SUNKEN SPIRIT SANCTUARY No 2

Perlen der Resilienz

Sprung ins warme Wasser gefällig? Dann kommt hier zum Einstieg gleich mal knallhart -oder besser: lautlossanft- eine Sintflut gesammelter Weisheiten zum Thema „Widerstandskraft gegen Übel aller Art“-Stärken. Obschon wenig davon unbekannt sein dürfte, ist es doch der Schwall geballter Möglichkeiten, um den es hier gleich geht, weil schon das pure Lesen der schieren Masse ganz und gar nicht ungesunder Wege zum Besserfühlen einen ganz ausschlaggebenden Lustgewinn bringt. Mehr ist in diesem Fall wirklich besser, denn solange es ungemein viele Wege gibt, wird vielleicht auch ein persönlich passender dabei sein, so der Gedanke dahinter. Hier also die pralle Wundertüte zur Ausschüttung von Wohlfühlhormonen à la Oxytocin, Serotonin, Dopamin usw. Kleine Gebrauchsanweisung vorab: Solang (noch) nichts Passendes dabei ist, einfach weiterlesen…:

Atmen (langsam, bewusst, sanft, ein und aus in einem Fluss u.v.m.)  – Bewegen (von wenig bis viel, Hauptsache dass) – Natur (und damit: Bewegen in der Natur sowieso) – Musik (machen und hören) – Kuscheln (und ja, Sex, natürlich) – Neues Lernen (egal was) – Reisen (egal wohin, solange zumindest teilweise unbekannt) – Neues Ausprobieren (von Essen über Reden mit Unbekannten bis Sportarten) – etwas riskieren (nein, nicht Gambeln, besser Fallschirmspringen oder Menschen ansprechen) – Meditieren (mit Vorstellung oder ohne Visualisierung, mit Worten oder still, sitzend, liegend, stehend, gehend oder auch beim Yoga, völlig egal) – den Flow suchen (indem man in einem Hobby versinkt, von Blumengestecken über Gärtnern und Modellflugzeuge bis weiss der Geier was) – Wellnessen aller Art (dazugehörige Hotels, Massagen, Schwimmen, Saunieren, allerlei Behandlungen, kennt man ja) – gut Essen (also gesund oder genial) – nichts trinken (also nur Wasser und so) – ahja, apropos langweilig: Lachen (z.B. Kabarett und Comedians schauen) und generell mehr Spaß haben (schwierig in Zeiten wie diesen, aber nicht unmöglich: Galgenhumor könnte helfen, Ironie sowieso) – Schwelgen in Tagträumen (Sehnsucht ist oft stärker als Konsum; und sobald bewusst wird, dass es ums Träumen und nicht ums Erfüllen geht, macht Sehnsucht endlich richtig Spaß) – gut mit sich selbst sprechen (Stichwort: innerer Monolog) – Widerstand gegen das Leben an sich und die Ereignisse und Gegebenheiten im besonderen loslassen (siehe: Meditieren) – nicht Aufgeben (nein, keine Kontradiktion zu vorigem Punkt, sondern komplementär zu verstehen: alle Erwartungen ziehen lassen und alles Seiende im Sosein sehen und sein lassen, ohne zu interferieren) – sich für Sinnvolles einsetzen (wieder kein Widerspruch zu vorigen 2 Punkten, denn nach dem Loslassen und Seinlassen ist die Offenheit für neue Zugänge, Sichtweisen und Lösungsansätze erst da) – sich des Da-Seins bewusst sein und ja, last but not least und vielfach überprüfterweise effektiv in Sachen Wohlergehen: Dankbarkeit (egal wofür, wenn von Herzen).

Die Auflistung versteht sich nicht als vollständig, aber soviel kommt schon durch: Nein, keine Drogen, keine Exzesse, kein selbstzerstörerisches Verhalten, nicht Zuviel von irgendwas. Extreme lösen eine Pendelbewegung aus, High-Low. Eh klar eigentlich. Also Ja zur ewigen Mitte, oder wie? Vielleicht geht’s auch anders…

Das geheime Tor zum Widerstand gegen den Widerstand

Das wohl leiseste Geheimnis auf der Suche nach dem reinen Wohlgefühl in unsicheren Zeiten bietet eine Tür, die sich erst im Verweigern aller anderen Türen, seien sie anregender oder entspannender Natur, zeigen will: das ungemein unattraktive Tor der Langeweile.

Fad? Mitnichten. Fad führt further. Weiter hinein in den Kaninchenbau der eigenen Fantasie, wo Spannung, Spaß und Spiel auf uns lauern. Erst wenn‘s fad wird, widmen wir uns gern den im Stillen vor sich hin vegetierenden Schwingungspotenzialen wie der einsamen Gitarre im Eck oder dem verstaubten Bücherstapel, der fast vergessenen Freundin und der flüsternden Stimme im Hinterkopf, die unsere Kindheitsträume nicht vergessen will. Der wahre Flow lauert im Ungewissen (das sich von der angstmachenden Unsicherheit wesentlich unterscheidet). Im Unentschiedenen liegen die Einsicht und Freude des steten Neuan´fang(en)s.

Die Offenheit für Offenheit braucht allerdings viel Mut. Denn hier, auf der weiten Flur des nicht durch Aktivität zugemüllten Bewusstseinszustandes, trifft sich mit Vorliebe ein buntes Allerlei von halbgaren Sorgen, unguten Vermutungen, schrecklichen Erlebnissen und einengenden Schlussfolgerungen. Sie alle feiern gern Apokalypsen-Party, am liebsten gemeinsam. Aber wir, die wir der Langeweile sei Dank auf dem Floß des Flow vor uns hin driften, können sie alle zu Poetry Slam Fuel und Jackson Pollock-artigen Anflügen von Kunstschaffenheit (sie steht im krassen Gegensatz zu ikonografischer Repetition wohlbekannter Muster ewiger Rechtschaffenheit) machen und damit Treibstoff für Schöpferisches, für Werdendes und Weichendes zugleich, sein lassen.

Wohl denen, die anstatt getrieben zu werden, sich in unendlich anmutenden Mußestunden herumtreiben indem sie endlich Nichtstun.

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SUNKEN SPIRIT SANCTUARY No 1

Vom Frust und zum Trust

Jetzt, „nach“ Corona, fühlen sich hierzulande die Hälfte der Bevölkerung schlechter als zuvor und Europaweit so viele junge Menschen deprimiert wie noch nie. Dieses Jahr möchte ich mich daher dem hartnäckigen Gefühl der Niedergeschlagenheit widmen – und der angeknacksten Seele die eine oder andere Hängematte bauen. Mitnichten mit dem Anspruch therapeutisch oder gar heilsam zu wirken, selbstverständlich. Vielmehr anregend, Anregungen zur Selbsthilfe anbietend, quasi. Im besten Fall durch Ideen, die nicht bereits völlig breitgetreten wurden (und vielleicht trotzdem nicht geholfen haben). Das mit der angepeilten Hilfestellung meine ich durchaus persönlich, denn auch ich gehöre zur Hälfte derer, die sich in dem schon länger hinziehenden Zustand von „wann ist Corona endlich vorbei – und wann fühle ich mich endlich besser?“ befinden. Post-coronale, offenbar Richtung „dauerhaft“ verbleibende Nachwirkungen permanent spürend, einen ausgelaugten Energiehaushalt mitschleppend und mit einem Hirn ausgestattet, das seltsam anders als „zuvor“ zu funktionieren scheint, betrifft auch mich die Tendenz des seit 2020 gesunkenen Spirits. Der Blog 2023 soll also unter dem Motto der Selbstwirksamkeit (s.u.) auch mir selbst helfen, aus emotionalem Dauerfrust, anhaltendem Körpertief und der spürbar nagenden Negativität nachhaltig unangenehmer Weltnachrichten und Weltaussichten etwas auszusteigen. Und zu einer Art Grundvertrauen (zurück?) zu finden, das danach hoffentlich wie Unkraut immer da bleibt bzw. immer wieder auch ohne es bewusst zu wollen aus dem Nichts heraus sprießt, egal, was rundherum und sogar im Körper drin passieren mag.

Vom Warten zum Wirken

Studien zum Umgang mit Niedergeschlagenheit belegen, dass Selbst-Wirksamkeit the way to go ist. Self-Care, also das Verantwortung-Tragen für den eigenen körperlich-seelischen Zustand und damit das aktive Umsorgen seiner selbst gehören zum Herausfinden aus einem tiefen Loch genauso dazu wie das Unterbrechen von negativen Gedanken(spiralen) und das Bewusstmachen der eigenen konkreten und diffusen Ängste, die nagenden Raubbau an jeder guten Stimmung betreiben und immer wieder zum Umpolen der eigenen Energieladung von Plus auf Minus beitragen. Wirksame Selbsthilfe beginnt bei der Einstellung zu sich selbst. Um überhaupt für sich sorgen zu wollen, muss man sich selbst zumindest ein bisschen mögen und wichtig nehmen.

You are extraordinary and I love you.

Mit dieser Affirmation drücken etwa US-Coaches aus, was als ein ganz grundlegendes Ziel des verantwortungsvollen Umgangs mit sich selbst gelten kann: Self-Love. Auf deutsch wirkt so ein Satz, den man sich selbst sagt, leicht pathetisch. Den eigenen Selbstwert allerdings nicht an Leistungen und unerreichbaren Erfolgsbildern festzumachen, sondern als gegeben anzunehmen, einfach so, ist allerdings auch in Europa ein wesentlicher Schlüssel zur inneren Unabhängigkeit. Überhaupt: Die Freiheit, so zu sein wie man ist, mit allen Eigenarten, Unzulänglichkeiten und Schmerzen, gehört zum Anerkennen der eigenen Person wie die Henne zum Ei. Doch wie kommt man zum „grundlosen“ Annehmen seiner selbst, nicht nur in guten, sondern eben auch in schlechten Tagen? Wenn man sich so gar nicht leiden kann – und darunter leidet. Quick Fix gefällig? Der erste Schritt mag banal anmuten, wirkt aber: verändere den Zustand, in dem du dich befindest.

Von Worten zu Wolken

Nichts, was ich schreibe, wirkt so sehr, wie ein Blick aus dem (geöffneten) Fenster, auf den Himmel oder in die Natur hinein, vorzugsweise auf ein bisschen oder auch mehr Wasser. Idealerweise mit ein paar oder mehr Schritten verbunden. Grün und Blau plus Bewegung – seiner selbst und der Optik, frische Luft – und schon geht die Atmung tiefer und werden negative Gedanken abgelenkt von vielen kleinen glitzernden und raschelnden Eindrücken. „Der Aufenthalt am Wasser macht uns fröhlicher und entspannter“ schreibt der Standard („Warum wir uns am Wasser so wohlfühlen“ vom 12.03.23). Entsprechende Studienergebnisse beziehen sich aber eben auch auf die grüne Natur: Puls und Blutdruck gehen nach unten, es werden weniger Stress- und mehr Glückshormone ausgeschüttet, was wiederum zu besserem Schlaf führt. Selbiger erhöht die Regenerations- und Resilienzfähigkeit und steigert die Ausgeglichenheit, Konzentration und Kreativität. Die erste „Zuflucht“ (als Übersetzung von „Sanctuary“) für die gequälte Seele lautet damit: Grün und Blau – Natur, Luft und Wasser. Raus mit uns. Und wenn‘s nur Rausschauen ist. Vielleicht auch ein bisschen Meeresrauschen dazu streamen. Wer auf einem Wölkchen des Wohlgefühls sitzen will, muss nicht aufs Jenseits warten, noch ist unsere Welt himmlisch schön, wenn wir sie denn wahrnehmen. Das mit der Selbstliebe, kommt mit dem Wohlerfühlen ganz automatisch. Und wenn nicht: Blog 2023 weiter lesen kann nicht schaden…

Silver Sounds of Silence: 9

The Silence of the Times

Immer is was, meinte schon die ob ihrer seltenen, dafür umso treffenderen Wortspenden berühmte Hausperle meiner Grossmutter. Und genau so ist es. Die Zeiten werden schlicht nicht besser, die gefühlte Aussicht: beständig abwärts. Ein Katastrophenszenario schmiegt sich an die nächste, nüchtern betrachtet trotzdem nach Niedergang des Abendlandes riechende Entwicklung. Immer is was. Nicht nur die im Dauerfeuer üble Nachrichten verlautbarende mediale Tiefdruckatmosphäre schreit, auch der Tenor im Netz flüstert zwischen Katzenbildern und Coffeemaker-SloMo-Videos: Mir schwant Übles. Das Unterbewusstsein musste sich schon seit geraumer Zeit mit diesem widerlich klebrigen, der Halbwertszeit nuklearen Abfalls gleichenden Bedrohungsgefühl Traumgefechte liefern. Teenage Angst mutiert seit dem Krieg, der Inflation und der Energiekrise zu Global Paranoia. Zu Recht? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.

Ich wünsche mir, dass mal kurz (gern auch etwas länger) die Zeit stillsteht. Dass sich das Rad nicht immer weiterdreht. Dass sich das Schicksal nicht noch mehr verdichtet, dass der Wahnsinn unserer Zeit mehr einer Warnung gleicht, denn in Richtung The End zeigt.

Im Wahnsinn liegen ja der Wahn und der Sinn. Im Wahn finden manche heutzutage durchaus einen attraktiven Weg: Jene, die glauben, sich eine andere Realität wählen zu können, etwa durch hedonistische Flucht in den Eskapismus ihrer Wahl (nach dem Motto Sex, Drugs und Serien), durch nahezu bewundernswerte Ignoranz (Urlaubspläne machen wie immer) oder durch das Kreuzchen am Wahlzettel bei einer jener Parteien, die eine himmelblaue Zukunft ohne realistischen Plan dorthin versprechen. Flucht, Ignoranz und Kampfwahlstimmung verleihen einer ehrenhaften Anwandlung, nämlich der Wirklichkeit trotz allen Wahnsinns ein positives Lebensgefühl abringen zu wollen, durchaus eine Art von Sinn, weil eine andere sinnliche Qualität des „in der Welt zu dieser Zeit-Seins“. Mir wäre allerdings lieber, wenn der Wahnsinn unserer Zeit anstatt zu wahnhaften Kopf in den Sand-Aktionen, zur sinnvollen Evolution beitragen würde, also zu Entscheidungen führen könnte, die die Überlebenssicherheit, die Lebensqualität, die globale Einigung nachhaltig voranbringen.

Überblick, Vogelperspektive, Zeitlosigkeit: Generalist*innen gesucht

Wo ist der analytische Blick aufs Große Ganze unserer Zeit? Ein Blick, der die Krisenszenarien schonungslos und punktgenau beim Namen nennt und ein logisch nachvollziehbares Bild der Interkonnektivität derselben formuliert, das in seiner Gesamtheit zuallererst Sinn macht, statt Angst und Wahn zu schüren? Betroffenheit: ja. Verständnis: ja. Verantwortung: ja. Diffuses Gefühl von Damoklesschwert und entsprechende Ersatzhandlungen: nein, Danke.

Dass Klima, Krieg, Energie, Ressourcen, Inflation, Lieferketten, Migration, Rechtsruck etc. ihre Gründe haben und in ihrer Existenz aufeinander in unterschiedlichen Zusammenhängen einwirken ist klar. Dass es nun gemeinsam an strategisch wirksamen Stellschrauben (wohl eher riesigen Lenkrädern) zu drehen gilt, durch die der in seiner Vernetzung massiv gewordene Abwärtstrend  verlangsamt – oder gar umgekehrt – wird, ist vielen scheinbar weniger klar. Vor allem, was das für systemischen Wandel, für individuelles Umdenken bedeutet und für politischen Willen bedarf. Die Menschheit will nicht sehen, denn wenn sie hinsieht befürchtet ein Gutteil, die Apokalypse zu erkennen. Es fehlt an einer großen, wirklichkeitskonformen und positiven Zielformulierung von Wo soll uns das alles hinführen?. Übler- und üblicherweise folgen auf die Frage Wo soll uns das alles bloß hinführen? beklommenes Schweigen und beklemmende Dystopien des Zerfalls, die sich wie von selbst vor die innere Mattscheibe manifestieren. Sie schwimmen dort im panik-vorhallenden Stillen umher, schwirren um uns herum, planschen vergnügt im Meer von Immer is was.

Apokalypse versus Hoffnungsschimmer

Kerzen und Dosenfutter mal kurz beiseitegelassen, Plan B für den Winter (Thermowäsche, Haube, fingerlose Handschuhe fürs Home Office bei 15 Grad) zum Trotz: Möge sich das Meer der negativen Erwartungen in den Köpfen einiger öffentlich wahrnehmbarer menschlicher Leuchttürme teilen und mit diesen ein, wenn schon nicht sonnenbestrahlter, so doch realistisch hoffnungsschimmernder Weg freigegeben werden, den man gehen -und wählen- kann!

Der Überlebenskampf kann uns heute zum dritten Weltkrieg führen, zu 2 Wochen Blackout oder zur Bildung der United Global Community. Was darf‘s denn sein, Gnä‘ Frau/Gnä‘ Herr?

Silver Sounds of Silence: 8

Timeless

Stille, als Phänomen der Zeit erlebt, ist ein wundersam flexibles Nicht-Ding und wahrlich überall zu Hause, solange man nur hinhören möchte. Sie findet sich etwa in den bedeutungsschwangeren Pausen von Musik, die vor allem in der Klassik äußerst bewusst gesetzt, ja geradezu dezent unverhohlen zelebriert werden. Jene aufregenden klanglichen Leerräume, die die Fülle des Geschehens – seien es der Nachhall eines fulminanten orchestralen Crescendo oder der nahende einsame leise, sehnsüchtig-schöne Ton einer Violine – so besonders werden lassen. Im Pop andererseits gibt es nahezu keine Pausen, die nicht in die rhythmische Struktur einzahlen würden. Sie existieren damit weniger eigenständig, sondern sind ein Teil des Klangbildes. Diese Art der Musik lädt nur selten mit gänzlich stillen Phasen zum Verweilen im Sein, zum Nachspüren oder zum subtilen Vorahnen ein. Auch der berühmte Drop in der elektronischen Musik hat im Moment der Stille (bzw. des reduzierten Klanges auf eine rhythmusarme Soundkulisse) einen zwar unhörbaren, jedoch spürbaren Beat, den man unweigerlich mitgroovt, in Vorfreude auf den (das?) kommende(n) Wumms. Im 08/15-Radio drängt sich eine Soundkulisse an die andere, DJs mischen eine Soundwand in die nächste. Bloss keine Stille aufkommen lassen, scheint die Devise, die Aufmerksamkeit könnte sich ja anderen Dingen zuwenden. Doch nicht hier in diesem Blog, nicht mit uns! Wir widmen uns den gar nicht langweiligen Seiten der Stille, heute noch einmal unter dem Aspekt der Zeit bzw. der Zeitlosigkeit. Es gibt da nämlich die kleinen Brüche in der Selbstverständlichkeit der Vergänglichkeit, durch die wir beständig fließen – und dann wären da noch die Wirklich Großen, spektakulär lebensverändernden, die uns aus dem Fluss der Dinge gnadenlos herauskatapultieren…

Wenn die Zeit stillsteht

Intensität lässt uns im ewigen Fluss der Dinge endlich innehalten. Der erste Schluck vom kühlen Bier am frühen Abend im Sommer, der erste Bissen im Hundert Hauben Restaurant, das nur alle Hundert Jahre einen Platz frei hat, den man sich auch nur alle Hundert Jahre leisten kann. Der erste Orgasmus nach längerer Pause. Überhaupt Premieren oder wertvolle Seltenheiten aller Art. Sie zu erleben verlangsamt die Zeit, bis das Verweilen mit ihnen, durch sie, dermaßen köstlich wird, dass der eigene Film des Lebens kurz stoppt. Oft nur allzu kurz. Seufz. Das Hirn setzt wieder ein, mit seinen Kommentaren, Vergleichen, Bewertungen, genialen Ideen – oder alltäglichen Plappereien. Geht das Gelaber im Kopf los, ist der Eine Moment der Zeitlosigkeit wieder vorbei. Diese Genussinseln, die uns fast außerhalb der Zeit bringen, ähneln einem Gummiband, das zwar ordentlich gedehnt wird, aber nicht reißt. Was ja auch sein Gutes hat, denn einen Filmriss erfährt wohl kaum jemand gern.

Wenn die Zeit aufhört zu existieren

Der Große Bruch im steten Kommen und Gehen von Augenblicken, umspült uns wesentlich weniger sanft und freudvoll. Es sind die Schockmomente, die das Raumzeitgefüge tatsächlich reißen lassen. Der plötzliche Tod eines nahen Menschen. Der eigene Unfall, der in Zeitlupe abläuft, bis die Zeit zu einem Ende kommt und man weg vom Fenster der bewussten Wahrnehmung ist. Plötzliche Störungen im erwarteten Lauf der Dinge, die ans Eingemachte gehen, existenzielle Fragen aufwerfen oder gar die Existenz selbst fraglich werden lassen. Intensive Gewalt jeder Art. Vielleicht ist es das, was SM-Anhänger so angenehm am Schmerz finden, dass die Zeit stillsteht? Gedanke beiseite, zurück zum Ernst des Lebens.

Die vier großen Themen, die laut Psychologie von uns Menschen niemals endgültig beantwortet werden können, sind dazu geeignet, die Zeit in ihrem nahtlosen Dahingleiten zu unterbrechen und ein Leben, das auf Schiene war, spontan oder allmählich entgleisen zu lassen. Uns den Abgrund hinabstürzen und unten angekommen, innehalten lassen. Irgendwie auch ankommen lassen. Im vorstellungsfreien, erwartungslosen Sein selbst. Die 4 Fragen betreffen das Leben selbst, die Freiheit, die Einsamkeit und den Tod. Wenn geliebte Menschen sterben, betrifft dies alle vier Große Fragen. Der Wegfall eines wichtigen Menschen im persönlichen Gefüge stellt nicht nur die Fragen nach einem gelungenen Leben (für den Verstorbenen und für einen selbst) oder nach dem Wesen des Todes (gibt es ein Existieren danach?). Wir sind darüber hinaus traurig, weil wir uns einsamer fühlen (bis wir die im Außen fehlende Person in unserem inneren System durch Repräsentation zu anderem, für die Spanne unseres Daseins ewigen Leben erweckt haben). Und durch den Verlust entsteht letztlich auch eine neue Freiheit. Es wird ein Platz frei, wo vorher eine Person Raum, Zeit, Energie, Vorstellungskraft etc. eingenommen hat. Wenn ein lieber Mensch aufhört da zu sein – und sofern wir uns nicht diversen Vorstellungen vom Jenseits hingeben, um uns zu trösten – werden wir mit der endgültigen Stille, quasi der GROßEN STILLE, konfrontiert. Das schwarze Nichts, das der eigentliche Grund ist, warum viele Menschen wohl die geräuschlose Ruhe, den ereignislosen Frieden und besonders die innere Stille fürchten. Die GROßE STILLE verlangt uns einen hohen Zoll ab, nichts weniger als Selbstaufgabe. Wir können sie nur akzeptieren, indem wir unsere Endlichkeit hinnehmen, annehmen. Doch Hand aufs Herz: wer kann das schon? Ich meine nicht intellektuell – zu verstehen, dass wir alle sterben müssen und werden, ist naheliegend. Sondern emotional – zu fühlen, wie es ist zu sterben und gestorben zu sein, das kann uns Lebenden nicht recht gelingen (auch Nahtoderfahrungen sind wahrscheinlich nicht „the real thing“). Da der Zustand des Tod-Seins nicht vorfühlbar, also gefühlsmäßig vorstellbar ist, entzieht er sich jeder Antizipation. Wie soll man aber dann den Tod akzeptieren können, außer ihn einfach hinzunehmen, indem man sich selbst (das Bild, das man von sich im Leben hat) und jede Vorstellung, also das Denken selbst, im Angesicht der unausweichlichen Unnahbarkeit des Todes aufgibt? Wer kann man schon groß sein, wenn es darum geht, dem Tod ins Auge zu sehen? Ein Lebender, der dem Ende entgegenblickt. Nicht mehr, nicht weniger. Kein Wunder, dass in diesen Momenten der endgültigen Wahrheit die Zeit stillsteht. Und wenn das Denken und die Gefühle zur Ruhe kommen, weil nichts mehr geht, kommen wir im Augenblick an, willenlos, wolkenlos, wahllos. Ruhe, in Frieden.

Silver Sounds of Silence: 7

Living in the Meantime, Twilight rules the World

Stille muss sich weder auf Geräusche noch auf Gedanken beziehen. Die Stille im Kopf und die Stille im Raum sind bloß zwei gängigere Aspekte einer Vielzahl von Möglichkeiten, in diese eine seltsam erfüllende Leere zu finden, die sich jedes Mal aufs Neue und anders gestaltet als zuvor oder erwartet. In den Blogeinträgen 2022 dreht sich alles um naheliegende wie weniger bekannte Zugänge zu ebendiesem überraschend angenehmen Zustand, der nicht nur zu innerem Frieden, sondern auch in die Zu-Friedenheit führt: Etwa um sensory deprivation (den Entzug der Dauerbespielung aller Sinne), um den Zwischenraum hinter den Gedanken oder um den Weg des Heiligen Nichts-Tuns. Heute geht es um die Zeit als Tür zum Frieden, genauer gesagt um die wohl genutzte Zwischenzeit. Um das ereignislose, ergebnislose Warten. Um jene anstrengungslose Präsenz, die eher nebenbei geschieht als dass sie bewusst herbei-meditiert werden könnte.

Das Warten und das Wunder

Warten beim Zahnarzt, Warten an der Supermarktkasse, Warten an der Bushaltestelle. Warten zählt zu jenen ungewollten Nicht-Aktivitäten, die uns meist aufgezwungen werden, die unseren Tatendrang bremsen, die verhindern, dass wir etwas Unangenehmes endlich hinter uns bringen können oder die verursachen könnten, dass es zu spät für etwas Angenehmes sein wird. Warten ist ein wunderbares Übungsfeld um auszusteigen aus Er-Wartungen. Im Warten die Fülle des Seins einfach sein zu lassen ohne gedanklich, gefühlsmäßig oder tätlich einzugreifen, öffnet eine Tür zum Unbekannten. Wer sich auf das Warten einlässt gleitet in eine Art Parallel-Existenz, in der sich die gewohnte Welt in einer völlig frischen Farbpalette widerspiegelt, in der Menschen wie Aliens wirken (so sie das nicht soundso andauernd tun) und in der die Situationen, in denen man sich wiederfindet, irgendwie grotesk anmuten. Das Leben wird plötzlich seiner Selbstverständlichkeit beraubt, mit dem Zauberstaub des Neuen bezuckert, mit einer Art Magie durchdrungen erlebt, die das Wundern zum Normalzustand werden lässt. Das Wunder des Lebens begegnet uns ja sonst meist nur in Extremsituationen. Wenn wir einen Unfall oder eine schwere Krankheit überleben, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, wenn wir unvermutet eine körperliche oder geistige Höchstleistung vollbringen, wenn die Natur uns mit ihrer Gradiosität unvermutet den Atem raubt. Dabei wäre das Wunder des Lebens allzeit bereit für uns – ja, das Wunder wartet geradezu auf jeden von uns…

Im Wartehäuschen des Lebens

Es gibt eine Menge Menschen, die ExpertInnen des unzufriedenen Wartens sind. Die sogar nicht nur in gewissen Situationen, wie oben beschrieben etwa beim Zahnarzt, mehr oder wenig ungeduldig auf ein Ereignis oder Erlebnis warten, das sie abhaken können, um weiter voranzuschreiten, wohin auch immer. Sondern die sogar ihr halbes bis ganzes Leben in einer Art Dämmerzustand des Wartens verbringen. Die sich als Kind vom Leben Großes erhofften, die sich als Erwachsene von ihrer Beziehung, ihrem Job, ihren Kindern oder ihrem Alltag Größeres er-warteten. Statt das Wunder des Seins mit jedem Atemzug tief in sich einzusaugen, vegetieren sie eher in einem selbstgebauten Wartehäuschen ihres Lebens dahin – ein Wartehäuschen, an dem der Bus, der Zug, das Raumschiff des „wahren Lebens“ irgendwie niemals eintreffen. Für sie ist das Warten ein Dauerzustand geworden, der verhindert, dass sie jemals irgendwo begeistert einsteigen und willkommen von den anderen Reisenden irgendwo mitfahren würden, oder gar je ein Gefährt selbst steuern werden.

Warten auf das „echte“ Leben, so wie es „sein soll“, heißt: Warten auf den Tod. Nun bietet das Gewahrsein des Todes tatsächlich wiederum eine Tür in den immensen Zwischenraum des Lebenswunders, der sich eröffnet, sobald jede Erwartung ans Jetzt wegfällt. Doch wer es sich gemütlich im Wartehäuschen seines Lebens eingerichtet hat, für den bedeutet der Tod meist nur die Endstation, die -gerade weil man sich im Warten, im Leo, nicht in Bewegung befindet- soundso unerreichbar, wie nicht-existent erscheint. Das Warten hat also einen unfassbaren Vorteil: im Warten scheint man ewig ausharren zu können. Nur dass halt das Leben an einem vorbeizieht… Die ewig Wartenden argumentieren und handeln sich dabei den eigenen Dämmerzustand schön: Essen, Trinken, Spielen, Bingen aller Art. Die Wartezeit tot zu schlagen kann so entertainend sein. So verführerisch, dass sich der Alltag im Wartehäuschen in ein ewig rollendes Rad aus Geldverdienen und Belohnen verwandelt, in dem sich die Träume und Ängste von gestern in den Serien von heute wiederfinden.

Der Ausstieg wird zum Einstieg

Wie man also aus dem Wartehäuschen des Lebens heraustritt, lautet die alles entscheidende Frage. Durch Unterbrechung des Gewohnten, durch Konterkarieren des Er-Warteten, durch einen Schritt seitwärts, durch einen lustvollen oder zaghaften Hüpfer ins gänzlich Unbekannte. Durch eine Aus-Zeit vom Alltäglichen, durch ein Nicht-Befriedigen von Süchten, ein Innehalten im Suchen, ein Enthalten der Sehnsucht. Durch das Offenlassen der eigenen Wünsche, gerade wenn sie sich als ewig bunter Farbkasten sinnlicher Vergnügungen tarnen. Durch ein beobachtendes Wahrnehmen jener physisch-psychischen Leiden, die sich aus Gewohnheit als die eigene Identität verkleiden. Runter mit den Masken, hinter denen sich zu verstecken normal geworden ist. Runter mit dem Pflaster, das statt zu schützen nur verdeckt, was an die Luft will. Schluss mit dem So-Tun-Als-Ob, dem Es-Wird-Schon-Werden. In der Zwischenzeit, im Zwischenraum, im Inzwischen-Sein rauscht das Blut durch die Adern, klopft das Herz den Takt, vibriert das eigene Leben. Was dann? Nichts dann. Weil Alles und mehr auf einmal da.

Silver Sounds of Silence: 6

Be aware of the Mind-Dog

Wer sind wir, wenn nicht die Geschichten, die wir uns über uns selbst und die Welt (denn wir brauchen auch Kontext, um uns verorten zu können) erzählen? Diese Geschichten, die sich ja meist schon im frühen Leben formen, wiederholen wir immer und immer wieder, während wir darauf warten, dass sie sich durch Ereignisse im Außen und durch Gefühle im Innen bewahrheiten.

Wer ist also das „Ich“, wenn die Stille den ewigen Narrator in uns aufmerksamkeitstechnisch auch nur für einen kurze Augenblick besiegt hat? In der Stille bleibt die Wahrnehmung – dessen, was ist. Identifizieren wir uns dann nicht mit dem, was ist, so bleiben wir Beobachter der inneren und äußeren Geschehnisse. Doch ist dieses Ziehenlassen des Einheitsempfindens von Beobachter und Beobachtetem eine ungesunde Distanzierung von der Realität oder hilfreiches Aufatmen vom Immergleichen? Finden wir mehr Sicherheit in Gewohnheiten, die uns in ihren Bann schlagen und unsere erlebte Wirklichkeit vorherbestimmen wollen, indem sie dieselbe auf Antworten auf unsere Erwartungen und mentale, wie emotionale Urteilsverkündungen einschränken? Oder finden wir vielmehr Freude – eine völlig andere Form von Sicherheit, weil vertrauensbasiert statt angstbedingt – im Unbestimmten, das sich von ganz allein, ohne unser aktives Zutun mit buntem Leben füllt?

Das Hirn ist ein Hund. Insofern, als dass es gut oder weniger gut dressiert ist, unsere Bedürfnisse zu verfolgen und zu versuchen, uns so weit an die Umstände anzupassen, dass uns keine Gefahr droht. Freiheit ist definitiv etwas anderes. Freiheit ist die Gewissheit, ein Hirn zu haben, auf das man sich verlassen kann, wenn man es braucht – und die Möglichkeit einfach nur wahrzunehmen, ohne dass das Hirn ständig so laut in die Stille rein funkt, dass die Bewusstheit vollkommen abgelenkt wird, in das sprichwörtliche Alice-in-Wonderland-Rabbit-Hole abtaucht und uns mitreißt in den nächsten Loop des Immergleichen, nur stets leicht anders.

Be aware of the Watch-Dog

Anstelle also auf die Stimme im Kopf zu hören oder das Gefühl im Bauch zum Kapitän unseres Erlebens zu machen, wäre es ganz im Sinne der freudvollen Stille sinnvoll, sich darauf zu konzentrieren, was wir wahrnehmen, was auch immer gerade da ist. Ohne zu bewerten, ohne zu kommentieren, ohne irgendetwas damit zu tun. Natürlich gibt es Situationen, in denen wir funktionieren oder aufs reine Überleben schauen müssen. Aber in der Zwischenzeit, in den vielen Zwischenzeiten – und das ist eine Menge Lebenszeit – könnten wir es uns leisten, aus dem Gewohnheits-Karussell auszusteigen. Der Wachhund in uns ist dann vielleicht immer noch da, argwöhnisch in der plötzlichen Ruhe (vor dem vermeintlichen Sturm) nach Gefahren witternd, uns in eine unsichere Gefühlsmixtur tauchend. Lassen wir ihn einfach mal von der Leine. Ein bisschen rumschnüffeln, Löcher graben, Stöckchen finden, sich im Gras wälzen. Vielleicht gelingt uns dies ein paar glückliche Momente lang.

Be aware of the Unawareness

Aber wie schnell kippen wir zurück in die alten Gewohnheiten, etwas „zu tun“, „zu erledigen“, „zu genießen“, uns „zu belohnen“ etc.? Stunden später „wachen“ wir dann vielleicht wieder auf, fragen uns, wo die Zeit hingekommen ist. Ist das nun der positive „Flow“ der Selbstvergessenheit, wie wir ihn in der Kreativität erfahren? Oder waren wir auf „Autopilot“ und haben Lebenszeit und Energie vergeudet? Müssen wir das denn bewerten?? Ja. Denn wir müssen anfangen, der Qualität des Erlebens einen Wert zu geben. Wer, wenn nicht wir selbst, bestimmt, wie wir unser Leben erleben?

Haben wir am Ende einer unbewusst erlebten Phase ein gutes Gefühl, sind entspannt, haben uns angenehm verausgabt, fühlen uns angeregt, inspiriert, bereichert, befriedet, liebevoll, erfüllt? Dann waren dies zuvor hochqualitative Momente gewesen. Natürlich geschehen nicht immer nur schöne Dinge im Leben. Was tun mit diesen? Sie sein lassen. Annehmen, was war, als das, was es war. Möglichst keine Geschichte daraus stricken, die uns selbst zum Strick wird. Self-Care übernehmen lassen, uns geben, was wir brauchen, um zu heilen, um zur Ruhe zu kommen, um Frieden zu finden. Ebenso kommen mitunter dunkle Dinge aus dem eigenen Wesen in der Stille, in der Pause vom Alltagsablenkungstrott, ans Licht des Bewusstseins, das sich dann wundert. So etwas wie Selbstvorwürfe, Kritik, Autoaggression (und/oder all das auch nach außen, auf andere hin gemünzt). Auch hier: Sehen, wahrnehmen, annehmen, atmen, nicht darauf reagieren, keine Geschichten draus machen, in die wir uns dann immer tiefer verwickeln. Nicht umsonst heißt es „Ent-Wicklung“.

Die Wahl zum simpel So-Sein wäre eigentlich so einfach und naheliegender als alles andere, das wir mit unserer Erlebniswelt anstellen können. Und doch wirkt diese Art der Stille von innerer und äußerer Dauerstimulation durch Geschichten, die wir uns und einander erzählen, für viele Menschen unerreichbar oder schlich unattraktiv. Weil wir nicht wissen, was dann geschieht, wenn die Geschichte zu Ende ist. Dabei entfaltet sich genau hier nichts anderes als das Wunder Leben in all seiner unendlichen Farbenvielfalt. Enjoy!

Silver Sounds of Silence: 5

Magischer Krach

Die allermeisten Geräusche, die man nicht selbst macht, sind doch irgendwie störend. Zumindest, wenn man gerade schlafen oder arbeiten will. In der Stadt murmeln Schanigartenbesucher bis spätnachts und grölen von irgendwo Übiggebliebene bis in die Früh hinein. Untertags der Baulärm, der Straßenlärm. Zwischendurch mal Starkwind, der an den Nerven rüttelt oder kopulierende Nachbar*innen, die viel zu lange durchhalten. Es gibt natürlich Geräuschkulissenausnahmen, die quasi eine Green Card zum Krachmachen haben. Vögel zum Beispiel. Gezwitscher darf immer sein, Insektengesumme hingegen nur von Bienen, nicht von Fliegen oder gar Gelsen. Frösche sind auf Kurzurlaub ganz nett, Anraine*innen sehen das wohl anders. Hundegebell geht gar nicht, dort wo gar noch Hähne krähen, stellt man am besten sein ganzes Leben darauf ein.

Stille in der Stadt stellt jedenfalls eher eine Ausnahme dar. Vom Land kann ich zwar kein substanzielles Lied singen, in touristisch attraktiven Gegenden übertönen aber erfahrungsgemäß ebenso das Motorboot- und Motorradgeheule, die Gastro und Entertainmentmeilen oder die Menschenmassen selbst jeden heißersehnten Urlaubsfrieden. Eine städtische Ausnahme sind jedoch Sonntagvormittage, sie klingen ganz eigen. Wenn am Sonntagmorgen mal ein Auto vorbeifährt, dann langsam, fast behutsam, jedenfalls angenehm: kein Gebremse, kein Gasgeben, mehr so vor sich hin tuckernd. Seltsamerweise schnattert an Sommersonntagen seit Jahrzehnten ein Hubschrauber vorbei. Ok, in Ausnahmefällen wie am Tag eines Stadtmarathons, schrammeln elend viel mehr Hubschrauber im Himmel herum.

Worauf ich hinauswill? Stille ist kostbar. Der Alltag ist akustisch tendenziell zugemüllt. Doch es gibt überraschende Ausnahmen, etwa den Deathmetal hörenden neben-mir-Strassenbahn-fahrer, den genau der Krach (was über die Kopfhörer nach draußen dringt ist nur mehr extrem schnell pulsierendes weißes Rauschen), offenbar zur Gänze tiefenentspannt. Ich nehme das Phänomen also mit meinen Empathiefühlern näher unter die Sinneslupe. Ein Körper, drunter muskulös, drüber etwas speckig, wie von zu viel Stressfutter. Ein leicht vom Schweiß der Lohnarbeit glänzender, leicht geröteter, potenziell schneller zum Cholerischwerden neigender Kopf. Ein obligatorisches schwarzes T-Shirt mit austauschbarer/m Schrift/Bild, Khakis, Tunschuhe – nichts Neues im Außen. Aber sein Gefühlsleben – das war Zen pur. Die Augen geschlossen, der Atem ruhig, inmitten des größten Krachs der Musikgeschichte. Hut ab. Lautstarkes Unbeschreibliches kann tatsächlich spürbar vollkommene innere Ruhe erzeugen. Der Friede seines ganzen Wesens strahlte dann auch stärker in die Umwelt hinaus als der Lärm aus den Kopfhörern den eng Umstehenden unangenehm gewesen wäre. Ein schlichtes Wunder des Alltags.

Ruhe durch Lärm

Ich beginne also, meine in diesem Jahr via dieses Blogs gestartete Lobeshymne auf die Stille zu überdenken. Stille scheint nicht der einzige akustische Weg zum Seelenfrieden zu sein. Ich tauche ein in diesen Gedankengang, erinnere mich an Kindheitstage, an Sonntage und an das eigentlich aufreibende, weil auf ständig Vollstgas beschleunigende Gedröhne der Formel Eins Fahrer. Aber dieser Aufgeregtheit entgegenstand, dass es Sonntag war, die Familie gerade nichts zu tun hatte, die Zeit selbst ein Schläfchen machte. Wiewohl die scheinbar ewig dauernden Runden irgendwann mal zu einem Ende kommen würden – während ihres Gedrehes war Friede in der Hütte. Dieses sonntägliche Gefühl überkommt mich heute noch, wenn ich Formel Eins-Motorgeräusche, das Schalten und die dazugehörigen, in diesem eigenartig überhöhten Pseudoaufregungston darüber kommentierenden Stimmen höre. Eine Geräuschkulisse, wie gemacht für mein persönliches Spa-Gefühl, auch an Nicht-Sonntagen. Er hat Deathmetal, ich habe Formel Eins. Nicht, dass ich jemals bewusst Sport einschalte, doch wenn es irgendwo geschieht, passiert er wie eine angenehme Überraschung, dieser nostalgische Moment, in dem die Zeit stillsteht. Für andere sind es sicherlich andere Geräusche, die diesen Zustand auslösen, je nach Prägung. Eigentlich laute, verstörende Geräusche, die aber eben keine Irritation bedeuten, sondern ganz im Gegenteil Entspannung verursachen.

Geräuschmoral der Geschichte

Was wäre, wenn die Konnotation von Krach, sei er technischer Natur, tierverursacht oder menschengemacht, keine negative sein müsste. Das ständige Geklapper des nachbarschaftlichen Gartentors, das Kindergebrüll oder der auf Dauerbetrieb die Umgebung beschallende Fernseher keine Belästigung sein müssten? Wenn sie weder inneren Aufruhr, noch den Griff zum eigenen Lautstärkeregler oder zu den Ohrstöpseln triggern würden, sondern… inneren Frieden? Wunschdenken? Ich werde mich jedenfalls im Uminterpretieren üben, mal sehen was rauskommt.

Silver Sounds of Silence: 4

ODE AN DIE LEERE – SNIPPETS OF SPACE

*

Selbst wenn Du hast, was Du willst

Willst Du nicht, was Du hast

*

Lass

Es

Sein

*

Was immer es ist

Gewesen sein wird

Im Laufe der Zeit

Annulliert

Sich der Wunsch

Von selbst

*

Spannend : Entspannung

Nichts wissen, Nichts haben, Nichts wagen

Nichts suchen

Nichts für sich selbst verbuchen

*

In der Leere

Spielt sich Alles ab

*

Be the breeze, a tingeling freeze,

The silver shiver

Itself

Pure potency

Pulsating

A way

*

Enjoying the ride

Be the waves and the tide

The low and the hight

Non-action at work

Darkness and light

Interact

While you stay

In holistic display

Becoming your way

Silver Sounds of Silence: 3

Kampf und Kooperation

Wo liegt die Quelle des Friedens verborgen? Im Inneren des einzelnen. Und in der Funktionsweise von Systemen. Beginnen wir bei Zweiterem: Systeme, die auf Konkurrenz, Gewinnen, Profit oder Machtwachstum basieren, sind auf Kampf ausgelegt. Ok, ein sportlicher oder wissenschaftlicher Wettkampf kann auch zu Höchstleistungen anspornen. Aber die Grundhaltung bleibt: jeder gegen jeden. Diesen Systemen stehen jene gegenüber, die auf Kooperation, Aufbau und Erhalt gesunder Umwelten und fruchtbarer Umstände für alle, sowie auf Verantwortung fußen. Ver-Antwortung bedeutet dabei nicht die moralische Keule zu schwingen, lustfeindlich oder Besserwisser vom Dienst zu sein. Verantwortung meint, sich für das Suchen, Finden und Implementieren von Antworten auf drängende Herausforderungen zuständig zu fühlen. Derartige Systeme brauchen ein Miteinander.

Krieg und Frieden

Sowohl kampfbasierte Systeme als auf Kooperation ausgelegten Systeme können für sich, in sich funktionieren. Sie können eine gewisse Stabilität bieten und Überleben sichern. Sie können vielleicht auch eine Zeit lang nebeneinander, allerdings kaum miteinander funktionieren. Denn sie gehen mit Problemen unterschiedlich um: Kontrolle, Eigennutzen und Unterwerfung aller anderen auf der einen Seite – Analyse, Mitverantwortung und gemeinsames Handeln auf der anderen. Auch die Erlebensqualität für Menschen, die in und nach den Spielregeln der jeweiligen Systeme leben, unterscheidet sich gewaltig: Gewaltausübung macht den Unterschied.

Mut und Stille

Hier kommt die Stille ins Spiel. Und der innere Friede. Sich gewalttätigen Systemen zu widersetzen kann auf verschiedene Weisen geschehen. Mit buchstäblichen Bomben und Granaten – oder mit stillem Widerstand, mit leiser Diplomatie und „unblutigen“ Mitteln wie finanziellen Repressalien. Wer zur Stille bereit und zum inneren Frieden geneigt ist, wird freiwillig innehalten und gewaltarme oder gewaltfreie Lösungen suchen. Den anderen, jenen, die auf Kampf gepolt sind, müssen jedoch diese „gewalt-alternativen“ Daumenschrauben derart weh tun, dass ein Ende von Kampfhandlungen weniger schmerzhaft und vielleicht sogar profitabler wirkt als das Aufrechterhalten derselben.

Ist Friede käuflich?

Kann man Frieden kaufen? Die wirtschaftliche Verflechtung Europas war der Weg des Friedens nach dem zweiten Weltkrieg. Bis die Wirtschaft anfing zu wackeln (Stichwort Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2007) und sich die Frage stellte: Gibt es ein gemeinsames Europa, das über wirtschaftliches Wohlergehen hinaus denkt und handelt? Wollen EuropäerInnen einen gemeinsamen Lebensraum der gemeinsamen Werte? Die Herausforderungen gemeinsamen humanitären Handelns plagen diese Frage nach einer Wahl zwischen Gegen- und Miteinander in Europa seit der Flüchtlingsstrom ab 2015 die Schwächen eines rein wirtschaftsbasierten Friedens aufdeckt. Unterm Strich bleibt die Nutzenfrage: Was haben wir vom friedlichen Miteinander mehr als vom gewalttätigen Gegeneinander (Nichts-Tun ist in humanitären Fragen gewalttätig!)? Kann man Menschen, die auf Eigennutz, Überleben und Kampf gepolt sind, die durch Autokratie, Patriarchat, Hierarchie, Gewalt aller Art hindurch zu überleben gelernt haben, die sich entweder als Gewalttäter oder Mitläufer, als Ignoranten oder Opfer mit dem Kampf „arrangiert“ haben, denn von einer gelingenden friedfertigen Gesellschaft überzeugen – ohne, dass eine solche Idee naiv wirkt, lebensfremd, irreal?

Angst und Vertrauen

Was im Kern kriegerischer Handlungen liegt, mag komplex wirken, lässt sich aber wohl auf einen Schlüsselfaktor zurückführen: Angst. Individuelle wie systemisch verankerte Angst. Der einzelne Kriegführende hat Angst um sein Überleben, um das Überleben, dessen, was ihm wichtig ist, um das Bild, das er von sich und der Welt hat. Diese Ängste müssen keine realen Gründe haben, sie bieten aber den Nährboden für die Gestaltung beängstigender Umstände und Erlebnisse. Angst und Gewalt gehen Hand in Hand. Vertrauen und Verantwortung ebenso. In und für sich selbst, in und für andere. Angst geht mit Lärm einher, mit Hyperaktivität. Vertrauen mit Ruhe, mit Stille. Aus dem Stress der Angst entstehen gewaltige Probleme. In der vertrauensvollen Entspannung finden sich lebens- und liebenswerte Lösungen. Aggressoren zu entspannen, bevor profitable und werthaltige Lösungen entwickelt werden, kann helfen. Vertrauenswürdige Handelnde sind dabei der Schlüssel. Ohne menschliche Glaubwürdigkeit der VerhandlungspartnerInnen braucht eine friedliche Lösung verschiedene Orte und Taten, die einer Phase oder einem Zustand der Stille entspringen: neutrale Intervention, neue Player, intensive Reflexion, inklusive Visionen.

Aus der Stille in die Welt

Aus der Sille springt das „Anders“, ihr entstammt das „Mögliche“. Manche beten laut, andere treten leise, um in die Stille zu gelangen. Unsere Zeit braucht alle Wege, die in jene friedvolle Stille führen. Unsere Zeit braucht stille Zonen, die mit einer Fülle möglicher Lösungen schwanger gehen. Tauchen wir ein in den tonlosen Raum, tauchen wir auf aus dem wortlosen Grauen.

Silver Sounds of Silence: 2

peace of mind

Seltene Momente, wenn der Kopf mal Frieden gibt. Ganz still ist es ja bekanntlich nahezu niemals da oben drin. Selbst mit Übung gelingt es eher, das Geplapper weniger ernst zu nehmen, nicht auf Drama-Angebote einzusteigen und die Verführungen der Abwärts- und Aufwärts-Spiralen an sich vorbei ziehen zu lassen, als völliger Aussteiger aus dem eigenen Kopfkino zu werden. Die innere Stimme wird mit der Zeit zur altbekannten Freundin – die sich mitunter wenig weise oder gar überaus fies und mies verhälft. Wir hören, was sich da aus den Tiefen unserer Sozialisierung und angesammelten Vorurteilen heraus offenbart, ohne die Inhalte je völlig verändern oder gar die ganze Stimme loswerden zu können. Aufmerksamkeitsverlagerung macht aber eine friedliche Koexistenz möglich. Konzentration auf den Atem, auf den Raum zwischen den Gedanken, auf die Stille hinter dem Strom der wiederkehrenden Kommentare, die die Vergangenheit ohne Ende wiederkäuen oder alles und jeden bewerten. Das Spiel, wer im eigenen Kopf das Sagen hat, geht so lang, bis durch ein gerüttelt Maß an Übung das übliche Gelaber zunehmend leiser wird und in den Hintergrund tritt. Aus dem gewonnenen Freiraum heraus spricht dann mitunter jemand anders zu uns. Weise, witzig, überraschend, inspirierend – mehr als wert, in die unbekannte Stille reinzuhören.

peace of body

Hand aufs Herz: wer fühlt sich in seinem Körper immer wohl? Wem tut nicht viel öfter irgendetwas weh? Kopfschmerzen durch das Laptop/Handy-Nackensyndrom. Rückenschmerzen durchs viele Sitzen. Uvm. Wie kann der Körper Frieden finden – nicht den letzten, sondern den im Leben – wenn die Nerven durch andauernd neue Anforderungen und aufregende Informationen ständig aufgerieben werden, wenn die Bewegung permanent zu kurz kommt, das Essen zu schnell, zu fett, salzig, kohlehydrat-lastig und zuckrig ist? Die Arbeit zu viel, die Menschen zu anstrengend, das Autofahren zu lang,… – die Lebensumstände schlicht körperfeindlich sind? Der Alltag ist für viele wenig lebenslustig, die Freizeigt zum Ausgleich wenig körperfreundlich (Stichwort Couchpotatoe).

Einen fröhlich gestimmten Körper im beständig schmerzfreien Gleichgewicht, den haben nicht mal jene, die sich supergesund ernähren, ständig Laufen, ins Fitnesscenter oder Radfahren gehen und Yoga machen. Warum nicht? Weil das Leben uns in jedem Moment neu herausfordert, uns anzupassen und wir nicht immer hinhören. Worauf der Körper die vielen oftmals ignorierten Ungleichgewichte unseres Lebens ausdrückt. Außerdem gilt: Wer nichts tut, dem tut alles weh. Wer zu viel tut, dem auch. Und „Nichts“ wie „Zuviel“ sind situationsbedingt unterschiedlich gesund oder zielführend.

Das Gleichgewicht zwischen körperlicher, geistiger, seelischer und emotionaler Unter- und Überforderung jeden Tag aufs Neue herzustellen, gelingt wohl nur den wenigsten. Und der Körper badet aus, was im Argen oder Dunkeln liegt. Was also tun? Still werden. Schmerzen wahrnehmen, annehmen, reinatmen. Langsamer werden. Die Weisheit des Alters kommt mit dem permanenten Schmerz. Das wissende Lächeln kommt mit der Akzeptanz der lebensimmanenten Überforderung, die zum ständigen Begleiter geworden ist, der – sofern wir ihn wahrnehmen – langsam mehr Raum gibt, ohne je zu verschwinden. Die gezielte Dehnung der verkrampftesten Stellen zeigt den effizienten Umgang mit Schmerz: reingehen, Platz schaffen, das Sosein zulassen, auch wenn‘s wehtut. Das Leben ein- und das Leiden ausatmen. Vereinzelte Momente des Friedens im Körper genießen. Im Wissen, dass der Schmerz wie die Schmerzfreiheit wie Wellen kommen und gehen, mal intensiver, mal weniger präsent, ruhig werden. Im Anerkennen, dass alles was ist, immer wieder vorübergeht. Dankbarkeit empfinden.

peace of emotion

Gleichmut, das Zauberwort. Mittendrin in aller Nervosität, Agitiertheit, Aufregung, Intensität ist der Beobachter immer dabei. Wie die Nabe eines Rades kann man sich in jenen glücklichen Momenten darauf besinnen, dass nicht nur die action da ist, sondern auch eine innere Instanz der nicht-Aktion. Das Innehalten, die Wahlfreiheit. Sie haben einen Ort im Bewusstsein. Wem diese Position unbekannt oder suspekt ist, der bleibt gefangen im Auf und Ab, denn Hoch und Tief gehören einfach zusammen. Wer hoch fliegt, kommt wieder runter. Wer unten ist, kann sich dort eingraben (das geschieht paradoxerweise oft, um sich vor einem neuerlichen Fall zu schützen) oder neue Kraft und Mut für die nächste Runde sammeln. Wer oben ist kann sich kaum dauerhaft oben halten. Die meisten leben wohl in beständiger „mal höher-mal tiefer“ Fliegerei.

Gleichmut ist nun so etwas wie eine konstante Mittellinie, die alles, was man erlebt und wie man es erlebt neutral durchzieht. Ein bisschen wie das gleichförmige Piiiiiep der lebenserhaltenden Maschinen, nachdem es kein Leben mehr zu erhalten gibt. Die Gleichförmigkeit, der gleiche Geschmack der ewigen Mitte, können Angst machen. Davor, dass das Leben dann öd und fad wird oder gar vorbei ist. Deshalb ist der Friede im Gefühlsleben so unendlich kostbar und selten. Nicht nur weil er meist nur vorübergehend ist, sondern weil er sich diesseits der Angst befindet. Nicht umsonst heißt es „Zu-Frieden“heit. Wer mit sich und dem Leben im tiefen Frieden ist, braucht nicht mehr zu suchen, zu laufen, etwas aufzubauen oder niederzureißen, sich oder andere mit Ansprüchen und Anforderungen, Erwartungen oder Perfektionismus zu quälen. Aber wer will das schon? Denn: Was dann?

peace in motion

Wir sind gewohnt, dass sich alles ständig verändert und dennoch wiederholt. Damit es neu und aufregend, sicher und kontrollierbar zugleich bleibt. Jeden Tag aufs Neue Essen, Schlafen, Tun und Ruhen. Unser Verhalten will mit Wohlgefühl belohnt werden, unser Wohlgefühl will aufrechterhalten werden, alles, was nicht optimal ist, soll verändert, alles, was erstrebenswert ist, soll miteinander in verstärkende Resonanz treten. Zu viele Ansprüche, die sich per Definition nie selbst genügen. Bewegung geschieht von allein. Sie sein lassen reicht vollauf.

peace in relation

Friedvolle Beziehungen ohne Langeweile. Klingt wie die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau. Unerreichbar illusorisch. Und dennoch. Vielleicht treffen einander mal Menschen, die die Verantwortung für ihre eigenen Zustände, Umstände und Gefühlsstände übernehmen. Die ihre unerledigten und unbewussten Konflikte nicht nach Außen tragen, sondern sich selbst damit auseinandersetzen. Die in sich ruhen und andere in Ruhe lassen. Die sich am anders und eigen sein erfreuen. An sich selbst und am Gegenüber. Schweigen ist nur dann Gold, wenn das Reden nicht der Quelle des inneren Friedens entspringt. Ansonsten möge der silberne Klang der inneren Stille uns alle zu Poeten des Alltags machen.

PS: dieser Text ist nicht gegendert, da er vom Menschen an sich spricht