Silver Sounds of Silence: 9

The Silence of the Times

Immer is was, meinte schon die ob ihrer seltenen, dafür umso treffenderen Wortspenden berühmte Hausperle meiner Grossmutter. Und genau so ist es. Die Zeiten werden schlicht nicht besser, die gefühlte Aussicht: beständig abwärts. Ein Katastrophenszenario schmiegt sich an die nächste, nüchtern betrachtet trotzdem nach Niedergang des Abendlandes riechende Entwicklung. Immer is was. Nicht nur die im Dauerfeuer üble Nachrichten verlautbarende mediale Tiefdruckatmosphäre schreit, auch der Tenor im Netz flüstert zwischen Katzenbildern und Coffeemaker-SloMo-Videos: Mir schwant Übles. Das Unterbewusstsein musste sich schon seit geraumer Zeit mit diesem widerlich klebrigen, der Halbwertszeit nuklearen Abfalls gleichenden Bedrohungsgefühl Traumgefechte liefern. Teenage Angst mutiert seit dem Krieg, der Inflation und der Energiekrise zu Global Paranoia. Zu Recht? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.

Ich wünsche mir, dass mal kurz (gern auch etwas länger) die Zeit stillsteht. Dass sich das Rad nicht immer weiterdreht. Dass sich das Schicksal nicht noch mehr verdichtet, dass der Wahnsinn unserer Zeit mehr einer Warnung gleicht, denn in Richtung The End zeigt.

Im Wahnsinn liegen ja der Wahn und der Sinn. Im Wahn finden manche heutzutage durchaus einen attraktiven Weg: Jene, die glauben, sich eine andere Realität wählen zu können, etwa durch hedonistische Flucht in den Eskapismus ihrer Wahl (nach dem Motto Sex, Drugs und Serien), durch nahezu bewundernswerte Ignoranz (Urlaubspläne machen wie immer) oder durch das Kreuzchen am Wahlzettel bei einer jener Parteien, die eine himmelblaue Zukunft ohne realistischen Plan dorthin versprechen. Flucht, Ignoranz und Kampfwahlstimmung verleihen einer ehrenhaften Anwandlung, nämlich der Wirklichkeit trotz allen Wahnsinns ein positives Lebensgefühl abringen zu wollen, durchaus eine Art von Sinn, weil eine andere sinnliche Qualität des „in der Welt zu dieser Zeit-Seins“. Mir wäre allerdings lieber, wenn der Wahnsinn unserer Zeit anstatt zu wahnhaften Kopf in den Sand-Aktionen, zur sinnvollen Evolution beitragen würde, also zu Entscheidungen führen könnte, die die Überlebenssicherheit, die Lebensqualität, die globale Einigung nachhaltig voranbringen.

Überblick, Vogelperspektive, Zeitlosigkeit: Generalist*innen gesucht

Wo ist der analytische Blick aufs Große Ganze unserer Zeit? Ein Blick, der die Krisenszenarien schonungslos und punktgenau beim Namen nennt und ein logisch nachvollziehbares Bild der Interkonnektivität derselben formuliert, das in seiner Gesamtheit zuallererst Sinn macht, statt Angst und Wahn zu schüren? Betroffenheit: ja. Verständnis: ja. Verantwortung: ja. Diffuses Gefühl von Damoklesschwert und entsprechende Ersatzhandlungen: nein, Danke.

Dass Klima, Krieg, Energie, Ressourcen, Inflation, Lieferketten, Migration, Rechtsruck etc. ihre Gründe haben und in ihrer Existenz aufeinander in unterschiedlichen Zusammenhängen einwirken ist klar. Dass es nun gemeinsam an strategisch wirksamen Stellschrauben (wohl eher riesigen Lenkrädern) zu drehen gilt, durch die der in seiner Vernetzung massiv gewordene Abwärtstrend  verlangsamt – oder gar umgekehrt – wird, ist vielen scheinbar weniger klar. Vor allem, was das für systemischen Wandel, für individuelles Umdenken bedeutet und für politischen Willen bedarf. Die Menschheit will nicht sehen, denn wenn sie hinsieht befürchtet ein Gutteil, die Apokalypse zu erkennen. Es fehlt an einer großen, wirklichkeitskonformen und positiven Zielformulierung von Wo soll uns das alles hinführen?. Übler- und üblicherweise folgen auf die Frage Wo soll uns das alles bloß hinführen? beklommenes Schweigen und beklemmende Dystopien des Zerfalls, die sich wie von selbst vor die innere Mattscheibe manifestieren. Sie schwimmen dort im panik-vorhallenden Stillen umher, schwirren um uns herum, planschen vergnügt im Meer von Immer is was.

Apokalypse versus Hoffnungsschimmer

Kerzen und Dosenfutter mal kurz beiseitegelassen, Plan B für den Winter (Thermowäsche, Haube, fingerlose Handschuhe fürs Home Office bei 15 Grad) zum Trotz: Möge sich das Meer der negativen Erwartungen in den Köpfen einiger öffentlich wahrnehmbarer menschlicher Leuchttürme teilen und mit diesen ein, wenn schon nicht sonnenbestrahlter, so doch realistisch hoffnungsschimmernder Weg freigegeben werden, den man gehen -und wählen- kann!

Der Überlebenskampf kann uns heute zum dritten Weltkrieg führen, zu 2 Wochen Blackout oder zur Bildung der United Global Community. Was darf‘s denn sein, Gnä‘ Frau/Gnä‘ Herr?

Werbung

Silver Sounds of Silence: 5

Magischer Krach

Die allermeisten Geräusche, die man nicht selbst macht, sind doch irgendwie störend. Zumindest, wenn man gerade schlafen oder arbeiten will. In der Stadt murmeln Schanigartenbesucher bis spätnachts und grölen von irgendwo Übiggebliebene bis in die Früh hinein. Untertags der Baulärm, der Straßenlärm. Zwischendurch mal Starkwind, der an den Nerven rüttelt oder kopulierende Nachbar*innen, die viel zu lange durchhalten. Es gibt natürlich Geräuschkulissenausnahmen, die quasi eine Green Card zum Krachmachen haben. Vögel zum Beispiel. Gezwitscher darf immer sein, Insektengesumme hingegen nur von Bienen, nicht von Fliegen oder gar Gelsen. Frösche sind auf Kurzurlaub ganz nett, Anraine*innen sehen das wohl anders. Hundegebell geht gar nicht, dort wo gar noch Hähne krähen, stellt man am besten sein ganzes Leben darauf ein.

Stille in der Stadt stellt jedenfalls eher eine Ausnahme dar. Vom Land kann ich zwar kein substanzielles Lied singen, in touristisch attraktiven Gegenden übertönen aber erfahrungsgemäß ebenso das Motorboot- und Motorradgeheule, die Gastro und Entertainmentmeilen oder die Menschenmassen selbst jeden heißersehnten Urlaubsfrieden. Eine städtische Ausnahme sind jedoch Sonntagvormittage, sie klingen ganz eigen. Wenn am Sonntagmorgen mal ein Auto vorbeifährt, dann langsam, fast behutsam, jedenfalls angenehm: kein Gebremse, kein Gasgeben, mehr so vor sich hin tuckernd. Seltsamerweise schnattert an Sommersonntagen seit Jahrzehnten ein Hubschrauber vorbei. Ok, in Ausnahmefällen wie am Tag eines Stadtmarathons, schrammeln elend viel mehr Hubschrauber im Himmel herum.

Worauf ich hinauswill? Stille ist kostbar. Der Alltag ist akustisch tendenziell zugemüllt. Doch es gibt überraschende Ausnahmen, etwa den Deathmetal hörenden neben-mir-Strassenbahn-fahrer, den genau der Krach (was über die Kopfhörer nach draußen dringt ist nur mehr extrem schnell pulsierendes weißes Rauschen), offenbar zur Gänze tiefenentspannt. Ich nehme das Phänomen also mit meinen Empathiefühlern näher unter die Sinneslupe. Ein Körper, drunter muskulös, drüber etwas speckig, wie von zu viel Stressfutter. Ein leicht vom Schweiß der Lohnarbeit glänzender, leicht geröteter, potenziell schneller zum Cholerischwerden neigender Kopf. Ein obligatorisches schwarzes T-Shirt mit austauschbarer/m Schrift/Bild, Khakis, Tunschuhe – nichts Neues im Außen. Aber sein Gefühlsleben – das war Zen pur. Die Augen geschlossen, der Atem ruhig, inmitten des größten Krachs der Musikgeschichte. Hut ab. Lautstarkes Unbeschreibliches kann tatsächlich spürbar vollkommene innere Ruhe erzeugen. Der Friede seines ganzen Wesens strahlte dann auch stärker in die Umwelt hinaus als der Lärm aus den Kopfhörern den eng Umstehenden unangenehm gewesen wäre. Ein schlichtes Wunder des Alltags.

Ruhe durch Lärm

Ich beginne also, meine in diesem Jahr via dieses Blogs gestartete Lobeshymne auf die Stille zu überdenken. Stille scheint nicht der einzige akustische Weg zum Seelenfrieden zu sein. Ich tauche ein in diesen Gedankengang, erinnere mich an Kindheitstage, an Sonntage und an das eigentlich aufreibende, weil auf ständig Vollstgas beschleunigende Gedröhne der Formel Eins Fahrer. Aber dieser Aufgeregtheit entgegenstand, dass es Sonntag war, die Familie gerade nichts zu tun hatte, die Zeit selbst ein Schläfchen machte. Wiewohl die scheinbar ewig dauernden Runden irgendwann mal zu einem Ende kommen würden – während ihres Gedrehes war Friede in der Hütte. Dieses sonntägliche Gefühl überkommt mich heute noch, wenn ich Formel Eins-Motorgeräusche, das Schalten und die dazugehörigen, in diesem eigenartig überhöhten Pseudoaufregungston darüber kommentierenden Stimmen höre. Eine Geräuschkulisse, wie gemacht für mein persönliches Spa-Gefühl, auch an Nicht-Sonntagen. Er hat Deathmetal, ich habe Formel Eins. Nicht, dass ich jemals bewusst Sport einschalte, doch wenn es irgendwo geschieht, passiert er wie eine angenehme Überraschung, dieser nostalgische Moment, in dem die Zeit stillsteht. Für andere sind es sicherlich andere Geräusche, die diesen Zustand auslösen, je nach Prägung. Eigentlich laute, verstörende Geräusche, die aber eben keine Irritation bedeuten, sondern ganz im Gegenteil Entspannung verursachen.

Geräuschmoral der Geschichte

Was wäre, wenn die Konnotation von Krach, sei er technischer Natur, tierverursacht oder menschengemacht, keine negative sein müsste. Das ständige Geklapper des nachbarschaftlichen Gartentors, das Kindergebrüll oder der auf Dauerbetrieb die Umgebung beschallende Fernseher keine Belästigung sein müssten? Wenn sie weder inneren Aufruhr, noch den Griff zum eigenen Lautstärkeregler oder zu den Ohrstöpseln triggern würden, sondern… inneren Frieden? Wunschdenken? Ich werde mich jedenfalls im Uminterpretieren üben, mal sehen was rauskommt.

Seven Strange Synchronicities: 6

Flowus Interruptus

Disruption, Du fiese Zecke. Kommst daher in Form von Handy, Computer, Internet, Anrufen, SMS, Türklingel, miesen Gefühlen, langweiligen Geschmäckern, elend aufregenden Nachrichten, bekümmerten FreundInnen, unerwarteten Notfällen aller Art. Da bin ich kurz davor, endlich in den Goldenen Zustand zu kippen, reinzufallen in den Fluss der Dinge, den Großen Kreator aus mir rauszulassen, die Zeichnerin der Zukunft zu entfesseln – und was passiert? Profanes. Ödes. Blödes.

Da führt kein Weg drumrum, da muss sich drum gekümmert werden. Von wem? Von mir. Ist ja sonst niemand im Dienst, so scheints in meiner Welt.

Wenn die Welt ruft

Man sollte meinen, dass der Weckruf, der immer dann ruft, wenn‘s gerade schön wird, einen Sinn hat. Aber Nein, davon bin ich mittlerweile überzeugt, das hat er nicht. Er will mich nur ärgern, nervtötend ätzend sich ins Fäustchen lachen. Was oder wer stört, tut das aus reiner Selbstgefälligkeit. Mitunter denke ich, so eine Höhle in einem Berg wär schon was.

Aber was solls, man lebt ja nur einmal (soweit ich weiß), muss also auch alles auf einmal machen. Doch da kollidieren eben die so heiß ersehnten ewigen Flowmomente mit den Bedürfnissen der Welt. Was tun?

Die Macht der Ignoranz

Soll ja angeblich groß sein. Allein, sie ist mir nicht gegeben. Mich stört schnell ein fremdes Bedürfnis, wenn der Hund jammert oder das Telefon fiept (in meinem Fall zirpt es). Irgendwie heißt es: egoistisches Konzentrieren auf die Kreativität oder mitfühlendes Übernehmen von Verantwortung für die Bedürfnisse aller anderen. Mich wunderts ganz und gar nicht, dass viele große KünstlerInnen in sozialen Feldern eher unterbegabt waren, oder sich auch absichtlich nichts geschert haben um andere. Es scheint tatsächlich ein entweder-oder zu sein, wenn es um die Frage geht „Konzentration auf mich oder Dich“. Das sowohl-als-auch, die vielzitierte win:win Situation geht natürlich da, wo Menschen mit sich reden lassen, also zum Beispiel Vereinbarungen getroffen werden können, wer wessen Bedürfnisse wann wie befriedigt. Fixe Essenszeiten und so. Sind nur leider mit dem kreativen Flow nicht vereinbar. Der will nämlich dann fließen, wann er fliessen will. Der Hund muss aber dann runter, wann er runter muss. Hmpf. Kampf der Naturgewalten.

Solipsisten haben‘s leichter

Wäre man allein auf der Welt, allein dafür verantwortlich, was man wie erlebt und drehte sich alles nur um einen selbst oder müsste man nicht auf andere achten – wäre es dann einfacher? Das liegt wohl in der Persönlichkeit und Sozialisation.

Äh, und was passiert doch glatt, GERADE JETZT? Das Telefon läutet. Die Handwerker rufen. Wie der Besen, den man rief, zu helfen, zu einer Zeit, wann es wichtig schien. Und der daherkommt, wenn man ihn nicht braucht. Ich WUSSTE, das würde passieren. Jetzt, da ich so schön vor mich hinschreibe, würde ES mich unterbrechen. Doch HAHA, da ich es wusste, hat es mir nichts gemacht, weil ich die Unterbrechung einfach hier reinschreibe. Triumpf. Oder so.

Wenn die Störung Input liefert

Würde es nicht der Meisterschaft des Synchronizitäten-Reitens gleichkommen, wenn Unterbrechungen aller Art zum Flow beitragen könnten, in den Flow einfließen könnten? Welche Art des Denkens, Fühlens, Reagierens bräuchte man dafür?

Hm.

Eben ist es mir gelungen, indem ich mein Gegenüber auf das sachlichste abgewürgt, den Moment nicht aus den Augen verloren und das Geschehene in den Text eingearbeitet habe. Aber würde das auch funktionieren, wenn ich Kochen muss, jemanden trösten soll, erwerbsarbeitstechnisch aktiv werde? Kann vielleicht alles zum Teil meiner Geschichte, meines Erlebens-Flows werden? Hoffnung keimt.

Schöne Aussicht, ein hehres Ziel und wert, daran zu scheitern. Ich werde berichten…

Seven Strange Synchronicities: 4

Aufgetaucht

Ich schaue auf den See, kleine Wellenspitzen kräuseln um sich selbst. Meine Gedanken tun es ihnen gleich. Da, auf einmal: Plopp! Taucht ein Haubentaucher (s. Bild) auf. Wie aus dem Nichts. Ich hatte ich nicht abtauchen gesehen. Huch, Überraschung. Die sind ja auch nicht immer da. Sonst gibt’s immer nur die üblichen Verdächtigen: Schwäne, Stockenten, Möwen (die gabs früher nicht, Klimawandel?) und im Winter Blesshühner, liebevoll Tuckanterln genannt, weil sie so schön „Bock“ machen.

Exzellente Taucher, die Haubentaucher, können nicht nur in ziemliche Tiefe vorstoßen, sondern auch einiges an Strecke zurücklegen. Ich weiss also nicht, wo besagter Ploppvogel zuvor abgetaucht war. Ich wundere mich nicht nur über das Wunder der Natur (es ist ein ausgesucht schöner Vogel), ich wundere mich über all das, was immer wieder mal im Leben aufploppt, obwohl man es beim Barte des Propheten oder bei der Göttin des Unbewussten -wen auch immer man hier ‘ne Runde verantwortlich machen möchte- zuvor nicht abtauchen gesehen hatte.

Und täglich grüßt…

Nehmen wir zum Beispiel wiederkehrende Alpträume oder sich wiederholende Beziehungsmuster – am besten beides, ist ja kein großer Unterschied: Da will man weder verfolgt werden noch in Abwehr erstarren und doch passiert es immer wieder. Schweißgebadet wachen wir auf. Wir sehen den Traum nicht kommen, wenn wir einschlafen, ebenso wenig wie wir alptraumhaftes Verhalten von anderen (und schon gar nicht von uns selbst) erwarten, bis es passiert. Und doch geschieht nichts davon rein zufällig. Wir reagieren im Unterbewusstsein wesentlich früher als wir dann mit dem Bewusstsein wahrnehmen, was bereits geschehen ist. Nein, wir müssen noch früher ansetzen: wir speichern im Unterbewussten bestimmte „wenn-dann“ Regelwerke wie Codes. Wenn X, dann Y. Und weil‘s so schön ist, passierts dann auch immer wieder, ob wir nun wollen oder nicht.

Wie das Amen im Gebet

Was das mit Synchronizität zu tun hat? Gleichzeitigkeit kann uns auf verschiedenste Arten überraschen. Sie muss nicht immer als kosmisch-positives Orakelgeschehnis daherkommen, die den Alltag -und den Erlebenden desselben- mit wundersam bedeutungsschwangeren Zufälligkeiten veredelt. Sie kann auch mal unangenehm sein und uns auf den selbstgebundenen Schlips treten, der in diesem Fall wie ein mit eigener Hand angelegter Henkersstrick anmutet. Dann nämlich, wenn unser Unterbewusstsein uns etwas sagen will, wir es aber früher (ach so oft schon) nicht hören, sehen, fühlen, wahrhaben wollten. Magisch wirkt das Ganze allemal, nämlich im Sinne von „es ist wie verhext“. Weihnachten wird gestritten. Auf der romantischen Reise kommt die unschöne Wahrheit raus. Der Teenager bringt Papa von Null auf Hundert zum Kochen. Als würde jedesmal ein Knopf gedrückt werden. Auslöser: 100 Punkte, ausgelöstes Gefühl: -100.

Abgetaucht

Fragen wir, wann und wo denn jener schräge Ereignisvogel, der uns immer und immer wieder unerwartet abwatscht, eigentlich abgetaucht ist, dann liegen die Antworten weniger im Argen verborgen, als vielmehr in der Vergangenheit begraben. Ist ja jetzt auch nichts Neues. Neu wäre, wenn der seltsame und unliebsame Vogel einfach nicht mehr auftauchte, sprich: wir nicht immer wieder dasselbe Essverhalten, denselben Frauentyp, dieselbe Art Chef, dasselbe Familienfest, dieselbe gebrochene Wunschvorstellung miterleben müssten (oder uns aussuchen würden, wie gemeine Menschen behaupten).

Eintauchen, um Aufzuwachen

Lösung, wo ist die Erlösung? Aus den Fallstricken erlernter „wenn-dann“ Schleifen führen mehrere Wege. Der erste ist so was wie Bonding, wenn man der Typ dafür ist: Liebe Deine Leiden! Beschwere Dich lauthals und andauernd im gesamten Umkreis über immer wieder dasselbe. Deine Umwelt wird Dir dann früher oder später zu verstehen geben, dass es heißt: Deine Trips oder sie. Zweite Lösung: Sooft mit dem Holzhammer auf dieselbe Stelle gehauen bekommen, sooft alles erhoffen und alles verlieren, bis wir das dahinterliegende Muster (ja, meist hat es was mit den Eltern zu tun) endlich selbst so klar sehen wie unsere Mitmenschen. Dritte Lösung: Wann immer etwas öfter als zufällig auftritt, gleich mal prophylaktisch drüber nachdenken, warum das so ist. Am besten mit der Hilfe von klugen Unbeteiligten (Therapeuten?) oder echten Freunden, die klar sehen und einem die kalte Dusche auch verabreichen, die man braucht. Viertens: Manche Menschen lesen in ihren Träumen wie in einem Buch über sich selbst, auch das soll man sich angeblich beibringen können. Fünftens: Sei der Haubentaucher. Tauche bei anderen wie das Amen im Gebet auf, wenn sie denselben Fehler zum Xten Mal machen. Mahne sie immer wieder auf dieselbe unaufdringlich eindringliche Art und Weise oder beleuchte ihren blinden Fleck aus immer neuer Perspektive.

Wie auch immer Deine Lösung: Auf zu neuen Vogelarten!

Significant Soul Sample No 3: The Face of Absence

father, mother, virus

absence means reality

presence needs ability

we only see

what we are looking at



being sane or being ill

we depend on the good will

willing to help each other

willing to be there for another

day without the others



isolation, sanitation

perforation of society

manifestation of insanity

in minds and bodies all around

we are bound to depend

on believing there is an end



so let’s stop to pretend

there will be a new yesterday

all there will be is another day

in the face of the absent



so let’s celebrate

another day in paradise

as long as we have a choice

in how we face the absent



cause we have the luck

not to be stuck

between

the sorrow of tomorrow

and the joy of yesterday

 

Special Screen Script 12: ZEIT ZUM LOSLASSEN

Nicht klammern – loslassen

Bekommen Sie nur spät oder gar keine Antworten mehr auf Ihre Nachrichten? Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Partner und Sie auseinanderdriften? Dann stellen Sie sich wahrscheinlich auch die Frage, ob Ihre Beziehung vielleicht schon zu Ende ist. Sie zu beantworten fällt sicherlich nicht leicht. Vor allem, wenn nicht klar ist, ob einfach nur Zeit für mehr Freiraum angesagt ist, oder ob Sie tatsächlich die Beziehung beenden sollten. Diese Entscheidung ist besonders schwer zu fällen, solange Sie nicht wissen, was in Ihrem Partner vorgeht und warum er/sie sich von Ihnen etwas distanziert. Ein direktes Ansprechen dieses heiklen Themas kann auf der anderen Seite aber recht schnell zu einem „Aus“ der Beziehung führen, denn Ihr Partner sucht ja – aus ihrer/seiner Sicht – nicht grundlos etwas Abstand zu Ihnen.

Unter den folgenden Umständen, sollten Sie aber auf jeden Fall den Rückwärtsgang einlegen und sich klar abgrenzen!

3 Anzeichen, dass es Zeit für einen Rückzug aus der Beziehung ist:

  1. Abwehr: Wenn Sie sich gegenseitig nur noch auf die Nerven gehen. Wenn Streiten die Form von reinen Schuldzuweisungen annimmt, ohne echte innere Auseinandersetzung und ohne dem Willen, einander wirklich zu verstehen
  2. Abwertung: Wenn andere gelobt werden oder mit den Blicken verschlungen werden, Ihnen aber keinerlei Wertschätzung mehr entgegengebracht wird. Wenn einer vom anderen permanent runtergeputzt wird, gar beschimpft wird. Wenn schamlos gelogen und rücksichtslos betrogen wird
  3. Aufmerksamkeit: Wenn Funkstille herrscht, keine fruchtbare Kommunikation stattfindet, kein waches Zuhören, kein interessiertes Nachfragen, keine liebevollen Nachrichten, keine warmen Berührungen, kein geistiger Austausch vorhanden sind. Wenn Hilfe und Unterstützung verweigert werden, etwa im Krankheitsfall. Wenn alles und jeder andere wichtiger ist als Sie und auch die Freizeit ohne Sie geplant wird

Im Allgemeinen ist eine direkte Auseinandersetzung mit genug Zeit und Raum für ein tiefgehendes Gespräch angesagt, wenn Sie das Vertrauen in Ihren Partner und in Ihre Beziehung verloren haben, spätestens wenn die negative Seite die positiven Gefühle über einen bedeutsamen Zeitraum hinweg bei weitem überwiegt.

Stellen Sie in diesem Gespräch Ihr Gegenüber nicht einfach zur Rede und machen Sie vor allem keine Vorwürfe. Stellen Sie sich vielmehr schon im Vorneherein innerlich darauf ein, sie/ihn loszulassen. So wie in dem schönen Song von Sting/Police: „If You Love Somebody Set Them Free”. So machen Sie keinen zusätzlichen Druck auf den anderen, auf die sie/er soundso mit Abwehr reagieren würde. Sie können sich auf diese Weise in aller gebotenen Ruhe mit den Ursachen für die existierende Beziehungskrise auseinandersetzen und ausloten, welche Zukunftsperspektiven Sie beide noch haben.

Den ORF-Beitrag zum Thema können Sie in der TV-Thek unter „Daheim in Österreich“ vom 14.05.2018 eine Woche lang nachsehenhttp://tvthek.orf.at/profile/Daheim-in-Oesterreich/13887572/Daheim-in-Oesterreich/13976780/Nana-Walzer-Rueckzug-aus-der-Beziehung/14299774

 

THE ART OF CHANGE

Secret Success Story No 7 – über die Kunst des steten Wandel(n)s

„Sich wandelnd ruht die Wirklichkeit“

Schon die alten Griechen – allen voran Sokrates und Heraklit mit ihren berühmte Aussage „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ und „Man steigt niemals in denselben Fluss“ – ernannten die Veränderung zum Prinzip des Daseins und erklärten Dauerhaftigkeit zur Illusion. Für sie war es die Selbsterkenntnis, die den Weg der Entwicklung zum höchsten Gut des Menschen, nämlich zur Weisheit, markierte.

Ich bin etwa 9 Jahre und habe 2 klare Lebensziele. Ich will Abenteurer und weise werden. Ersteres Entwicklungsbild stammt von meiner umfassenden Karl May Lektüre. Zweiteres von… das weiß ich gar nicht so genau. Aber wenn ich mir die Erwachsenen in meinem Leben ansehe, fällt mir vor allem eines ganz deutlich auf: nämlich dass sie allesamt unlustig, unglücklich, unentspannt sind. Die Mütter sowieso, das wundert uns Kinder gar nicht sonderlich. Die scheinen nicht viel Spaß in ihrem Leben zu haben. Sie kochen, waschen, putzen, sind dauernd beschäftigt mit Herrichten, Wegräumen, Aufräumen, Planen, Organisieren, Einkaufen und, ah ja da war noch was, Arbeiten. Wer will denn das bitte schön?? Aber auch die Männer, wenn sie mal da sind, sind mit ihren witzig gemeinten Scherzchen irgendwie komisch, und das eher im Sinne von seltsam. Also so richtig mit dem Leben zufrieden scheint keine Erwachsener zu sein. Daher also will ich weise werden. Ich will wissen, wie man mit dem Leben am besten umgeht, auf dass das Leben nicht so mit mir umgeht. Ich will unter keinen Umständen ein mieselsüchtiger Erwachsener werden…

Cut. Viele Jahre später.

Das Leben ist mühsam. Voller Erledigungen. Abarbeiten, Erhalten-Müssen, Disziplinieren, Erziehen. Die angenehmen Freiräume scheinen proportional zur Verantwortung des Erwachsenseins zu verschwinden. Klar, man kann sich ablenken mit Entertainment und Genuss oder Konsum. Worin liegt die aber Weisheit, mit der man die Routine, den Alltag und all das „Müssen“ in schmetterlingshafte Sonnigkeit, in unerwartete Leichtigkeit und berückende Schönheit verwandeln könnte? Als Erwachsener sehne ich mich nach wie vor nach der Kunst der Transformation von Stroh in Gold…

Transformation ist Kunst

Die Komfortzone, das Altbekannte und Gewohnte ist wie ein wunderbar eingelaufener Schuh. Zieh ihn an und nichts tut Dir weh. Es gibt eine Textzeile in einem Song von Sade, in dem sie den Hunger in Afrika besingt, die lautet: „And it hurts like brand new shoes“. Ich empfinde diesen Satz als höchst unpassend. Wie kann man solch gravierendes existenzielles Leid mit banalen neuen Schuhen vergleichen?! Es kann natürlich sein, dass ich den Songtext die ganze Zeit schon falsch verstehe. Aber jedes Mal wenn ich den Song höre, wundere ich mich aufs Neue (und sehe nicht im Internet nach, ob der Text auch wirklich so lautet oder so gemeint ist). Ist das Neue wirklich dermaßen spürbar, derart schmerzlich – körperlich so schmerzhaft wie unstillbarer Hunger?

Was tut eigentlich so weh an Veränderungen? Die Gefühle von Unsicherheit oder das Risiko können es nicht sein, die sind maximal unangenehm, manchmal sowieso anregend aufregend. Mir geht es hier um den effektiven Schmerz, den Veränderungen verursachen können. Eine zerbrochene Beziehung, ein verlorener Job, ein verstorbener naher Verwandter – der Schmerz des Unfreiwilligen oder des Verlustes, die Angst vor der Einsamkeit oder das Bewusstsein der Sterblichkeit: Sie alle sind zutiefst schmerzhaft, zugleich aber höchst verständlich. Nein, ich meine den unerklärlichen Schmerz wenn wir unsere Routinen verändern sollen oder wollen. Der neue Schuh schmerzt wie ein Einschnitt in die Archilles-Ferse unseres Seins. Warum ist es so schwierig, anders zu denken, anders zu fühlen, anders zu handeln als bisher? Warum wollen wir nur schweren Herzens ins Neue schlüpfen, unser bisheriges Leben wenn schon nicht völlig verlassen, so doch zumindest einmal mit anderen Augen sehen? Meine Theorie lautet: Weil Veränderung eine Kunst ist. Und diese Kunst uns nicht gelehrt wird. Wir lernen Altbekanntes kennen, lernen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen und sie dann vehement zu verteidigen. Therapeuten lehren uns vielleicht die Vergangenheit anders emotional zu interpretieren, um besser mit der Gegenwart zurechtzukommen. Coaching zeigt vielleicht unbekannte Wege auf und macht Lust auf neue Schritte, neue Ziele. Aber ins Neue gehen müssen wir selbst. Und das lustvolle Wandeln, das Lustwandeln in stets neue Zustände und Umstände ist uns fremd. Wie sich der stete Wandel lustvoll leben lässt, kann uns die Kunst jedoch lehren. Denn sie zelebriert das stets Andere.

Kunst ist Transformation

Künstlerische Impulse irritieren das Normale, Alltägliche, Gewohnte und Erwartete. Sie tun dies ästhetisch ansprechend oder abstoßend, auf sinnhafte oder sinnentleerende Weise, in sinnlicher oder sinnvoller Art. Und in Kombination all dieser Wege, letztendlich um den Künstler selbst und/oder die Rezipienten seiner Kunst zu berühren, ihren Erlebnishorizont zu erweitern. Kunst thematisiert das Nichtgesehene, das unter der Oberfläche Schwelende, das vielleicht allzu Alltägliche. Kunst macht uns den aktuellen Status Quo und den (anstehenden) Wandel unserer Gesellschaft, den Grad unseres aktuellen kollektiven bewusst Seins zugänglich. Künstler interpretieren die Realität, versuchen das momentan Ideale zu dekonstruieren oder das Gegensätzliche in neuen Einheiten aufzulösen. Kunst thematisiert den uns im Moment des Kunstgenusses zugänglichen Möglichkeitsraum. Sie öffnet unsichtbare Welten und bringt so manch verdrängtes Gefühle zum Vorschein.

In all diesen Formen zelebriert die Kunst den Wandel, indem sie anders agiert als der hypothetische „Otto Normalverbraucher“. Bekannte Bedeutungswelten, akzeptierte Werte-Räume, angenommene Verhaltenskodizes, übliche  Wahrnehmungsvorlieben – sie alle werden abstrahiert, verdreht, neu kombiniert und gemixt. Das Überraschende, die Unterbrechung, der Kontrollverlust, das Unberechenbare werden in der Kunst zu Prinzipien des Wachstums stilisiert. Kunst ist die Expertin des Wandel(n)s. Wie können wir von ihr lernen, das Stroh unseres Alltags ins Gold des Besonderen zu transformieren?

Formvollendete Veränderung

Erfolg in der Kunst ist nur zu einem Teil handwerklicher Kunstfertigkeit geschuldet. Feine Antennen, die in den Zeitgeist hinein reichen sind ebenso essenziell wie Vermittlungsformen zu kreieren, die unweigerlich ankommen. Gegen die sich die Welt nicht wehren kann. Gar nicht wehren will. „Große Kunst“, verstanden als Kunst, die die Welt bewegt, regt an und auf. Wir können uns ihr nicht entziehen. Vorausgesetzt wir nehmen sie überhaupt wahr, verändert formvollendete Kunst etwas in uns. Sie enthebt uns des Banalen, belebt das Besondere in uns, im Moment und darüber hinaus. Aber das Alltägliche passiert ja zumeist diesseits des Kunstvollen. Die Schlüsselfrage lautet daher: Wie kann das tägliche Leben an sich zur Kunstform werden?

Veränderung als Lebenskunst

Lebenskunst meint in diesem Zusammenhang nicht das Auskommen ohne Geld oder das nicht durchgeplante Weltreisen, auch nicht das unabhängige Selbstversorger-Dasein. Mit der Kunst zu Leben sei hier die Fähigkeit adressiert, die Spannungsfelder des täglichen Lebens kreativ nutzen zu können.

Blicken wir auf die Faktoren, die überdurchschnittlich oft zum alltäglichen „Unrundsein“ führen: Fremdbestimmung, Überforderung, Erwartungs-Enttäuschung, Sorgen. Sie zeigen sich in Müdigkeit, Frustration bis Wut und Streit, in anstrengenden Stimmungsschwankungen oder Konzentrationsstörungen. Sie werden sichtbar, etwa in schwunglosem Auftreten, geknickter Körperhaltung, hängenden Mundwinkeln, gekrausten Stirnfalten, wiederkehrenden Kopfschmerzen, chronischen Krankheiten, allgemeinen Süchten. Alles Zeichen dafür, dass wir unser Leben nicht so erleben, wie wir es gerne wollten. Sie erzählen nach innen und nach außen vom vorübergehenden oder lebenslangen Misserfolg. „Misserfolg“ verstehe ich hier als eine wiederkehrend erlebte Unstimmigkeit zwischen innerer Erwartung und äußerer Realität. Der Versuch, unsere inneren Überzeugungen im Außen sichtbar und wirksam zu machen ist gescheitert. Und die Tretmühle des Alltags zermalmt Tag für Tag jede Hoffnung darauf.  Und jetzt? Was tun?

Genau jetzt ist die Lebenskunst gefragt. Die Kunst, sich und sein Leben aus dem trüben Sumpf des Alltäglichen ins Besondere zu verändern. Die Kunst, zum einen die eigenen Erwartungen zu verändern und zum anderen sich selbst und die Umwelt anders als bisher zu interpretieren. Anstelle des „Funktionierens“ im eigenen Sinn, anstelle des Vergleichens mit eigenen und fremden Vor-Stellungen, könnten wir hier an dieser Stelle des „Aufgebens“ unseres alten Lebens anfangen die Welt und uns selbst frisch wahrzunehmen. Wir könnten in Leichtigkeit und mit Leidenschaft in jedem Moment aus dem Vollen schöpfen. Wie das gehen könnte? Fragen Sie sich in jedem Moment der Enge: „Was ist noch möglich?“ Wie könnte das Gegenteil, das Andere aussehen? Was würde ich gern Neues empfinden? Sie müssen im selben Moment keine Antworten suchen. Die Antworten auf diese Fragen, sofern sie mit tiefem inneren Interesse gestellt werden, werden uns finden. Die Voraussetzung ist nur, dass Sie fragen und dadurch eine Haltung der Offenheit erreichen. Es reicht, wenn Sie sich in diesen Momenten des „Unrundseins“, des „Unwohlseins“ mit sich und der Welt völlig unbegründeter Weise einfach körperlich aufrichten, ohne Grund Lächeln und einen Moment Innehalten im Tun.

Wenn wir den Schritt wagen, nicht in Gedanken und Gefühle vorwegzunehmen, was da ist und kommt und wahrnehmen, was aus diesem Nichtwissen, als dem Nicht nach unseren Gewohnheiten Handeln, aus dem Nichtweiterverfolgen des Bisherigen heraus passiert… Dann verwandelt sich der scheinbar niemals endende ewiggleiche Alltag in einen Fluss einzigartiger Momente mit unbekannter Ausrichtung. Dann begegnen wir uns in der Kunst des Lebens.

Genau hier betreten wir uns bis dahin fremd gewesene Welten und es eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten…

Wie können wir uns in all diesen verschiedenen Welten bewegen, ohne uns selbst in ihnen zu verlieren?  Erfahren Sie nächste Woche mehr über die Fähigkeit des Oszillierens:

Oscillator –  Secret Success Story No 8: Samstag, 25.04.2015, 10.00

BeMeUp – Der Erfolgsblog. Jeden Samstag um 10.00. http://www.bemeup.today

IM ZWEIFELSFALL

Teaser No 3 – über Erfahrung und Misstrauen

Erfolg und Führung: Eine Hassliebe

Sie gehen ihm maßlos auf die Nerven. Dauernd ist was „Dringendes“, das sich nur als Befindlichkeit und unnötige Zeitverschwendung entpuppt. Ständig wollen sie etwas von ihm: Am liebsten Jammern. Darüber, was alles nicht passt und dass alles so nicht geht. Lösungen wollen sie nicht hören, wollen nur loswerden, wie arm sie nicht sind und wer nicht alles daran die Schuld trägt. Sie wollen, dass er ändert, wie es ihnen geht und wie es bei ihnen zugeht. Wollen, dass er ihre Streitigkeiten schlichtet, ihre Entscheidungen trifft, ja wahrscheinlich sogar, dass er ihre Arbeit macht. Angestellte: ultramühsam, soviel steht fest. Wo sind die guten Leute, sprühend vor Energie, mit viel Erfahrung und dennoch offen für Vorschläge, fähig zur Flexibilität angesichts sich täglich ändernder Umstände? Nein, es ist nicht seine Schuld, wenn sich in unregelmäßigen, unvorhersehbaren Abständen – und in den Augen seiner Untergebenen kommt das viel zu oft vor – die Vorgaben ändern. Nein er kann sie nicht früher kommunizieren und nein, es macht keinen Sinn, seine Belegschaft von halbfertigen „vielleicht-Änderungen“ zu unterrichten. Am liebsten würden sie alles wissen – und sich gerade dann am meisten über die Unsicherheiten des Nicht-Endgültigen, nicht-Planbaren aufregen.

Nicht nur muss er die finanziellen Konsequenzen seines Handelns den Geldgebern und Eigentümern gegenüber rechtfertigen. Er muss auch noch die für den Erfolg des Unternehmens notwendigen Schritte seinen Leuten schmackhaft machen. Er ist so müde. Der Spagat zwischen dem Tun, was ansteht und dem Erzählen, wie toll es doch sein wird, laugt ihn aus. Diese Übersetzungsarbeit von „muss“ in „will“ verbraucht zu viel seiner Zeit und Konzentration. Der Widerstand von unten zehrt seinen Willen zum Verständnis für sie und zum Bauen eines gemeinsamen Weges aus. Kurze klare Vorgaben, das können sie haben. Den Rest wimmelt seine rechte Hand ab. Das hat er eben beschlossen. Komme was und vor allem wer wolle, er muss sich schützen, sonst schmeißt er den Hut drauf. Und Aufgeben kommt nicht in Frage. Sollen doch die anderen untergehen oder endlich Schwimmen lernen. Was geht ihn das an?

Erfolg und Vorbilder: Ein Wunschtraum

Er soll zu seinem Wort stehen. Haltung beweisen, Rückgrat haben, Stärke zeigen. Und für uns da sein. Uns verstehen, für uns eintreten. Wofür schuften wir denn sonst, wenn nicht für ihn? Für die Firma? Wofür möchte er unsere Loyalität, wenn wir ihm egal sind? Es soll gefälligst die Arbeit verstehen! Wie kann es sein, dass man ihnen einen Branchenfremden vor den Latz geknallt hat? Er hat keinerlei Ahnung vom Business, von der eigentlichen operativen Tätigkeit des Unternehmens. Vielleicht kann er rechnen und kennt ein paar Leute. Mag schon sein. Aber kennt er unser Produkt überhaupt? Sieht er unsere laufenden Innovationsleistungen, die rechtlichen Grenzen, den speziellen Absatzmarkt, die anspruchsvollen Kunden? Versteht er, was wirklich wichtig für den Erfolg ist? Welcher Aufwand nötig ist, dass wir überhaupt liefern können? Nein. Das zeigt er mit jeder Nicht-Antwort, mit jedem Nicht-Erscheinen, mit jedem abgesagten Meeting. Oder bei den seltenen Sitzungen, wenn er sich selbst und seine Pläne, die sich ständig ändern und völlig unrealistisch sind, zelebriert. Am liebsten hört er nur sich selbst reden. Er hat Angst vor uns, vor unseren Fragen, vor unseren berechtigten Einwänden. Nur wenn wir ihn gemeinsam in die Mangel nehmen können wir an ihn heran kommen, in ihm Betroffenheit auslösen, ihn dazu zwingen, auf uns zu hören, uns wahrzunehmen, uns wichtig zu nehmen. Denn ohne uns geht gar nichts! Das hätte er wohl gerne: austauschbare Nummern, die schweigend alles machen, was er will. Aber wir sind Menschen, mit Rechten, nicht nur Pflichten. Soll er beweisen, dass seine Entscheidungen etwas wert sind, soll er mal zeigen, dass er sich Mühe gibt. Bis dahin lassen wir ihn anrennen, noch nicht offen und direkt – aber wenn er so weiter macht…

9 Aspekte erfolgreicher Führung: Ein Praxisbericht

Über das erfolgreiche Führen hört und liest man viel. Dort ist dann von soft skills und hard acts, von der guten Stimmung und dem konsequenten Handeln, die Rede. Ja, klare Zielsetzungen und Kommunikation sind essenziell für ein starkes Miteinander. Was noch so auf die Liste der theoretischen Erfolgsbringer gehört und leider im Alltag des „everyday business“ viel zu oft untergeht:

  1. Realistische Zielsetzungen: die Ziele sind prinzipiell erreichbar, eindeutig messbar, klar verständlich und im besten Fall gemeinsam entwickelt. Sie verkörpern Meilensteine am Weg der Unternehmens-Vision, setzen die Unternehmens-Mission um, lassen sich unter Einhaltung der Unternehmens-Werte erzielen und erfüllen die Mitarbeiter mit Stolz und Optimismus
  2. Realistische Ressourcenplanung: die „Human Ressource“, also die Mitarbeiter, ist/sind in ausreichendem Maß vorhanden, sowie fähig und willens, die vereinbarten Ziele zu erreichen
  3. Realistische Budgetierung von Zeit und Geld: „realistisch“ bedeutet hier, einen Puffer von zumindest 20% für Unvorhergesehenes mit einzukalkulieren
  4. Visionsfähigkeit, Engagement, sowie Erfahrung im Umgang mit emotionaler Verunsicherung von Mitarbeitern: gerade in veränderungsfreudigen Zeiten punkten Führungskräfte mit „Leuchtturm-“ und „Fels-in-der-Brandung“-Qualitäten bei gleichzeitiger Ansprechbarkeit und Präsenz
  • Im „echten Leben“ versagen an diesen ersten 4 Punkten bereits viele Leader, vor allem in Zeiten wie diesen, in denen Veränderungen an der Tagesordnung sind
  • Noch mehr Führungsverantwortliche scheitern an diesen Faktoren, an denen sie selbst nicht unbeteiligt sind:
  1. Verständnis der Belegschaft für den kontinuierlichen Wandel von Umständen, Zielen, Aufgaben, Handlungsweisen, Erfolgskriterien, Mitarbeitern, Teams etc.
  2. Prozessorientierte Einstellung: Erfolg ist kein Berggipfel, den es durch sportliche Leistung zu erringen gibt – er gleicht eher einem Fluss mit schwankenden Wellen-Höhen und -Tälern, die entlang es mit der Balance eines Wellenreiters zu surfen gilt
  3. Breit gefächerte Erfolgskriterien (d.h. Umsatz, Wachstum, Gewinn und ROI ergänzend): Innovationskompetenz, Wandlungsfähigkeit, Adaptionsgeschwindigkeit, Lösungsorientierung, Resilienzvermögen, Mitarbeiterfluktuation, Eigeninitiative, Verantwortungsgefühl, Zusammenhalt, stringentes Image nach Innen und Außen, markenkonformer Führungsstil, markenüberzeugte Mitarbeiter, stimmige Unternehmens-Kultur, etc. – im Unternehmen klar dargestellt, messbar gemacht und letztendlich in ein den Prioritäten entsprechendes umfassendes Erfolgsbild gegossen
  4. Flexibilität in den Methoden der Zielerreichung: nein, es führt nicht nur ein Weg – der Weg der Vergangenheit – nach „Rom“, sprich: zum Erfolg. Aber über das wie streiten oft „alte“ und „neuere“ Mitarbeiter – v.a. wenn die Führungskraft „neuer“ ist. Offenheit statt „Recht haben“, auf beiden Seiten. Respekt für Erfahrung aber auch Augen für andere Möglichkeiten
  5. Erfolg als Gemeinschaftsleitung: „Erfolge“ (siehe Punkt 7) gemeinsam definieren, gemeinsam messen und gemeinsam zelebrieren

Lesen Sie ab nächster Woche mehr über bewährte und ungeahnte Wege zum Erfolg!

BeMeUp – Der Erfolgsblog. 27 Secret Success Stories zum Erfolgsfall

Start nächsten Samstag, 07.03.2015, 10.00 mit  THE QUEST FOR SUCCESS

http://www.bemeup.today

Der Blog über ungewöhnliche Perspektiven zum Erfolg

DIE WAHL

Teaser No 2 – über das Unbequeme an der Komfortzone

Der Ruf der Ferne

Sie ist wirklich gut. Sprüht vor Geist, überzeugt mit scharfen Beobachtungen und schafft ungewöhnlich treffende Zusammenhänge. Das muss er neidlos zugeben. Er sieht sich um. Zusammengekniffene Augen, handy-erleuchtete Gesichter, heruntergezogene verkniffene Mundwinkel. Was ist mit diesen Leuten bloß los? Sie sind so mit sich und ihrer scheinbaren Misere beschäftigt, dass sie keine neuen Inhalte zu schätzen wissen. Er blickt wieder nach vorne. Der Vortrag neigt sich seinem Ende zu. Die Message ist bestechend einfach: stay true, stay you. Etwas hölzern formuliert vielleicht, aber nicht grundfalsch.

Doch im Konzern, so scheint‘s, fällt diese Aussage auf Sahara-Boden. Authentizitäts-Wüste, kein Bedarf nach eigener Stimme, nach selbstständigen Wesen. Es ist schwer zu sagen, was zuerst da war: die fehlende Wertschätzung der Vorgesetzten für Eigeninitiative oder die Angst der Angestellten, fürs Anderssein rausgeschmissen zu werden. Beide Parteien verdienen zu gut dafür. Das Risiko der Selbstverwirklichung zahlt sich schlichtweg nicht aus. Es müssen doch die Hypotheken, Alimente, Urlaube und Versicherungen bezahlt werden.

Ent-Scheidungen

„Prioritäten“ hört er sie vorne sagen. Ja was hat er selbst für Prioritäten in seinem Leben gesetzt? Mit welchem Ergebnis? Er denkt nach und weiß im selben Moment, noch bevor ihm ein konkreter Gedanke kommt, dass er noch nicht hat, was er eigentlich will. Sein Leben wird von einer stummen Suche, die unter seinen Handlungen schlummert, begleitet. Wann immer er sich für „Sicherheit“ entschließt, versinkt das fragende Schweigen ein Stück weiter hinein in seinen Untergrund. Und mit ihm sinkt die Gewissheit, das eigentliche Ziel, welches immer es sein mag, jemals zu erreichen. Jeden Abend kehrt er zu seiner Familie zurück: Dort sinkt auch er. Nach 2 Glas Wein zusammen mit all den Dingen, die zu tun waren und die nie ein Ende finden in einen unruhigen Schlaf. Prioritäten, hah! Lange zuvor schon wurden die Weichen gestellt, jetzt beherrscht eine Abfolge von Konsequenzen sein Leben. Nein, er hat nicht das ganz Falsche studiert, nicht die ganz falsche Frau geheiratet, nicht völlig in der Kindererziehung versagt.

Doch das zufriedene, stolze Gefühl, am richtigen Weg zu sein, das kennt er persönlich nicht. Er ist sich nicht einmal sicher, ob es tatsächlich existiert, denn er hat einen scharfen Blick und sieht, wie die anderen sich selbst mit einer selbstgebastelten Fassade des „ich hab‘s geschafft“ täglich aufs Neue belügen. Er sieht dies an den unförmigen Körpern, die von runtergeschluckter Enttäuschung mit Hilfe von zu viel Essen sprechen. Er sieht es an den gesprungenen Adern in manchen Gesichtern, an den grobporigen Nasen und roten Augen, die vom übermäßigen Zuspruch zum Alkohol, von Schlaflosigkeit und nächtlichen Ablenkungen erzählen. Er hört es auch an den genervten Tonfällen, nimmt es selbst am Überhören feiner Stimmungen wahr. Weiter, immer weiter. Bis zum Kollaps oder Sieg. Er bezweifelt aber, dass es den Sieg überhaupt gibt. Zumindest nicht für ihn. Man müsste vielleicht kinderlos, gewissenlos, skrupellos, beziehungslos sein, um so viel Zeit und Kraft in den Sieg, was immer das auch ist, investieren zu können. Oder bessere Beziehungen, bessere Karten, mehr Glück im Spiel des Lebens haben. Doch so? Wo ist er jetzt, in diesem Moment, in dem er hinsieht, denn in seinem Leben…

Der Ruf der Nähe

Und mit einem Schlag versteht er die abwehrenden Gesichter, die kritischen Kommentare während des Vortrages: sie zeugen davon, dass es den hier Mitgefangenen, Mitgehangenen nicht viel anders geht als ihm selbst. Sie wollen nicht hier sein, nicht in dieser Form von (Arbeits-)Leben. Doch dies zu sehen wäre zu riskant, also sehen sie nur so weit, dass sie nicht hier sein wollen, zumindest nicht in diesem so seltsam unangenehmen Vortrag…

Denn gegen den Externen zu sein ist wesentlich vielversprechender als sich selbst und die eigenen Lebensentscheidungen in Frage zu stellen. In der Abwehrhaltung bekommt man Unterstützung von anderen, denen es nicht viel anders geht. Und endlich war eine Spur von Solidarität zu spüren. Verwirrt stellt er beim Buffet fest, dass er seiner Kollegin nickend zustimmt, als diese von einem völlig weltfremden Vortrag spricht. In diesem Moment weiß er nicht, ob er nur zu müde zum Verteidigen der so an die Stille gewohnten Stimme in sich drinnen ist. Oder ob er es nicht vielleicht genießt, mit jemand durchaus Attraktiven in seiner unmittelbaren Nähe einfach eine Welle der Gemeinsamkeit zu reiten. Er braucht nicht viel tun, um dieses angenehme Gefühl zu steigern – nur ein bisschen gegen etwas zu sein, das morgen schon nicht mehr da sein würde…

Fragen Sie sich selbst

  • Wie viel Selbstverleugnung ist im Arbeitsleben notwendig?            
  • Muss der Mensch ein Produkt sein (oder haben oder schaffen)?       
  • Sind Sie in Ihrem eigenen Arbeitsleben am richtigen Weg?          

Lesen Sie nächsten Samstag mehr über unbestreitbar streitbare Erfolgsfälle

IM ZWEIFELSFALL –  Teaser No 3: Samstag, 28.02.2015, 10.00

 BeMeUp – Der Erfolgsblog

Start der 27 Secret Success Stories: Samstag, 02.03.2015, 10.00

27 ungeahnte Wege zum Erfolg. Jeden Samstag, 10.00 auf www.bemeup.today