SUPER SIMPLE SOLUTION No 11 – Friends For Life

Wann ist ein Freund ein Freund?

Ein Freund ist jemand, der da ist und da bleibt. Ein Leben lang. Punkt. Zumindest emotional verbunden, wenn schon nicht physisch anwesend. Es ist ein Mensch, der einem, egal wie oft man sich sieht, verlässlich gerade heraus sagt, was Sache ist. Ohne dabei die Beziehung selbst in Frage zu stellen. Auseinandersetzungen, unterschiedliche Sichtweisen, Ecken und Kanten – all das gehört zur Freundschaft. Genauso wie prinzipielles Wohlwollen, Akzeptanz des anderen an sich, so wie er ist. Der Mut zu einer solchen freien Meinungsäußerung, zum sich-Öffnen und Zeigen seiner Verletzlichkeit, indem man seine innere Wahrheit offenbart, basiert auf diesem gegenseitigen Vertrauen. Natürlich kann es auch solchermaßen funktionierende Partnerschaften, und auf gegenseitiger Freundschaft basierende familiäre und sogar Arbeitsbeziehungen geben. Welch Freude, welche Glück. Und dennoch ist die so verstandene Freundschaft kein selbstverständliches Attribut eines gelingenden Miteinanders. Warum eigentlich nicht?

Zur Freundschaft gehört eben mehr als nur friedlich gemeinsam sein. Mehr, als einander „nur“ gut zu tun, einander zuzuhören, zu helfen oder zu trösten. Der echte Freund bemuttert (oder bevätert) einen nicht. Er ist einfach da – und er ist, wer er oder sie ist. Voll und ganz. In der Freundschaft geht es nicht darum,  Notwendigkeiten zu erledigen, Interessen zu teilen, Bedürfnisse zu befriedigen oder gemeinsam nicht allein zu sein. Es geht um mehr – und um weniger. Und das ist gut so.

Frei sein und Freund sein

Ein Freund hat scheinbar mehr Freiheit in der Beziehungsgestaltung, mehr Wahlmöglichkeiten als Kollegen, Partner oder Familienmitglieder. Und er hat weniger Verpflichtungen, er/sie muss nichts. Schon gar nicht den Alltag gemeinsam bewältigen. Freunde müssen nichts, außer dem eigenen Gewissen und Herzen folgen. Freundschaft basiert auf einem gegenseitigen ich will. Aber die Konsequenz ist eine andere, als es vielleicht die einer Ehe ist. Beide Freunde behalten sich die gleichberechtigte Wahl, ob und wann sie kommen und gehen. Und sie erhalten sich die Notwendigkeit, ihr eigenes Leben zu führen. Die freie Wahl, kombiniert mit der Verpflichtung dem eigenen Gewissen gegenüber, macht die Freundschaft letztendlich leichter als den (familiären, arbeits-, oder Beziehungs-)Alltag.

Freundschaft ist unendlich kostbar. Weil man sich einfach nur mag – ohne Wenn und Aber, ohne Erwartung und Hoffnung, ohne Bedingung. Man nimmt sich und einander wie man ist: Auch in kritischen Zeiten, in angespannten Momenten, in Phasen der Unstimmigkeit, bleiben Freunde offen und sich selbst und einander loyal. Freunde trennen sich vielleicht örtlich oder zeitlich, aber sie bleiben tief drin einander verbunden.

Freundschaft zwischen Mann und Frau

Gibt es Freundschaft zwischen Mann und Frau?

Diese Frage stellte ich bereits vielen Menschen. Viel öfter noch als „Ja“ lautet die Antwort: „Nein“. Beim genaueren Hinsehen ergibt sich dabei eine gewisse Differenzierung durch die Einstellungen, die die jeweiligen Beteiligten im Aufeinandertreffen mitbringen: „Ja, geht“ – sagen Menschen, die ein Stück weit unabhängiger und erwartungsloser sind als ihr Gegenüber. „Nein, geht nicht“ – behaupten Menschen mit gewissen Erwartungen an eine Beziehung zu anderen, also mit ganz bestimmten Hoffnungen und Befürchtungen, was eine intensive zwischenmenschliche Verbindung betrifft und was sie zu leisten hat.

Schlechte Aussichten auf Freundschaft

Die Konsequenz dieser Einstellung ist eine strikte entweder-oder Haltung. Entweder Partnerschaft oder Nichts. Freundschaft ist keine Option. Warum tun sich viele aber offenbar einfacher damit, sich von an sich ihr Leben bereichernden Menschen zu distanzieren als von eigenen Erwartungen und Bedürfnissen ein Stück weit Abstand zu nehmen?

Eine hilfreiche Perspektive auf diese Frage eröffnet der folgende Blickwinkel: „Unter welchen Umständen kann es überhaupt Freundschaft zwischen Männern und Frauen geben?“. Hier herrschen zwei Ansichten vor: Einerseits nachdem die beiden „etwas miteinander“ hatten. Und andererseits so eine der beiden Seiten gleichgeschlechtlich orientiert ist.

Damit drängt sich die Schlussfolgerung auf: In dem Moment, in dem Sex keine prominente Rolle (mehr) spielt bzw. sich die Begehrlichkeit nicht zwischen zwei Menschen drängt, wäre für Freundschaft zumindest prinzipiell Platz. Aber für viele scheint sie dennoch unmöglich. Tiefe Freundschaften im Beruf, im alltäglichen Leben, sofern sie sich zwischen Mann und Frau entwickeln, werden immer wieder suspekt beäugt. Von Kollegen, von Partnern, manchmal sogar von einem selbst. „Was läuft da wirklich?“, fragen sich vielleicht alle Beteiligten. Warum erscheint uns das reine, nicht von durchmischten Motiven bedrohte Einander-Mögen aber derart unwahrscheinlich?

Die Kollision von Partnerschaft und Freundschaft

Wie viele interessante Menschen lassen wir ziehen, weil einer der beiden sich gedrängt fühlt, sich „für“ den eigenen Partner zu entscheiden – und das bedeutet, sich im selben Atemzug gegen eine gegengeschlechtliche Freundschaft zu entscheiden..?

Offenbar sind Beziehungen, die ohne Besitzanspruch, ohne Machtanspruch, ohne allzu viel Projektionsfläche beiderseits auskommen, echt selten. Echte Freunde können genau dies. Egal welchen Geschlechtes sie sind. Das hat mit Vertrauen zu tun. Mit Selbstvertrauen und dem Vertrauen in andere. Freunde freuen sich mit uns, egal wer da rundherum ist. Nur wo unreine, also unklare Motive herrschen, werden Bänder gebrochen.

Es wird Zeit, hinter die Fassaden unserer Rollen, unserer körperlichen Form und unserer eigenen Erwartungen zu blicken und den ganzen Menschen in uns und anderen wahrzunehmen.

Und es wird Zeit, das Exklusivitätsprinzip von tiefen Verbindungen zu hinterfragen. Es ist nämlich jede Verbindung derart eigen und einzigartig, dass gar keine unangenehmen, geschweige denn  eine andere Beziehung bedrohenden Interferenzen auftreten müssten.

Gleichgeschlechtliche Freundschaft

Im Gegensatz dazu erscheint die freundschaftliche Beziehung von Frauen und Männern jeweils untereinander wesentlich einfacher. Das möglicherweise versteckt agierende Motiv der sexuellen Begehrlichkeit fällt zumeist schon einmal weg. Dazu kommt, dass man vielleicht ähnliche Probleme und Interessen teilt und die Herausforderungen von Körper, Familie, Beruf, Beziehungen aller Art aus vermeintlich ähnlicher Perspektive kennt. Der Wegfall jeder Hoffnung auf körperliche Bedürfnisbefriedigung und die angenommene Gewissheit von Gemeinsamkeiten scheinen eine breitere und stabilere Basis für Freundschaft zu schaffen.

Doch was wäre nicht alles an wundervollen Begegnungen und Verbindungen möglich, wenn wir eine solche Basis zu ALLEN uns inspirierenden, und berührenden und tief mit sich selbst verbundenen Menschen aufbauen könnten – unabhängig von Geschlecht (oder von Alter, Aussehen, sozialem Umfeld etc.)? Wenn wir uns durch körperliche Attraktivität nicht irritieren ließen? Wenn wir alleine eine Erwartung in das Vertrauen zu uns selbst und in andere haben?

Ein Freund, ein guter Freund…

…bereichert das Leben schlicht unendlich. Die eigenen Kinder werden groß, die Jobs und vielleicht auch die Partner wechseln. Freunde bleiben. Auch Partner, die zugleich Freunde sind, bleiben – egal in welcher Form. Schnee, Regen, Sonnenschein? Die Freundschaft hält.

Und wie finden wir einen solchen Freund? Indem wir selbst ein solcher Mensch sind, der hinter die Fassaden sieht, seine Hoffnungen, Ängste und Bedürfnisse nicht zwischen sich und andere stellt – und sich und anderen in all diesen anzuvertrauen vermag. Indem wir uns und einander so tief vertrauen, wie dies Kinder können und tun – und indem wir zugleich uns selbst und einander kennen, verstehen und sein lassen, wie es Erwachsene vermögen. Daran erkennen wir einander als echte Freunde – im Regen und im Sonnenschein…

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