SUPER SIMPLE SOLUTION No 8 – Die Wahl, das Alter und das Ego

Identität – oder die Wahl: Wer bin ich?

Wenn unsere Vergangenheit die Wahl unserer Identität bestimmt, dann ist unser „Ich“ die Summe unserer Prägungen, Erfahrungen, Bedürfnisse und Vorlieben/Abneigungen.

Wenn die Gegenwart die Wahl unseres Selbstbildes trifft, dann drückt unser „Ich“ unsere Erwartungen, Ängste wie Hoffnungen im Hier und Jetzt – verbal und nonverbal, bewusst und unbewusst – aus.

Wenn wir auf Basis der Vergangenheit und des aktuellen Zustandes unser Wesen definieren, dann wird unser „Ich“ niemand anderes als das Ergebnis unserer bisherigen und aktuellen Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen in Reaktion auf unsere Umgebung sein.

Aber wo bleibt da die freie Wahl? Sie liegt genau hier: im Erkennen unserer Funktionsweise.

Wer bin ICH also? ICH ist das Resultat der erinnerten Vergangenheit und der antizipierten Zukunft. Ich bin mein Alter, meine Geschichte – und mein Ego erzeugt mICH in jedem Augenblick.

Doch es herrscht ein immenser Unterschied zwischen dem ICH, das aus der Angst vor der Zukunft geboren wird und dem ICH, das dem erlebten Vertrauen erwächst.

Und genau diese Wahl, die wir tatsächlich täglich aufs Neue treffen können, entscheidet über unser Selbsterleben und über die Welt, in der wir leben. Auch morgen. Es geht darum, ob wir in Angst leben oder Vertrauen bilden. Aber haben wir wirklich die Wahl?

Identität zwischen Einheit und Unterscheidung

Ohne Akt der Unterscheidung, was Ich bin und was Ich nicht bin, gibt es mIch nicht. Das klingt banal, hat aber eine schwerwiegende Auswirkung: Erst durch Unterscheidung gibt es mich als nach innen hin definierte und nach außen (wieder)erkennbare Einheit.

Eins mit sich sein, über die Zeit hinweg konsequent stimmig sein – bedarf zunächst der Abgrenzung.

Im Unterschied zwischen innen und außen, zwischen mir und anderen erkenne ich mICH selbst.Und von hier aus kann ICH den nächsten Schritt gehen: ICH kann erkennen, wer WIR sein können und was uns zusammenhält, wenn wir diese Grenzen zwischen uns nicht ziehen.

Verzichten wir auf Unterscheidungen, können wir unser All-Eins-Sein erkennen und spüren.

Identität, verstanden als der stabile Kern unseres Selbstempfindens, verlangt nach Abgrenzung. Solange zumindest, bis wir lernen, in der grenzenlosen Offenheit zu Hause zu sein. Und das kann ein Leben lang dauern, oder auch nie geschehen.

In dem Moment aber, in dem ich mein ICH, also meine Vorstellung von mir und der Welt für wahrhaftig, für gegeben, für unabänderlich und einzig wahr halte, wird alles ANDERE zur potenziellen Bedrohung. ICH will Stimmigkeit mit seiner Vorstellung. ICH will nicht, dass seine Bedürfnisse und Ansichten, Hoffnungen und Weltbilder ignoriert oder konterkariert werden.

ICH wehrt sich gegen jede Bedrohung.

Indem es seinen inneren Schutzschirm hochfährt, sich abschottet – oder nach außen hin aggressiv wird oder ANDERE(S) zu kontrollieren versucht. Mit Gewalt, durch Machtausübung.

Orientierung und Stabilität

Ordnung und Sicherheit, Kontrolle und Planbarkeit – sie alle zielen auf eines ab: auf tatsächlich erlebte Stimmigkeit der äußeren Wirklichkeit mit der eigenen Selbst- und Weltsicht. Hier treibt uns die Hoffnung auf gefühlten Frieden durch Aufrechterhalten des Alten und des Ego.

In Zeiten des Wandels und unter der Prämisse der Freiheit kann der Eindruck von Chaos vorherrschend werden. Wo Strukturen aufbrechen und neue noch nicht in Sicht sind, greift das Gefühl von Instabilität gnadenlos um sich. Die Frage nach Orientierung wird vorherrschend.

Wir Menschen sind – evolutionsgeschichtlich – gesehen auf die Wahr-Nehmung von Angst spezialisiert (das haben wir im Überlebenskampf tausende von Jahren lang trainiert). Daher werden wir in solchen als kritisch und unplanbar empfundenen Zeiten leicht aggressiv, ignorant oder abweisend. ICH will sich schützen, es hält an Altem und Ego fest.

Haben wir uns hingegen unser Leben lang mit den Mechanismen von Kreation, Innovation und Wachstum beschäftigt, so wissen wir, dass Irritationen und Wechselphasen zu Entwicklung und Fortschritt dazugehören. Unser Selbstbild ist durch diese Erkenntnis nicht gefährdet, ein derartiges Ich, das um ein kollektives Wir im Wandel erweitert ist, schöpft die Orientierung aus dieser Ausrichtung und im Prozess selbst.

Keine Henne ohne Ei. Und kein Ei ohne Henne. In beiden Fällen. Angst oder Vertrauen: Unsere Wahl zählt!

Ident und Täter

Wir haben die Wahl. Jeder einzelne von uns. In jedem Moment. Wo sehen wir hin, wie handeln wir, wem schenken wir unsere Aufmerksamkeit, wen wählen wir zum Präsidenten.

Wir können dabei zwei emotionalen Leitlinien folgen:

  1. Gleichmachen und Angstschüren.
  2. Unterschiede sehen und Vertrauen.

Wofür entscheiden wir uns: Werden wir zu Triebtätern der blinden Angst oder zu Wohltätern des sehenden Vertrauens?

Angst versus Vertrauen

Angst ist der Gegenpol zu Vertrauen.

Vertrauen braucht innere Sicherheit, Angst sucht die Sicherheit in starren Systemen. Aus der Angst heraus existieren evolutionsbiologisch gesehen nur 2 Reaktionsmöglichkeiten: fight or flight. Panikreaktion und Totstellen oder Wut und Hass.

Vertrauen wiederum bedarf einer gehörigen Portion Mut.

Nicht umsonst heißt es ver-trauen. Es ist der Mut, der sich der Realität stellt, ohne wegzuschauen. Wir trauen uns zu sehen, was auch immer da ist, ohne zuzuschlagen oder abzustumpfen. Vertrauen heißt verletzlich sein und zu bleiben, empfänglich für die unendlich vielen Facetten des Lebens. SIch zu trauen. Sich und anderen, der Welt und der Zukunft zu vertrauen, bedeutet in Offenheit zu erleben, was da ist und in Ruhe zu tun, was getan gehört, um noch mehr Vertrauen ins Leben zu rufen. Vertrauen zu verbreiten ist so viel schwieriger als das Angsthaben zu schüren…

Faites vos jeux

Die vermeintliche Sicherheit der Vergangenheit ist eine Illusion, die Planbarkeit der Zukunft ein vermeintliche Sicherheit spendender Traum. Aber Angst erzeugt nur noch mehr Angst.

Was bleibt übrig? Das Vertrauen in die Vernunft. Auch und gerade jetzt. Seien wir uns bewusst, dass wir unser aller Leben durch unsere Wahl mitbestimmen.

Zeigen wir Courage. Wählen wir den Mut, uns und einander zu vertrauen.

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