Unberechenbarkeit des Lebens, vor der Abhängigkeit von (Gesundheits-/Versorgungs-)Systemen und dem unberechenbar scheinenden Verhalten der Politik, vor der potenziell übergriffigen Macht von Polizei und Rechtssystem etc. durch Zorn zu entkommen
  • Versuche die eigene Angst unter Kontrolle zu bringen, indem klare Feindbilder definiert werden, auf die man die eigene Wut zur Abreaktion projizieren kann (siehe „Schuldige“ wie „Bill Gates“ oder „die Impflobby“)
  • Versuche die Undurchschaubarkeit der komplexen Zusammenhänge auf einfache Nenner zu bringen, ihnen Namen zu geben und Absicht zu unterstellen (Stichwort Verschwörungstheorien)
  • Versuche, die eigene Weltsicht in der allgemeinen Verwirrung zu bestätigen, indem sich bevorzugt in Resonanzblasen zur Bestätigung eigener Vorurteile aufgehalten wird (im Netz, bei Demonstrationen etc.), wobei andere Informationsquellen oder Perspektiven abgewertet werden (Stichworte: Lügenpresse, Schlafschafe)
  • Versuche, die allgemeine Verwirrung für eigene Zwecke zu nutzen (siehe Rechtsextreme, Heilsversprecher, Wundermittelverkäufer, Anerkennungssuchende etc.)

Ad 2. Umgangsmöglichkeiten…

…sehen etwa so aus:

  • Wenn die eigenen Emotionen hochgehen die Auslöser im eigenen System hinterfragen („Welche meiner Leitüberzeugungen und Leitwerte werden gerade in Frage gestellt?“, „Warum fühle ich mich angegriffen?“)
  • Die Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen (wenn ich wütend bin, sagt dies etwas über mich aus – sobald ich die Botschaft verstanden habe, kann ich adäquat darauf reagieren. Solange ich meinen eigenen Anteil nicht verstehe, reagiere ich mustergetrieben und agiere nach verinnerlichten Reiz-Reaktions-Schleifen, die gar nichts lösen, sondern die Situation solange intensivieren -oder ähnliche Situationen immer wieder hervor provozieren- bis man den eigenen Anteil erkannt hat)
  • Im Angesicht der scheinbaren Verantwortungslosigkeit und Verwirrung anderer (Stichwort Berlin-Demo) weder verzweifeln noch aufregen. Vielmehr hinter die Vorgänge schauen: Wer mobilisiert hier wen und zu welchem Zweck – und warum lassen sich Menschen offenbar derzeit besonders einfach manipulieren? Und sich die Fragen stellen: Wie kann man Menschen bestmöglich bei der Selbstreflexion, also dem Erkennen ihrer Gefühlswelt, Bedürfnisse, Ängste, Hoffnungen, Muster und Verhaltensweisen bestmöglich begleiten?
  • Im Angesicht der offenbar in vielen Menschen vorhandenen verzweifelten Suche nach klaren Antworten, einfachen Lösungen und positiven Gefühlen der Gegenwart und Zukunft gegenüber diese Menschen nicht abwerten. Ambiguitätstoleranz, also das Aushalten von Unklarheiten und Widersprüchen ist eine psychische Fähigkeit, die Menschen lernen können – und gerade lernen müssen. Es gilt, sie dabei zu begleiten!
  • Stabilität, Sicherheit, Vertrauen – das sind die Gefühle und Zustände, die verwirrte Menschen brauchen. Versuchen wir solche „geschützten“ Atmosphären zu schaffen, um Menschen langsam an die Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz heranzuführen. Eine solche Gesprächsatmosphäre zu schaffen gelingt im Netz genauso wie über mediale Kommunikation aller Art oder im persönlichen Gespräch. Dies ist wichtig zu tun, egal ob wir Führungskräfte sind oder Freunde, Familienmitglieder oder Arbeitskolleginnen, und natürlich wären Influencer prädestiniert für diese Vorgehensweise. Obacht: nicht blindes Gutgläubigentum oder reines Wunschdenken sind hier gefragt, sondern die richtige Einstellung und Gefühlswelt, um kritische Fragen realistisch und differenziert zu beantworten! Das Zuhören gelingt erst, wenn aufgeregte Menschen sich ent-stresst haben und genügend „Speicherplatz“ für andere Sichtweisen frei geworden ist. Im Panikmodus geht gar nichts.
  • Die wichtigsten Punkte einer sinnvollen Haltung nochmals zum Schluss herausgestellt: Wertfrei bleiben, so schwer es fällt. Konstruktiv bleiben, so schwer es fällt. Positiv gestimmt bleiben, so schwer es fällt. Klar bleiben, so schwer es fällt. Verantwortung für die eigene Gefühlswelt übernehmen, Verständnis für andere aufbringen. Basically: DIE VERWIRRUNG DER ANDEREN AUSHALTEN UND SIE STÜCK FÜR STÜCK DURCH DA SEIN, FRAGEN STELLEN, PERSPEKTIVEN ANBIETEN UND WOHLWOLLEN LANGSAM IN DIE KOMPLEXE WIRKLICHKEIT ZURÜCKBEGLEITEN. Mit ihnen in der Vielschichtigkeit der Realität da sein, statt zu kämpfen, zu ignorieren oder recht haben zu wollen. Menschliche Verbundenheit und innere Stabilität vorleben, anstatt sie zu verlangen.
  • Dies alles kann nur bei Menschen gelingen, die keine eigene Agenda verfolgen – also keine Weltanschauung durchpeitschen wollen, sich nicht durchs „Dagegensein“ selbst aufwerten wollen und nichts verkaufen wollen
  • Dies kann ebenso nur bei Menschen gelingen, die sich ein gewisses Minimum an Offenheit bewahrt haben. Wer sich völlig in seiner Abwehr eingegraben hat, sodass er/sie sich nur noch in der eigenen Blase vor der eigenen Angst sicher fühlt, braucht vielleicht professionelle Begleitung

CHAOSRULES

Secret Success Story No 22 – über die Ordnung in der Unordnung

Wie Alles begann und inwiefern Alles immer so kompliziert ist

Am Anfang war das… naja, Nichts eigentlich. Wo keine Zeit, da kein Raum, da keine Materie. Trotzdem waren Alles und Nichts schon mal da. Denn irgendwo muss das Etwas ja herkommen. Schlaue könnten jetzt sagen: Alles ist ja auch ein Wort (soviel zu „Am Anfang war das Wort„, zumindest laut Johannesevangelium). Da (dort, dann) kommt‘s jedenfalls her. Alles und Nichts waren quasi die Zwei Ur-Eltern des bekannten Universums (beide neutral von ihrem Artikel her, interessant). Sie waren zu zweit, so schaut’s nämlich aus. Dennoch Einerlei. Denn vor dem Big Bang ist laut zeitgenössischer Physik vorläufig noch Alles Graue Theorie, also nix is fix. Daher fangen wir mit dem Großen Knall an. Das ist mal ein (oder zwei) Wort(-ö/er)!

Sie sehen’s vielleicht schon: Zu Beginn des heutigen Blog-Beitrags drängt sich ein Haufen Paradoxa in den Vordergrund. Um nicht zu sagen sternenstaubhaufenweise Paradoxa. Denn Alles kam aus dem Nichts. Und Alles ist Nichts. Zumindest damals, am zeitlosen Anfang. Vielleicht (wie gesagt, da ist man sich unter Wissenschaftlern nicht einig, eher mehrfach zweinig, um den Widersprüchen weiter zur Ehre zu verhelfen und inhaltlich ein bisschen Konsistenz zu zeigen). Doch zurück zum Thema: Alles war mal Nichts und als solches wohl noch dazu zu allem Überfluss Eins. Eine Einheit. Ein AllesundNichts. Zwei Nichtse wären ja schon wieder Etwas, aber keinesfalls Alles. Es kann nur Das Nichts und Das Alles geben, wenn man die Grundgesamtheit des Universums betrachtet. Einzahl. Von Paralleluniversen reden wir ja nicht, die müssen ja auch von wo herkommen. Aus anderen All-Nichtsen?

Mit höchster Wahrscheinlichkeit ist Ihnen inmitten all dieser Verwirrung fast schon aufgefallen, dass wir uns grad ganz hinterlistig, von der Maschekseitn sozusagen, an das Chaos anpirschen. Ich würde mich freuen, wenn Sie es ein bisschen spüren, den Schwindel des Allanfangs, und ihn aushalten, nur um zu sehen, wie es weitergeht. Aber ich will Ihnen nicht zu viel abverlangen. Also bringen wir jetzt ganz im Sinne des Titels mal ein bisschen Ordnung rein in diese paradoxen Wahrheiten (wenn sie denn solche sind): (Ein) Nichts war, dann macht‘s anständig PUFF (zumindest wörtlich, nicht als Explosion, da ist das Wort BANG nämlich missverständlich) und: Alles ist. Schaut doch schon viel besser aus. Die Zeit macht‘s möglich und trennt das vermurkste Chaos in eine schöne und nachvollziehbare Reihenfolge. Aber fragen Sie jetzt bloß nicht warum! So weit sind wir noch nicht. Wir sind wie gesagt erst am Anfang. Alles ist einmal. Winzig klein, zusammengepresst, Sie können getrost sagen „Ein Klumpen Etwas“. Ein immens dichter Punkt. Klingt eigentlich nach einem fundamentalen ersten Statement: „Und Punkt.

Dicht bis zum GehtNichtMehr oder: Warum Alles immer so komplex ist

Sind Sie schon soweit und fragen sich (mich – ja, Wir sind an diesem Punkt Eins, zumindest aus meiner Sicht, die Sie ja grad lesen): „Was hat das denn alles mit mir zu tun??“ oder: „Was hat das Alles denn mit Erfolg zu tun??“ Denn darum geht es ja in diesem Blog, um Erfolg – mal anders.

Na dann kommen wir besser gleich auf den Punkt, nicht war?! Singularität würden die Physiker unter Ihnen an dieser Stelle sagen. Einfach, weil nur Eins. Die Singularität ist unendlich dicht, die arme. Kein Wunder dass sie in ihre Bestandteile zerfällt, vielleicht musste sie sich übergeben. Und Schwupps: da war er, der Erfolg. Es folgt die Entstehung von Raum-Zeit und Materie. So viel Reichtum aus dem Nichts! Wenn das mal kein Megaerfolg ist. Und nach der Dichte folgen Ausdehnung und Abkühlung. Mit anderen Worten: Die Weltherrschaft. Startup Total. Cool. Zu diesem Zeitpunkt ist das Universum noch gehörig undurchsichtig (im wahrsten Sinne des Wortes). Erst mit der Zusammenrottung von Elektronen, Neutronen und Positronen (insgesamt Nukleonen), die ihrerseits größtenteils aus Quarks bestehen, zu Atomen kommt ein bisschen mehr Ordnung rein. Und mit der Ordnung der Durchblick, denn endlich kriegt das Nichts seinen Raum zwischen den Etwassen. Das Zwischendenzeilenlesen wird möglich, weil nicht mehr alles aneinanderpickt. Aus dem Dunklen Einerlein ins Helle Vielerlei. Aus dem Chaos in…. Juhu, die Komplexität! Und damit vom Regen in die Traufe? Denn die kleinsten subatomaren Bestandteile hängen irgendwie zusammen, verleihen durch ihre raumzeitliche Strukturierung und kräftemäßige Koordination unserem sichtbaren Universum seine Gestalt, verhalten sich trotzdem nicht unbedingt stets berechenbar. Ohne in die Untiefen der Beobachterabhängigkeit der Wirklichkeit abzudriften kann man getrost sagen: Die Wahrheit über die Wirklichkeit liegt im Auge des Betrachters. Alles andere ist eine mehr oder weniger gute Theorie über die Wirklichkeit. Je besser die Theorie – will heißen je nachvollziehbarer und überprüfbarer ihre Thesen – desto schöner entfaltet sich das komplexe Gebäude möglicher Zusammenhänge zu einem funktionierenden Großen Ganzen. Uni-Versum. Ein Vers das Ganze – Gott ist Poet. Und mein Latein schlecht.

Da wir wissen, dass es (noch) keine bestätigte Theorie gibt, die alle einzelnen Ordnungskräfte des Alls – quasi alle Sinnzusammenhänge unseres Gedichtes – vereinen könnte, müssen wir uns damit zufriedengeben, dass es sich insgesamt gesehen um ein recht komplexes Alles handelt. Nicht so leicht zu durchschauen, obwohl jetzt in Atomen, später in Sternen und Planeten, schon einmal schöner aufgeräumt. Richtig geräumig das Universum, wo doch vorher so viel allesaufeinmal war! Je mehr Raum desto komplexer, desto ordentlicher. Je mehr Zeit desto komplexer, desto erkennbarer. Weil irgendwann mal wer entsteht, der des Erkennens fähig ist. Und je mehr Durchblick, desto mehr sichtbare Komplexität. Kommt Ihnen das bekannt vor? So schön paradox wie das Leben! Willkommen im Club. Und wir haben noch nicht mal die Frage beantwortet, wie genau sich Alles Undurchsichtige zu Etwas Sichtbarem und noch viel mehr Durchsichtigen zusammenrottet.

Phasenübergänge: Beam us up Scotty!

Ja auf den Punkt zu kommen ist gar nicht so einfach. Wieviel schwerer ist es dann, auf viele Punkte zu kommen? Naja eines stimmt: Es braucht tatsächlich Schwerkraft und noch ein paar andere Kräfte. Alles in Allem verläuft der Bildungsprozess von etwas Ordentlichem (weil aus dem murksigen Dichten Vielen Etwas zunehmend mehr Einheiten sichtbar werden) prozesshaft und sprunghaft in sogenannten Phasenübergängen. Und jetzt endlich kann ich zu meinem Punkt kommen (ich weiß das hat etwas gedauert, aber im Vergleich zu den Zeitmaßstäben des Universums, des Großen einen Gedichts, ist ja alles ein bisschen relativ).

Ich behaupte nämlich, dass erfolgreiche Künstler und Leader (politische, unternehmerische, familiäre,…) besonders gut darin sind, Zeit, Raum und Materie in Übergangsphasen zu verdichten. Außerdem schaffen sie es, Dinge und Betrachter in und über einen Phasenübergang auf die nächste Ordnungsstufe zu heben. Sie schaffen es, aus dem Dunkeln Mischmasch das sichtbare Etwas hervor zu kitzeln. Und sie führen es anderen vor, indem sie sie dabei mitnehmen. Erfolg, weil folgenreich.

Die Kunst als Schöpferin

Künstler machen sichtbar, was unter der Oberfläche schwelt. Sie machen spürbar, was eine Gesellschaft, einen Zeitgeist beschäftigt, noch bevor sie oder er es sich selbst eingesteht oder gar wahrzunehmen vermag. Künstler zeigen des Offensichtliche, das bis dahin noch kaum jemand erkannt hat oder in Form bringen konnte. Sie legen das bereits allseits Offensichtliche auf eine Art und Weise offen, die zu neuen Sichtweisen führt. Sie gestalten den Phasenübergang des Alten zum Neuen aus, sind Reporter des Uferlosen, Grenzgänger im grenzenlos Komplexen. Sie reflektieren den Prozess unseres Werdens, sie sind Spiegelbilder der Abgründe ihrer selbst. Je treffsicherer sie den wunden Punkt, die Ideal-Sehnsucht oder die Realitätswut einer Gesellschafft treffen, desto erfolg-reicher sind sie. Vorausgesetzt, sie werden gesehen, gehört, für wahr genommen. Kunst gießt das Vergängliche ins Zeitlose. Große Künstler überleben den Tod weil ihre Kunst weiterlebt, ihr Wirken sich fortpflanzt. Dieser unaussprechliche Kreationsakt gelingt, indem sie das Paradoxe einer Ausgangssituation (Sie erinnern sich: AllesundNichts in Einem) in Bedeutung auflösen. Eine Bedeutung, die von anderen als erlebte Wirklichkeit empfunden werden kann. Oft interpretieren andere ihre Werke ins nicht Nachvollziehbare hinein. Rezipienten sehen, hören, spüren Aspekte eines Prozesses und eines Ergebnisses, die dem Künstler selbst eher als bloße Notwendigkeit erschienen. Einen solchen Wandlungsprozess auszulösen unterscheidet die Kunst von der Natur.

Sie sehen schon: Ich verehre die Kunst, huldige den Künstler in jedem von uns. Die Kunst-Vollen muten sich, ihr Chaos und ihre Komplexität, ihr Dunkel und ihr Licht, sich selbst und anderen zu. Sie heben das Andere ins Blickfeld. Sie sind anders. Künstler passen sich nicht den Vorstellungen anderer an. Sie bleiben stur beim Dokumentieren der Phasenübergänge einer Gesellschaft, eines Wesens, des Universums, ohne all zu sehr darauf zu achten, ob sie dafür gemocht oder geschätzt werden. Verschrobene Wissenschaftler und nerdige Techniker, alle Arten von hemmungslos durch Alles Mögliche motivierten Innovatoren, die es nicht des Geldes wegen tun, sondern um zu gestalten und zu formen, zu bewegen und zu verändern, sind für mich Künstler.

Die Kunst des Führens

Aus dem Hut eines Standpunkts mehrere Handlungsoptionen zaubern. Das kann die Kunst des Führens. Aus der Lustlosigkeit, dem Frust, der Abwehr oder gar Wut einer Belegschaft, eine Vision, Ziele und Taten zu formen, schafft die Kunst des Führens. Echte Leader sehen die Möglichkeiten in der Krise. Und sie geben inmitten des Chaos und der Dunkelheit Orientierung, spenden Vertrauen, stellen ein Vorbild dar. Klingt irreal in Zeiten wie diesen? Erleben wir derzeit zuviel Veränderung, einen zu starken Phasenübergang, eine zu hohe Komplexität, einfach zuviel des Chaos? Ich hoffe sehr auf das Erscheinen jener Führungs-Kräfte, die unsere Zeit braucht. Menschen, die das scheinbar Unmögliche – das Undurchsichtige, undurchdringlich Komplexe – in Möglichkeit, in Ein-Sicht verwandeln. Ordnung auf einer neuen Ebene herstellen, und so ihrer Berufung folgen. Menschen, die kritische Phasen als notwendigen Teil einer laufenden, weil universalen Entwicklung sehen und die diese Evolution tatkräftig begleiten: Wir brauchen Euch! Und wenn Ihr nicht zu sehen seid, liegt es vielleicht daran, dass es so viele sind, die rund um uns das Beste aus dem Hier und Jetzt zum Besten aller, auch dort und dann, machen? Vielleicht fallen deshalb die Ewiggestrigen so stark auf, weil sie in der Unterzahl sind, befremdlich jene längst als untragbar erkannte Realitätsvorstellungen hernehmen, um dadurch den Veränderungen unserer Welt gerecht zu werden suchen? Was genau tun diese anderen, die nicht Ausschau nach neuen Welten, nach neuem Durchblick, nach der nächsten Seinsstufe – und sei sie nur ein Stück näher am Herzen oder ein Stück tiefer im Geist, sind?

Auch jene, die nicht an den Prozess der Weiterentwicklung, des stetigen Werdens glauben, schaffen Ordnung im Chaos. Nur anders. Oder anders gesagt eher immer gleich.

Selbstähnlichkeit alias sich selbst der nächste sein

Zugegeben: Tradition, Rituale, Regeln und Normen – das Ordnunghalten durch das wiederkehrend Gleiche – machen durchaus Sinn. Sie erleichtern das Zusammenleben indem sie verhindern, dass die Einzelteilchen unserer Gesellschaft derart aneinandergeraten, dass sie sich aufreiben und es zu unnötig hitziger Reibungswärme oder gar explosionsartigen Veränderungsschüben, die oft eine massive Vernichtung ihrer Bestandteile mit sich bringt, kommt. Alles beim Alten zu belassen heißt auch, Ruhephasen und Regeneration gewinnen. Aber immer und ewig more of the same? Das lässt die Evolution nicht zu, da sollen die konservativen Kräfte nur lamentieren und intrigieren, sich versteifen und rechthabenwollen so viel sie können. Das „ordentliche Aufräumen“, das Ordnungmachen in Veränderungsphasen auf Basis der Repetition des Starren, basierend auf dem Strickmuster des Alten, versucht das Gleiche wie bisher oder vielleicht sogar die gute alte Zeit zu reproduzieren. Eine Illusion, an der die Ewiggestrigen gerne festhalten, weil sie Kontrolle über das Chaos suchen. Wenn sie das Ruder von Anfang an gehabt hätten, dann wäre das Universum nicht entstanden, denn in der Stille vor dem Beginn, da war‘s so schön ordentlich. Da gab es nur einen Standpunkt. Den Einen. Und der hat sich nicht in Frage gestellt. Oder doch? Ist er deshalb aus der Einheit mit sich gefallen, zur Vielheit gewachsen? Hm. Am Anfang war… Oh ja, da waren wir schon.

Nix is fix

Controlfreak nennt man jemanden, der versucht alles und jeden mit seiner eigenen Sichtweise und den eigenen Methoden zum eigens ausgeklügelten Ergebnis zu pressen. Nein ich meine nicht Lehrer oder Eltern. Die müssen das Paradoxon von Grenzen-setzen und Horizonte-erweitern meistern. Sie haben genug damit zu tun, dass ihr Klientel so veränderungsfreudig und zugleich formungsresistent ist. Gut so, in der Spannung von Altem und Neuem wächst jene Handlungskompetenz, mit ungeahnten Paradoxa vertrauensvoll und zugleich mutig umzugehen. Respekt an jene Lehrer und Eltern, die den Nachwuchs über diese Phasen hinweg begleiten. Der Nachwuchs wächst sich irgendwann mal aus. Er wächst. Zum Er-wachsenen. Und hier ist es wichtig, dass er weiter wächst, flexibel bleibt, immer neue Ordnung schafft – indem er vorhandene Ordnungen weiter-wachsen lässt.

Alles fließt

Nun ja, es lässt sich nicht verleugnen: Chaos und Ordnung sind die beiden Seiten ein und derselben Medaille. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, die Ausdehnung von Raum und Zeit, sie alle schauen drauf, dass die prinzipielle Tendenz im Universum in Richtung Unordnung geht. Aber es gibt andere, wirksame Kräfte, Mittel und Wege zu immer neuer Ordnung in der Unordnung. Sogar zu immer neuen Ordnungsebenen, komplexere Ordnungen sozusagen: Physik, Chemie, Biologie, Psychologie, Soziologie – alles Zeichen der sprunghaften Entwicklung komplexer Systeme. Das Schaffen neuer Ordnungen kann auch ohne bewussten Akt geschehen. Die Evolution zeigt, dass Fehler und Krisen, Katastrophen und ganz allgemein „das Chaos“, im Sinne des Zusammenbruchs einer Ordnung, zu neuen Formen der Existenz führen.

Chaos Rules, das ist das Statement der beiden Strömungen des Seins. Alles strebt zur Auflösung. Auf dem Weg dorthin, eigentlich währenddessen, entsteht ganz Erstaunliches: Ordnung. Ordnung und Chaos existieren zugleich, der Widerspruch lebt ganz offensichtlich. Alles und Nichts, Chaos und Ordnung. Menschen, die die Einheit des Paradoxen akzeptieren anstelle das Entweder-Oder zu verteidigen, halte ich für lebensweise. Erfolgreich nach universellen Ausmaßen. Mehr geht nicht. Punkt. Punkte. Und ihr Zwischenraum.

Und jetzt? Was tun im Fluss des All-Einen, wenn alles Sein und Werden zum Vergehen und Neu-Ordnen führt? Enjoying the ride? Oder doch lieber eine hehre,  moralisch-ethisch lobenswerte Aufgabe erfüllen? Geht’s auch anders? Mit der Frage nach dem Loslassen und Seinlassen befasst sich BeMeUp-Der Erfolgsblog nächste Woche: Success Story No 23: Freeflowlettingo – alles easy oder was? Samstag, 07.11.2015, 10.00